Kann ein Mensch seinem Wunsch gemäß handeln?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.

Habe ich, von untenstehendem Beispiel ausgehend, Handlungsfreiheit?

Ja
7
50%
Nein
1
7%
Nur wenn es einen freien Willen gibt
4
29%
Du willst gar keine Schokolade
2
14%
 
Abstimmungen insgesamt : 14

Padreic
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Mo 12. Sep 2005, 20:22 - Beitrag #41

@Maurice
Was besagt denn die Fragestellung dieses Themas, wenn ich sie denn richtig verstanden und konzentriert habe? Wenn ich den Wunsch (im Sinne von 'gefühlter Wunsch') habe, ein Stück Schokolade zu nehme, und ich es wirklich tue, handle ich dann meinem Wunsch gemäß? Ein tolles Thema...
Wobei es natürlich in den ursprünglichen Begriffsbildungen noch etwas fragwürdiger war. Weshalb dann wohl auch Ipsissimus das ganze nicht ganz so klar fand, denke ich, und Einwände hatte.

Für meinen Diskussionsstil muss ich mich nicht rechtfertigen, zumindest nicht hier. Dafür werde ich langsam zu alt. Obwohl ich meine Einmischung schon selbst bereue.
Das mit den Threads ist schon lange geschehen. Ipsi hat da teilweise Interessantes gepostet, sonst kam aber größtenteils Unsinn bei raus. Oder Off-Topic.
Insofern kann ich dir schon zustimmen, dass Off-Topic nervig sein kann. Zumindest sofern das Thema interessant ist. Aber wie ich sehe, sind deine Themen bzgl. Willensfreiheit in letzter Zeit meist Themen, wo eh niemand ernsthaft widerspricht, weil man entweder deine Behauptung für trivial oder zumindest wahr erachtet oder die Fragestellung als sinnlos. Dann muss man auch nicht so viel Aufhebens um einen Thread machen.
Es mag sein, dass einzelne deine oder auch eure Definition von Handlungsfreiheit nicht verstehen. Aber ich denke, sie ist klar genug gemacht worden und jede weitere Erläuterung dürfte zwecklos sein (außer es kommen noch unvorhergesehene kluge Fragen). Und damit auch eine Diskussion über diese Frage mit jenen, die sie wirklich nicht verstehen. Nur als Ratschlag.

P. S. Das mit dem Bewusstsein hatte ich übrigens durchaus gelesen. Ich finde die Leichtigkeit, mit der du irgendwelchen Begriffen unserer Alltagssprache irgendwelche Bedeutungen zudefinierst, immer wieder erstaunlich...nunja, darüber werden wir wohl niemals Einigkeit erzielen, müssen wir auch nicht.

janw
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Mo 12. Sep 2005, 20:27 - Beitrag #42

Maurice, wenn hier einer nicht unkonstruktiv meckert, dann Padreic.
Du sitzt einem schweren Irrtum auf, wenn Du die von Dir genannten Begriffe als eindeutig definiert ansiehst.
Ihre Definitionen sind vielmehr je nach dem individuellen Paradigmensystem recht unterschiedlich, und deshalb kann es in philosophischer Hinsicht auch nicht eine einzige wahre Antwort geben.

Maurice
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Mo 12. Sep 2005, 20:54 - Beitrag #43

@Janw: Ein Satz ist natürlich abhängig von der Bedeutung seiner Wörter wahr oder falsch.
Was die Begriffe angeht, so halte ich nur "Bewusstsein" wer zu diskutieren. In dieser Diskussion ist dies aber nicht nötig, da man sich auf das menschliche Bewusstsein beschränken kann (denn die Willensfreiheit des Menschens interessiert uns) und unter Bewusstsein werden wir für diese Diskussion ausreichend dasselbe verstehen.

