Dreckige Eroberer

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Scuba
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Mi 19. Okt 2005, 22:02 - Beitrag #1

Dreckige Eroberer

Interessanter (Spiegel-) Artikel: ETHNOLOGIE

Die präkolumbianischen Hochkulturen durch die ('dreckigen') europäischen Siedler ausgerottet, die besser an die Krankheitserreger angepast waren, als die kultivierteren Ureinwohner. Nachdem die erste Siedlungswelle in Nordamerika nicht landen konnte und von den Ureinwohnern 'zurückgeschlagen' wurde, war 20 Jahre später das Land für die 'Pioniere' unbesiedelt und leer(-geräumt)


Zitat:
Bevor die Europäer kamen, lebten sie bereits in einer Welt mit Städten, Gärten und Tiergehegen: Ein neues Buch schildert, wie die Indianer aus Amerika eine Kulturlandschaft machten.

Als der spanische Konquistador Hernando de Soto ab 1539 mit seiner Streitkraft vom heutigen Florida aus das Innere Nordamerikas erkundete, fand er das erhoffte Gold nicht. Dafür traf er überall auf Indianer. In Tausenden Kanus paddelten sie über die Flüsse und ernteten Mais von ihren Äckern. Das ganze Land, staunte de Soto, war "dicht von großen Städten durchzogen".

Maglor
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Mo 24. Okt 2005, 10:37 - Beitrag #2

Was heißt hier "dreckig", man sollte wohl eher von biologischer Überlegenheit sprechen.
Tatsächlich hatte das präkolumbianische Amerika schon einen recht hohen Zivilisiationsstand erreicht. In zwei entscheidenden Punkten waren die Europäer damals jedoch überlegen:
1. Metallurgie
2. Viehzucht
Durch die Viehzucht fängt sich der Mensch diverse tierische Erreger ein und über die Jahrhunderte der Auslese setzen sich immune Menschen in jenen Kulturen durch. Die Masern waren ursprünglich eine Schweinekrankt und die Grippe bekanntlich eine Hühnerkrankheit. Besonders infektiös ist natürlich der Verzehr von rohen Fleisch, roher Milch und rohen Eierrn sowie der Kontakt mit Kot bzw der dauernde Kontakt, wie er Auftritt wenn Mensch und Tier unter einem Dach wohnen.
Die Inka hatten nur wenige Haustiere: Meerschweinchen, Lama, Hund und Moschusente. Mit keinem entwickeln sie einen so nahen Kontakt wie die Kaukasoiden mit Rinder, Schweine und Schafen. Lamas wurden einfach nicht gemolken und das ist der Grund für das Ende der Inka.
MfG Maglor :rolleyes:

ich_von_hier
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Mo 24. Okt 2005, 16:12 - Beitrag #3

Fazit: Vegetarier sind Evolutionstechnich unterlegen.

Was mich an dem Artike stört, ist, dass es erst jetzt jemanden Aufgefallen ist, dass Amerika von Städten übersäät war. Hätte das nicht schon etwas eher auffallen müssen, bzw. Wo sind die Städte so schnell alle hin?

Maglor
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Mo 24. Okt 2005, 16:21 - Beitrag #4

Der Witz ist, zahlreiche Städte wurden der Seuchengefahr wegen aufgegeben, bevor die Europäer sie entdeckten. Naja, und dann wächst eben ganz viel Urwald drüber.
Die Indianer gab die Städte auf und lebten von da an nur noch in kleinen versprengten Siedlungen.
Problematisch war natürlich lange, dass man den Wilden den Städtebau nicht zugetraut hatte. Schnell kamen da solche blöden Theorien mit ägyptischen Papros-Schiffen, UFOs und Atlantikern auf. :|
MfG Maglor :cool:

Lykurg
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Mo 24. Okt 2005, 17:54 - Beitrag #5

Jedenfalls die Städte im Amazonasgebiet und in den Waldregionen Mexikos, Guatemalas etc. sind innerhalb kürzester Zeit vom Dschungel verschlungen worden. Dabei ist ja auch nicht zu vergessen, daß in manchen Gegenden kaum Steine als Baumaterial zur Verfügung standen und dementsprechend die Bauten nicht sehr lang bestanden (ist übrigens in Teilen Chinas ähnlich). Die Städte in den Anden dagegen sind zum Teil so unzugänglich, daß z.B. Macchu Picchu erst 1920 entdeckt wurde, und sicherlich eine Reihe von Städten dort noch der Entdeckung harrt.

Maglor, ja, die Natur war in der Verteilung der landwirtschaftstauglichen Großsäuger eben ziemlich unfair. Auch die Getreidesorten des Fruchtbaren Halbmonds sind übrigens nicht unbedeutend für die Expansionsmöglichkeiten - die amerikanischen Alternativen Mais und Kartoffeln sind von der Lagerung her weniger günstig; bei Jared Diamond: "Arm und reich" wird irgendwo sinngemäß gesagt, daß über drei Viertel der wichtigsten Grundnahrungsmittel aus Mesopotamien stammen.

janw
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Mo 24. Okt 2005, 19:32 - Beitrag #6

Ich denke, ein neues Feld für Mythen und Legenden...

