New Orleans

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nils.ri
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So 4. Sep 2005, 00:29 - Beitrag #21

Ich habe letztens irgendwo ein Gerücht gehört, dass ein Katastrophenschutzbeauftragter aus der Gegend entlassen wurde, weil er vehement einige Millionen Dollar für ein umfangreiches Abpump-System gefordert hat.
Da werden dann doch wohl lieber einige Milliarden fürs Militär ausgegeben, damit hinterher aufgepasst werden kann, dass die Ruinierten sich nicht das holen, was sie zum Überleben brauchen.

Ich zweifle auch mal stark daran, dass das irgendwas an der amerikanischen Umweltpolitik ändern wird.
Und afaik ist es taträchlich nicht bewiesen, dass solche Umweltkatastrophen direkt oder indirekt mit CO2-Emission etc. zusammenhängen.

Lykurg
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So 4. Sep 2005, 10:51 - Beitrag #22

@janw, alles, was ich zum Klimawandel in vergessenen Tiefen des Wissenschaftsforums fand, driftete nach kürzester Zeit ins dumpf-antiamerikanische ab, ohne inhaltlich wesentliches zu bringen...

Jedenfalls ist, wie ich gestern der WELTentnahm, die Durchschittsstärke tropischer Wirbelstürme in den letzten 50 Jahren zurückgegangen.
Unter den Apologeten der Erderwärmung ist es Mode zu behaupten, daß die Stürme an Zahl und Intensität zunehmen werden. Tatsächlich läßt sich das bisher nicht beobachten. In den vergangenen 100 Jahren hat die Intensität der Hurrikans nicht zu-, sondern eher abgenommen. Die fundierteste Datenreihe für den Atlantik läßt erkennen, daß die durchschnittliche Windstärke tropischer Stürme in den letzten 50 Jahren zurückgegangen ist. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1899 hat sich die Zahl der auf das Festland gezogenen Hurrikans vermindert.

Klimatische Veränderungsprozesse sind sehr, sehr langsam. In einem Vortrag über Zukunftsforschung hörte ich vorgestern, daß sich für unser Klima zur Zeit die Veränderungen zu Anfang des Industriellen Zeitalters am stärksten auswirken. Das bedeutet im Klartext, daß wenn der Einfluß des Menschen auf das Klima wirklich eine wesentliche Rolle spielt, die schlimmste Zeit möglicherweise in etwa 100 bis 150 Jahren kommt, wenn die Umweltsünden der 1950er-70er Jahre sich auswirken. Seitdem hat sich ja vieles stark verbessert.
Das ist keine wirklich beruhigende Auskunft, meine ich, und bedeutet nicht, daß wir uns zurücklehnen sollten. Im Gegenteil, wir müssen die Forschung ausbauen, damit wir in 40 bis 60 Jahren in der Lage sind, die Umweltbedingungen zu verbessern - etwa durch aktive Luftfilter, durch künstliche Verstärkung der Ozonschicht (die sich ja übrigens in den letzten sechs Jahren gerade ein bißchen erholt hat), vielleicht sogar das Wetter direkt beeinflussen können, etwa Wirbelstürme frühzeitig auflösen. Die Forschung an diesen in meinen Augen sehr reizvollen und wünschenswerten Möglichkeiten ist - verglichen mit einer weiteren Emissionsreduzierung deutscher Fabriken - billig.
Und einen weiteren Reiz hätte es noch, den Temperaturhaushalt (wenigstens in geringem Maße) steuern zu können: Wißt ihr, mit welchem Argument die Chinesen Kyoto verweigern? Sie sagen, daß ein erheblicher Teil ihres Landes durch Permafrost unbrauchbar ist. Mit einigen Grad globaler Erwärmung stünde ihnen weit mehr Ackerland zur Verfügung. Wenn man einen Weg fände, Temperaturen regional begrenzt zu beeinflussen, hätte man China vielleicht mit im Boot...
Daß die Probleme unserer Zeit nicht mit Forschung allein zu lösen sind, sehe ich auch. Und, daß es weit drängendere Probleme gibt als die globale Erwärmung, etwa Aids. Aber wenn wir über Wirbelstürme sprechen, sollten wir versuchen, die Füße fest in den Boden zu stemmen und uns an dem festklammern, was wir erreichen können ;)

janw
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So 4. Sep 2005, 11:28 - Beitrag #23

Nun, bei der Entwicklung der Sturm-Aktivität muss man unterscheiden zwischen der Häufigkeit und der Stärke der Stürme sowie ihrem geographischen Auftreten.
Danach ist wohl für die Hurricans, also die tropischen Stürme im Atlantik nördlich des Äquators die Anzahl pro Saison gestiegen. Das mag für die Monsunstürme im Pazifik und Indik anders sein - wenn man hierin Klimafolgen sieht, möglicherweise Ausdruck dessen, daß die Erwärmung hier anders wirkt, es ist ja bekannt, daß die Klimaszenarien auch Abkühlungsphänomene beinhalten.
Auf jeden Fall sind Sammel-Aussagen für alle tropischen Stürme soweit mit Vorsicht zu genießen, wenn sie nicht auf einer Zusammenfassung von Einzelbefunden für die individuellen Systeme beruhen.