@Pad: Du solltest dich vielleicht lieber mal fragen, ob es viel Sinn macht, ein Forum zu moderieren, in dem du inaktiv bist. Irgendwie scheint sich hier nämlich niemand wirklich für zuständig zu fühlen.
Was mein Thema angeht, so verstehe ich deine Logik nicht. Wenn man ein Thema sinnlos finde, dann schreibt man da doch nichts rein. Wenn also mein Thema sinnlos ist, dann kann die einzig vernünftige Reaktion darauf sein, es nicht zu kommentieren. Wenn es nichts zu diskutieren gibt, dann diskutiert man eben nicht. Aber über etwas anderes zu diskutieren, als es die Intension des Threads ist, ist schlicht und einfach ot.
Das Tollste ist ja, dass man auch noch kritisiert wird, wenn andere ot sind. :wand:
Und was den Sinn des Threads angeht: Les den Eingangspost, da habe ich es ausführlich erklärt, um was es gehn soll. Wenn du mit der Frage nichts anzufangen weißt, dass ignorier den Thread. Genauso wie es die hätten machen sollen, die wie du denken.

PS: Wenn das so weiter geht, mache ich am besten wieder ein paar Wochen Pause, in der Hoffnung, dass sich das Diskussionsniveau in dieser Sektion bis dahin gebessert hat und diese vielleicht sogar wieder einen Mod hat, der sich um die Sektion kümmert.

Padreic
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Mo 12. Sep 2005, 21:37 - Beitrag #44

@Maurice: Es kommt mir aus deiner Sicht etwas merkwürdig vor, dass du die Hoffnung hast, dass sich mit deiner Abwesenheit das Niveau hier verbessert, aber nunja. Glaube nicht, dass ein weiteres Wort meinerseits dir etwas sagen würde. Wie wenig du an einem Gespräch in diesem Thread interessiert bist, zumindest mit mir, zeigt das Vergangene.
Übrigens will ich noch darauf hinweisen, dass eine Voraussetzung der in deinem ersten an mich gerichteten Satz in deinem letzten Posting enthaltenen Suggestion falsch ist. Sei's drum.

Bowu
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Di 13. Sep 2005, 02:02 - Beitrag #45

Ich sagte doch nicht mehr, als dass ein Schlauch an einem Wasserhahn eine ganz andere Bedeutung hat als in einem Fahrradreifen. Ich sagte doch nicht mehr, als dass die klassische Definition von Handlungsfreiheit eng angelegt war an die klassische Definition der Willensfreiheit (welche eben nicht naturalistisch war). Dass das herauslösen aus dieser engen Beziehung sicher möglich ist, dass diese aber durchaus auch kritisierbar ist.

Wenn du es unmöglich findest, mit jemandem zu reden, der meint, dass eine Sache beeinflusst wird, wenn man sie vom gesamten Kontext löst, so tut mir das leid, aber mir scheint dies sehr offensichtlich, und ich weiss nicht ob es Sinn macht es tiefer zu begründen.

Es gab viele konstruktive Vorschläge die strittigen Punkte beizulegen, durch Begriffe die deutlicher das aufzeigten was gemeint war - siehe Handlungsbefähigung.

Ich fragte übrigens danach, warum du solange nichts gepostet hattest, weil die Kritik (die zumindest am Anfang völlig ohne Inhalt war) für alle die nicht wussten, dass e-noon auch deine Meinung schreibt wie aus heiterem Himmel kam. Ich finde es schade, wenn du bevor du jemanden anfährst nicht verdeutlichen kannst, wie du etwas meintest, wenn wir es falsch verstanden.

Ich fände es schade, wenn du nur weil nicht alle deine Meinung, dein Verständnis, und deine zwischenzeilige Intention verstanden eine Pause einlegst. Wünschen würde ich vielmehr, dass du die Hoffnung auf sachlicher Ebene nicht aufgibst, und in den strittigen Punkten im Zweifel mal eher ins Detail gehst, das scheint vor allem nach diesen ganzen Diskussionen deutlich sinnvoller, als das pochen auf die allgemeingültigkeit deiner Definitionen.

