Ich unterhielt mich mit Maurice gestern im Groben darüber, ob man sich als überzeugter Atheist die Gefühle eines Religiösen vorstellen kann und ob es eine Bereicherung zum Atheismus wäre.
Ich meine das so:
Ich habe ein atheistisches Weltbild, habe auch nicht vor das zu ändern, will jedoch zum Beispiel fühlen wie ein Heide fühlt, wenn er an Valhalla denkt.
Ich will die Existenz von Transzendentem nicht akzeptieren, tue dies auch nicht. Trotzdem will ich mir meine Gedanken und meine Welt so erklären, als würden sie existieren, damit ich diese religionsbedingten Gefühle erfahren kann. (Jedoch ohne diese Erklärung als physische Realität anzunehmen).
(Gestern redete ich davon, nur die Gefühle zu spüren, ohne sich jegliche Randbedingungen (Glaube, Bekehrung durchs Christentum und den Kampf dagegen, Sehnsucht nach Valhalla usw.) vorzustellen. Dass dies wohl nicht möglich ist, akzeptiere ich.)
Maurice nannte jedoch das was ich jetzt versuche zu erklären "mit Religion spielen". Zumindest tat er das, falls ich es gestern so ausgedrückt habe wie jetzt
Nun, genau das ist es eben nicht, was ich will. Ich will nicht mal kurz ein Abenteuer erleben um mich dann wieder zurückzuziehen..
Wenn ich als nur logisch denkender und nur Logik akzeptierender Mensch Geschichten aus der Edda lese, kann ich zwar mit der Hauptfigur mitfühlen, es verstehen das für ihn etwas so wichtig ist, aber es wäre mir dann trotzdem nicht selbst wichtig, die Gefühle der Hauptperson würde ich nicht selbst fühlen.
Würde ich dies dann jedoch versuchen, würde ich sofort alles aus meiner atheistischen Sicht sehen, dann wäre es mir gar nicht erst möglich, richtig zu fühlen und aus den neuen Gefühlen zu profitieren, da ich ja Transzendentes ablehne.
Im Grunde wäre das was ich will wohl Atheismus mit religiösen Erfahrungen aber gleichzeitig mit dem Wissen, das es Götter und Valhalla nicht wirklich gibt.
Also Atheismus, der mich aber nicht daran hindert, (multi-?)theistisch zu fühlen.
Ich weis nicht ob ich mich nach etwas wirklich spirituellem sehne, das jedoch nicht wahrhaben will, da für mich Atheismus einfach ZU real und richtig ist, oder ob ich meinen Atheismus nur gerne etwas "gefühlsbetonter" erleben will. Oder will ich was ganz anderes?..
Maurice würde sich evtl. auch für die Antworten interessieren (allein schon um mein wirres Gerede von gestern verarbeiten zu können? ^^)
Was sagen u.a. Nicht-Atheisten dazu? Soll nicht als "Schaut her, so denke ich" gelesen werden..