Wie mies ist Stoiber wirklich?

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Lykurg
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Mo 10. Okt 2005, 18:36 - Beitrag #21

@Die Maschine: Daß dein Handeln formell korrekt ist, hatte ich ja nie bestritten. Daß du mir "Beschuldigungen und Fehlinterpretationen" unterstellst, finde ich allerdings auch nicht gerade nett. Deine Idee, zum Thema zurückzukehren, ist jedenfalls gut. Noch ein Exkurs vorher...

@ janw: Das Gerücht, die Dissertation von Helmut Kohl sei miserabel, habe ich auch schon gehört - das wäre durch Nichtzugänglichkeit der Arbeit schwer zu widerlegen. Ich habe eben mal gesucht: Es ist entleihbar, etwa in zwei Exemplaren an der Humboldt-Uni oder ebenfalls zweimal in NRW. Historiker in der Matrix vor, prüft es nach! Ich bin gespannt, ob das Qualitätsgerücht genauso "wahr" ist wie das zur "unter-Verschluß-Haltung".
Übrigens, selbst wenn es so gewesen wäre, könnte ich dem eine gewisse Berechtigung nicht absprechen. Schließlich dürften die wenigsten Leser einer wissenschaftlichen Arbeit einer solchen Person der Zeitgeschichte wirklich wissenschaftliche Zwecke damit verfolgen. Und wenn sich ein Heer von Journalisten in seiner Amtszeit darauf gestürzt hätte, um Fehler darin zu finden, wäre das irgendwie auch nicht der Sinn der Sache gewesen. Wenn man diese Schrift nicht lesen kann, ohne die Person dahinter zu sehen, dann bräuchte das Buch mE auch nicht allgemein zugänglich zu sein, schließlich wäre sein Nutzwert dann gering.
"Der Dicke" lasse ich jetzt mal unkommentiert.

Und um mal wieder Richtung Thema zu schielen: Daß Stoiber Berlin heimsucht, finde ich ja schon schlimm genug, aber warum die CSU von sechs Fachministerien gleich zwei bekommen soll, will mir nicht wirklich in den Kopf. Wäre es da nicht passender, ihr eines und den Kanzleramtsministerposten zu überlassen? Jedenfalls ist 1/3 irgendwie zuviel...

janw
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Mo 10. Okt 2005, 22:34 - Beitrag #22

Nun ja, man kann gespannt sein, ob mit der Überlassung wichtiger Ministerien an die CSU auch eine Schwächung der neoliberalen Kräfte verbunden ist, die sich ja in der CDU konzentrieren.

OT:
Mit "der Dicke" zitiere ich Heide Simonis. Ich tue dies bewußt, weil der Altbundeskanzler Helmut Kohl durch seine kriminellen Handlungen und seine Obstruktion ihrer Aufklärung meinen Respekt vor seiner Person verspielt hat.

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Di 11. Okt 2005, 09:40 - Beitrag #23

Ich denke mir, dass wir - um Stoiber einzuschätzen - uns erstmal darüber im Klaren sein müssen, von welcher Sichtweise wir ausgehen wollen.

gehen wir von der Grossindstrie aus, dann funktioniert Stoiber genauso gut, wie Schröder.

Von daher ist er also nicht mies. von Sicht der Bevölkerung ist er eben eine schreckliche Erscheinung, die in den nächsten 4 Jahren die Armut und die Not in unserem Land zur Normalerscheinung erheben wird.

Aber zu Kohl fällt mir nur die einzige zutreffende Beschreibung ein: Der korrupte Dicke mit den tiefen Taschen, von denen er nicht verrät, wer die gefüllt hat, obwohl er weiss, dass dies illegal ist. Da er sehr wohl weiss, dass die Parteienfinanzierung nach dem Grundgesetz und dem Parteienfinanzierungsgesetz veröffentlicht werden muss , muss es schon eine ganz schön widerliche Schmiererei gewesen sein, wenn er seine Ehre behalten möchte indem er seine Pflicht zur Veröffentlichung einfach nicht erfüllt.

