à–konomisierung aller Lebensbereiche

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Monostratos
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Mo 28. Mär 2005, 23:20 - Beitrag #21

Handy? Nein. Ein Handy ist ein Luxusartikel, oder besser: Es wird zu einem gemacht. In manchen Berufen ist es notwendig, für den Privatgebrauch nützlich, aber nicht zwingend notwendig. Ein normales Telefon im Festnetz reicht für den Hausgebrauch.

Aber evtl. meintest Du Deine Frage anders, als ich oben bedachte:
Von notwendiger Ökonomisierung aufgrund eines Handys kann man bei den Leuten sprechen, die ihre Seele an Sweety und Co. verkauft haben, bzw. die Rechnungen fürs Handy (und -Schnickschnack) den Benutzer zwingt, in anderen Lebensbereichen Einsparungen vorzunehmen, oder Kredite aufzunehmen. Aber mit dem Handy verhält es sich theoretisch nicht anders als mit anderen Angelegenheiten: Man kann sich auch mit Ratenzahlungen für zu viele andere Sachen (z.B. Auto, Waschmaschine, Bausparvertrag, ect. pp. ) "verhaspeln". Das Handy ist im Augenblick "im Rampenlicht", da besonders viele Teenys es damit übertreiben und absurd hohe Schulden durch Klingeltöne, Screens, Abos usw. aufhäufen.

Ipsissimus
Dämmerung
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Di 29. Mär 2005, 09:30 - Beitrag #22

die Betreiber dieser Ökonomisierung bedienen sich einer großangelegten Medienkampagne. Vermittelt wird ein Kernsatz:

"Gesellschaftlich sinnvoll ist ausschließlich das, was der Wirtschaft nützt."

Das wird natürlich an kaum einer Stelle außerhalb der Managerzeitschriften explizit gesagt. Aber es läßt sich verhältnismäßig leicht eine Tendenz der Berichterstattung und Kommentare nachweisen, da diese Vermittlung überwiegend mit Beteuerungen dargeboten wird.

Wesen dieser Vermittlung ist Verschleierung - wenn bestimmte Konzerne in Deutschland zweistellige Milliardengewinne eingefahren und zugleich weitere 35000 Arbeitsplätze abbauen und mensch danach davon erfährt, ist die mediale Empörung als Augenwischerei pausibel charakterisierbar.

mathew
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Mi 30. Mär 2005, 18:03 - Beitrag #23

Ökonomisierung der Lebensbereiche

Hallo Leute,


ja das das Handy nicht mehr dem eigentlichen Zweck geschaffen wurde, "nur" um zu telefonieren, sondern da es so "eingschlagen" hat, ist es heute zum reinen für viele unverzichtbare Lukunsartikel geworden, so sehe ich das schon. Und da Kredite aufgenommen werden, ist nicht nur die Schuld der Handybenutzer, sondern auch die der Banken, die dafür Kredite vergeben.



Mathew

Monostratos
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Mi 30. Mär 2005, 18:22 - Beitrag #24

Natürlich sind auch Banken daran "schuld", dass Kredite aufgenommen werden, ohne sie wäre das ja schlecht möglich. :crazy:

Sollen die Banken denn die Kredite einfach verweigern? Dann kommt ja gleich der Pfänder... Zumal ja derjenige, der den Kredit beantragt, für seine Entscheidungen und deren Konsequenzen in der Regel verantwortlich ist, nicht die Bank. Dementsprechend darf er auch die Suppe auslöffeln. (Hey, das erinnert mich irgendwie an die Theodizee) Man _hätte_ aber auch die Möglichkeit, den Kredit zu vermeiden, wenn man anders handelt, wie z.B. gar kein Handy zu besitzen.

mathew
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Mo 11. Jul 2005, 11:49 - Beitrag #25

Ökonomisierung

Hallo,


was hat denn zu dieser Ökonomisierung geführt?? bzw. wie wäre es denn heute wennn es so diese Ökonomisierung nicht gäbe??

