Wer hat schon Gott erlebt?

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mi 31. Aug 2005, 21:06 - Beitrag #1

Wer hat schon Gott erlebt?

Nein keine Angst, das hier wird kein Angriff gegen die religösen User hier werden. Es wurde hier im Forum schon mehrmals gesagt, dass jemand Gott erlebt hätte. Da dies nicht nur einfach eine Aussage, sondern auch ein Argument sein kann, spielt diese Sache für manche (philosophischen) Diskussionen eine nicht unerhebliche Rolle.
Ich möchte also gerne wissen, wer meint, dass er schon einmal oder merhmals Gott erlebt hat oder vielleicht regelmäßig erlebt, wie das ist und wieso derjenige oder diejenige meint, dass diese Ereignisse auf einen Gott verweisen.

Ich bin gespannt auf eure Antworten. :)

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
Mi 31. Aug 2005, 21:21 - Beitrag #2

und wieso derjenige oder diejenige meint, dass diese Ereignisse auf einen Gott verweisen.
..ich schliesse aus Deiner Aussage bzw. Fragestellung Maurice, dass Dir so ein Ereigniss noch nicht begegnet ist und dass Du mit dem Namen/Begriff Gott auch nicht wirklich etwas anfangen kannst..^^
Es ist jetzt für mich als Gläubige etwas schwer, Dir darauf zu antworten ohne mich vor Dir rechtfertigen zu müssen, bzw. das Gefühl zu haben mich nicht rechtfertigen zu brauchen....
ich frage mich, was es Dir bringt, wenn ich oder auch noch andere Dir von ihren Erlebnissen mit Gott berichten...
würdest Du diese Berichte einfach so annehmen können ohne
Dich gezwungen zu fühlen gegenargumentieren zu müssen...?
möchtest Du mir/uns das Gegenteil dessen beweisen...?
ich verstehe nicht ganz den Sinn dahinter Maurice,
wenn Du natürlich selbst so ein Erlebniss mit Gott hattest,
würde es mich freuen davon zu hören...:)
darüber hinaus glaube ich nicht, dass Dir mein göttliches Erlebniss
Einsicht oder Nachsicht mit sich bringen würde..^^

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mi 31. Aug 2005, 21:33 - Beitrag #3

Wie hier allgemein bekannt, hege ich als Atheist keine Symphatien mit Religionen. Es kam schon oft genug vor, dass ich energisch gegen jeden religösen Glauben geeifert habe. In diesem Thread soll es darum aber nicht gehen.
Ja ich werde die Aussagen der User hier hinterfragen, aber nur um noch mehr über ihre Meinung zu erfahren, nicht mit dem Ziel sie von ihrem Glauben abzubringen.
Nein ich hatte noch nie ein Erlebnis, von dem ich meine, dass ich Gott erlebt hätte und ich glaube auch nicht, dass die Erlebnisse der Menschen auf einen Gott verweisen.
Weil die Frage nach der Existenz eines Gottes in der Philosophie von hoher Bedeutung ist, spielen auch die angeblichen Erlebnisse von Gott als Argument eine Rolle. Da ich mir aber nicht vorstellen kann, wie so ein solches Erlebnis beschaffen sein soll und wie vor allem daraus die Existenz eines Gottes abzuleiten ist, frage ich hier einmal explizit in die Runde und hoffe, dass mir der ein oder andere behilflich sein kann. Ich möchte wie gesagt nur wissen, wie ein solches Ereignis beschaffen ist und warum es ein Gottesbeweis ist, um eventuell die religösen Menschen besser zu verstehen. :)