Die Hoffnung auf das Greifen der Umweltschutzbemühungen in den Industrienationen ab der 70er Jahre ist leider trügerisch. Es wurde zwar einiges getan, um Stäube, Schwefelemmissionen usw. zurück zu halten. Diese sind aber so gut wie gar nicht an den Klimaprozessen beteiligt. Ausschlaggebend hierfür ist das CO2, und dessen Emissionen haben zugenommen, Tendenz weiter steigend.
Was die Ozonschicht betrifft, scheint da eine Besserung eingetreten zu sein - was dahinter steckt, keine Ahnung.

Das Auftauen der Permafrostböden hätte übrigens eine starke Freisetzung von CO2 und, ich meine, Methan zur Folge und würde damit den Klimaprozess weiter anheizen.

Ich muss ehrlich sagen, daß mir die Vorstellung gezielter Klimamanipulationen überhaupt nicht gefällt. Das wäre soetwas wie eine neue Massenvernichtungswaffe - gezieltes Abregnen von Wolken, damit wer anders keinen Regen bekommt, gezieltes Auslösen von Sturzregen über dem Feindesland,... - möge uns das erspart bleiben!

Ich denke, wir müssen dem ins Auge sehen, daß ein Prozess in Gang ist, den wir aber beeinflussen können, indem wir eben stärker in erneuerbare Energien gehen, mehr Energie sparen usw.
Und vor allem, dessen Folgen wir beeinflussen können. Indem besonders "verwundbare" Landstriche nicht noch zugesiedelt werden. Gebiete unter dem Meersspiegel sind solche Gebiete.

Was den Antiamerikanismus in manchen threads betrifft: Die Art und Weise, wie usa mit Ressourcen umgeht, kann in meinen Augen nur kritisiert werden.

Ipsissimus
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Mo 5. Sep 2005, 10:36 - Beitrag #24

Ich denke, wir müssen dem ins Auge sehen, daß ein Prozess in Gang ist, den wir aber beeinflussen können
ich denke, das wesentliche Problem besteht darin, daß wir zwar viel können und könnten, unsere Fertigkeiten aber viel lieber zur Optimierung unserer Gewinnspannen einsetzen und nicht zur Vermeidung jener Nebeneffekte, die wir unter Steigerung unserer Gewinnspannen zwar laut geißeln, nicht aber vermeiden.

janw
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Mo 5. Sep 2005, 11:56 - Beitrag #25

ich denke, das wesentliche Problem besteht darin, daß wir zwar viel können und könnten, unsere Fertigkeiten aber viel lieber zur Optimierung unserer Gewinnspannen einsetzen und nicht zur Vermeidung jener Nebeneffekte, die wir unter Steigerung unserer Gewinnspannen zwar laut geißeln, nicht aber vermeiden.

Wobei "wir" die Übertragung des Handelns einiger weniger diesbezüglich Handlungsmächtiger auf die Gemeinschaft ausdrückt.
Wir Mneschen könnten den Prozeß beeinflussen, ein paar von uns dies administativ tun. Die aber optimieren lieber ihre Gewinne.

Lykurg
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Mo 5. Sep 2005, 12:17 - Beitrag #26

Zitat von janw:ein paar von uns dies administativ tun. Die aber optimieren lieber ihre Gewinne.
Nein, so bananenrepublikanisch sind wir dann doch nicht... :P Die Administration sichert ihren Machterhalt durch Gewinnoptimierung ihrer Partei. :D

aleanjre
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Di 6. Sep 2005, 09:19 - Beitrag #27

Washington (AFP) - Die Folgen des Hurrikans "Katrina" sind katastrophaler als bislang angenommen: Offenbar rechnet die US-Regierung mit "10.000 Toten" in den von der Überschwemmung betroffenen Südstaaten. Diese Zahl habe der US-Botschafter in Deutschland, William Timken, bei einer Unterredung mit Bundesaußenminister Joschka Fischer genannt, berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf US-Regierungskreise. Die Behörden setzten die systematische Bergung von Todesopfern im Südosten fort, tausende Obdachlose warten weiter auf Hilfe. Die Kritik am Krisenmanagement der US-Regierung hält an.

"Wir haben mehr Leichen als Lebende gesehen", sagte ein Bergungshelfer in New Orleans. Leichen hingen in Baumkronen oder trieben in überschwemmten Straßen. Rettungs- und Bergungstrupps suchten Haus um Haus nach Überlebenden und Toten ab. Eine 12.000 Quadratmeter große Halle im Ort St. Gabriel wurde für die Aufnahme von Leichen vorbereitet. Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, sagte, eine Flotte von Kühllastwagen stehe zum Einsammeln bereit.

