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Mi 21. Sep 2005, 16:46 - Beitrag #41 |
Haben die Eltern nicht auch manchmal das Problem, dass sie einsehen müssen, dass sie falsch gehandelt haben in der Erziehung?
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"Mut ist oft Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht zuletzt auf guten Informationen beruht."
Sir Peter Ustinov (16.04.1921-28.03.2004) |
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Mi 21. Sep 2005, 17:13 - Beitrag #42 |
...ein gewaltiges Problem u.U. würde ich mal sagen Maschine..das hast du richtig erkannt, und dann, wie ist die Möglichkeit gravierende Fehler zu beheben, wenn eh schon alles verkorkst wurde.? sehr gering, nicht wahr.?!
andererseits ist es wirklich kein Leichtes, absolut die Fehler der Eltern bei den eigenen Kindern zu umgehen. Natürlich gewisse, offensichtliche Dinge und prägnante Erziehungsmassnahmen könnenbewusst umgangen und verändert werden, mit Sicherheit..aber die unbewussten kleinen Fehler schleichen sich doch mitunter ein, und so denke auch ich manchmal, mein Gott, so wollte ich eigentlich nie werden wie meine Mutter...und warum tue ich mir so schwer mit den direkten Liebesbeweisen zu meinen Kindern...? warum sage ich andauernd Sachen, wie zieh dir noch eine Jacke an, schliesse doch das Fenster und meine eigentlich- Kind, ich liebe dich.. |
Wenn wir den Platz einnehmen, der der unsere ist, dann entdecken wir das, was wir im Grunde sind.
Mögest du an jedem Tag spüren, dass auch die dunklen Stunden einen göttlichen Schimmer besitzen |
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Mi 21. Sep 2005, 17:53 - Beitrag #43 |
@Rauchen und Trinken: Also für meine Eltern sind es zwei unterschiedliche Dinge, während Rauchen etwas ganz schlimmes ist (das denk ich selbst auch und rauche deswegen nicht), ist Alkohol nicht wirklich ein Thema, mir wurde nie gesagt ich soll mich nicht besaufen oder ich soll nicht so viel trinken, wenn ich mal angetrunken war und meine Eltern dabei waren (bzw, ich kam nach hause) dann habe sie nie was gesagt. Ich weiss nicht ob sie so auf meinen gesunden Verstand vertraut haben (im großen und ganzen zurecht) oder ob es ihnen egal war...
@Aufklärung: Meine Eltern haben mich nie aufgeklärt, das ist auch ein Thema über das ich immer noch mit meinen Eltern kaum reden kann (und ich bin schon 20) ![]() ![]() ![]() ![]() |
God´s in his heaven. All`s right with the world.
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Mi 21. Sep 2005, 19:20 - Beitrag #44 |
Ein umfassendes Statement kommt noch, erst mal zu lykurg:
Ich finde auch, dass bei Musikerziehung zB. oder bei Dingen, bei denen Kinder einfach nicht die nötige Ausdauer aufbringen könnten (Zähneputzen, ins Bett gehen... ![]() Mir wäre es unangenehmer, wenn mir mein Kind vorwirft, ich hätte sein bahnbrechendes Talent verkümmern lassen, als wenn es sich über das Klavierüben beschwert und keinen Bock hat. @Aufklärung: Das und Liebe offen zeigen sind die Themen, die ich meiner Mutter am höchsten anrechne. Sie geht sehr natürlich mit dem Thema um, ein bisschen mädchenhaft-verschämt, wenn es um eigene Erfahrungen (ihre oder meine) geht, aber meist so freundinnenhaft-neugierig und interessant, dass ich sie einfach küssen könnte ![]() In der Beziehung habe ich einfach riesiges glück, auch wenn ihre Ansichten sich natürlich nicht immer mit meinen decken. Die unbedingte, verlässliche Liebe meiner Mutter ist glaube ich eines der Dinge, die mir am wichtigsten waren und sind. Anders als bei meinem Vater, der mich lieber mehr in RUhe lassen sollte, oder meinem Großvater, bei dem ich zusätzlich den Drang verspüre, alles richtig zu machen, die Erwartungen zu übertreffen und mir so seine Liebe zu garantieren, weiß ich, dass meine Mutter mich einfach IMMER lieben wird. |
Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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Do 22. Sep 2005, 08:24 - Beitrag #45 |
Musik: Dazu folgende Überlegung. Was soll mit der musikalischen Erziehung erreicht werden? Wer ein Instrument zur Konzertreife mitbringen will, braucht außer Talent schon von frühestem Kindesalter viel Übung. Jeden Tag, mehrere Stunden. Das schafft ein kleines Kind von 4, 5 Jahren nicht freiwillig, dazu gehört erheblicher Zwang. Und das lehne ich vehement ab! Denn ein Kind in diesem Alter sollte für nichts stundenlang stillsitzen müssen, ganz bestimmt auch nicht für Instrument.