Maurice
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Di 13. Sep 2005, 10:53 - Beitrag #46

Ach hat doch keinen Sinn, noch weitere Erklärungsversuche durchzuführen, wenn die bisherigen gescheitert sind. Bleibt der Trost, dass es Personen gibt, die mich verstehen und die die Kritik meiner Gegner auch als unangebracht bewerten. Ich verkneife mir jetzt mal weitere Kommentare, weil sie aus welchen Gründen auch immer wohl auch unverstanden bleiben werden.

aleanjre
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Di 13. Sep 2005, 11:09 - Beitrag #47

Das erinnert mich an eine Nacht vor etwa 15 Jahren, in der ich etwa vier Stunden lang mit meinem aspergerautistischem Bruder heiß diskutiert hatte...
das Thema lautete: Der Sinn des Diskutierens. Mein armer Bruder, für den die allermeisten sozialen Konventionen ein Buch mit sieben Siegeln sind, konnte einfach nicht verstehen, welchen Sinn es haben könnte.
Sein Standpunkt: Wenn ich davon überzeugt bin, dass ein Apfel köstlich ist, und du davon überzeugt bist, ein Apfel ist widerwärtig, was soll man da noch diskutieren? Weder du noch ich werden die Diskussion gewinnen. Wir werden fruchtlose Stunden damit verbringen, auf unserem jeweiligen Standpunkt stehen zu bleiben, niemand bewegt sich vorwärts und nichts, was ich sage, wird dich dazu bringen, Äpfel zu mögen!
Mein Standpunkt: Du hast völlig Recht, ich werde Äpfel nicht lieben lernen. Aber wenn ich meinen Job gut mache, wirst du anschließend wissen woher meine Abneigung kommt und wie es sich für mich anfühlt, einen Apfel auch nur zu sehen oder zu riechen. Du wirst wissen wie es ist, einen Apfel zu verabscheuen. Und wenn du es gut machst, werde ich die Freude kennen, die einen Apfelliebhaber erwartet, sobald er einen Apfel in der Hand hält. Ich werde die Sicht eines Menschen, der Äpfel liebt, verstanden und akzeptiert haben und trotzdem weiterhin Äpfel verabscheuen. Diese neue Sichtweise wird meinen Horizont erweitern, und zudem werde ich noch nach Jahren freudestrahlend auf das Gespräch zurückblicken. Und ja, vielleicht wird diese positive Erfahrung mich dazu bringen, beim Anblick eines Apfels zu lächeln statt wie bisher das Gesicht zu verziehen.
Nach vier anstrengenden, aber ungemein positiven Stunden hatte er mich verstanden: Du diskutierst also nicht, um zu gewinnen oder zu verlieren, sondern um Erfahrungen zu sammeln?
Ja, mein Bruder...

Maurice, wenn bislang niemand deinen Standpunkt annehmen wollte, liegt das schlicht in der Natur der Sache. Wenn bislang aber auch niemand bereit war, deinen Standpunkt zu verstehen, dann ist die Diskussion schlecht gelaufen.

Ipsissimus
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Di 13. Sep 2005, 12:39 - Beitrag #48

nach meinem Eindruck liegt es - abgesehen von Detailfragen - eher am Grundverständnis, wie Philosophieren vonstatten zu gehen habe. Ohne Maurice zu nahe treten zu wollen, scheint er Philosophie im Sinne von "anhand eines Anwendungsfalls nachdenken, was ein Philosoph vorgedacht hat" zu betreiben. Ich betreibe als Teilaspekt Philosophie im Sinne von "Hinterfragen, was ein Philosoph warum gedacht hat und detaillierter Nachweis der Kontingenz dieses Gedachten".

janw
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Di 13. Sep 2005, 14:35 - Beitrag #49

Gute Einblicke in die Welt eins Aspergers, alea! Und Ipsi, d´accord!