Bei einer Schießerei im verwüsteten New Orleans wurden sechs Menschen verletzt. Die Polizei habe das Feuer auf die sechs Männer eröffnet, nachdem diese private Mitarbeiter der US-Armee beschossen hätten, sagte ein Polizist. In Teilen der zerstörten Stadt lief nach Reparaturarbeiten die Stromversorgung wieder an.

Präsident George W. Bush sagte den Menschen bei seinem zweiten Besuch in der Krisenregion die uneingeschränkte Unterstützung seiner Regierung zu. Sämtliche Ebenen der Regierung würden alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um den betroffenen Menschen in der Region zu helfen. Die US-Regierung war in die Kritik geraten, das Ausmaß der Katastrophe unterschätzt und zu langsam reagiert zu haben. Bush war erstmals am Freitag in die Unglückgebiete gereist.

Die demokratische Senatorin Hillary Clinton forderte eine "Katrina"-Untersuchungskommission nach dem Vorbild der Kommission zu den Anschlägen vom 11. September 2001. In einem Brief an Bush kritisierte die Frau des früheren Präsidenten Bill Clinton, dass es "immer deutlicher werde, dass unsere Nation nicht vorbereitet war".

Aus dem Ausland kam weitere Hilfe für die USA. Deutschland brachte 25 Tonnen Notverpflegung auf den Weg, weitere 15 Tonnen sollen am Dienstag nach Florida geflogen werden. Vom britischen Luftwaffenstützpunkt Brize Norton startete eine erste Chartermaschine mit Armee-Verpflegungsrationen. Weitere 15 Maschinen sollen folgen. Großbritannien will in der größten Hilfsaktion seit der Tsunami-Katastrophe im Dezember 500.000 Verpflegungspakete in den Süden der USA fliegen.

Feuerkopf
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Di 6. Sep 2005, 10:36 - Beitrag #28

Ja, da hat Frau Clinton gut reden.
Soweit ich weiß, ist seit den 70er Jahren nichts Weltbewegendes in Sachen Deichbau im Raum New Orleans passiert. Da wurde lieber gespart.
Grundsätzlich kann man natürlich Städte unterhalb des Meerespiegelniveaus bauen; die Niederländer sind seit Jahrhunderten äußerst bewandert darin. Nur müssen die Deichanlagen und Pumpsysteme auf dem neuesten Stand der Technik sein.

Es ist eine grauenhafte Katastrophe, es ist eine Fläche von der Größe Großbrittanniens betroffen und wer die USA kennt, weiß, wie unzureichend teilweise die Infrastruktur ist. Da kann man nicht mal eben mit dem Bus in die Nachbarstadt fahren, denn es gibt 1. kaum öffentlichen Personennahverkehr und 2. ist "Nachbarstadt" u. U. mehrere hundert Meilen entfernt.

Ich befürchte, den Menschen ist noch gar nicht klar, dass sie auf unabsehbare Zeit werden wie Flüchtlinge leben oder sich völlig umorientieren müssen.

aleanjre
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Di 6. Sep 2005, 10:41 - Beitrag #29

Die Regierung zeigt Schwäche, da ist es doch logisch, dass die Opposition angewackelt kommt, um sich zu profilieren. Ist doch immer und überall das Gleiche.
Die Opferzahl kommt mir beinahe niedrig vor. Es wird wohl noch Ewigkeiten dauern, bis diese Stadt wieder bewohnbar sein kann.

Lykurg
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Di 6. Sep 2005, 10:42 - Beitrag #30

Sie haben es kommen sehen
Gastkommentar Hurrikan und Stadtplanung

von Mark Fischetti

Der Verlust an Menschenleben durch "Katrina" ist erschütternd. Aber das schrecklichste an all dem, was in New Orleans geschah, ist, daß es vermeidbar gewesen wäre.

Mir war richtig schlecht, als ich die Fernsehbilder von dem Sturm sah, der am Sonntag auf das Mississippi-Delta zukam. Nicht nur, weil ich ahnte, welche Hölle er entfesseln würde (ich hatte für den "Scientific American" 2001 über genau die Situation geschrieben, die sich dann abgespielt hat), aber auch weil ich wußte, daß ein großangelegter Umbauplan namens "Küste 2050" - er wurde 1998 von Wissenschaftlern, Armee-Ingenieuren, Stadtplanern und Beamten aus Louisiana entwickelt - die Stadt hätte retten können. Er ist nicht realisiert worden.

Die Debatte über die Gefährdung von New Orleans durch Hurrikans tobt schon seit einem Jahrhundert. In den späten 1990er Jahren hatten Wissenschaftler der Universität von Louisiana Computermodelle entwickelt, die genau zeigten, wie ein Anstieg des Meeresspiegels das Deichsystem überwältigen würde, und einige Vorschläge gemacht, was zu tun wäre. Die Ingenieure des Armeecorps hatten ein paar andere Projekte vorgeschlagen. Aber einige der Wissenschaftler haben reflexhaft praktische Überlegungen der Militäringenieure in den Wind geschlagen. Noch öfter wiesen sie verächtlich Studien zurück, die zeigten, daß grundlegende geographische und hydrologische Fakten ganz erhebliche Konstruktionsveränderungen nötig machten.