Wenn es also spielerischer, ohne starken Zwang zugehen soll, wird das Kind vielleicht nicht mehr eine große Musikkarriere starten können. Aber das Risiko gehe ich ein! Meine Große lernt im Moment Keyboard. Mit 4 Jahren hat sie auf Klimperbasis angefangen, mit 6 wurde es dann ernsthafter. Einmal in der Woche hat sie Unterricht. In der Woche sehe ich, dass sie mindestens jeden 2. Tag ein paar Minuten übt. Wenn zuviel Stress in der Schule war, bestehe ich nicht darauf. Sie hat sehr viel Spaß am Spiel, und ich zweifle nicht, dass sie dieses Instrument vollständig lernen wird. Eben halt etwas später. Wo ist das Problem? Sie wird es nicht zu ihrem Beruf machen können, es sei denn, sie entscheidet sich selbst in den nächsten zwei Jahren, von nun an immense Kräfte dahinein zu investieren. Aber sie wird sich die Welt der Musik erschließen und davon profitieren. Wichtig für die Kindererziehung in meinen Augen: Bedingungslose Liebe, Respekt, erkennen von Bedürfnissen und Talenten, strikte Konsequenz. |
... alles wird gut...
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Do 22. Sep 2005, 08:50 - Beitrag #46 |
e-noon,
sehr schön, wie du über deine Mutter schreibst. Diese Bedingungslosigkeit der Liebe ist etwas, das mich selbst verblüfft. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich zu meinen Kindern wie eine Löwin zu ihren Jungen stehen würde. Ich doch nicht! Aber genau so ist das Gefühl. Manchmal finde ich diese Intensität fast albern, aber sie scheint meinen Kindern gut zu tun. Offenbar vermittelt sie Sicherheit. Wohlgemerkt: Der Schritt zum Ersticken und Überwältigen liegt immer ganz nah. Das ist für mich wohl die größte Herausforderung, diesen Schritt nie zu tun. e-noon, was unterscheidet die Zuneigung deiner Mutter von jener deines Vaters? |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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Do 22. Sep 2005, 10:26 - Beitrag #47 |
meine Eltern haben auch immer bedingungslos zu mir gestanden - sagen sie. Nur hatten sie meine gesamte Kindheit und Jugend hindurch eine Art, dies zu zeigen, die ich - um das allermindeste in ruhigem Ton zu sagen - bis heute nicht akzeptiere.
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Do 22. Sep 2005, 11:46 - Beitrag #48 |
Du hast bis jetzt erzählt, das sie weder deine Talente noch deine Bedürfnisse erkannten noch förderten. Bedingungslose Liebe allein hat noch nie gerreicht.
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... alles wird gut...
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Do 22. Sep 2005, 12:13 - Beitrag #49 |
nein, ich habe erzählt, daß sie einen Teil meiner Talente förderten und einen anderen Teil am liebsten aus mir herausgebrannt hätten
"Bedürfnis" ist ein Wort, das meine Eltern nicht kennen |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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Do 22. Sep 2005, 12:18 - Beitrag #50 |
So detailliert, dass sie nur einen Teil deiner Talente anerkannten, warst du zumindest in keinem Posting, dass ich gelesen habe. Mein Stand ist, dass du mehr Förderung wolltest, sie fähig gewesen wären, es dir zu geben und es aus Nachlässigkeit/Ignoranz nicht getan hatten.
Ohne mir dazu ein wertendes Urteil zu erlauben: "Elternschaft" ist an keiner mir bekannten Uni Lehrfach. (Pädagogik hat mit dieser Wissenschaft gar nichts zu tun). Niemand wird als Vater oder Mutter geboren, und 9 Monate Vorbereitung sind einfach viel zu kurz. Auch mir werden meine Kinder in 15, 20 Jahren meine Fehler hochrechnen. Vielleicht haben deine Eltern versagt. Vielleicht wussten sie einfach nicht, wie sie es hätten besser tun sollen. |
... alles wird gut...
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Do 22. Sep 2005, 12:51 - Beitrag #51 |
daß Eltern und Kinder in einem "natürlichen Konfliktverhältnis" zueinander stehen, bei dem es ein Geben und Nehmen gibt und die Kinder eines Tages infolge eigener Elternschaft plötzlich über das lächeln können, was ihnen anläßlich ihrer Erziehung zugemutet wurde, ist die eine Geschichte.
