Kinder, Kinder - oder: etwas läuft falsch in D-Land

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Marc Effendi
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Fr 8. Jul 2005, 23:33 - Beitrag #1

Kinder, Kinder - oder: etwas läuft falsch in D-Land

Ein trauriger Zustand wie ich finde:

Tatsache ist, das in Deutschland zuwenig Kinder geboren werden um in Zukunft die Renten aufrecht zu erhalten. Ich denke, darüber sind sich alle einig.

Was ich aber dabei äußerst paradox finde ist folgendes: ein Schwangerschaftsabruch bis zur 12.Woche wird, bei entsprechender Beurteilung, von den Krankenkassen bezahlt. Potentiellen Eltern, die aber keine Kinder bekommen können (aus was für Gründen auch immer) werden von der Krankenkasse aber nur drei Versuche künstlicher Befruchtung bezahlt, und das auch nur zur Hälfte. Wer dabei das volle Programm mitmacht, zahlt so pro Versuch leicht 2.000,- EUR.

Mich wundert es dabei nicht, das es viele kinderlose Paare gibt, die sich kein Kind leisten können, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein Erfolg einer künstlichen Befruchtung ist nicht garantiert.

Ebenso kümmerlich finde ich es, das die Latte, ab der eine Adoption genehmigt wird, wohl recht hoch liegt (hier hab ich aber keine genauen Infos, wie die aussehen).

Wie wäre es denn statt dessen mit folgender Lösung: Künstliche Befruchtung wird bis zu drei Versuchen voll bezahlt, die folgenden 4 Versuche je zur Hälfte. Schwangerschaftsabbrüche werden nicht mehr übernommen, außer bei Gefahr für Leib und Leben von Mutter und Kind. Durch Baby-Klappen, Freigabe zur Adoption etc. muß heute keine Mutter mehr ihr Kind abreiben lassen. Desweiteren wird die Adoption erleichtert.

janw
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Sa 9. Jul 2005, 00:33 - Beitrag #2

Nun ja, die Idee hat was.
Es ist schon merkwürdig, wenn unsere Gesellschaft Kinder braucht und zugleich die Tötung ungeborener Kinder finanziert.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob nicht sowieso nur im Falle einer bestimmten Indikation abgetrieben werden darf.

Die Hürden für eine Adoption sind in meinen Augen schon recht hoch zu hängen, weil doch einiges damit verbunden ist.
Es ist ein erheblicher Unterschied, ob Kind bei seinen eigenen Eltern groß wird oder erst später zu Eltern kommt. Und Heimkinder haben oft schon einen recht mühseligen Weg hinter sich, so daß es schon sinnvoll ist darauf zu achten, daß sie durch eine Adoption nicht vom Regen in die Traufe rutschen, etwas weil die Eltern schlicht nicht mit Kindern umgehen können.

Feuerkopf
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Sa 9. Jul 2005, 01:59 - Beitrag #3

Marc,
ich gebe dir mal ein Gegenbeispiel:
In Frankreich gibt es genügend Kinder. Dort bekommen auch Akademikerinnen Kinder, ohne ihren Job aufgeben zu müssen. Und warum?
Es gibt ein Kinderjahr, danach hat jede Anspruch auf eine Betreuungsstelle, für die man seinem Einkommen gemäß bezahlen muss. Diese Nannys sind staatlich geschult und alles hat seine Ordnung. Mit drei geht es in den Kindergarten und der ist, wie auch alle Schulen, ganztägig.
Daran mangelt es in Deutschland!
Gib uns eine gescheite Kinderbetreuung, sichere unsere Jobs, lass das Kinderkriegen eine gewünschte und willkommene Leistung für das Volkswohl sein, dann bekommen wir auch Kinder. No problem.

Übrigens: Stell dir die künstliche Befruchtung nicht so einfach vor. Eine Freundin von mir wäre bei einer hormonellen Hyperovulation zur Gewinnung von Eizellen fast gestorben. Ich habe ihre immense Anspannung mitbekommen, bei den zwei fehlgeschlagenen Versuchen. Jetzt hat sie Zwillinge bekommen, die allerdings Frühchen in der 31. Woche waren.