Währenddessen machten lokale Politiker im Kongreß Lobbyarbeit für unzählige Spezialgruppen, von Ölfirmen bis Austernfarmen. Dem Kongreß gegenüber hatte man nicht mit einer Stimme gesprochen, und so konnten die Abgeordneten auf Durchzug schalten.

Weil er es leid war, die vielen verschiedenen Fraktionen vor sich hin werkeln zu sehen, hat Len Bahr, damals Küstenbeauftragter der Staatsregierung, es 1998 irgendwie geschafft, alle an einen Tisch zu bekommen und sie zur Unterzeichnung eines gemeinsamen Plans zu überreden: " Küste 2050". Um alle Vorschläge daraus innerhalb eines Jahrzehnts zu verwirklichen, hätte man 14 Billarden Dollar ausgeben müssen, und deshalb wandte sich Louisiana an die Regierung in Washington. Die Summe mag einem astronomisch vorkommen - für öffentliche Aufgaben dieser Größenordnung ist sie das nicht. Erst im Jahr 2000 hatte der Kongreß ein Sieben-Milliarden-Programm zur Auffrischung der sterbenden Everglades von Florida bewilligt. Aber der Kongreß hatte andere Prioritäten, die Politiker aus Louisiana hatten andere Prioritäten, und der magische Moment des Konsenses war ungenutzt verstrichen.

Und so haben wir, auf typisch amerikanische Weise, ein auf uns zukommendes Problem so lange ignoriert, bis uns ein Desaster zum Hinsehen gezwungen hat. Glücklicherweise können wir New Orleans jetzt, wenn wir es wieder aufbauen, besser schützen - indem wir Lösungen finden, die mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie.

Es war der Irrtum, man könne die Natur kontrollieren, die New Orleans so verwundbar gemacht hat. Über ein Jahrhundert lang hat das Armeekorps - mit dem Segen des Kongresses - den Mississippi eingedämmt, um Farmen und Industrie die Ansiedlung zu ermöglichen. Dieselben Fluten haben aber enorme Mengen von Ablagerungen und Frischwasser in das Flußdelta gespült, so daß jedes Jahr wieder aufgebaut - was Golfströme und Stürme abgetragen hatten - und der Einstrom von Salzwasser verhindert wurde, das die Marschvegetation zerstört. Die Eindämmung des Mississippi hat die Feuchtgebiete und Inseln erodieren lassen.
Wir können einiges tun, um diesen natürlichen Schutz wieder aufzubauen: Kanäle in den Deichen im Süden bauen, so daß das Delta wieder vollaufen kann; große Seetore an den Rändern zum Schutz der Stadt vor großen Wassermengen; und natürlich das Wichtigste: die Deiche der Stadt selbst wieder auf Vordermann bringen. Schwer zu sagen, wieviel von "Küste 2050" jetzt verwirklicht hätte sein können. Aber ein wenig davon hätte mit Sicherheit mancher Leute Leben, einen Jazz-Club, einen Gumbo-Schuppen oder etwas von der Kultur dieser Gegend retten können, an der wir so sehr hängen. Und wir wären auf dem Weg zu einer langfristigen Lösung. Denn eins ist sicher: der nächste Sturm kommt bestimmt.


Mark Fischetti ist Redakteur bei der Wissenschaftszeitschrift "Scientific American".

Quelle: http://www.welt.de/data/2005/09/03/769616.html

Ipsissimus
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Do 8. Sep 2005, 16:42 - Beitrag #31

glücklicherweise :( gibt es einige, die genau wissen, woran es liegt


"Gott gießt seinen Zorn über Amerika"
Von Alexander Schwabe
Voodoo, sexuelle Ausschweifungen, dekadentes Leben - für fundamentalistische Prediger ist klar: Gott hat den Sündenpfuhl New Orleans zerstört. Hurrikan "Katrina" setzte der "Feier der Sünde" ein Ende.