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Do 13. Okt 2005, 23:53 - Beitrag #24

OT @ Kohl-Bashing: Ich bin doch ganz glücklich, daß mir zu einem Mann, der Deutschland 16 Jahre lang regiert hat - sicher, moralisch nicht einwandfrei, und nicht in jeder Hinsicht erfolgreich - auch noch ein oder zwei andere Dinge einfallen. ;) Aber das ist eigentlich auch nicht Inhalt dieses Threads. "Was bleibt von Schröder" haben wir ja schon... /OT


Welches "Ansehen" Stoiber im von Bayern doch eigentlich gar nicht so weit entfernten Österreich genießt, kann man der "Presse" von heute sehr schön entnehmen. Die Glosse "Pizzicato":

Äh, Ahem...

Sollen wir Angie Merkel gratulieren? Oder sie bedauern? Richard Wagners Nornen haben ihre Schicksalsfäden fein gesponnen: Ja, die Bayreuth-Wallfahrerin wird zwar mächtigste Frau Europas. Aber die Schildknappen zur Garnierung - na ja. Eine Personalie freilich erscheint uns Außenstehenden bemerkenswert. Es ist der ziemlich unbayrisch wirkende Bayer Edi Stoiber, der nun die prächtige Alpenkulisse verläßt, Abschied nimmt vom Tegernsee samt weiß-blauem Himmel und in die sandige Ebene Berlins ziehen will. Der Mann wird eine seltsame Sprachmelodie ins Koalitionsteam bringen, die - sagen wir - mehreren Isar-Staustufen hitereinander gleicht. Wir hören ihn schon am Kabinettstisch: "Meine-äh Damen und-äh Herren. Ähhh- lassen sie mich zunächst-äh zur Richtlinienkompetenz ein wenig ausholen. Das-a Vaterland-a braucht mich-äh, denn Deutschland hat-äh lange darauf warten müssen. Nein, Frau a-Bundeskanzlerin, nun-äh bin ich am Wort, das-a geb' i' net freiwillig ab. Ahem. Lassen Sie mich also schlussendlich äh-sagen, ich-a ich-a, was eigentlich?"
Viel Spaß, Angie!
[align=right]äh-hws
[/align]
Wäre ein Mann, der schon so einen hohen Bekanntheitsgrad bei unseren Nachbarn erreicht, nicht eigentlich der viel bessere Außenminister?

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Fr 14. Okt 2005, 09:41 - Beitrag #25

Zitat von Lykurg:OT @ Kohl-Bashing: Ich bin doch ganz glücklich, daß mir zu einem Mann, der Deutschland 16 Jahre lang regiert hat - sicher, moralisch nicht einwandfrei, und nicht in jeder Hinsicht erfolgreich - auch noch ein oder zwei andere Dinge einfallen. ]
Wäre ein Mann, der schon so einen hohen Bekanntheitsgrad bei unseren Nachbarn erreicht, nicht eigentlich der viel bessere Außenminister?

Als Aussenminister wäre er woh eher eine Lachnummer und wir wollen uns ja nicht im Ausland Verstottern lassen.
Nein, dieser Mann reicht gerade aus, um Bayern zu begeistern und er darf nicht zu weit aus dem Land, sonst steigt nachher in Bayern die Zustimung für die SPD, wenn der Guru in der Welt rumreist und das Bayernvolk sich nicht mehr geborgen fühlt:P
Stoiber ist ein Landesvater für ein Volk, dass raffgierig und nur einem Gehorsam ist.
Raffgierig, weil die Bayern von 1949 bis 1989 Nehmerland im Länderfinanzausgleich war, was soviel heisst, als die Wirtschaft Bayerns vom Kölner, und Frankfurter Steuerzahler auzfgebaut wurde und selber erst tragfähig wiurde, als der Rest der Republik die Bauyern lange genug gefüttert hat. Nachdem sie nichts mehr bekommen, sondern die noch ärmeren Ostdeutschen Länder, wollten sie diesen Länderausgleich abschaffen. Einer der lauthals Trommelnden: Edmund der Undankbare.
:boah:

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Fr 14. Okt 2005, 11:55 - Beitrag #26