herempix
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Di 12. Jul 2005, 19:19 - Beitrag #26

über die Ökonomie an sich

Matthew: Viele denken, die Amerikaner hätten uns dazu geführt. Sie haben uns zuerst im 2. Weltkrieg "kaputt gebombt". Aber dann haben sie erkannt, dass auch viele "Nicht-Nazis" bei den Bombenangriffen ums Leben kamen.
Also fiel dem damaligen amerikanischen Wirtschaftsminister, Georce C. Marshall ein, man könne ja Deutschland ein Kredit gewähren.
Aber von diesem sog. "Marshall-Plan-Krediten" bekam Deutschland weniger als Frankreich. Denn das achso zerstörte Deutschland hatte im Kern überlebt. Somit konnten die Deutschen zu 2/3 aus eigener Kraft das "Wirtschaftswunder" schaffen. Nur hielt dieses "Wunder" nur bis zur sog. "Ölkrise" (1973) stand. Danach kamen wir nach und nach in einen "Stillstand", der leider bis heute noch anhält. Trotzdem wird noch ökonomisch gedenkt. Aber eher "mikro-" als "makroökonomisch", sprich wir kümmern uns eher darum, was was kostet. Denn wir leben ja in der sog. "Geiz-ist-Geil-Welt", obwohl ich darum nicht viel halte.
Wenn wir aber nicht ökonomisch denken würden, dann würden wir verhungern. Denn bei uns kostet ALLES Geld, sogar das Wasser, was wir trinken (Zuwassergebühr). Na gut, man muss es nicht gleich übertreiben, indem man z.B. sich ein Monatsabo von Jamba besorgt, welches 5 Euro kostet. Man kann auch 30 Euro für den "Ringtone-Maker 4.0 deluxe" besorgen und seine Klingeltöne und "SMS-Sounds" selbst programmieren.
Und BTW, einem Trend und den neuesten technischen Errungenschaften muss man nicht hinterherlaufen. Die kosten einem nur Geld. Ihre "Nutzungsdauer" beträgt im Durchschnitt nur eine Woche.
Gut, ich bin manchmal auch ein "Homo Ökonomikus" und träume davon, für 1.000 Euro modernstes Computer-Zubehör zu kaufen, was ich noch dieses Jahr tun werde.
Aber ich bin auch kein "Sozialist", der eher gibt als nimmt.
Und zu den Aussagen, dass ein Handy ein Statussymbol sei, kann ich nur sagen: Nicht mehr! Es ist sogar der Begriff unserer heranwachsenden Generation, der sog. "Mobile-Generation", welcher der Nachfolger der sog. "at-Generation" ist. (Gründer einiger Internetseiten wie "yahoo", "google" oder "ebay"!)
Aber auch eure Behauptungen, wir kommen langsam in die "Bettler-Zeit" stimmen auch nicht. Unsere Wirtschaft wächst, wenn auch nicht so stark und trotz "Hartz-IV" und ungerecht bezahlten Wirtschaftsführern und Politikern müssen wir selbst nicht in 100 Jahren hungern.

Herempix

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Ipsissimus
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Mo 18. Jul 2005, 13:06 - Beitrag #27

es gibt 2 grundlegende Standpunkte

1) die Bedeutung eines einzelnen Menschen erschließt sich über die Funktionen, die er nach Art und Umfang für andere Menschen ausübt

2) jeder Mensch ist sein eigener Selbstzweck

in einer ausgewogenen Situation wird eine Mischung von öffentlich mediierten Werten vorliegen, die beiden Aspekten - Mensch in der Gesellschaft und Mensch als Individuum - einigermaßen gerecht wird. In Situationen, die mit dem Begriff der "Ökonomisierung aller Lebensbereiche" charakterisierbar sind, werden zunehmend überhandnehmend bis im Extremfall ausschließlich solche Werte öffentlich mediiert, die den Menschen als eigener Selbstzweck suspekt machen und seinen Wert nur noch über seine Funktionen zu bestimmen suchen.