AP
Mardi Gras in New Orleans: Trubel im "verdorbenen, giftigen, stinkenden Sündenpfuhl"
Hamburg - Angesichts der größten Naturkatastrophe in der jüngeren Geschichte der USA zeigt sich Condoleezza Rice, Tochter eines Presbyterianer-Pfarrers aus Alabama und engste Vertraute des "wiedergeborenen Christen" George W. Bush, gottergeben.
Reverend Malone Smith wies seine Gemeinde bei einem Gottesdienst im größtenteils zerstörten Mobile an: "Wartet auf den Herrn." Es gebe Dinge, die der Präsident tun könne, es gebe Dinge, die die Regierung leisten könne, doch Gott allein könne alle Dinge tun. Rice nickte zustimmend. Später wiederholte die US-Außenministerin die Worte des Predigers: "Der Herr wird zu seiner Zeit kommen - wenn wir nur darauf warten."
Andernorts lösen derart ohnmächtige Worte der mächtigsten Frau der Welt nichts als Wut und Verzweiflung aus. Kurz nachdem Rice der Gemeinde Mobile empfohlen hatte, auf den Herrn zu warten, brach Aaron Broussard, Vorsitzender der Jefferson Gemeinde, südlich von New Orleans vor den laufenden Kameras des Nachrichtensenders NBC in Tränen aus angesichts der im Elend wartenden Menschen: "Man hat uns versprochen, die Kavallerie würde kommen, ja, die Kavallerie würde kommen. Ich begann schon, die Hufe der Pferde zu hören..." Stattdessen gab es jede Menge Pressekonferenzen. "Ich habe die Nase voll von Pressekonferenzen", sagte er verzweifelt, "um Gottes willen, haltet endlich den Mund und schickt uns jemanden."
Doch nicht nur bei Politikern, die mit einer Wortflut die Wassergewalten zurückdrängen wollen, steht der Mund nicht still. Auch wortgewaltige Prediger haben im Elend Konjunktur. Die Neigung, das Desaster mit übernatürlichen Mächten in Verbindung zu bringen, ist nicht nur bei Außenministerin Rice groß. Reverend Bill Shanks, Pfarrer in New Orleans, ist einer von denen, die sich berufen fühlen, die Katastrophe zu deuten: "Gott hat die Stadt zerstört." Und er habe dies mit gutem Grund getan: "New Orleans ist nun frei von Abtreibungen", frohlockt der Geistliche, "frei von Mardi Gras, frei von 'Southern Decadence' und den Unzüchtigen, von Hexern und falscher Religion". Gott habe New Orleans in seiner großen Güte von "all diesem Zeug" gesäubert.

"Hurukan", der böse Geist

AP
Voodoo-Ritual in New Orleans: Beschwörung "dunkler Geister"
"Säuberung" ist ein zentrales Motiv bei den irrlichternden Sinndeutern. Michael Brown, verrufen als katholischer Drudge-Reporter - in Anspielung auf den Klatschschreiber und Vorläufer der Blogger, Matt Drudge, schreibt auf seiner gut besuchten Seite SpiritDaily.com, "Katrina" sei "definitiv" eine Seelenreinigung für New Orleans. Alles was in den Kram passt, wird den Katastrophendeutern zum Beweis ihrer kruden Thesen. Es sei kein Zufall, so Brown, dass der Name "Katrina" vom griechischen Begriff "Katharsis", Reinigung, komme.
Brown geriert sich gar als Mann, dessen prophetische Gaben nun belegt sind. Schon vor vier Jahren habe er gewarnt angesichts der okkulten Voodoo-Praktiken und der sexuellen Verkommenheit in "The Big Easy": "Wer dunkle Geister heraufbeschwört, wird Sturm ernten. Ausgerechnet das Wort 'Hurrikan' bedeute - abgeleitet vom indianischen 'Hurukan' - böser Geist", schreibt Brown.
Die radikalen Prediger sind dabei so gnadenlos und fehlgeleitet wie der sich selbst als Mann Gottes verstehende TV-Prediger Pat Robertson, der jüngst dazu aufrief, Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez zu töten - und dabei das fundamentale christlich-jüdische Tötungsverbot völlig außer Acht ließ.
Politiker im amerikanischen Bible-belt haben sich von den Botschaftern des Zorns bereits anstecken lassen. Oliver Thomas, Vorsitzender des Stadtrats von New Orleans, der den ganzen Horror in der Südstaatenmetropole selbst miterlebt und die Angst schürenden Vergleiche mit Sodom und Gomorrha ständig in den Ohren hatte, sagt: "Vielleicht will Gott uns damit reinigen." Er wird dabei kaum an die Stadtwerke von New Orleans gedacht haben.
Es geht um die Reinigung des "verdorbenen, giftigen, stinkenden Sündenpfuhls, der Kotgrube" New Orleans, wie es die radikale Westboro Baptist Church sieht. Auf ihrer Website godhatesamerica.com dankt sie Gott für Hurrikan "Katrina". "Es ist eine Sünde, sich nicht daran zu erfreuen, wenn Gott seinen Zorn und seine Rache über Amerika ausgießt", heißt es. New Orleans gilt der Hassorganisation gegen Homosexuelle - die als die allerverdammenswertesten Sünder gelten, moralisch verwerflicher noch als Mörder - als "Symbol Amerikas".