Als Ergänzung zu alea von mir noch, daß von mir aus die Diskussion in dem Sinne nicht schlecht gelaufen ist. Verstehen, aber gerne!

e-noon
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Mi 14. Sep 2005, 18:55 - Beitrag #50

Die Diskussion muss sich nicht unbedingt wieder aufgewärmt fühlen, aber ich würde zu Bowus Bemerkung, ein Begriff sei aus dem Kontext herausgenommen verändert, ein Beispiel bringen, das meine Sicht dazu zeigen soll.

Wenn ich eine Farbe - eine exakt definierte Farbe, zb. azurblau nach der DIN (oder anderen) Norm - auf einem weißen Hintergrund sehe, erscheint sie mir dunkel. Sehe ich sie auf einem schwarzen Hintergrund, erscheint sie mir weiß. Sehe ich sie allein, erregt sie Aufmerksamkeit, ist sie von rot, grün, gelb und anderen Farben umgeben, kann es sein, dass sie mir gar nicht auffällt. Sie erhält je nach Kontext eine andere Tönung. Aber sie bleibt azurblau.

Ebenso ist es mit Handlungsfreiheit: Wenn ein Subjekt mit hinreichenden Bedingungen für Handlungsfreiheit einen Wunsch hat, und dazu die Möglichkeit (befähigung ist imo doch nicht so gut, weil ja auch die äußeren Umstände eine Rolle spielen) hat, so hat es Handlungsfreiheit. Wenn irgendein Mensch den Wunsch hat, sich auf einen Stuhl zu setzen, mag er Willensfreiheit besitzen, absolut frei oder determiniert sein - er hat immer Handlungsfreiheit. Das ist meine Meinung ^^

Und selbst wenn Ipsi Handlungsfreiheit die ganze Zeit verstanden hat, hätte er erst sagen können, dass er sie so verstanden hat und es sie nach dieser Definition gibt, und dann, dass er das Wort für die Bedeutung nicht für angemessen halte - das hätte imo die Diskussion auch ungemein erleichtert.

Er kann es aber nicht verstanden haben, oder er hat sich nie auf die Definition eingelassen, denn ich brachte ein analoges Beispiel zu dem des threadanfangs und dazu meine Definition, und er verneinte die Handlungsfreiheit. Für mich legt das die Vermutung nahe, dass der Fehler nicht ganz bei meinen Bemühungen gelegen haben kann.
e-noon: "Handlungsfreiheit ist bereits gegeben, wenn ich den Wunsch verspüre, einen Apfel zu essen, und dies auch tue" Ipsi: Nein^^

Ipsissimus
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Mi 14. Sep 2005, 19:46 - Beitrag #51

Wenn ich eine Farbe - eine exakt definierte Farbe, zb. azurblau nach der DIN (oder anderen) Norm - auf einem weißen Hintergrund sehe, erscheint sie mir dunkel. Sehe ich sie auf einem schwarzen Hintergrund, erscheint sie mir weiß. Sehe ich sie allein, erregt sie Aufmerksamkeit, ist sie von rot, grün, gelb und anderen Farben umgeben, kann es sein, dass sie mir gar nicht auffällt. Sie erhält je nach Kontext eine andere Tönung. Aber sie bleibt azurblau.


sagen wir so: ich diskutiere über Essentialität, nicht über Accidentialität.

"Azurblau" ist accidentiell - essentiell wäre im Rahmen deines Beispiels die Frequenz des Lichtes. Es führt zu keinerlei Brüchen, "azurblau" als "grün" zu bezeichnen, wenn alle den Bezeichnungswechsel mitmachen; es führt sehr wohl zu Brüchen, zu sagen, "jetzt tun wir alle so, als sei eine Frequenz von 1GHz real 1 MHz".

Nach meinem Dafürhalten ist "Handlungsfreiheit" accidentielle Charakterisierung, da sie im Rahmen euerer Definition nur das Phänomen bezeichnet, daß Materie bewegt sein kann. "Freiheit" im Sinne von "Willensfreiheit" ist aus meiner Sicht essentiell - es ist ein riesiger Unterschied, ob die Materie sich deswegen bewegt, weil jemand anderes die Fäden zieht, oder weil ich als Folge der inhärenten Fähigkeit meines Soseins, den blinden Ablauf des Uhrwerks zu verändern, genau dies will.