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
Mi 31. Aug 2005, 22:04 - Beitrag #4

oh Maurice, warum nur habe ich bei Dir das Gefühl, dass Du mich als Christin doch niemals verstehen wirst^^:) , egal was ich Dir erzählen werde,
von dem Gefühl, der Sicherheit, dem Glück in mir drin,
wenn ich das Gefühl der Seligkeit in mir spüre, des Trostes,
der Geborgenheit, wenn mir Gott nahe ist,
wenn ich seine Liebe tief in mir drin spüre,
wie soll oder kann ich Dir denn das wiedergeben,
wie soll ich mein Inneres nach Aussen tragen und mit Worten kleiden,
damit Du mich verstehen kannst.....
es sind die vielen kleinen Momente, die mich tragen lassen auf der Leibhaftigkeit Gottes und die grossen Momente, die mich in seiner Sprache, seiner Stimme,
die zu mir spricht mich beruhigt leben lassen,
es ist das Zwiegespräch mit ihm, wenn ich ihn bitte, ihn anflehe,
aber mich auch bedanke für die Zwischentöne des Lebens, die
er mir zukommen lässt...
sein Wille möge geschehen, egal wie steinig der Weg sein mag,
denn es ist gut so...
und? hast Du mich annähernd verstehen können^^?
aber vielleicht kennst auch Du solche Gefühle und magst es nur
nicht mit den Begriffen Gott/Eingebung/Glaube auskleiden...^^?:)

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 31. Aug 2005, 22:24 - Beitrag #5

Nicht gerade Gott erlebt ^^
Aber schon ein religiöses Gefühl, die feste Überzeugung, dass diese wunderbare Welt doch eindeutig jemand mit Sinn für Ästhetik und viel Liebe geschaffen haben muss. Damals hätte ich vielleicht gesagt, ich hätte Gott erlebt, aber eher war es so, dass ich die Natur und das Leben intensiv erlebt und dies aufgrund meiner Erziehung einfach auf Gott projiziert habe. Dies erscheint mir wahrscheinlich, da ich dasselbe Gefühl später öfters wieder hatte, ohne den Gedanken an Gott.

Eine Gotteserfahrung, wenn sie nicht als Vision erscheint, kann also imo einfach eine Lebenserfahrung sein, die einfach mit Gott assoziiert wird, wenn man gewohnt ist, in Gott den Schöper zu sehen und ihm dankbar zu sein. So wie jemand, der verliebt ist, manchmal seine Freude in die Welt hinausstrahlt und die ganze Menschheit umarmen könnte und überzeugt ist, dass jeder doch in diesem Augenblick glücklich sein muss.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mi 31. Aug 2005, 22:28 - Beitrag #6

@Milena:
Was ich mir unter "Seligkeit" vorstellen soll, weiß ich leider nicht. Die Gefühle von Trost und Geborgenheit kenne ich natürlich. Nun kann ich mich geborgen fühlen, wenn mich meine Freundin umarmt. Dieses Gefühl von einem Menschen verursacht kennst du garantiert auch, aber wenn Gott die Ursache ist, dann ist das doch bestimmt ein wenig anders, oder? Umarmt dich dann Gott auch, wenn du dich bei ihm geborgen fühlst? Ist dieses Gefühl an bestimmte Schlüsselereignisse (z.B. beten) gebunden oder treten sie scheinbar zufällig auf?
Wie spricht Gott zu dir? Hörst du dann wirklich eine Stimme, so wie wenn ein Mensch zu dir spricht oder wie äußert er sich für dich?
Ich würde einfach gerne mal ein paar explizite Beispiele hören, bei denen du meinst, dass Gott mit dir in Verbindung tritt. :)

Buddha
Junior Member
Junior Member

 
Beiträge: 92
Registriert: 16.07.2005
Mi 31. Aug 2005, 22:36 - Beitrag #7

Da ich selber auch Atheist bin interessiert mich dieser Thread ungemein, auch ich werde mich zurückhalten und nicht gegen euren Glauben argumentieren^^. Allerdings würde mich viel mehr interessieren, ob man Unterschiede zwischen diesen Gefühlen spürt. Damit meine ich, ob es einen Unterschied gibt, wenn mich ein nahes Mitghlied meiner Familie umarmt, zum Beispiel mein Vater, oder eben Gott.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 31. Aug 2005, 22:51 - Beitrag #8

meine einschlägigen Zen-Erlebnisse führe ich zwar nicht auf einen Gott christlicher Provenienz zurück; ich muss jedoch zugestehen, daß manche Schilderungen mancher mittelalterlicher christlicher und islamisher Mystiker, vor allem die Eckhardts, Schumis und des Anonymous von "Die Wolke des Nichtwissens" ihre Gotteserlebnisse in einer Weise schilderten, auf die ich mühelos meine eigenen Erlebnisse abbilden kann.