Die andere Geschichte ist die, daß ein erwachsener Mensch im Vollbesitz seiner geistigen und emotionalen Kräfte und längst außerhalb aller Trotzphasen sagen muss "ihr habt üblen, dummen und irreversiblen Mist mit mir veranstaltet" und damit genau die Sachen meint, die seine Eltern sich selbst und die Gesellschaft ihnen als erzieherische Leistung hoch anrechnen |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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Do 22. Sep 2005, 13:25 - Beitrag #52 |
Während ich die unterschiedlichen Beiträge von euch las, fragt ich mich die ganze Zeit eigentlich nur eines. Wieso müssen Eltern fehlerlos sein? Sie sind Menschen, keine Götter. Jeder macht und hat auch das Anrecht Fehler zu machen. Ich als Tochter, genauso wie sie als Eltern. Vielleicht kann ich das so leicht sagen, da ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern pflege. Dies mehr oder weniger seit klein auf. Doch auch sie - genauso wie ich - haben Fehler gemacht. Mein Verhältnis zu meinem Vater war nicht immer unproblematisch, oft gab es Streit. Gestritten habe ich auch mit meiner Mutter. Doch trotzdem, durch all die Jahre konnte ich mit dem Wissen leben lernen, dass sie immer an meiner Seiten stehen werden. Unabhängig von irgendetwas. Ich hatte, habe die Sicherheit erlebt, die ein Kind, eine junge Erwachsene braucht, um zu lernen auf den eigenen Beinen zu stehen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und meiner Meinung nach, verzeiht es alle Fehler, die auch meine Eltern über die Jahre gemacht haben.
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
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Do 22. Sep 2005, 13:37 - Beitrag #53 |
Ich überlege gerade, was so allgemein als "erzieherische Leistung" betrachtet wird. Da du auch schon ein paar Tage älter bist, muss ich wohl ein bisschen zurückschauen. Ordnung. Gehorsam. Fleiß. Zielstrebigkeit. Ehrgeiz. Anpassung. Kann es sein, dass deine Eltern eine sehr genaue Vorstellung von dem hatten, wie ihr Sohn zu sein und zu werden hatte? Dass diese Vorstellung festbetoniert war in ihren Köpfen? Dass ein nachdenkliches, fragendes, empathisches Kind - ein sensibler Junge gar - überhaupt nicht kompatibel war mit dieser Vorstellung? "Übel, dumm und irreversibel" klingt nach harter Hand und zerbrochenen Träumen. |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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Do 22. Sep 2005, 15:36 - Beitrag #54 |
...genau, und das Kind ist nichts weiter als hilflos, ohnmächtig, machtlos und der Beginn einer nie zu Ende gehenden Einsamkeit wurde geschaffen....
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Wenn wir den Platz einnehmen, der der unsere ist, dann entdecken wir das, was wir im Grunde sind.
Mögest du an jedem Tag spüren, dass auch die dunklen Stunden einen göttlichen Schimmer besitzen |
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Do 22. Sep 2005, 15:41 - Beitrag #55 |
ja **sowohl zu Milly wie auch zu Feuerkopf**
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Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
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Do 22. Sep 2005, 17:12 - Beitrag #56 |
Hilflos, ohnmächtig, das unterschreibe ich. Aber die Einsamkeit ist etwas, was man irgendwann selbst überwinden kann, vor allem, wenn man verstanden hat, welche Mechanismen dafür verantwortlich waren/sind. Das erfordert Mut. Verzweifelten Mut. |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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Do 22. Sep 2005, 20:13 - Beitrag #57 |
Das ein Kind sich einsam, hilflos und ohnmächtig fühlt, ist schlimm.
Aber wenn ein Erwachsener nicht lernen kann, dass Trauma seiner Kindheit zu überwinden, es als Teil seines Lebens zu akzeptieren und den Schmerz gehen zu lassen, ist untragbar. Alle Eltern machen Fehler, das ist nicht zu ändern. Fehler, die einen Menschen verkrüppelt und lebensunfähig zurücklassen, dürfen aber nicht geschehen. |
... alles wird gut...
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Do 22. Sep 2005, 21:54 - Beitrag #58 |
ja, aber leider geschieht das tagtäglich immer wieder überall hier auf dieser Welt....und die wenigsten wissen oder erahnen nicht einmal im geringsten welche Verkrüppelung sie ihren Kindern damit antun.....
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Wenn wir den Platz einnehmen, der der unsere ist, dann entdecken wir das, was wir im Grunde sind.
Mögest du an jedem Tag spüren, dass auch die dunklen Stunden einen göttlichen Schimmer besitzen |
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Do 22. Sep 2005, 21:58 - Beitrag #59 |
Ja und ich finde, da sollte der Staat eingreifen... zum Beispiel: Das arme Mädchen was verhungert ist... war da das Jugendamt nicht eingeschaltet... doch! es hat nur nicht richtig gearbeitet....
Und rechtschaffenden BürgerInnen werden ihre Kinder weggenommen aus Lapalien-Gründen. PFUI |
"Mut ist oft Mangel an Einsicht, während Feigheit nicht zuletzt auf guten Informationen beruht."
Sir Peter Ustinov (16.04.1921-28.03.2004) |
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Fr 23. Sep 2005, 00:22 - Beitrag #60 |
Maschine, das sind die offensichtlichen Verletzungen. Die Verletzungen im Namen der Liebe, die sind perfide und sehr nachhaltig. |
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Vorurteile sind Türen zu Zimmern, in die kein frisches Lüftchen dringt. Sir Peter Ustinov[/align] |
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