Wenn überhaupt, wäre ich dafür, das Adoptionsrecht deutlich zu vereinfachen. Auch sollten leichter Waisenkinder aus Krisenregionen zu adoptieren sein. Aber das ich meine persönliche Meinung.

Aber lasst die Pfoten vom Abtreibungsrecht. Es ist in Deutschland schon rigide genug.

janw
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Sa 9. Jul 2005, 10:29 - Beitrag #4

Mh, ja...es wird eigentlich nie nur mal so abgetrieben, sondern stets mit triftigen Gründen, und dann muß das auch bezahlt werden.

Vielfach hört man, daß Kinder in Deutschland ein Armutsrisiko darstellen. Was ist da eigentlich dran?

Feuerkopf
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Sa 9. Jul 2005, 17:34 - Beitrag #5

Jan,
das ist eigentlich eine ganz einfache Rechnung.
Man schätzt, dass ein Kind von der Geburt bis zum Ende der Ausbildung etwa den Gegenwert einer Eigentumswohnung kostet; studiert es gar noch, so hat man ein zweibeiniges Einfamilienhaus.;)
Das setzt sich zusammen aus den tatsächlich anfallenden Kosten wie Essen, Garderobe, Windeln, Spielzeug, Kindergarten, Bücher, Schulhefte etc. pp. und den anteiligen Kosten an der Miete und den Nebenkosten, an Versicherungen und Krankenkasse und dergleichen.
Soweit ich weiß, sind hier noch nicht einmal die entgangenen Gehälter von Müttern mitberechnet, die der Kinder wegen mit dem Arbeiten aufhören (müssen).
Kinderfreibeträge und Kindergeld sind bei der Kostenrechnung schon mit einkalkuliert.
Zwei oder drei Kinder sind ja nicht billiger. Wenn man Pech hat, können die Kinder nicht mal die Garderobe der älteren auftragen, weil sie z. B. eine andere Figur haben.
Ach ja, und die Kosten gelten selbstverständlich nur für gesunde Kinder.

Deshalb ist es ja so wichtig, dass Kinder kein Karriere- oder Jobrisiko sein dürfen.

janw
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Sa 9. Jul 2005, 18:31 - Beitrag #6

Die Darstellung leuchtet ein, Feuerkopf. Wobei man sagen muß, daß das Kindergeld quasi ein durchlaufender Posten ist, der eben wegen der erhöhten Aufwendungen für die Kinder bezahlt wird und ohne Kinder nicht anfällt. Und Kinderfreibeträge fallen nur an, wenn mindestens ein Elter steuerpflichtiges Einkommen erzielt.
(Was mich auf den Gedanken bringt, ob diese Steuerfreibeträge nicht besser durch ein erhöhtes Kindergeld ersetzt werden sollten, welches dann auch arbeitslosen Eltern zugute kommt.)

Und mir stellt sich die alte Frage: Ist es besser, daß beide Elerneteile arbeiten und die Kinder ganztägig betreut werden, oder sollte man nicht Kindererziehungszeiten besser finanzieren?
Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust, für die Emanzipation das eine, das andere für ein enges Verhältnis der Eltern zu den Kindern...

Feuerkopf
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Sa 9. Jul 2005, 18:44 - Beitrag #7

Jan,
meine ganz persönliche Einstellung ist die, dass es schön ist für Kinder, wenn Eltern viel Zeit für sie haben. Ich bin nach der Geburt meines zweiten Kindes zuhause geblieben, auch, weil mein Mann im Öffentlichen Dienst arbeitet und damit einen sicheren und nicht allzu schlecht alimentierten Job hat.
Das ist aber MEINE ganz persönliche Sicht der Dinge.
Es war aber außerdem für uns unmöglich gewesen, einen KITA-Platz zu bekommen. Hätte ich einen Halbtagsjob angenommen, wäre das gesamte Geld für eine Tagesmutter draufgegangen. Das ist, finde ich, nicht im Sinne des Erfinders.