Die Welten, in denen das eine oder das andere reale Gegebenheiten beschreibt, schließen infolgedessen einander aus. Maurice´ ursprüngliche Frage ist insofern überflüsig, als im Rahmen der Vorgabe "Determinismus" der Freiheitsbegriff, der einer anderen Welt angehört, in sich zusammengebrochen ist, nur noch eine zufällige Laut-Übereinstimmung darstellt; daß Materie im räumlichen Verhältnis zu anderer Materie Positionsänderungen erfahren kann, darüber brauchen wir uns wohl kaum zu verständigen.

e-noon
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Mi 14. Sep 2005, 21:18 - Beitrag #52

Das habe ich jetzt nicht verstanden :| Aber eben da Handlungsfreiheit nicht viel anderes ist als bewegte Materie unter bestimmten Bedingungen (Möglichkeit, dem Wunsch gemäß zu handeln), hat es mich so stark verwundert, dass du sie verneintest.

Ipsissimus
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Mi 14. Sep 2005, 22:51 - Beitrag #53

sagen wir so: es ist mein Misstrauen, dir und Maurice und allen Deterministen gegenüber, daß dann, wenn ich darin wanke und auch nur versuchsweise "Handlungsfreiheit" vor dem Hintergrund eurer Determinismusannahme begrifflich akzeptiere, daß ihr mir dann unversehens im nächsten Schritt damit kommt, daß ich ja die Freiheit des Menschen und damit seine Schuldfähigjeit im Rahmen eines deterministischen Systems eingestanden habe.

Du und Maurice seid euch dessen absolut nicht bewußt, aber ihr mischt die Ebenen auf in die Irre führende Weise^^

e-noon
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Do 15. Sep 2005, 17:47 - Beitrag #54

Auf möglicherweise DICH Irre führende Weise ;) Ich komme damit ganz gut zurecht.

In einer Diskussion lange Zeit zu verneinen, dass etwas möglich ist, nicht weil man es nicht für möglich hält, sondern nur, weil man den nächsten Schritt einer möglichen Schlussfolgerung des Diskussionspartners nicht mit nachvollziehen möchte, finde ich etwas unfair :| mach das bitte nicht mehr, denn es behindert eine flüssige Diskussion doch sehr. Wenn du damit einverstanden bist, dass sich aus meiner Definition von Handlungsfreiheit ergibt, dass Handlungsfreiheit möglich ist, kannst du das ja zunächst einmal deutlich machen. Und DANN erklären, dass du den Schluss, den du nun von uns erwartest, nicht ziehst, oder dass dir das Wort für den Begriff nicht treffend erscheint. Einverstanden?

Du hast damit "Freiheit" im gleichen Sinne wie "Möglichkeit" zugestanden, nicht mehr und nicht weniger. Schuldfähigkeit folgt nicht notwendig aus Handlungsfreiheit, und wenn ich das behaupten würde, könntest du ja einfach DANN widersprechen ;)

Ipsissimus
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Do 15. Sep 2005, 22:10 - Beitrag #55

ich bin inhaltlich absolut nicht damit einverstanden, daß sich aus deiner Definition von Handlungsfreiheit ergibt, daß´im Rahmen eines deterministischen Systems Handlungsfreiheit möglich sei^^

deine Definition beschreibt lediglich eine Voraussetzung dafür, daß man von einem solchen System überhaupt irgendetwas sagen kann, was darüber hinausgeht, daß es existiert; insofern beschreibt sie eine Determinante eines solchen Systems, keine Möglichkeit desselben^^

meine Kritik ist nach wie vor eine Sprachkritik; die Zusammenfügung der Bestanddteile "Handlung" und "Freiheit" führt im Rahmen eines deterministischen Systems in die Irre. Dies liegt - neben der Vermischung imkompatibler Ebenen - nicht an der (Un)Exaktheit der Definition, sondern darin, daß ein Wort über seine Wörterbuchdefinition hinaus ein Begriffsfeld, ein Konnotationsfeld und - most important - ein Assoziationsfeld mit sich führt, die zusammen erst die "Bedeutung" dieses Begriffs ergeben. Der Versuch, von einem Begriff in fachsprachlicher Manier alle unerwünschten "Anhängsel" dieser Art abzuschneiden mag dir zwar wünschenswert erscheinen, aber so funktioniert Sprache nicht.