Dschihadistin "Private Katrina"

AP
Lesben- und Schwulenparty: Ein Fall für den Zorn Gottes
Während im politischen Amerika die Diskussion über die Verantwortung des katastrophalen Krisenmanagements immer schärfer wird, und Bush Gefahr läuft, sein Image als entscheidungsstarker Führer zu verlieren, ist die Antwort bei vielen fundamentalistischen Predigern klar: Die Bewohner New Orleans sind selbst schuld. Es traf sie der Zorn Gottes, denn sie führten ein sündiges Leben.
Übernatürliche Erklärungen für das Naturphänomen schwirren nicht nur in den USA durch die Köpfe. Von Islamisten wird "Private Katrina" als Kämpferin im Heiligen Krieg gegen die USA gefeiert, als gottgewirkte Antwort auf den Irak-Krieg. Jüdische Fanatiker sehen in "Katrina" dagegen eine Strafe Gottes für die amerikanische Unterstützung des israelischen Abzugs aus dem Gaza-Streifen.
"In Schützengräben gibt es keine Atheisten", heißt es. Die Menschen suchen in Krisenzeiten Zuflucht in der Religion, sie suchen nach Orientierung, weil sie das über sie hereingebrochene Unglück nicht fassen können. Louisianas Gouverneurin Kathleen Blanco nahm dieses Bedürfnis auf, als sie einen landesweiten Tag des Gebets forderte, um "Stärke, Hoffnung und Trost" zu erfahren. Doch bei den sektiererischen Rattenfängern können die Leidgeprüften nicht mit Barmherzigkeit rechnen.
Der Verlust von Menschenleben sei zwar zutiefst traurig, doch der von Gott geschickte Hurrikan habe eine verruchte Stadt zerstört, predigt Michael Marcavage, Direktor der in Philadelphia ansässigen Fundamentalisten-Organisation "Repent America" ("Reuiges Amerika") den Menschen, die Angehörige verloren haben und ohne Hab und Gut sind.
Stadt voller Rechtschaffenheit
Normalerweise gehen die Mitglieder des "Reuigen Amerika" auf die Straße, rufen die Menschen auf, ihre Sünden zu bereuen, sich zu Christus als ihrem persönlichen Retter zu bekennen und ein geheiligtes, an der Bibel orientiertes Leben zu führen. Nun geißeln sie das daniederliegende New Orleans, das seine Tore mit dem "Southern Decadence"-Festival oder der "Girls Gone Wild"-Party der öffentlich zelebrierten Sünde weit geöffnet habe. Er hoffe, so Marcavage, dass nach der Zerstörung eine Stadt voller Rechtschaffenheit entstehe.


AP
Februar 2005: Die "fette Kuh" zieht durch die Canal-Street von New Orleans
Für die Betreiber der Website chemtrailcentral.com ist klar, dass die seit mehr als 30 Jahren gefeierte Schwulen- und Lesbenparty "Southern Decadence", dieses Jahr auf den 31. August bis zum 5. September angesetzt - zwei Tage nachdem "Katrina" auf die Küste traf, ein wesentlicher Grund der Naturkatastrophe war. Vergangenes Jahr zogen am "Gay Mardi Gras" rund 100.000 Teilnehmer durch die Bourbon-Street im French Quarter. "Katrina" setzte dieser "Feier der Sünde" ein Ende.
Pfarrer Martin Reynolds von der "Lesbisch-schwulen Christenbewegung" (LGCM) verwehrt sich gegen solche theologischen Irrläufer. "Dies ist eine schreckliche, böse Lesart der Liebe Gottes. Es ist grausam, kriminell und widerspricht allem, was ich von der Schrift und der Liebe Gottes verstanden habe." Er hoffe sehr, dass die Menschen in den betroffenen Gebieten wahre Christen nicht mit jenen Leuten gleichsetzen.
Das Gros der Glaubenden scheint gegen die Zorn-Gottes-Prediger gefeit zu sein. Viele der Überlebenden danken Gott, dass sie den Sturm und die Flut überlebt haben. Mitten im "Sündenpfuhl" besuchen Zurückgebliebene einen improvisierten Gottesdienst, denn in der überschwemmten Stadt sind alle Kirchen geschlossen. Sie treffen sich etwa im "Kajun's Pub" im French Quarter. Annie Williams lehnt an einem Billardtisch: "Wir brauchen keine Kirche, um zu beten. Der Herr hört uns, wo immer wir auch sind." Wirtin Joann Guidos sagt: "Hier beten alle für die Opfer, und wir danken dem Herrn, dass er uns am Leben ließ."


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Do 8. Sep 2005, 16:50 - Beitrag #32

Moralapostel gibt es immer in Zeiten der Not. Hierzulande fallen sie nur nicht so auf, weil es weniger gibt. Dafür haben wir die militanten Ökologieprediger, die auch das Ende der Welt prognostizieren.

Die Göttin schütze die armen Leute "drüben" vor Fundamentalisten jedweder Couleur!