Es sollte wirklich so sein wie in Frankreich. Da ist es eben normal, mit Kindern Vollzeit zu arbeiten. Wenn man denn will.
Hier in Deutschland hat frau (es geht in 99 % aller Fälle um die Berufstätigkeit der Frau) aber gar nicht erst die Chance, wirklich eine Wahl zu treffen.

herempix
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Sa 9. Jul 2005, 19:14 - Beitrag #8

Ich finde auch, dass etwas falsch bei uns läuft. Alle reden vom Generationenvertrag und Familienförderung. Tatsächlich werden immer weniger Kinder geboren. Das führt dazu, dass viel mehr Rentner in 50 Jahren auf einen Beitragszahler kommen.
Und ich möchte das Thema ein wenig allgemeiner ausführen als ihr: (Bevor ich einigen von euch konkret antworte): Der Grund, warum so wenig Kinder bei uns geboren werden, ist die schlechte Kinderbetreuung. Kinder können bei uns generell erst ab dem Kindergartenalter (3 Jahre) "fremdbetreut" werden. Und Kindergartenplätze sind leider bei uns rar. Und erst recht die, die von den Eltern als "gut" angesehen werden. Das kostet ja schließlich auch Geld. Wenn eine Frau ein Kind gebärt, kommt sie für 1-2 Jahre in den sog. "Mutterschutz". Und wenn sie nicht Beamtin ist und das Kind sehr spät (so mit 40) gebiert, dann wird ihre Stelle in der Mutterschutz-Zeit evtl. durch eine jüngere "Kollegin" ersetzt. Und mit über 40 in Deutschland Arbeit zu finden ist verdammt schwer. Aber nicht unmöglich.
Gehen wir mal zu Feuerkopfs Aussage: Ja, deine Feuerkopf: In Frankreich arbeiten Mütter auch dann, wenn das Kind ERST 8 Monate alt ist. Das liegt vor allem daran, dass hier mehr für ein umfassendes Betreuungsangebot für den "Infanten" ausgegeben wird. Bei uns wird das Geld eher für den Krieg (Afghanistan, Kosovo) als für Kinder ausgegeben.
Und auch (gut, es ist nur eine Person, die ich meine Antwort widme: Feuerkopf) die Tatsache, dass ein Kind von der Geburt bis zum Erwachsenenalter so viel Wert ist wie ein Einfamilienhaus halte ich für leicht übertrieben. Gut, wie ein etwas rottiges Einfamilienhaus im Wert von 90.000 Euro vielleicht. Und Auftragen von Kleidern kommt ja bald immer mehr in den "besten Familien" vor.

herempix

LadysSlave
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So 10. Jul 2005, 16:04 - Beitrag #9

Zitat von Marc Effendi:Ein trauriger Zustand wie ich finde:

Tatsache ist, das in Deutschland zuwenig Kinder geboren werden um in Zukunft die Renten aufrecht zu erhalten. Ich denke, darüber sind sich alle einig.

.


Warum sollten wir uns darüber einig sein?
Es ist eben keine Tatsache, dass zuwenig Kinder geboren werden um die Rente zu bezahlen.
Die Arbeit in den Fabriken wird in Zukunft nicht mehr der Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit sein, weil die Logistik- und Informationsgesellschaft die Produkte mehr und mehr durch Maschinen herstellen lässt. Deshalb ist auch der Bedarf an "Malochern" ohne Ausbildung in Zukunft nicht gross.
Wir haben also in Zukunft wesentlich weniger, aber dafür hochqualifizierte, Arbeitsplätze, weshalb die geringeren Geburten die nächste Generation die Chance bringt, nicht so viele Arbeitslose zu haben. Die Renten sind davon nicht bedroht. Auch nicht die Krankenkassen! Denn bedroht sind sie doch derzeit nur durch eine sehr hohe Zahl von Erwerbslosen, die ja auch Ansprüche erwerben, ohne dafür Einzahlen zu können, weil sie eben keine Arbeit haben!
Wenn also die Bevölkerung um 5 Millionen sinken würde, diese aber vernünftig ausgebildet würden, wären 5 Millionen Menschen weniger arbeitslos und würden nicht durch die Allgemeinheit gestütz werden müssen.
Ich sehe von daher überhaupt keine Gefahr, wenn es weniger Kinder gibt. Ich sehe eher die Gefahr, wenn der Staat jetzt meint, dass bei weniger Kinder (aber genausoviele Steuerzahler) an der Bildung gespart werden könnte! Das wäre unverantwortlich!
In der zukünftigen Welt wird alles über die Bildung stehen oder fallen!
Deshalb wäre es nur vernünftig, eine Zukunftsplanung aufzuziehen, in der geplant wird, wie die nächste Generation für dien anfallenden Aufgaben gerüstet wird. Doch diese Aufgabe erfüllt zur Zeit keine der Parteien im Bundestag!