Anaeyon
VIP Member
VIP Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1287
Registriert: 03.08.2004
Do 1. Sep 2005, 01:46 - Beitrag #9

Milena: Bist du überzeugt davon, das es Gott ist, oder ordnest du diese "Begegnungen" nur Gott zu, da du es gerne so mit deinem Glauben begründest, und dadurch evtl. noch mehr vom Christentum hast?

Hab mich ja in nem anderen Thread etwas sarkastisch dazu geäußert, aber das Gefühl, nicht alleine zu sein kenn ich.
Ich denke da aber nicht an Gott, sondern eher daran, das ich im schnell-lebigen Alltag nichtmal MIR zuhöre, und mir in ruhigen Momenten, wenn ich im Bett liege und denke oder im Schneidersitz auf einer Wiese sitze (und nachdenke ^^) einfach merke, das ich in mir selbst Geborgenheit finde.

Ich denke den ganzen Tag nur darüber, was ich als nächstes mache, bewerte Situationen, entscheide und denke z.b über Threads hier nach, aber nicht über mich. Wenn ich dann mal die Zeit dazu finde fühle ich mich nicht mehr so leer.

Wenn ich will kann ich sowas wie einen inneren Dialog (Monolog?) führen, völlig aufhören, absichtlich über die Antwort und die Frage nachzudenken, sondern einfach nur fragen und beantworten.

Du (Milena) bist evtl. der Meinung, das Gott sehr Weise - oder sogar unfehlbar - ist und fühlst dich deswegen bei ihm geborgen, auch wegen dieser "Liebe Gottes".
Bei mir ist es dann ja auch nicht arg anders, doch ich halte mich für das Maß der Dinge wenn es darum geht, mich selbst mit mir auseinanderzusetzen, ich liebe mich (wie es jeder gesunde Mensch tut oder tun sollte, man denke hier an den Selbsterhaltungstrieb jedes Menschen welcher...positiv egoistisch ist. Denke ich ;))

Ich denke es hängt einfach von der Einstellung ( /Religion, /Lebensphilosophie) ab, wie man solche Erlebnisse wahr nimmt oder zuordnet.

Ich als Atheist erlebe mich
Christen oder andere theistisch orientierte Menschen erleben Gott
usw.


Maurice: Inwiefern kann es ein Argument sein (wie du in deinem Eingangspost sagtest)?

Muss ein Argument nicht nachweisbar sein?
Individuelle persönliche Erlebnisse dieser Art währen für mich nicht im geringsten ein Argument. Wie dann für dich?

aleanjre
Moderatorin im Ruhestand
Moderatorin im Ruhestand

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2071
Registriert: 10.05.2004
Do 1. Sep 2005, 08:58 - Beitrag #10

Ich selbst habe noch nie eine Erfahrung gemacht, die mich an Göttlichkeit denken ließ. Es gab mehrere Erlebnisse, wo ich mich inmitten der Natur plötzlich nicht mehr als Individuum, sondern als Teil eines großen Ganzen wahrnahm. Dieses Empfinden hielt stets nur wenige Sekunden, und ich hatte niemals das Gefühl, dabei von Gott berührt worden zu sein, oder ihn in mir gefunden zu haben.

Ich kenne einige Menschen, die während intensiver Meditationen das Gefühl hatten, ihren eigenen Körper hinter sich zu lassen und von einer "höheren Wesenheit" geführt und beschützt zu werden (O-Ton).

Ich denke, es ist immer eine Frage, wie man solche Empfindungen interpretieren will. Es gibt keinen Beweis, dass die eine These mehr Bestand hat als eine andere.

