Einseitige Kirchenkritik: Ein beliebter Volkssport

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Maglor
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Do 6. Okt 2005, 13:33 - Beitrag #1

Einseitige Kirchenkritik: Ein beliebter Volkssport

Zitat von Padreic:Ich finde es übrigens allgemein interessant, wie sehr sich Nicht-Katholiken an katholischen Richtlinien stoßen. Es steht den Leuten frei, die Konfession zu wechseln und evangelischer Pastor statt katholischer Priester zu wechseln, wenn ihnen die Leitlinien für den Priesterberuf und damit auch wesentliche Teile ihrer Konfession nicht gefallen.


Es ist schon interessant, wie gern sich Leute über "die Kirche" oder sagen wir besser "die Kirchen" auslassen.
Neulich beim Kaffee-Tisch meinte meine Tante, der neue Pfarrer tauge nichts. Drauf fragte meine Cousine, ob seine Predigten anders wären. Die Antwort: "Weiß nicht! Hab noch keinen seiner Gottesdienste besucht."
Sofort erkennt man das Phänomen: Im Grunde hat der Vielkritiker keine Ahnung. Keine Ahnung vom Heidentum, keine Ahnung vom Atheismus und schon gar keine Ahnung von der Kirche!
Gerade in meinem Bekanntenkreis, dem nicht wenige Fantasy- und Mittelalter-"Fans"
angehören, kommt es immer wieder zu zynischen Äußerungen. Viele neigen zu Pauschalurteilen vor allem über Inquisiton etc und natürlich zu einer idealistischen Sicht auf das germanische Heidentum.
Über tuen viele so, als die Kirche einer diktatorische Stachel in der freiheitlichen Gesellschaft. Für alles verantwortlich, aber im Grunde ohne Existenzrecht.
Zitat von Malte279:ABER wenn Menschen sich mit AIDS infizieren weil der Vatikan Verhütungsmittel verbietet oder sogar behauptet das diese die Infizierung mit AIDS nicht verhindern könnten (nebenbei ein ganz klarer Verstoß gegen das Gebot nicht "falsch Zeugnis" abzulegen), dann ist das meiner Meinung nach fast schon MORD!
Ich persönlich glaube nicht das dies in Gottes Sinne ist.
Davon einmal abgesehen hallte ich auch den päpstlichen Anspruch auf Unfehlbarkeit durch diese und andere Entscheidungen und Verhaltensweisen diverser Päpste für widerlegt.

Witzig finde ich da, wie aufgeschlossen man gegenüber anderen Religionen ist. Keiner kritisiert zum Beispiel den Dalai Lama, obwohl er von Amts wegen Theokrat ist und der Lamaismus im Grunde auf Geburtsrecht beruht. Gern feiern ihn die esotetisch angehauchten und im nächsten Moment ziehen sie über vergleichbare vergleichbare katholische Struktuen her.

MfG Maglor

Anaeyon
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Do 6. Okt 2005, 13:54 - Beitrag #2

Nun, woran könnte es liegen das ich so schlecht auf die (katholische) Kirche zu sprechen bin
- ohne die Bibel gelesen zu haben
- ohne je bei einem katholischen Gottesdienst anwesend gewesen zu sein
- ohne Ahnung vom Heidentum, Atheismus (kann man davon mehr oder weniger Ahnung haben? Dann hätte ich gerne mal ein paar Links durch die man sich...weiterbilden kann ^^) und Buddhismus....


1. Weil es hier ständig Thema ist, in Deutschland. Wo ich hinschaue, irgendwas hat immer mit Kirche zu tun. In der Schule der Religionsunterricht, in den Nachrichten 24/7 Berichte von Papstwahlen etc.

Das geht mir gewaltig auf den Stiefel. Natürlich (von "Natur" ^^) sagt man dann mal sowas wie "Bei den Wikingern wars besser".

2. Weil ich keine Ahung habe, was man am Buddhismus kritisieren sollte. Ich kenne ihn ja gar nicht. Woher auch, die ganzen Medien sind nur mit Christentum und Kirche vollgestopft.

Ich würde mich wirklich freuen wenn ich ab und zu mal im Fernsehn was über Buddhismus, Heidentum, Satanismus, Hedonismus (Edit: *hust*, überlest es), Voodoo und all diese Religionen erfahren würde. Vielleicht kommen solche Sendungen zu Zeiten zu denen ich kein TV schaue. Mehr Aufklärung über verschiedene Religionen zu Tageszeiten an denen auch jüngere Leute es sehen wäre sehr hilfreich. (im Kampf gegen unüberlegte Äusserungen).