Irgendwie fühle ich mich leicht mißverstanden, schließlich hatte ich "Ansehen" ja bereits in Anführungsstriche gesetzt, mich in früheren Postings deutlich genug geäußert und war eigentlich nicht der Ansicht, der von mir zitierte Artikel könnte in irgendeiner Weise empfehlenden Charakter haben.
Zitat von LadysSlave: Stoiber ist ein Landesvater für ein Volk, dass raffgierig und nur einem Gehorsam ist.
An sich würde es ja reichen, diese Aussage für sich stehenzulassen - ich wollte ja schon immer mal einen "Stammtisch-Thread" aufmachen, Teile meiner Postings passen ja auch oft sehr gut dahin. Ich erlaube mir aber doch zwei sachliche Einwände. Erstens ist Bayerns Kritik am Länderfinanzausgleich sicherlich kein Ausdruck von Raffgier. Einerseits wird in Zeiten knapper Kassen wohl kaum jemand völlig freiwillig sein Geld weitergeben. Das wäre einfach unvernünftig, weil einmal erfolgte Zahlungen sehr gerne als Begründung eines fortwährenden Anspruchs gewertet werden. Bayern hat sich durch die Zahlungen aus dem Länderfinanzausgleich vom Agrarstaat in ein Hochtechnologieland entwickelt. (Und falls daran Zweifel bestehen: Ein wie großer Anteil dieser Entwicklung tatsächlich durch die Subventionen erfolgte, ließe sich an anderer Stelle sicher gut betrachten - aber das wäre nur ein Grund, den Ausgleich zurückzufahren...) Daß ein erheblicher Teil der bayerischen Bevölkerung der Option kritisch gegenübersteht, den Geldern aus dem Aufbau Ost, die ja vielfach fehlverwendet werden (in Mecklenburg-Vorpommern etwa zu 100%) unkontrollierbar und durch den Länderfinanzausgleich zementiert zusätzliche Gelder als Infusionslösung folgen zu lassen, finde ich sehr nachvollziehbar und keineswegs ein Zeichen von "Raffgier".

Und zu '"nur einem Gehorsam" setze ich einfach die Liste der bayerischen Ministerpräsidenten (aus der Wikipedia). Wie hier unschwer zu erkennen, befindet sich ein (1954 frei gewählter) SPD-Ministerpräsident dabei, es haben eine Reihe von Wechseln stattgefunden, außerdem sind die längsten Regierungsperioden (die von Goppel, Stoiber und Strauß) nicht länger als die von Ministerpräsidenten anderer Bundesländer - etwa Altmeier in Rheinland-Pfalz (CDU, 22 Jahre), Rau (SPD) in NRW und Röder (CDU) im Saarland (jeweils 20 Jahre), Zinn in Hessen (SPD, 19 Jahre) usw.


  • 28. Mai 1945 - 1945: Fritz Schäffer, CSU, ernannt (USA)
  • 28. September 1945 - 1946: Wilhelm Hoegner, SPD, ernannt (USA)
  • 21. Dezember 1946 - 1954: Hans Ehard, CSU
  • 14. Dezember 1954 - 1957: Wilhelm Hoegner, SPD
  • 16. Oktober 1957 - 1960: Hanns Seidel, CSU
  • 26. Januar 1960 - 1962: Hans Ehard, CSU
  • 11. Dezember 1962 - 1978: Alfons Goppel, CSU
  • 7. November 1978 - 1988: Dr. Franz Josef Strauß, CSU
  • 19. Oktober 1988 - 1993: Max Streibl, CSU
  • 28. Mai 1993 - heute Dr. Edmund Stoiber, CSU

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Mo 17. Okt 2005, 10:00 - Beitrag #27

Zitat von Lykurg:Irgendwie fühle ich mich leicht mißverstanden, schließlich hatte ich "Ansehen" ja bereits in Anführungsstriche gesetzt, mich in früheren Postings deutlich genug geäußert und war eigentlich nicht der Ansicht, der von mir zitierte Artikel könnte in irgendeiner Weise empfehlenden Charakter haben.
An sich würde es ja reichen, diese Aussage für sich stehenzulassen - ich wollte ja schon immer mal einen "Stammtisch-Thread" aufmachen, Teile meiner Postings passen ja auch oft sehr gut dahin. Ich erlaube mir aber doch zwei sachliche Einwände. Erstens ist Bayerns Kritik am Länderfinanzausgleich sicherlich kein Ausdruck von Raffgier. Einerseits wird in Zeiten knapper Kassen wohl kaum jemand völlig freiwillig sein Geld weitergeben. Das wäre einfach unvernünftig, weil einmal erfolgte Zahlungen sehr gerne als Begründung eines fortwährenden Anspruchs gewertet werden. Bayern hat sich durch die Zahlungen aus dem Länderfinanzausgleich vom Agrarstaat in ein Hochtechnologieland entwickelt. (Und falls daran Zweifel bestehen: Ein wie großer Anteil dieser Entwicklung tatsächlich durch die Subventionen erfolgte, ließe sich an anderer Stelle sicher gut betrachten - aber das wäre nur ein Grund, den Ausgleich zurückzufahren...) Daß ein erheblicher Teil der bayerischen Bevölkerung der Option kritisch gegenübersteht, den Geldern aus dem Aufbau Ost, die ja vielfach fehlverwendet werden (in Mecklenburg-Vorpommern etwa zu 100%) unkontrollierbar und durch den Länderfinanzausgleich zementiert zusätzliche Gelder als Infusionslösung folgen zu lassen, finde ich sehr nachvollziehbar und keineswegs ein Zeichen von "Raffgier".