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Do 8. Sep 2005, 17:09 - Beitrag #33

Das Gros der Glaubenden scheint gegen die Zorn-Gottes-Prediger gefeit zu sein. Viele der Überlebenden danken Gott, dass sie den Sturm und die Flut überlebt haben. Mitten im "Sündenpfuhl" besuchen Zurückgebliebene einen improvisierten Gottesdienst, denn in der überschwemmten Stadt sind alle Kirchen geschlossen. Sie treffen sich etwa im "Kajun's Pub" im French Quarter. Annie Williams lehnt an einem Billardtisch: "Wir brauchen keine Kirche, um zu beten. Der Herr hört uns, wo immer wir auch sind." Wirtin Joann Guidos sagt: "Hier beten alle für die Opfer, und wir danken dem Herrn, dass er uns am Leben ließ."
Und deswegen dann Seiten über Seiten rauschende Worte in flammenden Zungen... Muß das sein?
Vor den Fundamentalpredigern können sie sich offenbar ganz gut selbst schützen. Ich hoffe nur, daß der Mehrheit ihr gesunder, sie stützender Glaube in all dem Wirrwarr nicht gefährdet wird - und daß die Prediger, die in dieser Weise "über die Stränge schlagen", sich durch ihren Geifer allmählich denn doch ins Abseits manövrieren.

aleanjre
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Do 8. Sep 2005, 18:28 - Beitrag #34

Leider gibt es immer zu viele Leute, die solchen Weltuntergangspredigern nur gar zu gerne glauben. Und sich über alle anderen überlegen fühlen, einfach nur auf Grund ihres Glaubens. :(

C.G.B. Spender
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Fr 9. Sep 2005, 01:52 - Beitrag #35

Das mit den falschen Predigern und dem Zorn der Götter erinnert mich nur allzusehr an die Römer und an ihre Kultur.
Dabei fiel mir ein Text von Sting ein ([b]All This Time)[/b]:

Zitat von Sting:... The teachers told us, the romans built this place
They built a wall and a temple, an edge of the empire Garrison town,
They lived and they died, they prayed to their gods
But the stone gods did not make a sound
And their empire crumbled, ’til all that was left
Were the stones the workmen found ...
Das Beste daraus, ist: "Sie lebten und sie starben, sie beteten zu ihren Göttern, aber die steinernen Götter gaben keinen Ton von sich. Und ihr Imperium zerbröckelte, bis allein die Steine übrig waren, die die Arbeiter fanden.... Und die ganze Zeit über floß der Fluß ins Meer..."

Das paßt jetzt vielleicht nicht so ganz zum Thema "New Orleans", aber im Bezug auf so manchen religiösen Fanatiker paßt es schon. In der Bibel steht so viel, da ist für jeden was dabei. Papier ist geduldig.

Ipsissimus
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Fr 9. Sep 2005, 09:22 - Beitrag #36

was mich anhand der Kommentare hier ein bißchen erstaunt, ist, daß anscheinend nicht erkannt wird, daß das nicht ein paar fehlgeleitete Fanatiker sind, sondern daß dahinter sich eine Kultur verbirgt, die solche und ähnliche Auffassungen systematisch vertritt, also viel, viel gefährlicher ist, als ein paar irregeleitete Freaks das je sein könnten.

Lykurg
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Fr 9. Sep 2005, 09:44 - Beitrag #37

daß dahinter sich eine Kultur verbirgt, die solche und ähnliche Auffassungen systematisch vertritt
Stimmt, nämlich das Christentum, allerdings in einer sehr eigenwilligen Auslegung. Spender hat da schon recht, man kann sich für sehr viele Dinge auf die Bibel berufen. Und gerade die Berichte von göttlichen Strafen, die das Alte Testament in größeren Mengen bietet (Sodom und Gomorrha, die Plagen in Ägypten oder die Sintflut, um nur ein paar der bekanntesten Beispiele zu nennen), werden von europäischen Spielarten des Christentums eben in weit geringerem Maße berücksichtigt. Die Wurzeln davon reichen bis in die Anfangszeit der Siedlungen in der Neuen Welt zurück, liegen nicht zuletzt darin begründet, daß eine Reihe von Glaubensgemeinschaften, die in Europa verfolgt wurden, dorthin fliehen konnten (wie etwa die Quäker). In diesem Zusammenhang bildete sich auch der Mythos von "God's Own Country", das als "Gelobtes Land" sich ja ebenfalls auf alttestamentarische Quellen (2. Mose) stützt.

Allerdings, Ipsissimus, solltest du dann auch sehen, daß diese Kultur eben auch den Nährboden für ein anderes Denken bietet, etwa für den Toleranzgedanken, der nur in wenigen Gesellschaften so stark zum Zuge kommt wie im immer noch mehrheitlich christlichen Westeuropa. (Übrigens auch für den Pazifismus - davon hat der Buddhismus allerdings auch eine ganze Menge in seinem 'Wahlprogramm' stehen.) Ja, das Problem des Fanatismus ist systemimmanent. Und: Nein, deswegen ist das System noch nicht vollständig falsch.

