die Verträglichkeit von Handlungsfreiheit und Determinismus wurde explizit von Hobbe behauptet; ich kann nicht gerade sagen, daß mich diese Kronzeugenschaft sonderlich von der Angemessenheit der Behauptung zu überzeugen vermag. Handlungsfreiheit
"... bezeichnet das Vermögen eines Lebewesens, seiner Natur, seinen Interessen oder seinen Neigungen zu folgen. Ob ein Lebewesen Handlungsfreiheit besitzt, kann leicht daran erkannt werden, ob es lebt. Lebt ein Lebewesen nicht, das heißt hat es mindestens ein Ziel seiner Natur, seiner Interessen und seiner Neigungen nicht verfolgen können, bestand keine vollständige Handlungsfreiheit. Im Gegenzug ist daher jedes Lebewesen, solange es lebt, also sein größtes Ziel erreicht, auch handlungsfrei, wenn auch möglicherweise nur in einem Mindestmaß. Ein Gros der Ziele der tierischen und menschlichen Welt ist kausal determiniert, das heißt vorbestimmt und somit nie wirklich frei." (Wikipedia)
du, e-noon, definierst
Handlungsfreiheit = Freiheit/Möglichkeit, dem eigenen Willen nach zu handeln.
Determinismus = von Anfang feststehender, unveränderlicher Ablauf aller Ereignisse unserer Welt
Du definierst also Handlungsfreiheit über den "eigenen Willen" und gar dessen Freiheit. Wikipedia definiert über "das Vermögen", die Fertigkeit mithin.
Ich befürchte, daß mit dieser klitzekeleinen Nuance wesentlich mehr verbunden ist, als du wahrhaben möchtest, e-noon.
Die Wikipedia-Darlegung, die im wesentlichen Hobbe folgt, halte ich - einmal ungeachtet der Verwirrtheit des darin niedergelegten Gedankenganges - für eine Allaussage, da es ihr zufolge überhaupt gar keine Möglichkeit gibt, nicht handlungsfrei zu sein, es sei denn durch den Tod. Hier schließt also schon die Definition aus, daß überhaupt etwas anderes als Handlungsfreiheit feststellbar ist, denn solange etwas nicht tot ist, lebt es ja, ist also gemäß der Definition handlungsfrei (wie z.B. die Hühnchen einer Legebatterie). Damit verkommt der Begriff zu einem keinerlei Informationsgehalt tragenden bloßen Wort, bei dessen Verwendung ich nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen kann, daß es verwendet wird.
du, e-noon, scheinst das zu "ahnen", denn du weichst in deiner Version der Definition dieser Schwierigkeit aus, indem du doch wieder freien Willen einbindest, also die Frage der Handlungsfreiheit mit der der Willensfreiheit verknüpfst - die einzige sinnvolle Möglichkeit, nach meiner Auffassung. Nur eben nicht mehr mit dem Determinismus kompatibel, was mich zwar nicht stört, da ich den Determinismus für Blödsinn halte, dich aber sehr stören müßte, wenn du selbigen ernst nehmen würdest.
Ein weitergehendes Problem ist für mich darin gegeben, daß Handlungsfreiheit tatsächlich überhaupt nichts mit "Freiheit" zu tun hat, die beiden Begriffe liegen auf völlig unterschiedlichen Ebenen, d.h. hier suggeriert der schiere Wortlaut einen inhaltlichen Zusammenhang, der in dem Augenblick, in dem Handlungsfreiheit à la Hobbe als eine Fertigkeit definiert wird, gar nicht vorhanden ist.
daher: wenn es freien Willen gibt, kannst du handlungsfrei die Schokolade essen^^
tatsächlich glaube ich auch nicht, daß es einen im idealistischen Sinne freien Willen gibt. Menschen unterliegen biologischen Bedingungen. Aber biologische Bedingungen regulieren nicht im Sinne einer deterministischen Weltsicht, sie enthalten Bandbreiten von Freiheitsgraden.