hm, vllt gebe ich als Christ und nebenbei auch als Mitleser in einigen dieser Foren mal ein Statement ab.
Für mich ist Glaube zur Gewissheit, wenn nicht sogar zum Wissen geworden. Ich bin von meinen Eltern an Gott herangeführt worden, 18 Jahre genossene Erziehung stellen da natürlich eine Basis dar. Trotzdem setzte ich mich mittlerweile natürlich auch kritisch mit dem Glauben auseinander.
Ich drücke es mal krass aus: Der Glaube an Gott ist das einzige Fundament, was bestehen bleibt. Glauben tut im Prinzip jeder: Ob an eine "normale" Religion, mono- oder polytheistisch, den Humanismus, die Selbstverwirklichung der Identität oder die Evolution, an die Freundschaft oder Erfüllung durch Beziehungen, Reichtum, Wertschätzung durch Menschen.
All diese Dinge können ein Leben ausfüllen. Und wenn man ehrlich ist, füllt man sein Leben auch mit diesen oder vergleichbaren Dingen. Nach irgendetwas strebt und orientiert sich jeder.
Gott ist die Sicherheit, die unumstößlich ist. Nach dem 11. September ging eine Schockwelle durch die Welt weil die Sicherheit der ach so schönen Wohlstandsgesellschaft plötzlich als Illusion enttarnt wurde. Da ist kurzzeitig ein Vorhang gefallen, mittlerweile haben sich ja alle wieder eingelebt. Aber die Frage nach Gott kommt immer dann wieder hoch, wenn alle anderen Stricke reißen. Wenn plötzlich die eigene Existenz bedroht ist (siehe New Orleans).
Solange man sich in existenzieller Sicherheit bewegt ("Sozialstaat"), alles in Ordnung ist und man seinen persönlichen idealistischen und humanistischen Vorstellungen frönen kann, ist Gott natürlich nicht relevant.
Und doch spürt es jeder - die eigentliche Leere, die sich irgendwie nicht befriedigen lässt. Diese Sehnsucht nach mehr - irgendwie mehr!
Gott ist die Sicherheit, wie schon erwähnt. Für mich heißt das Geborgenheit, wenn ich von den Menschen um mich herum verlassen worden bin; Versorgung durch Gott, auch wenn ich alles Materielle um mich herum verliere; Liebe, auch wenn sonst keiner auf mein Leben wahrnimmt; Trost und Sicherheit bei Ängsten die die Zukunft betreffen - Sicherheit bis in den Tod. Ich habe tatsächliche keine Angst vor dem Tod und was danach kommt. Höchstens vor dem Sterben an sich.
Gott gleicht meine Schwächen aus. Wärme, wenn ich die menschliche Kälte erfahren musste...usw. Gottes Liebe und Gegenwart gibt mir Zuversicht, weil Gott immer größer sein wird als jeder Mensch, jede noch so schlimme Situation. Mit ihm im Rücken muss ich
nichts fürchten!
Wie erfahre ich Gott? Durch sein Wort (Bibel), was Anderes könnte deutlicher sein als ein direktes Wort, gesprochen direkt in das Herz eines Menschen? Ich lese einen Vers, ein Versprechen Gottes oder eine Geschichte und es gibt diesen Zahnrad-Einraste-Effekt. Es macht Klick und Dinge werden mir klar. Oder Momente, wo mir ganz plötzlich die Tränen in die Augen steigen, weil ich Gottes Liebe und Wohlwollen ganz klar in meinem Leben erkenne. Oder ich bekomme beim Lesen eine Gänsehaut weil mir bewusst wird, an welcher Stelle in meinem Leben ich nicht richtig lebe und ich vllt zum ersten Mal verstehe, wie Gott sich das gedacht hat.
Aber auch durch Menschen spricht Gott zu mir. Ganz einfache konstruktive Kritik von einem guten Freund oder von meinem Vater, von dem Pastor auf der Kanzel usw. kann Gottes Weg sein, zu mir zu reden.
Genauso Träume, Gefühle oder eine "innere Ampelphase" als Warn- oder Freifahrteffekt können von Gott sein. Bei diesen Sachen gilt allerdings für mich persönlich: Nur was den Aussagen der Bibel nicht widerspricht, kann Gottes Wille/Wort/(Weg-)Weisung sein.
Zitat von Maurice:@User mit "Gotterlebnissen": Wer von euch, der meint so ein Erlebnis schon gehabt zu haben, hatte eine christliche (oder anders religöse) Erziehung (/Sozialisation)?
Ja, die hatte ich. Bin jetzt 18 und solange natürlich auch geprägt worden.
Zitat von Maurice:Und meint ihr, dass jeder die Erfahrung die ihr gemacht habt als göttlich interpretieren würde, oder ob die Erziehung (/Soz.) für das Urteil ausschlaggebend ist?
Und könnte es auch sein, dass Atheisten auch göttliche Erlebnisse haben und sie nur falsch deuten?
Klar bin ich in der Erkennung von Gott in meinem Leben, meiner Umwelt, sensibilisierter als Menschen ohne "christliche Wert- und Wahrnehmungserziehung". Wenn ich in den Urlaub fahre und die unglaubliche Faszination der Natur erlebe oder mitkriege, wie Freunde ein Baby bekommen, dann führe ich das immer auf Gott, den Schöpfer des Unsiversums, zurück, den Gott der Liebe, den ich im Alltag auf diese Weise auch ganz simpel erfahren kann, ohne großes "Emotionsfestival".
Aber das bedeutet nicht, das Christen, die sich erst kürzlich bekehrt haben, nicht auch Gott erleben und erkennen. Gott
wirkt auch manchmal sehr emotional, gerade wenn man Dinge in seinem Leben erkennt, die bisher nicht so optimal gelaufen sind; besonders auch z.B. schlimme Erfahrungen in der Kindheit. Man lernt für das Leben dankbar zu sein, auch in negativen Entwicklungen und besonders da den Fokus auf Gott zu behalten, zu vertrauen auf seine Allmacht und -wissenheit. Unser Verstand ist eben begrenzt, das beweißt doch schon die (Natur-)Wissenschaft.
Und ich stimme auch der Aussage zu, dass auch Atheisten Gott in ihrem Leben erfahren, es nur nicht so deuten. Das muss nichts hochtrabendes sein, "Glück" beim Kauf eines günstigen Hauses in einer sehr überteuerten Wohngegend, sogar die Freude am Sex ist Gottes Werk
Alles in allem kann ich nur sagen: Wer sucht, der wird finden; wer anklopft, dem wird aufgetan. Das gilt auch im Umkehrschluss.
Amen