teut
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So 10. Jul 2005, 17:48 - Beitrag #10

>>In Frankreich gibt es genügend Kinder. Dort bekommen auch Akademikerinnen Kinder, ohne ihren Job aufgeben zu müssen. Und warum?
Es gibt ein Kinderjahr, danach hat jede Anspruch auf eine Betreuungsstelle, für die man seinem Einkommen gemäß bezahlen muss. Diese Nannys sind staatlich geschult und alles hat seine Ordnung. Mit drei geht es in den Kindergarten und der ist, wie auch alle Schulen, ganztägig<<<

@Feuerkopf dein Argument ist o.k.aber in Frankreich haben sie Jahre dazu gebraucht dort gab es zu wenig Kinder schon in der Zwischenkriegszeit und nach dem WKII
Nur ich glaube Geld allein ist nicht der einzige Grund meiner Meinung nach ist ein wichtiger wenn nicht sogar der wichtigste Grund der Pessimismus der Gesellschaft für die Zukunft.Das ist der Punkt des Ansatzes :Wenn diese negative Zukunftserwartung verschwindet wird sich auch der Nachwuchs wieder einstellen. Was die Abtreibung betrifft ,ich bin ein Gegner der Abtreibung weil es in der heutigen Zeit einfach nicht notwendig ist ungewollt schwanger zu werden es gibt alle erdenklichen antikonzeptiven Möglichkeiten,nur die Abtreibung zu verbieten wird nicht mehr gehen.Leichtere Adoption von Kindern aus Kinderkrippen ist ein besseres System als Tötung ungeborenen Lebens.

Padreic
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So 10. Jul 2005, 19:58 - Beitrag #11

@LadysSlave
Du hast sicherlich recht, dass eine gewisse demographische Schwankung in Richtung weniger Kinder aufgefangen werden kann durch bessere Bildung und weniger Arbeitslose. Aber dies kann nicht alles retten. Wenn es dann irgendwann mal so stehen wird, dass ein Arbeitnehmer zwei Rentner versorgen muss, dann steht es schon irgendwo auf der Kippe...ein Gehalt muss dann für mind. 3 erwachsene Menschen reichen, wenn dann noch Frau und Kinder dabei sind, noch mehr. Da müsste schon ein gewaltiges Wirtschaftswachstum her, damit so hohe Löhne gezahlt werden könnten, dass das ohne deutliche Wohlstandseinbußen hinhaut...und das sehe ich momentan wirklich nicht. Gerade angesichts von Billiglohnländern ist es wohl nicht drin, wesentlich höhere Löhne zu zahlen.

@herempix
Der Grund, warum so wenig Kinder bei uns geboren werden, ist die schlechte Kinderbetreuung.

Ich würde es nicht nur an einem Grund festmachen, gerade in Anbetracht dessen, dass Kinderreichtum zu anderen Zeiten und an anderen Orten mit weniger staatlichen Betreuungsmöglichkeiten möglich ist/war. Gewiss, dies wurde (wenn man seinen Blick auf früheres Deutschland lenkt) oft zum Teil durch eine stärkere Familienbande aufgefangen und auch durch eine Einstellung, dass Kinder ruhig raus gehen könnten zum Spielen, ohne dass man auf sie aufpassen müsste, wenn die Eltern eben keine Zeit hatten...persönlich-familiär kenne ich das von Bauernhöfen, wo die Eltern eben damit alle Hände voll zu tun hatten, die Großeltern aus irgendwelchen Gründen nicht helfen konnten, Kinder aber eben trotzdem dazugehörten.
Gerade dieser letzte Punkt ist, denke ich, auch wichtig: die Mentalität. Heute wird die Kinderfrage vielmehr als bewusste Entscheidung dafür oder dagegen verstanden als früher. Das ist wohl auch der Grund, warum es keine Maßnahmen geben wird, die wirklich kurzfristig wirken werden. Bessere Betreuungsangebote werden vielleicht einen Mentalitätswandel zurück fördern, aber dieser wird wohl kaum schnell gehen.