Du scheinst das übrigens selbst ein bißchen zu ahnen, denn sonst hättest du die sehr viel unverfänglicheren Begriffe "Mobilität" oder "Beweglichkeit" wählen können^^ Aber es liegt dir anscheinend daran, den Wortbestandteil "Freiheit" da mit einzubringen, aufrechtzuerhalten; für mich ist es eine logische Frage, warum^^

Und ich bin nicht damit einverstanden, solche anscheinenden Kleinigkeiten bei meiner Diskussionsstrategie außen vor zu lassen; dahinter verbergen sich nämlich fast immer die wirklich spannenden Sachen^^

daß Menschen mit ihren Irrtümern zurechtkommen, liegt übrigens in der Natur mancher Irrtümer und der menschlichen Psyche begründet^^

e-noon
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Fr 16. Sep 2005, 14:58 - Beitrag #56

Mir wäre es völlig egal, Handlungsfreiheit in Handlungsmöglichkeit umzubenennen, wenn dann irgendjemand, der sich mit dem Thema näher befasst hat, mich noch verstehen würde. Es ist also kein Problem für mich, in dieser Diskussion schlicht von Handlungsmöglichkeit zu sprechen, obwohl ich mittlerweile an "Handlungsfreiheit" gewöhnt bin.
Ich habe das Wort schließlich nicht definiert, so wie ich auch Apfel nicht definiert habe, ich habe es einfach übernommen. Du solltest mir also nicht vorwerfen, dass es eine weltweite Verschwörung der Deterministen sei mit dem einzigen Zweck, dir Freiheit im Determinismus unterzujubeln, wogegen du ja ohnehin in der Lage bist dich zu wehren.

Abgesehen davon macht es natürlich auf etwas persönlicher Ebene einen Unterschied, also einen wahrgenommenen, keinen ontologischen, ob der Lauf der Dinge gegen oder entsprechend den eigenen Wünschen determiniert ist. Und zweifelsohne fühlt man sich im allgemeinen im zweiten Falle freier als im ersten. Daher ist "Handlungsfreiheit" gar nicht so verkehrt, da es ja vom zweiten Fall ausgeht; andererseits ist es verwirrend, da ontologische und phänomenologische Ebene somit vermischt würden.

Du bist vielleicht nicht mit dem Begriff/der Definition einverstanden; nach wie vor lautet meine Kritik, dass du mich nicht zwei Seiten erklären lassen solltest, wenn dir schon längst klar ist, dass sich aus der Definition die genannten Folgen ergeben. Es reicht doch, die Definition danach anzufechten.

Manchmal scheinst du mich wirklich sehr stark anders einzuschätzen als ich selbst :confused: seltsam.

Ipsissimus
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Mo 19. Sep 2005, 16:49 - Beitrag #57

Du solltest mir also nicht vorwerfen, dass es eine weltweite Verschwörung der Deterministen sei mit dem einzigen Zweck, dir Freiheit im Determinismus unterzujubeln

der Vorwurf wird nicht allein gegen die Deterministen, vielmehr allgemein gegen die große Mehrheit der Philosophen erhoben, die sich allzuoft als Argumentationslieferanten für die Mächtigen gerierten, weswegen Macht gut zu nennen sei^^ so könnten zum Beispiel ganze Passagen aus den "Politeiea" von Platon auch im Programm der NSDAP gestanden haben, bis in Details der Wortwahl hinein

speziell bei den Deterministen habe ich allerdings schon das Gefühl, daß viele von ihnen den "absolutistischen Kick" des strengen Determinismus zwar schick finden, andererseits aber nicht gerne auf Schuld, Strafe und Vergeltung, Moral und Gesetz mithin, verzichten wollen, und daher auf Grund gewisser Begründungsschwierigkeiten, die strenger Determinismus hierfür bereithält, zu leider nicht nur gelegentlich abstrusen logischen Konstruktionen greifen.

