Habe den Film heute auch gesehen - wirklich sehr beeindruckend, insbesondere die Vermittlung der 'Verführung' und der Einsatz der Filmmusik zur emotionalen Lenkung. Zur Frage: Martin verliert die Kontrolle, als er mit der Waffe in Berührung kommt - extreme Nervösität. Schon vorher war ja das Muster deutlich "aus dem Takt" gekommen, Hefe und Albrecht hatten beide schlecht geworfen, und der Anpfiff für Albrecht dürfte Martin weiter verunsichert haben. Aber vor allem geht es mE tatsächlich um die eigenartige Faszination und das Gefühl, eine Waffe in der Hand zu halten, die eben auch (und besonders labile Menschen) so und ähnlich reagieren lassen kann. (Dafür bedarf es gar keines Napola-mäßigen Druckes - in der so zivilen Bundeswehr kommt das auch vor. Wir hatten in der Einheit einen, der zusammenklappte, als er schießen sollte.) Der Ausbilder hat im Film mindestens vierfach versagt: Er greift nicht ein, als die Übung "aus dem Ruder läuft", (er hätte mE nach Albrechts Fehlleistung die Technik noch einmal vorführen sollen); er bemerkt Martins Zustand nicht (was ein Verstoß gegen Dienstvorschriften und gesunden Menschenverstand ist); er brüllt Martin nur an, statt den Wurf der Handgranate zu bewirken (notfalls eigenhändig); er flieht, statt das Ding aufzuheben oder sich zu opfern (daß das auch vorkam, erzählt z.B. das 'Making of'.) Voronwe, ja. Allerdings dürfte der Wiedergutmachungsaspekt eine deutlich geringere Rolle spielen als die Wiederherstellung seiner verlorenen Ehre.
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