Maurice
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Do 6. Okt 2005, 14:12 - Beitrag #3

Hedonismus ist keine Religion, sondern eine ethische Richtung, die auf Aristippos zurückgeht. ^^*

Ich bin hier ja von einigen Vorwürfen verschont, weil ich nicht nur das Christentum kritisiere, sondern allgemein etwas gegen jegliche Art von Religion habe. Die Argumente, die mich zu diesem Urteil führen sind auch z.T. a-priori und bedürfen daher keiner ausgiebigen Auseinandersetzung mit den religösen Schriften und Geflogenheiten.

Ipsissimus
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Do 6. Okt 2005, 14:43 - Beitrag #4

Ich finde es übrigens allgemein interessant, wie sehr sich Nicht-Katholiken an katholischen Richtlinien stoßen.

das Argument würde auch einem CDUler verbieten, die SPD zu kritisieren, oder einem Bayern verbieten, die Preißn zu beschimpfen^^

janw
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Fr 7. Okt 2005, 00:12 - Beitrag #5

Ipsi, Du sagst es!
Erinnert etwas an die 60er, wo den Linken in der BRD gesagt wurde "dann geht doch rüber!"
Wobei der Urheber mich mit dem Zitat durchaus überrascht...

Maurice und Anaeyon, man muß schon Glaube und Kirche trennen - ich kann sehr wohl meine eigene Glaubensauffassung haben und leben und dennoch mich an Strukturen und Regeln in der menschengemachten Amtskirche reiben.
Bei der katholischen Kirche scheint es mir nur mittlerweile so, daß dort eine Lehre vertreten wird, die Jesus, wenn er hier wandeln würde, wohl sehr erschrecken würde, so menschenfeindlich, lebensfremd und lieblos wie sie ist - nach dem Bild, das ich von Jesus habe aus dem was überliefert ist.

nils.ri
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Fr 7. Okt 2005, 01:08 - Beitrag #6

Naja, man sollte die katholische Kirche auch nicht allzu schwarz malen, obwohl ich auch entschieden gegen sie bin.

@Maglor: Natürlich kann man sich aussuchen, ob man in der katholischen Kirche leben will oder nicht. Aber sollte man nicht eine Gruppe, die man im Kern für gut hält, nicht versuchen zu verbessern und seine Wünsche und Vorstellungen äußern, wo es eben geht, anstatt einfach zu sagen: "Nö, das und das gefällt mir nicht, ich trete aus"?
Und es gibt immer noch genug Menschen, die so fromm sind, dass sie gar nicht daran denken, auszutreten oder dem Papst zu widersprechen (weil sie es möglicherweise anders nicht kennen oder nie gelernt haben).
Und um diejenigen davon, die sich dann mit dem HIV infizieren, sollte es einem doch Leid tun.

Maglor
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Fr 7. Okt 2005, 15:11 - Beitrag #7

Ich möchte nur noch einmal verdeutlichen, dass ich Kritik an der Kirche (eigentlich geht es hier auch um beide große Kirchen) nicht per se kritisiere.
Was ich hier an den Pranger stellen will, ist die Tatsache, dass das Polemisieren gegen Christentum und Kirche gewissermaßen in Mode ist oder als politisch korrekt gilt.
Auf gut deutsch: Die Kirche darf jeder in Dreck ziehen, aber wer gegen den Dalai Lama wettert ist ein schlechter Mensch, wer das Judentum kritisiert ist natürlich rechtsradikal und dem Islam vor den Bug schießt ist mutmaßlich...

MfG Maglor

Ipsissimus
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Fr 7. Okt 2005, 16:12 - Beitrag #8

und wenn WIR. HIER. in der Matrix Kritik am Katholizismus üben, ist dies natürlich Ausdruck unseres pauschalen Polemisierens.

Zum Dalai Lama gibt es äußerst scharfe Kommentare (meine Haltung ihm gegenüber entspricht im übrigen ungefähr meiner Haltung katholischen Päpsten gegenüber).

Israel gegenüber bin ich äußerst kritisch eingestellt, und das Wort "Judentum" würde von mir in diesem Kontext bestenfalls als Zitat benutzt

die Feststellung, daß es derzeit Volkssport ist, den Islam pauschal in Grund und Boden zu verdammen, ist natürlich auch wieder nur eine billige Polemik


so what?


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