Padreic

Edit: @herempix: Ich glaube mich übrigens erinnern zu können, dass das Militärbudget der Franzosen durchaus größer ist als das der Deutschen.

herempix
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So 10. Jul 2005, 23:26 - Beitrag #12

Zitat von Padreic:@LadysSlave
Du hast sicherlich recht, dass eine gewisse demographische Schwankung in Richtung weniger Kinder aufgefangen werden kann durch bessere Bildung und weniger Arbeitslose. Aber dies kann nicht alles retten. Wenn es dann irgendwann mal so stehen wird, dass ein Arbeitnehmer zwei Rentner versorgen muss, dann steht es schon irgendwo auf der Kippe...ein Gehalt muss dann für mind. 3 erwachsene Menschen reichen, wenn dann noch Frau und Kinder dabei sind, noch mehr. Da müsste schon ein gewaltiges Wirtschaftswachstum her, damit so hohe Löhne gezahlt werden könnten, dass das ohne deutliche Wohlstandseinbußen hinhaut...und das sehe ich momentan wirklich nicht. Gerade angesichts von Billiglohnländern ist es wohl nicht drin, wesentlich höhere Löhne zu zahlen.

@herempix

Ich würde es nicht nur an einem Grund festmachen, gerade in Anbetracht dessen, dass Kinderreichtum zu anderen Zeiten und an anderen Orten mit weniger staatlichen Betreuungsmöglichkeiten möglich ist/war. Gewiss, dies wurde (wenn man seinen Blick auf früheres Deutschland lenkt) oft zum Teil durch eine stärkere Familienbande aufgefangen und auch durch eine Einstellung, dass Kinder ruhig raus gehen könnten zum Spielen, ohne dass man auf sie aufpassen müsste, wenn die Eltern eben keine Zeit hatten...persönlich-familiär kenne ich das von Bauernhöfen, wo die Eltern eben damit alle Hände voll zu tun hatten, die Großeltern aus irgendwelchen Gründen nicht helfen konnten, Kinder aber eben trotzdem dazugehörten.
Gerade dieser letzte Punkt ist, denke ich, auch wichtig: die Mentalität. Heute wird die Kinderfrage vielmehr als bewusste Entscheidung dafür oder dagegen verstanden als früher. Das ist wohl auch der Grund, warum es keine Maßnahmen geben wird, die wirklich kurzfristig wirken werden. Bessere Betreuungsangebote werden vielleicht einen Mentalitätswandel zurück fördern, aber dieser wird wohl kaum schnell gehen.

Padreic

Edit: @herempix: Ich glaube mich übrigens erinnern zu können, dass das Militärbudget der Franzosen durchaus größer ist als das der Deutschen.



@Padreic:


Hallo Padreic,

gut, damals gab es noch keine staatliche Unterstützung für Familien. Die Menschen waren ärmer und weniger entwickelt. Die Kindersterblichkeit war größer, so wie sie es heute in der 3. Welt noch ist. Da mussten halt mehr Kinder geboren werden, damit es überhaupt "Stammhalter" gab. Ich glaube, das ist das, was du im Prinzip gemeint hast.
Aber seitdem die Kindersterblichkeit in Deutschland sehr gering wurde, (Es sterben aber immer noch Kinder bei Unfällen, an Krebs oder an Herzfehlern.) ging auch die Geburtenrate zurück. Man weiß ja fast schon instinktiv, dass man noch Nachkommen hat, die für das "Weiterleben" einer Familie sorgen.
Heutzutage will man keine Kinder bei uns. Erstens: Sie zerstören mühsam aufgebaute Karrieren, weil wie gesagt, wenn man mit mindestens 35 Jahre Mutter wird, "frau" den Arbeitsplatz rigoros "weggegrabscht" bekommt. Dann muss sie in 70% aller Fälle eine "arme Hausfrau" bleiben. Aber die Zeiten werden sich schon ändern. Zweitens: Kinder sind laut und das stört leider halbtaube alte Leute. Und die möchte man nicht noch weiter verärgern. Drittens: Die Berichte in den Medien, wonach Kinder vergewaltigt werden, ermordet, überfahren oder einfach nur entführt werden. Aber auch Kinder, die in Gartenteichen ertränken, lassen bei vielen werdenden "Möchtegern-Eltern" die Hoffnung auf Nachwuchs begraben. Aber muss man das daran festmachen. Ich meine ein paar Kinder kann das Land ruhig vertragen, damit die nächste "Rentnergeneration" (Alt-68er) keine Nullrunde mehr bei ihrer Rente erleben müssen und auch die "Baby-Boomer-Generation" (Die Generation, die die Konzerne wie Siemens nach und nach übernehmen.) nicht befürchten muss, dass die Rentenbeiträge sprunghaft ansteigen.

