Sollen die Kinder aus den Abenteuererzählungen der Eltern lernen?
Bei mir werden die Kinder da nicht viel zu lernen haben, weil es nicht viel an Abenteuern gibt. Später mehr dazu.
Jeder muss mal rotzbesoffen gewesen sien um zu wissen wie das ist.
Ja um zu wissen wie sich das anfühlt, muss man es erlebt haben. Aber niemand muss sowas wissen. Dieses Wissen ist nicht notwendig. Man braucht etwas nicht selbst erfahren zu haben, um darüber urteilen zu können. Sonst könnte ich dir z.B. vorhalten, dass du nicht über Vergewaltigungen urteilen kannst, weil du noch nie jemanden vergewaltigt hast (ich gehe da mal einfach von aus). Trotzdem wird wohl jeder meinen, über Vergewaltigungen urteilen zu dürfen. Genauso kann man dann auch über Alkohol und Drogen urteilen, auch wenn man sie nicht konsumiert hat.
Aber nun zu meiner Vergangenheit:
Meine Eltern haben mich eigentlich immer das machen lassen, was ich machen wollte, weil ich nichts angestellt habe. Ausnahmen gab es da natürlich schon, z.B. wenn ich meine Schwester geärgert habe. Dann wurde mir aber auch erklärt, warum ich etwas nicht machen sollte. Ich glaube das ist auch ein ganz wichtiger Punkt, was sich auch bei Anaeyons Ausführungen zeigt.
In der Pubertät (also die Zeit, die man normal als diese beschreibt, auch wenn ich den Eindruck habe, dass sie fast unmerklich an mir vorbeigegangen ist) war laissez faire angesagt. Ich konnte machen was ich wollte. Ich habe ja auch nicht den Unsinn gemacht, den meine Altersgenossen gemacht haben. Ich habe nicht gesoffen, nicht geraucht, habe keine Randale gemacht usw. Stattdessen habe ich mich schon früh immer mehr von den Gleichaltrigen distanziert, weil sie mich idR gelangweilt haben. Es war wohl ein glücklicher Umstand, dass zwei gute Freunde meiner Eltern Interesse an mir bekommen haben, als sie hörten, dass ich von mir aus angefangen hatte klassische Musik zu hören (ka wie alt ich damals war, glaube 13). Sie kannten mich zwar schon, seit ich ein Baby war, aber war ich nicht auffällig gewesen und mein Interesse an Videospielen in der Grundschule stieß bei ihnen nicht auf Begeisterung. Sie sind von da an mit mir ins Theater, in die Oper, auf Museumseröffnungen, zum Essen und zu anderen kulturellen Ereignissen gegangen. Es handelte sich hier nicht um eine gezielte Lenkung, sondern lediglich um positive Impulse, die ich so von zu hause aus nicht bekam. Man konnte diesen Umstand dahingehend als Glücksfall bezeichnen, weil ich sonst irgendwann komplett unter der Erde an meinem PC verschwunden wäre.
Rebellisch wurde ich wenn überhaupt nur gegen meinen Vater. Nicht weil er mir Vorschriften machte, sondern weil er eine psychische Kriese geriet, von der er nicht mehr herauskam. Er wurde damit zu meinem Anti-Vorbild und ich konnte ihn immer weniger leiden, was sich zu einer Antiphatie und Verachtung steigerte. Es war eine Rebellion im Stillen. Ich ging ihm aus dem Weg und zeigte die kalte Schulter. Meine Antwort auf sein Verhalten war Gefühlskälte.
Wenn ich nun überlege, wie ich meinen Kindern gegenüber sein möchte (nehmen wir mal an, ich werde mal welche haben), dann will ich sie entscheiden lassen, was sie machen möchten, aber nur zu einer gewissen Grenze. Ob sie nun Fußball oder Basketball im Verien spielen wollen ist natürlich ihre Sache. Ob sie die Freizeit im Keller oder im Wald verbringen auch. Aber irgendwelchen Unsinn, wie wilde Partys mit rauchen und saufen kommt bei mir nicht in Frage. Wenn ich sowas nicht gemacht habe (ich war bisher nur ein mal wirklich besoffen und das war ein Versehen am Ende der Wehrdienstzeit), dann kann ich das auch von jedem anderen Jugendlichen verlangen, vor allem von meinen Kindern! Begründungen wie "Coolness", "Peer-Group" oder sowas in der Richtung spielen für mich keine Rolle. Ich werde darüber diskutieren, aber bei manchen Fragen möchte ich konsequent bleiben.