Und zu '"nur einem Gehorsam" setze ich einfach die Liste der bayerischen Ministerpräsidenten (aus der Wikipedia). Wie hier unschwer zu erkennen, befindet sich ein (1954 frei gewählter) SPD-Ministerpräsident dabei, es haben eine Reihe von Wechseln stattgefunden, außerdem sind die längsten Regierungsperioden (die von Goppel, Stoiber und Strauß) nicht länger als die von Ministerpräsidenten anderer Bundesländer - etwa Altmeier in Rheinland-Pfalz (CDU, 22 Jahre), Rau (SPD) in NRW und Röder (CDU) im Saarland (jeweils 20 Jahre), Zinn in Hessen (SPD, 19 Jahre) usw.
  • 28. Mai 1945 - 1945: Fritz Schäffer, CSU, ernannt (USA)
  • 28. September 1945 - 1946: Wilhelm Hoegner, SPD, ernannt (USA)
  • 21. Dezember 1946 - 1954: Hans Ehard, CSU
  • 14. Dezember 1954 - 1957: Wilhelm Hoegner, SPD
  • 16. Oktober 1957 - 1960: Hanns Seidel, CSU
  • 26. Januar 1960 - 1962: Hans Ehard, CSU
  • 11. Dezember 1962 - 1978: Alfons Goppel, CSU
  • 7. November 1978 - 1988: Dr. Franz Josef Strauß, CSU
  • 19. Oktober 1988 - 1993: Max Streibl, CSU
  • 28. Mai 1993 - heute Dr. Edmund Stoiber, CSU

Interessant, dass du im Saarland nicht den Namen des SPD Rekordministerpräsidenten nanntest. Der Mann hiess Lafontaine]undankbar[/size], als raffgierig. Insofern kann ich deine Kritik ja verstehen:P
Und wenn du bedenkst, dass die CSU länger an der Macht ist, als die meisten Menschen in Bayern leben, ist der der Gehorsam gegenüber der Partei wohl bewiesen:rolleyes:

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Mo 17. Okt 2005, 14:13 - Beitrag #28

Lafontaine hatte ich schlicht und einfach übersehen, er paßt aber gut in die Reihe, danke für den Hinweis.

Anhänglichkeit an die Partei, ja ("bewiesen"?) - jedenfalls nicht "nur einem Gehorsam".

Ob es sich wirklich um eine Zahlungspflicht handelt, sehe ich eben nicht so eindeutig - Sicherstellung einer sinnvollen Verwendung der Gelder (nämlich so, daß daraus keine Abhängigkeit entsteht!) ist mE wichtig. Es spricht ja auch mW niemand von der Pflicht zur Entwicklungshilfe - das ist ein moralischer Anspruch an sich selbst, aber kein Völkerrechtsgrundsatz!
Hmm, Undank... trifft es wesentlich besser, das sehe ich ähnlich. Aber mE wäre es auch kein Zeichen der Dankbarkeit, unkontrolliert Gelder hineinzupumpen, die eine Mezzogiorno-Schattenwirtschaft entstehen lassen und tatsächliche, eigenständige Entwicklung dauerhaft unterbinden.

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Mo 17. Okt 2005, 17:49 - Beitrag #29

Muss ja nicht sein, wie das Beispiel von Bayern zeigt. Die Gelder aus dem Finanzausgleich sind keine Spende, sondern eine gesetzliche Pflicht, die den Bayern immerhin 40 Jahre lang recht war, solange sie Empfänger waren.

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