herempix

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Mo 11. Jul 2005, 10:01 - Beitrag #13

Ich habe neulich gelesen, dass nur 40% der Bevölkerung das Rentenalter überhaupt erreicht, weshalb auch die Demographische Gleichung, dass 1 Arbeitender 2 Rentener ernähren müsste wohl weit hergenommen ist.
Ja die Bevölkerung Deutschlands wird, wenn es so weitergeht auf unter 80 Millionen sinken. das wären dann 15 Millionen Kinder 15 Millionen Rentner und 50 Millionen Erwerbstätige. Von denen 2 Millionen Unternehmer sind, 2 Millionen Beamte, die durch das derzeitige Pensionsrecht zwar nie für die Pension eingezahlt haben, aber 70% des Brutto, Höchstens aber 100% des Nettos erhalten. Das sind 2.000.000 Menschen deren Beiträge, wenn sie wie bei normalen Arbeitnehmern mit 7.000 Euro je Jahr (beim durchschnittlichen Einkommen eines Beamten) 14.000.000.000 Euro Einnahmen des Staates darstellen würden, diebisher durch die Allgemeinheit finanziert werden.
Geld ist genug da, es wird nur falsch verwandt

herempix
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Mo 11. Jul 2005, 10:44 - Beitrag #14

Hallo LadySlave,

ich frage mich, wo du das gelesen hast. Ich habe es so in den Nachrichten gehört, dass das Verhältnis von Rentnern und Erwerbstätigen in 50 Jahren angeblich 1:1 sein soll. Sprich auf einen Arbeiter/Angestellten kommt ein Rentner. (Gilt auch für Frauen!)
Dass die Bevölkerung sinkt, weil immer mehr Kinder geboren wird, die Deutschen aber nicht älter werden, ist auch längst bewiesen.
Und zu den Beamten möchte ich noch was sagen: Es ist unverständlich, warum die in die Rentenkasse nichts einzahlen müssen und so den Rentner glauben machen, dass sie nichts bekommen.

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janw
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Mo 11. Jul 2005, 11:05 - Beitrag #15

Das mag schon stimmen, LadysSlave, aber es wird nicht so verbreitet, weil man Otto N. nicht für hinreichend verständnisfähig ansieht...

Es ändert gleichwohl auch nichts daran, daß die Kassen heute leer sind, und ein "weiter so" in die Pleite führen würde.
Die Beamten sind da ein interessanter Fall, denn sie bekommen zwar eine staatliche Pension, dafür aber in der Erwerbszeit weniger Gehalt als gleichwertige eingesetzte Angestellte.
Wäre alles in Butter, wenn Staat über die Erwerbszeit das gesparte Gehalt in einen Pensionsfonds gepackt hätte.
Aber, mit dem Geld hat man lieber Wahlkampfgeschenke bezahlt, man = der Dicke :crazy:

Jetzt zeigt die CDU wieder, daß sie nichts verstanden hat: sie will die Mehrwertsteuer erhöhen, auf daß alles noch teurer werde. Denken wohl, die Leute kaufen dann eher, weil was teuer ist auch wirklich wertvoll und begehrlich ist...

Da warte ich darauf, daß Schröder und Lafontaine die Mehrwertsteuer senken, damit würden gerade im Handwerksbereich die Preise sinken und damit wirklich Stellen gesichert.