Bowu
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Mo 19. Sep 2005, 17:00 - Beitrag #58

Da stimme ich dir zu, nach 2000 Jahren Abendland ist unsere Sprache mehr für Theologen geeignet als für Deterministen. Ich bleibe auch dabei, dass ich es für keinen Gewinn (für den deterministischen Standpunkt) halte, die Überreste dieser metaphysisch untersetzten Systeme einem Aaßfresser gleich in seine eigenen Systeme hereinzumodeln.

e-noon
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Mo 19. Sep 2005, 18:15 - Beitrag #59

Das muss nicht sein, das stimmt. Mir wäre es auch lieber, da eindeutiger, wenn das Wort "Handlungsmöglichkeit" lautete; andererseits habe ich aber wie gesagt meine Gründe dafür, iA "Handlungsfreiheit" beizubehalten.

Schuld, Vergeltung, Strafe... darüber müsste man diskutieren :cool:
Ich plädiere jedoch eindeutig dafür, Gesetz und auch Moral oder eher Ethik als Wort und als Begriff im Determinismus beizubehalten. Dass es im Determinismus Gesetze geben kann, wirst du nicht wirklich bestreiten!? Und dass Mensch in der Lage ist, sich selbst Regeln zu setzen und die häufig auch zu befolgen (Ethik/Moral), wohl auch nicht.

@Missbrauch: Irgendwer hier im Forum hatte so eine schöne Sig: Gib mir fünf Zeilen, geschrieben von dem tugendhaftesten Menschen der Welt, und ich werde genug darin finden, ihm sein Todesurteil zu schreiben.
Man kann nahezu alles ge- oder missbrauchen, was je geschrieben wurde, manchmal kann man es 1:1 übernehmen, manchmal muss man eben ein bisschen daran herum deuteln, aber das dem Autor zuzuschreiben, halte ich nicht für sinnvoll oder gerechtfertigt. Auch der Name Christi stand (metaphorisch) auf den Bannern der Kreuzzüge und der Hexenverbrennung, nur als Beispiel. Wie aus "liebet eure Feinde" "Verbrennt die Ungläubigen" wurde, weiß ich zwar nicht genau...

Für Strafe und Gesetze brauche ich keine andere Begründung als die, dass Gesetze mich schützen und Strafe zur Einhaltung der Gesetze beiträgt. Ich werde sicher nicht versuchen, Freiheit auf geheimen Pfaden in den Determinismus zu schleusen, wenn ich schon eine der besten Begründungen habe: Gesetze sind gut für mich.

Ipsissimus
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Di 20. Sep 2005, 10:14 - Beitrag #60

Dass es im Determinismus Gesetze geben kann, wirst du nicht wirklich bestreiten!?
im Determinismus kann es alles geben, was inszeniert werden kann. Was es nicht gibt, ist ein innerer Grund aus den Sachverhalten selbst heraus. Schuld kann inszeniert werden, Strafe kann inszeniert werden; die diesen Begriffen zugrundeliegenden Sachverhalte bleiben belanglos; oder würdest du einen Bühnenschauspieler, der auf der Bühne, den Fäden der Regieanweisung und des Drehbuchs folgend, einen Mörder spielt, tatsächlich für einen Mörder halten?

Nach wie vor, du entnimmst dem strengen Determinismus dein Bedürfnis(?) nach strenger Determiniertheit und aus nichtdeterministischen Konzepten dein Bedürfnis(?) nach Schuld, Strafe, Moral usw. und mischst damit einander Ausschließendes

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