...und teilweise Wahrheiten.

Es ist schon länger bekannt, daß eingeschleppte Krankheiten wesentlich zum Untergang der indianischen Kulturen beitrugen - in Brasilien wurde dies sogar bis in die 70er Jahre gezielt betrieben, indem infizierte Kleidung als "Spenden" an die Indios verteilt wurde - von der Behörde für Indianerangelegenheiten FUNAI.

Die These von der hochkultivierten städtischen Besiedlung Amerikas über weite Strecken ist damit allerdings nicht eindeutig belegt, und auch die Schilderungen der Forscher halte ich teilweise für nur bedingt auf größere Gebiete übertragbar.

Es hat wohl gegeben im Osten Nordamerikas die Langhauskulturen der iirc Mohikaner, und wenn die Forscher von Süden über die Flüsse ins Land vorgedrungen sind, dann können auch die Ufer besiedelt gewesen sein.
Die Prärie westlich des Missisippi ist aber klimatisch nicht waldfähig, sieht man von Galeriewäldern entlang der Flüsse ab - die Jahresniederschläge liegen unter 500 mm im Jahr, es wird also die letzten Jahrtausende natürliches Grasland gewesen sein.
Die Büffelherden werden dort immer existiert haben, möglicherweise bei stärkerer Bejagung in etwas geringerer Stückzahl. Allerdings muss man berücksichtigen, daß der Zeitraum, in dem sie angeblich zu der überlieferten Größe angestiegen sein soll nach dem Aussterben der Indianer, recht kurz ist, so daß in der Zeit prozentual nicht allzu viele hinzu gekommen sein dürften.

Letztlich wird es Sache der Luftbildkartierung sein, hier alte dauerhaft bewohnte Siedlungsplätze und Ackerflächen ausfindig zu machen.
Auch Holzpfähle hinterlassen Spuren, Brände sowieso, gepflügte Bodenhorizonte offenbaren sich als Störungen.

Mittelamerika und Anden Südamerikas - diese Kulturen sind überliefertund haben Spuren hinterlassen.

Besonders spannend finde ich die Frage nach der Besiedlung des Amazonasbeckens.
Vor einigen Jahren berichtete der Spiegel über den Fund von stark humushaltigen Bodenbereichen, die auf ehemalige Gartenbauflächen hindeuten sollten. Demnach sollten die Indios eine Technik entwickelt haben, auf den extrem nährstoffarmen Böden im Amazonasgebiet durch eine Art Permakultur Landwirtschaft zu betreiben, und diese Flächen wollte man lokalisieren und wieder in Kultur nehmen.
Ich habe seitdem nie wieder etwas davon gehört, kann mir eine größere räumliche Ausdehnung dieser Flächen schwer vorstellen.
Letztlich, bei der jetzigen Durchbrandrodung des Waldes wären diese Standorte sicher schon früher in Erscheinung getreten, wenn sie größere Ausdehnung hätten.
Die Tatsache, daß der verbliebene Wald sich als Kontinuum von Altersklassenflicken offenbart, mit mehrhundertjährigen Bäumen und Baumarten in relativer Gleichverteilung - dieselbe Baumart nur alle paar Hundert Meter - spricht für mich nicht gerade dafür, den tropischen Regenwald Amazoniens für ein menschliches Artefakt zu halten.

Maglor
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Di 25. Okt 2005, 12:24 - Beitrag #7

Die Theorie der Regenwaldkultur spricht sich ja auch nur für kultivierte Inseln.
Was die Spuren der Besiedlung angeht, so gibt es. In früheren Zeiten war man allerdings noch nicht in der Lage sie aufzuspüren. Bedenken sollte man, dass zwischen der Entdeckung Amerikas und der Jetztzeit fünf Jahrhunderte liegen.
Die Sachen wird natürlich stark übertreiben. Das ganze bleibt ja auch Jungsteinzeitniveau! Allerdings hat die europäische Jungsteinzeit auch Monumente wie Stonehenge hervorgebracht.
Zu den Great-Plains-Stämmen: Deren Kulturen haben gewissermaßen durch die Ankunft der Europäer erstmal profitiert. Die Einführung des Pferdes hat sie erst zu dem gemacht, was sie sind.

Was ich äußerst interessant finde, ist, dass es in Australien keine ähnliche Entwicklung gab. Also, dass die Aboriginals nicht extrem durch Seuchen dezimiert wurden. Sie waren ja ebenfalls keine Viehzüchter und waren auch von den Eurasiern isoliert. :boah:
MfG Maglor :rolleyes:


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