Ich sehe da zweierlei bedenkliches.
Vorsitzender will langjährigen Vertrauten und Redenschreiber zum Generalsekretär machen, also vorschlagen und abnicken lassen.
Starker Basisflügel, der sich an den Rand gedrängt sieht, schickt eine profilierte aufstrebende Nachwuchskraft ins Rennen.
Medienmeute stürzt sich 10 Tage lang auf den Fall und stilisiert ihn zu einer Existenzfrage für den Vorsitzenden, der dann auch noch sein persönliches Gewicht öffentlich in die Waagschale wirft, ehemaliges Urgestein (Vogel) mahnt öffentlich zur Besinnung und drängt die Nachwuchskraft öffentlich, ihre Kandidatur zu überdenken.
Bedenkliches 1 ist die starke Einflußnahme der Medien, die in dem Fall erkennbar wird. Jeden Tag diverse Kommentare zur Causa, und mindestens 5 öffentliche Verlautbarungen aus den mittleren Rängen.
Bedenkliches 2 ist das geplante procedere, die Degradierung des Parteitages zum reinen Abnick-Organ.
Ich sehe mittlerweile eine Mediendichte, die selber durch Forttragen von Gerüchten und durch unscharfe Wiedergabe von Meinungen neue Scheinwahrheiten generiert. Eine Mediendichte, die eigentlich zu einer vertraulicheren Handhabung vieler kritischer Fragen, gerade Personalentscheidungen, führen müßte. Die Politik hat dies scheints noch nicht erkannt und verfängt sich in dem Netz der Über-Information.
Dann frage ich mich, warum man in einer sozialdemokratischen Partei nicht in der Lage ist, mehrere Kandidaten zur Abstimmung zu stellen.
Wasserhövel mag fähig sein, bekannt ist er nicht. Nahles ist bekannt, vielleicht zu jung. Aber, lasse man doch einfach den Parteitag entscheiden. Und akzeptiere das Ergebnis, ohne daraus eine persönliche Beschädigung abzuleiten.
Ich fand es gestern sehr interessant, wie Westerwelle bei einem dieser talk-Herren seine Fassungslosigkeit über den Fall inszenierte. Wenn er auch nur etwas aufmerksam gewesen wäre in den letzten Tagen, hätte er doch gesehen, wie sehr die Medien die Frage auch zu einer Existenzfrage für Münte stilisiert haben. Überraschend ist für mich, daß Münte so absehbar reagiert hat...
Sehr interessant finde ich den heutigen Ansatz von einem der Herren, beim Parteitag die Abstimmung über den Generalsekretär zu verschieben und erstmal den Koalitionsvertrag zur Abstimmung zu stellen.
Das erscheint mir ein sinnvoller Weg aus der Krise. Und wenn sich die Wogen geglättet haben, kann man später Wasserhövel und Nahles beide ins Rennen schicken...
Neuwahlen...hätte wohl nur die CDU gerne und redet sie herbei.