Wahrheitswissen innerhalb eines Modells/Axiomensystems ist es aber durchaus
Und wie willst du dieses sicherstellen? Was ist dein Kriterium, um sagen zu können, dass du eine mit Sicherheit wahre Aussage innerhalb deines Systems tätigst?
Ich nehme da gerne das Beispiel von mathematischen Aussagen. Wie willst du sicher wissen, ob 124x50=6200 ist? Du rechnest nach? Das bringt kein sicheres Wissen, das wir uns schon oft genug verrechnet haben. Du benutzt einen Taschenrechner? Aber woher willst du wissen, dass dieser das richtige Ergebnis ausspuckt? Aus den bisher richtigen Ergebnissen des Taschenrechners lässt sich nicht sicher darauf schließen, dass er auch beim nächsten Mal das richtige Ergebnis ausspuckt (Induktionsproblem).
Ich behaupte, dass du selbst so einen Satz wie 1+1=2 nicht als mit Sicherheit wahr bezeichnen kannst, solange du kein sicheres Wahrheitskriterium hast. Wenn du jetzt sagst, dass 1+1=2 ist, weil es deinem Axiomensystem entspricht, dann vergisst du, dass du erst ein Wahrheitskriterium brauchst, um sagen zu können, dass eine Aussage korrekt zu deinem Axiomensystem ist. Bei so einer Aufgabe wie 1+1=2 ist es die Evidenz dieses Sachverhaltens, der uns dazu führt, zu sagen, dass die Aufgabe richtig ist. Es scheint uns unmittelbar einleuchtend, dass 1+1=2 ist und unserem Axiomensystem entspricht. Aber ist Evidenz ein sicheres Wahrheitskriterium? NEIN!
Wieviele Aussagen wurden schon als wahr erachtet, weil sie dem Verfasser besonders evident waren. Ich denke da gerne an Descartes Gottesbeweis, der ihm auch evident war. Uns hingegen ist er nicht evident. Dieses Beispiel reicht imo schon aus, um zu zeigen, dass Evidenz kein sicheres Wahrheitskriterium ist.
Bleibt die Frage, wie du mit Sicherheit beurteilen willst, ob eine Aussage korrekt zu deinem Axiomensystem ist, wenn Evidenz kein sicheres Wahrheitskriterium ist.
Ich denke, ein zentrales Problem dieser Wissensdebatte ist, dass der Begriff "Wissen" überfrachtet wird. Ihr beide scheint in "Wissen" bereits "Wahrheit" einzuschließen.
Eine Definition von Wissen, wo Wahrheit nicht enthalten ist? Damit sind nicht wir die Exoten, sondern eindeutig du. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die alltägliche gebrauchte Defintion der allermeisten Menschen von Wissen nicht den Begriff der Wahrheit enthält.
Man kann natürlich die Wörter so definieren, wie man will, aber finde ich, sollte man Begriffe übernehmen, wenn sie schon mal existieren. Dein Ansatz macht auf mich den Eindruck, dass du das Problem der üblichen Defintion von Wissen erkennst und "Wissen" einfach umdefinierst, weil du das Wort so schön und bequem findest und nicht aus deiner Alltagssprache streichen willst. Dann lieber die Bedeutung eines Wortes auf den Kopf stellen, als es nicht mehr passend verwenden können.
Man kann aber durchaus auch Wissen über eine falsche Aussage besitzen.
Ja klar ist theoretisch nicht ausgeschlossen, dass ich weiß, dass eine Aussage falsch ist. Dann muss aber das Wissen über die Falschheit wahr sein. So wie du hier das Wort Wissen benutzt, steckt in diesem der Begriff der Wahrheit. Das Beispiel passt somit nicht, zu der Aussage davor.
"Ich existiere" ist für mich einfach das grundlegendste aller Axiome, das sich, da ohne Alternative, die ansatzweise in der Lage wäre, eine Weltbeschreibung zu liefern, sehr gut bewährt hat.
Also würdest du nicht sagen, dass du weißt, dass du existierst, sondern nur glaubst zu existieren?