Heute findet auf dem Wiener Heldenplatz eine Militärparade statt. Wie etwa die 'Wiener Zeitung' berichtet, handelt es sich um die größte in Österreich seit 1955. Das Bundesheer feiert damit sein 50. Gründungsjahr, und heute ist der Österreichische Nationalfeiertag. Soviel zu Zeit und Zeitbezug. Der Ort, der Heldenplatz, ist schon seit K.K.-Zeiten bevorzugter Paradenort; dort fanden aber auch die großen feierlichen Aufmärsche 1938 statt, als Österreich "heim ins Reich" kam. Der zentrale Balkon der Neuen Burg, auf dem Hitler damals stand, ist inzwischen mit einem Banner verhängt, das von weitem aussieht wie ein gigantischer Grabstein aus schwarzem Marmor, und einen Schriftzug iSv 'Den Opfern des Nationalsozialismus' trägt. Die dämonisch-historische Dimension des Ortes wird damit jedenfalls nicht aufgehoben, sondern ins Bewußtsein gerückt - ist ja auch gut und notwendig. Soviel zum Ort, und damit hat sich die regionale Komponente des Vorgangs auch schon weitgehend erledigt.
Denn die Frage, die mich in diesem Zusammenhang umtreibt, ist, warum genau diese Spektakel in der Geschichte abgehalten wurden, wie sich das mit unserem derzeitigen Bild des Militärischen verträgt, und ob wir in diesem Zusammenhang überhaupt (oder vielleicht gerade!) Militärparaden brauchen.