LadysSlave
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Zitat von herempix:Hallo LadySlave,

ich frage mich, wo du das gelesen hast. Ich habe es so in den Nachrichten gehört, dass das Verhältnis von Rentnern und Erwerbstätigen in 50 Jahren angeblich 1:1 sein soll. Sprich auf einen Arbeiter/Angestellten kommt ein Rentner. (Gilt auch für Frauen!)
Dass die Bevölkerung sinkt, weil immer mehr Kinder geboren wird, die Deutschen aber nicht älter werden, ist auch längst bewiesen.
Und zu den Beamten möchte ich noch was sagen: Es ist unverständlich, warum die in die Rentenkasse nichts einzahlen müssen und so den Rentner glauben machen, dass sie nichts bekommen.

herempix

In den Publikationen der BFA.
Die halte ich füre wesentlich qualifizierter, als irgendein Jounalist, der ein Thema bringt, dazu irgendeinen "Fachmann" sprechen lässt und das als Information verkauft.
Diese Behauprung, 1:1 ist absolut nicht nachvollziehbar, was da verbreitet wurde und die Statistik hat mit Sicherheit keinen Bestand, wenn man sie nachprüft. In welchen Jahrgängen soll das denn aufgeteilt sein und wie?
Denn in dieser Statistik wird augenscheinlich hochgerechnet, dass alle das 70.te Lebensjahr erreichen, was nun mal nicht real ist. Das wirft das Leben über den Haufen. Es gäbe keine Krebstoten, keine Unfalltoten, keine Aidstoten, keine Herzinfarkte, keine Schlaganfälle um nur ein paar der Todesfälle aufzuzeichnen, die es so gibt.
Vielleicht sollte man jede Statistik erstmal prüfen, ob sie überhaupt stimmen kann!!

Die Beamten bekommen allerdings wirklich nichts aus der Rentenkasse. Sie werden vom Staat, aus Steuermitteln bezahlt. Deshalb ist jeder Euro Beitrag für die Pension auch eine direkte Einnahme des Staates und kann sofort das Defizit senken! Sei werden halt von der Allgemeinheit bezahlt.
Die einzige Volksgruppe. die aus der Rentenkasse Geld bekommt, ohne je eingezahlt zu haben, das sind nur solche, die aufgrund Ihrer deutschen Staatsangehörigkeit zu uns ziehen. Das ist politisch gewollt, aber der Verursacher (der Staat) gibt die Kosten einfach an die Rentenkassen! Ansonsten bekommt nur der, der mindestens 360 Monatsbeiträge gezahlt hat Rente, wobei es noch ein paar andere Merkmale gibt. Das sind mindestens 30 Jahre Einzahlung meist aber über 40 für 10 Jahre Rente. Und wie gesagt: Nicht einmal die Hälfte erreicht das Rentenalter.
Ausserdem ist es natürlich auch einfach nachzurechnen, wie viele Kinder und Ältere es gibt, oder geben wird.
Ich glaube, du hast dich da zu schnell auf eine halbseriöse Quelle verlassen.
Ich würde Vorschlagen, dich mal bei den grauen Panthern oder eben an die BFA/LVA wenden. Die haben auf jedenfall zutreffendere Informationen!

@Janw
Die Rentenkassen sind nur deshalb leer, weil wir eine so hohe Zahl von Arbeitslosen haben, die zwar Anwartschaftsmonate durch Ausfall erhalten, aber nicht einzahlen können. Bei weniger Arbeitslosen ist die Kasse schnell wieder rappelvoll. Nicht umsonst hat der Dicke mit den tiefen Taschen den größten Teil der Vereinigungskosten auf die Rentenkassen verschoben!

Mit dem "weniger Gehalt" für Beamte stimme ich überhaupt nicht überein.
Die meckern schon, wenn sie "nur" 2.000 Euro im Monat netto haben. dafür müsste ein Mitarbeiter in der Wirtschaft 4.200 Euro Brutto verdienen, Das sind dann 8.300 Mark! Wie viele haben das? und wenn der Mitarbeiter keine Rentenversicherung zahlen müsste, wären er immer noch 3.600,-Euro im Monat. Wer verdient denn das?

janw
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Mo 11. Jul 2005, 12:36 - Beitrag #17

Hm ja, mit den "Kassen" meinte ich die öffentlichen Haushalte allgemein, hab mich unverständlich ausgedrückt ;)
Der Dicke hat noch mehr gemacht, er hat viele Leistungsposten aus dem Rentenbereich in den Gesundheitsbereich verschoben.
Insgesamt ein ziemlich furchtbares Kuddelmuddel an statistischer Vernebelung.