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
Do 1. Sep 2005, 09:54 - Beitrag #11

olala, jetzt habe ich das Gefühl mich beweisen zu müssen, meinen Gott beweisen zu müssen, wie mache ich das jetzt....?^^
ich werde es nicht schaffen Euch zu beweisen, dass er für mich existent ist, so wie ihr mich niemals vom Gegenteil überzeugen werdet^^
und ich kann jetzt natürlich in erster Linie nur für mich sprechen, nicht für die gesamte Christenheit...aber ich versuch´s mal:
Maurice:

Nun kann ich mich geborgen fühlen, wenn mich meine Freundin umarmt. Dieses Gefühl von einem Menschen verursacht kennst du garantiert auch
Nein, kenne ich so leider nicht, habe und durfte ich in meiner Kindheit so nie kennenlernen....
deswegen vielleicht zog es mich als Kind bereits zu einer Kraft, die ich jetzt Gott nenne, die mich innerlich umarmte und mich überleben liess...

Umarmt dich dann Gott auch, wenn du dich bei ihm geborgen fühlst?
Ja er umarmt mich, so dass ich mich geborgen fühle!

Ist dieses Gefühl an bestimmte Schlüsselereignisse (z.B. beten) gebunden oder treten sie scheinbar zufällig auf?

so wie als auch.
als ich vor verschlossenen Türen stand und dahinter die Ärzte um das Leben meines Kindes kämpften, da wurde ich eingenommen, von der Haarspitze bis zu meinem kleinen Zeh und innerlich durchströmt und äusserlich umarmt und ich hatte ein sehr beruhigendes Gefühl in mir, dass mich wissen liess, dass alles gut wird...das war mein prägnantes Schlüsselerlebnis, davor und danach hatte ich ähnliche Erlebnisse, die sich mir nicht so bewusst eingeprägt haben, vielleicht auch, weil ich nicht imstande war, sie dementsprechend zu deuten und klarzumachen....
beten tue ich sehr oft, vor dem Essen, vor dem Schlafen, manchmal bin ich einer Kraft nahe, meistens bemerke ich selbst, dass es ein Ritual ist,
es sind eher die Momente, die ungeplant, nicht durchdacht sind und sich
doch ereignen....

Wie spricht Gott zu dir? Hörst du dann wirklich eine Stimme, so wie wenn ein Mensch zu dir spricht oder wie äußert er sich für dich?

nicht wie ein Mensch zu mir, aber doch so verständlich, dass ich als Mensch es verstehe....eine innere Stimme, natürlich Worte, die mit einer Kraft versetzt sind, die ich vermag zu deuten, wie ein etwas, dass zu Dir etwas sagt, aus dem Bauch heraus, ein tragendes starkes Gefühl, das mit dir spricht,
dich beruhigt, dich tröstet, dich leitet, dich führt, dir hilft weiterzuleben....

Ich würde einfach gerne mal ein paar explizite Beispiele hören
ja das sind meine Beispiele, die auch nur Beispiele von mir,
von meinem Ich deuten und es werden niemals Beispiele sein, die Du vermagst anzunehmen oder zu verstehen, so wie Du, lieber Maurice, niemals
Beispiele für mich aufbringen könntest, dass es diese göttliche Kraft
nicht gebe^^
Anaeyon:

Bist du überzeugt davon, das es Gott ist, oder ordnest du diese "Begegnungen" nur Gott zu, da du es gerne so mit deinem Glauben begründest, und dadurch evtl. noch mehr vom Christentum hast?
so wie als auch...das eine schliesst das andere nicht aus^^
ich muss, ich möchte es irgendwie benennen und bezeichne es deswegen
wie schon viele andere vor mir als Gott und als Glauben und als das Christentum.....ich könnte neue Bezeichnungen erfinden, aber dann würde mich erst recht kein Mensch vestehen^^

Du (Milena) bist evtl. der Meinung, das Gott sehr Weise - oder sogar unfehlbar - ist und fühlst dich deswegen bei ihm geborgen, auch wegen dieser "Liebe Gottes".

ja Anaeyon. Und ich möchte nicht alleine sein und ich weiss,
dass ich durch ihn, dass ich mit ihm niemals alleine sein werde...
egal was mir noch passieren wird im leben.....und weisst Du,
dass macht mich auch stark hier in dieser Welt einfach weiterzuleben
und ihm zu vertrauen, egal was noch kommen wird.....