Ipsissimus
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Fr 9. Sep 2005, 11:27 - Beitrag #38

nun ja, trotz meiner Vorurteile gegen US-Amerika bin ich gerne bereit, zuzugeben, daß der christliche Fundamentalismus nur eine unter vielen, wenn auch verbreitete Subkultur des kulturellen Tiegels USA abgib.

Ob der Einfluss gemäßigter Subkulturen auf Dauer groß genug ist, den christlichen Fundamentalismus (nebst anderen US-amerikanischen Fundamentalismen) im Zaum zu halten, muss sich zeigen.

Ich stimme dir durchaus zu, daß dadurch das Christentum nicht als Ganzes desavouiert ist; das ist allerdings wieder eine andere Diskussion, die in der Matrix an anderer Stelle auch schon in aller Schärfe geführt wurde und wird.

aleanjre
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Di 13. Sep 2005, 01:21 - Beitrag #39

New Orleans/Miami (AFP) - Nach zwei Wochen Chaos infolge des Hurrikans "Katrina" wollen die Behörden in New Orleans wieder den Alltag einziehen lassen: Ersten Ladenbesitzern und Unternehmern soll die Rückkehr in die verwüstete Stadt erlaubt werden. Zudem scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen über mögliche Opfer nicht zu bestätigen: Die Zahl der Opfer könnte wesentlich geringer ausfallen als zunächst angenommen, sagte der neue Koordinator der Hilfsarbeiten vor Ort, Vize-Admiral Thad Allen.

Mit einem besonderen Erlaubnisschein der Polizei könnten die Unternehmer in ihre Läden und Betriebe im Geschäftsviertel des evakuierten New Orleans zurückkehren, sagte ein Sprecher der Polizei von Louisiana. Die Genehmigung gelte für Lebensmittelhändler, Tankstellenbesitzer, Gastronomen, Hoteliers und andere Mittelständler. Auch der Louis-Armstrong-Flughafen bereitete sich auf die Wiederaufnahme des kommerziellen Flugverkehrs vor.

Rettungskräfte fänden bei ihren Einsätzen im zurückgehenden Wasser wesentlich weniger Leichen, als manche zunächst befürchtet hätten, sagte Vize-Admiral Allen. Er rechne mit "viel weniger" als den befürchteten 10.000 Toten, sagte der Kommandeur der im Katastrophengebiet eingesetzten Truppen, General Russel Honore. Jene Zahl sei "in einem Augenblick großer Emotion" genannt worden. Nach neuen Leichenfunden in New Orleans erhöhten die Behörden die Zahl der bestätigten Todesopfer in der Stadt von 154 auf 197. Damit stieg die Gesamtzahl der Toten in den betroffenen US-Bundesstaaten offiziell auf 424.

US-Präsident George W. Bush traf zu seinem dritten Besuch in der Stadt ein. Erstmals wollte nach einer Einweisung in den Stand der Rettungsarbeiten in einem gepanzerten Fahrzeug eine Fahrt durch New Orleans unternehmen. Zuvor hatte er die Stadt nur überflogen.

Angesichts des näher rückenden Hurrikans "Ophelia" stellten sich hunderte aus den "Katrina"-Gebieten an die Ostküste evakuierte Familien auf eine erneute Flucht ein. Am Morgen befand sich "Ophelia" rund 450 Kilometer südöstlich der Küste von North Carolina, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami mitteilte. Mit rund fünf Kilometern pro Stunde bewegte sich der Hurrikan auf den Küstenabschnitt an der Grenze zu South Carolina zu. Dort sollte er bis zum frühen Dienstag auf Land treffen. Die Behörden stuften "Ophelia" als Hurrikan der Stärke eins auf der fünfteiligen Skala ein und warnten vor heftigen Regenfällen. "Katrina" war als Hurrikan der Stärke vier klassifiziert.

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*grübel*
Zum einen: wie groß muss ein Hurrikan denn werden, um eine 5 zu bekommen? Oder war Katrina vielleicht groß, aber nicht schnell genug?

Und dann: Okay, 10.000 Opfer war vielleicht emotional zu hoch eingesetzt, und da unten hatte ja auch kein Mensch mehr den Überblick. Aber dann doch so niedrig?

janw
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Di 13. Sep 2005, 01:33 - Beitrag #40

Angesichts von mehreren tausend Vermisstenfällen und angesichts der riesigen Trümmerberge, die da teilweise im Fernsehen zu sehen waren, könnte ich mir gut vorstellen, daß eine größere Anzahl Menschen vielleicht einfach nie gefunden wird.
Man muß auch vielleicht fragen, über welches Gebiet man spricht. New Orleans scheint ja der Focus der Betrachtung zu sein jetzt, aber andere Städte östlich davon sind viel stärker betroffen. Dort könnte ich mir erhebliche Opferzahlen auch vorstellen, die vielleicht nur jetzt nicht so ins Blicklicht geraten.

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