Im Falle des Handys würde ich meinen, daß es sehr wohl ein Symbol für diese Ökonomisierung angesehen werden kann. Selbstverständlich hat dieses Werkzeug alle die tollen Aspekte, die ihm in der Werbung angedichtet werden; selbstverständlich hat es gelegentlich die segensreichen Wirkungen, von denen immer wieder mal berichtet wird. Aber das Wesentliche dabei liegt imo darin, daß ein Mensch verfügbar gemacht wird; jederzeit, unabhängig von dem, was der angerufene Mensch gerade macht oder wo er sich befindet, kann der Anrufer sofort und unmittelbar dessen Aufmerksamkeit erzwingen, zur Unterbrechung zwingen (oder glaubt jemensch an Menschenfreundlichkeit, wenn Firmen ihre Mitarbeiter mit Handys ausstatten?). Natürlich bieten moderne Handys die Möglichkeit, ausgeschaltet zu werden; wenn das aber selbstverständlich und der Regelfall wäre, müßten in Kinos und anderen Aufführungstätten kaum immer wieder explizite Hinweise darauf gegeben werden, diese Scheissdinger doch auszuschalten.

herempix
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Mo 18. Jul 2005, 14:07 - Beitrag #28

Im Falle des Handys würde ich meinen, daß es sehr wohl ein Symbol für diese Ökonomisierung angesehen werden kann. Selbstverständlich hat dieses Werkzeug alle die tollen Aspekte, die ihm in der Werbung angedichtet werden; selbstverständlich hat es gelegentlich die segensreichen Wirkungen, von denen immer wieder mal berichtet wird. Aber das Wesentliche dabei liegt imo darin, daß ein Mensch verfügbar gemacht wird; jederzeit, unabhängig von dem, was der angerufene Mensch gerade macht oder wo er sich befindet, kann der Anrufer sofort und unmittelbar dessen Aufmerksamkeit erzwingen, zur Unterbrechung zwingen (oder glaubt jemensch an Menschenfreundlichkeit, wenn Firmen ihre Mitarbeiter mit Handys ausstatten?). Natürlich bieten moderne Handys die Möglichkeit, ausgeschaltet zu werden; wenn das aber selbstverständlich und der Regelfall wäre, müßten in Kinos und anderen Aufführungstätten kaum immer wieder explizite Hinweise darauf gegeben werden, diese Scheissdinger doch auszuschalten.[/QUOTE]



Hallo Ipsi, ich habe den Abschnitt mit den "Handys" rausgepickt, weil die anderen Abschnitte mir zu philosophisch klingen. Und ich bin doch kein Philosoph.
Für mich ist ein Handy das Symbol für die "New Economy". Durch Klingelton- und Handybilderwerbung erwirtschaften Unternehmen wie "jamba" Rekordumsätze. Ihre Chefs dürften in spätestens 5 Jahren Milliardäre sein.
Ein Mobiltelefon zu haben, hat früher Reichtum und Management bedeutet. Heute bedeutet es, neue Freunde zu finden, füreinander da zu sein und Unabhängigkeit. Für Mädchen bedeutet es schlicht und einfach "in" zu sein.

Bezüglich der "Abschalftfähigkeit" von Handys möchte ich sagen: Mit einem "Vertragshandy" und mit einem "Pre-Paid-Handy" geht das Ausschalten genau so leicht. Und wer trotzdem das "Mobili" anlassen will, weil man später jemanden anrufen will oder einen Anruf erwartet.
Mich nervt es auch, wenn bei einer spannnenden Szene im Film einer plötzlich mit voller Lautstärke sein Telefon "Dragostea tin dei" klingeln lässt und später 20 Minuten mit voller Lautstärke hinein zu brüllen.

herempix

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