Syntax Error
Active Member
Active Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 171
Registriert: 22.12.2003
Do 1. Sep 2005, 09:59 - Beitrag #12

Ich habe Gott (sofern vorhanden) noch nie erlebt. Ich habe ihn weder gehört noch hat er jemals zu mir gesprochen.

Windsbraut
Good Member
Good Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 413
Registriert: 11.08.2001
Do 1. Sep 2005, 10:15 - Beitrag #13

Es macht doch - ehrlich gesagt - wenig Sinn, jemandem erklären zu wollen, wie man sich als gläubiger Mensch fühlt und wie man Gott erlebt, wenn der andere von vornherein sagt: Glaube ich nicht, halte ich für Schnickschnack.

Beweise für die Existenz eines Gottes einzufordern, halte ich schlicht für naiv.

Kurz zur Standortklärung: Ich bin gläubig. Gleichzeitig bin ich aber schon mit 18 aus der Kirche ausgetreten, weil ich es als widersinnig empfand, als Frau katholisch zu sein. Dennoch glaube ich an eine Gottheit, oder besser: an einen höheren Sinn. Und ich denke, dass man sich auch nächstenliebend verhalten kann, wenn man nicht sonntags in die Kirche geht.

Wie erlebt man Gott (<- in Ermangelung eines besseren Begriffes)?

Ich für meinen Teil sehe in dem, was mein Denken, mein Fühlen und meinen Geist angeht, mehr als nur Physik, Biologie und Chemie. Um zu überleben bräuchte ich zum Beispiel kein Gewissen, keine Liebe und kein Gerechtigkeitsempfinden. Ich bräuchte kein Bedauern, keine Trauer und auch keine Sehnsucht. (Vor allem keine Sehnsucht! ;) ) Doch wer wollte abstreiten, dass - zumindest die meisten - Mensche eine Seele haben? Dass auch viele Tiere eine Seele haben? Vielleicht sogar die Bäume? (Who knows? Habe mich lange nicht mit einem unterhalten.)

Das Schöne am Glauben ist doch, dass man ihn annehmen oder es lassen kann. Wer glaubt, wird ganz sicher in Momenten, in denen er sich eins mit der Natur fühlt, darin ein spirituelles Erlebnis sehen. Derjenige, der nicht glaubt, wird sich einfach nur wohl oder glücklich fühlen. So oder so geht's beiden gut. Muss man das ändern?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Do 1. Sep 2005, 12:13 - Beitrag #14

Goethe hat mal - sinngemäß - geäußert, daß ihm während jedes einfachen Spaziergangs durch die Straßen Weimars mehr innere Erlebnisse widerführen als Kotzebue - ein damals sehr bekannter Schriftsteller - während dessen gesamter Reise durch die Südsee.

Es gilt in den Kommunikationswissenschaften, z.B. Sprachwissenschaft längst als erwiesen, daß über 90 Prozent aller direkten Kommunikation über nonverbale Kanäle erfolgt, selbst in Gesprächen. Wer will da wirklich abschätzen können, wie diese Signale, Reize, Impulse, kleinsten Veränderungen in der Mimik, Körperhaltung, Distanzverhalten usw. von einem Individuum aufgenommen und verarbeitet sowie in Gefühle und Gedanken umgesetzt werden?

Diese Erklärung bietet natürlich dem Gläubigen genauso eine Handhabe wie dem Atheisten. Aus meiner Sicht der Dinge bleiben Deutungen aber sowieso immer kontingent, bzw. wird der Deutungshintergrund, vor dem ein Erlebnis sich als Gotteserfahrung oder als Gespräch mit sich selbst oder als bloße Halluzination erweist, immer auf Grund der prinzipiell kontingenten Einflüsse und Prägungen während der Sozialisation eines Menschen erworben.

Eine Bewertung durch andere bleibt damit immer mehr als fraglich.