Naja, die Beamten sehen halt nicht, daß ein Angestellter mit 3600 Euro noch Eentenversicherung zahlen muß und dann eben weniger in der Tasche behält als sie selbst.
Der Staat gewinnt in jedem Falle Mitarbeiter, die nicht streiken dürfen.
(Die aber bei Verfehlungen auch schwerer haftbar zu machen sind als Angestellte :rolleyes: )

Padreic
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Mo 11. Jul 2005, 14:46 - Beitrag #18

@Ladysslave
Ich habe neulich gelesen, dass nur 40% der Bevölkerung das Rentenalter überhaupt erreicht,

Was meinst du damit genau? Dass 60% der Bevölkerung es nicht schafft, dass 65. Lebensjahr zu vollenden??

Denn in dieser Statistik wird augenscheinlich hochgerechnet, dass alle das 70.te Lebensjahr erreichen, was nun mal nicht real ist. Das wirft das Leben über den Haufen. Es gäbe keine Krebstoten, keine Unfalltoten, keine Aidstoten, keine Herzinfarkte, keine Schlaganfälle um nur ein paar der Todesfälle aufzuzeichnen, die es so gibt.

Durchschnittlich werden die Menschen sogar ein ganzes Stück über 70. Trotz aller aufgeführten Todesarten. Und nur um den Durchschnitt geht es bei solchen Statistiken, nicht um traurige Einzelschicksale...

janw
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Mo 11. Jul 2005, 15:14 - Beitrag #19

Das dürfte eine versicherungsmathematische Berechnung sein, wonach die jetzt das Rentenalter erreichenden Jahrgänge nur noch xy% so mächtig sind wie zur Zeit ihrer Geburt. Da spielt jetzt noch der Krieg hinein, der noch keine 65 Jahre zurückliegt. Vermute ich mal.

Mit nach dem Krieg drastisch abnehmender Kindersterblichkeit dürfte die Quote der 65-werder aber in den nächsten Jahren drastisch ansteigen.

Feuerkopf
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Mo 11. Jul 2005, 15:22 - Beitrag #20

Exkurs in die Beamtenbesoldung

Ladysslave,

ich weiß ja nicht, woher du die Summe von 2.000 € netto nimmst, die angeblich so viele Beamte verdienen.
Zunächst mal: Sehr viele Stellen im Öffentlichen Dienst sind inzwischen Angestelltenstellen.
Die beamteten Leute sind überwiegend in den A-Besoldungsklassen geführt, wobei ich im folgenden nur A 2 bis A 13 wiedergebe, und zwar die höchste zu erreichende Besoldung. A 13 ist die Besoldungsklasse eines Studienrates mit immerhin 2 Staatsexamina.

Hier sind die Brutttogehälter, die u. U. noch ein paar Zuschläge erhalten können, aber nicht müssen. Auf diese Gehälter werden ganz normal Steuern bezahlt und Krankenversicherungsbeiträge, wobei Beamte privat versichert sind. D. h. jeder Familienangehöriger muss separat versichert werden.

Also:
A 2 - 1.688,28 €; A 3 - 1,763,37 €; A 4 - 1.828,66 €; A 5 - 1.907,12 €;
A 6 - 2.011,06 €; A 7 - 2.174,26 €; A 8 - 2.374,77 €; A 9 - 2.533,80 €;
A10 - 2.852,65 €; A 11 - 3.187,45 €; A 12 3.522,25 €; A 13 - 3.920,58 €

Beamtenpensionen entsprechen etwa 70 % der letzten Besoldungsstufe (ohne Zuschläge), müssen aber, im Gegensatz zu Renten, versteuert werden.

Die Pensionsrückstellungen, die ursprünglich mal gebildet wurden, und deretwegen die Beamten auch weniger verdienen als die gleichrangigen Angestellten, sind leider den Begehrlichkeiten früherer Regierungen zum Opfer gefallen. Über die Null-Runden in Sachen Erhöhung brauchen wir nicht zu reden, auch nicht über das gestrichene Urlaubsgeld, das gekürzte Weihnachtsgeld und die verlängerten Wochenarbeitszeiten.

Noch vor wenigen Jahren, als die Wirtschaft boomte, wurde mein Mann regelmäßig ausgelacht für sein "bisschen Geld", das er als Beamter verdiente.
Kaum geht es mal wieder etwas schlechter, soll der Öffentliche Dienst mal wieder draufzahlen.

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