Windsbraut
Good Member
Good Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 413
Registriert: 11.08.2001
Do 1. Sep 2005, 14:34 - Beitrag #15

Aus meiner Sicht der Dinge bleiben Deutungen aber sowieso immer kontingent


Was heißt'n in dem Zusammenhang "kontingent"?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Do 1. Sep 2005, 14:40 - Beitrag #16

es ist möglich, aber nicht unumgänglich notwendig, gerade SO zu deuten

einfacher gesagt, Kontingenz = Willkür (allerdings nicht philosophisch exakt dasselbe)

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Do 1. Sep 2005, 18:40 - Beitrag #17

@Anaeyon:
Ich als Atheist erlebe mich
Christen oder andere theistisch orientierte Menschen erleben Gott

Das hast du sehr gut ausgedrückt. Imo druckreif! :pro:

Inwiefern kann es ein Argument sein (wie du in deinem Eingangspost sagtest)?
Muss ein Argument nicht nachweisbar sein?
Individuelle persönliche Erlebnisse dieser Art währen für mich nicht im geringsten ein Argument. Wie dann für dich?

Die Aussage, dass man Gott erlebt hat, kann dahingehend ein Argument sein, als dass sie als Begründung für einen Standpunkt dient und eine Begründung wird umgangssprachlich als Argument verwendet.
Imo muss ein Argument, um allgemein gültig zu sein, auch allgemein nachprüfbar sein. Daher ist eine solche Begründung in meinen Augen nicht allgemein gültig. Mit allgemein gültig meine ich, dass ein Argument für die Allgemeinheit allgemein akzeptiert werden sollte.
Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit in der Philo-Sektion einen Thread mit der Frage eröffnet, ob eine solche Begründung in einer Diskussion als gültige Argumentation gelten sollte... dieser Thread wurde aber erfolgreich abgewürgt... Falls Interesse besteht kannst du ihn ja wiederbeleben und hoffen, dass ein gewisser jemand nicht wieder versucht die Diskussion zu torpedieren.


@Milena: Warum diese Skepsis mir gegenüber? Ich habe doch gesagt, dass dieser Thread nicht dazu dienen soll, irgendjemand gezielt von seinem Glauben abzubringen und dabei bleibe ich. ;)
Ich hoffe du siehst es nicht als Missionierungsversuch, wenn ich nachfrage und eventuell ein paar kritische Worte von mir gebe.

jetzt habe ich das Gefühl mich beweisen zu müssen, meinen Gott beweisen zu müssen, wie mache ich das jetzt...?
Ich werde es nicht schaffen Euch zu beweisen, dass er für mich existent ist, so wie ihr mich niemals vom Gegenteil überzeugen werdet

Nein du musst hier nichts beweisen, darum soll es hier nicht gehen. Du sollst nur versuchen mir deine Eindrücke so gut wie möglich zu beschreiben. :)
Was das Beweisen ansonsten angeht: Du hast imo recht, dass du mir nicht beweisen kannst, dass es einen Gott gibt und ich dir auch nicht beweisen kann, dass es keinen gibt.
ABER: Wer ein positives Existenzpostulat aufstellt trägt die Beweislast.
D.h. dass wenn jemand behauptet, dass es X gibt, dann muss dieser jemand das beweisen und nicht derjenige die Behauptung widerlegen, der an der Existenz von X zweifelt. Solange es nun keine ausreichenden Gründe gibt an eine bestimmte Sache zu glauben, wird daran nicht geglaubt. Derjenige der eine Behauptung aufstellt muss als erstes begründen, warum seine Behauptung wahr ist, erst dann muss der Skeptiker die Argumente entkräften und/oder Gegenargumente bringen. Wenn die Argumente der Pro-Seite entkräftet wurden, dann muss die Pro-Seite neue Pro-Argumente liefern und nicht die Contra-Seite zusätzlich Contra-Argumente. Dass eine These nicht falsifiziert (=widerlegt) werden kann, bedeutet nicht notwendig, dass sie damit automatisch verifiziert (=bewiesen) ist.
Was das Thema Gott angeht, so haben die Theisten ein positives Existenzpostulat aufgestellt, weshalb auch sie die Beweislast tragen.
Aber ich denke, das reicht an philosphischen Exkurs und wir sollten es imo dabei belassen. Also zurück zum Thema. :)

@Umarmen:
Nein, kenne ich so leider nicht, habe und durfte ich in meiner Kindheit so nie kennenlernen...

Du hast doch ein Kind, umarmt ihr euch denn nicht auch hin und wieder? :confused:

Ich für meinen Teil sehe in dem, was mein Denken, mein Fühlen und meinen Geist angeht, mehr als nur Physik, Biologie und Chemie. Um zu überleben bräuchte ich zum Beispiel kein Gewissen, keine Liebe und kein Gerechtigkeitsempfinden. Ich bräuchte kein Bedauern, keine Trauer und auch keine Sehnsucht. (Vor allem keine Sehnsucht! ) Doch wer wollte abstreiten, dass - zumindest die meisten - Mensche eine Seele haben?

Ich weiß ja nicht, wie du "Seele" definierst, aber nach meiner Definition gibt es meiner Meinung nach nicht so etwas wie eine Seele. Und es gibt genug Menschen, die auch nicht mehr daran glauben. Diese Behauptung streiten also schon einige Menschen ab. Aber das nur am Rande.
Wichtiger finde ich hier, dass du meinst, dass gewisse emotionale und cognitive (=das Denken betreffend) Zustände nicht rein biologisch/evolutionär zu erklären seien. Ich war im zweiten Semester in einem Philosophie-Seminar über Emotionen, wo diese auch ausführlich aus evolutionstheoretischer Sicht besprochen wurden und ich finde, dass die Naturwissenschaft durchaus genug glaubhafte Konzepte hat, um diese Dinge naturalistisch zu erklären.

Milena
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1797
Registriert: 17.01.2005
Do 1. Sep 2005, 20:22 - Beitrag #18

Milena: Warum diese Skepsis mir gegenüber?

irgendwie habe ich bei Dir noch den ´nicht gegönnten Blumentopf´in Erinnerung^^, deswegen ein bischen^^:) Maurice....

Du hast doch ein Kind, umarmt ihr euch denn nicht auch hin und wieder
..ich habe sogar 2^^...doch, hin und wieder...
aber es ist nicht daselbe, als wenn ich umarmt werde^^
Ich hoffe du siehst es nicht als Missionierungsversuch, wenn ich nachfrage und eventuell ein paar kritische Worte von mir gebe.
nein, nein...mach ruhig Maurice.....warum auch nicht....^^
im Moment kann ich Dir aber nicht mehr bieten...^^

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Do 1. Sep 2005, 21:47 - Beitrag #19

@Blumentopf: Nimmst du mir das noch übel? Ich habe das nicht böse gemeint gehabt und hatte nicht vor, dich damit zu kränken. Wenn ich dich damit abgeschreckt habe, tut es mir leid.

@Umarmen:
..ich habe sogar 2^^...doch, hin und wieder...
aber es ist nicht daselbe, als wenn ich umarmt werde

Das verstehe ich jetzt nicht ganz... ihr umarmt euch, das bedeutet, dass du dein Kind umarmst und das dein Kind dich umarmt. Warum schreibst du dann eine Zeile später, dass dies etwas anderes ist, als umarmt werden. :confused:

im Moment kann ich Dir aber nicht mehr bieten

Ist nicht schlimm, vielleicht fallen dir später noch die Worte ein, die du suchst. Ich kenne das selbst, wie schwierig es sein kann, Emotionen in Worte zu fassen, weil sie etwas Elementares ist. :)
Aber bestimmt postet hier der ein oder andere User noch was zu dem Thema, z.B. Rosalie, Janw, Padreic...

Anaeyon
VIP Member
VIP Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1287
Registriert: 03.08.2004
Do 1. Sep 2005, 21:58 - Beitrag #20

Milena, meinst du den Unterschied, jemanden zu umarmen bei dem man sich wohl fühlt weil er u.a. auch ein Schutz ist? Z.b deine Eltern, als du noch Kind warst, da sie so viel wussten etc.

Und das es bei deinen Kindern nicht das gleiche ist, weil du sie liebst, für sie so eine Schutzperson bist, aber selbst keine hast? (bzw. in Gott gefunden hast)

Btw., danke Maurice ;)

Nächste

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste