Jetzt ist man jung, jetzt kann man sich vieles denken. Aber wenn man sich alte Menschen anschaut, so hat man das Gefühl, dass gar nicht wenige wirklich kein ewiges Leben wollen, sondern vielmehr wohl das Gefühl haben, schon lang genug auf Erden gewesen zu sein. Sicher, die körperlichen und manchmal auch geistigen Gebrechen spielen da mit hinein. Aber die sind nicht alles, was dieses Gefühl verursacht.
Und manche haben schon Teile der erwähnten Hölle auf Erden: das Bewusstsein von Fehlern, die man nicht mehr wirklich wieder gut machen kann.
Der Wunsch nach ewigem Leben setzt eines voraus: den Glauben an Sinn, an sinnvolle Beschäftigung. Wenn man jetzt in jungen Jahren schon den Überdruss an vielem spürt, wie wird erst sein, wenn man 70 oder gar 500 ist?
Ganz davon abgesehen liegt es schon weit jenseits meiner Vorstellungskraft, dass ich einmal auch nur 30 Jahre alt sein werde.
Obwohl ich den Wunsch nach einem ewigen Leben eigentlich von mir weisen will, so habe ich doch auch Probleme mit einem Wunsch nach dem Tode irgendwann. Gewiss hab ich mir schon den Tod gewünscht. Aber andererseits die Vorstellung, wirklich zu sterben und nicht mehr zu sein...bei Seneca hab ich einmal gelesen, dass man im Leben immer wieder kleine Tode stirbt, immer wenn etwas für immer verloren geht. Winzige Tode also in jedem Augenblick, etwas andere beim Bewusstsein, dass man eine Person nie wieder sehen wird oder dass eine Freundschaft oder Liebe endgültig zu Ende gegangen ist. Und dann erst der große Tod.
@e-noon
Ansonsten kann ich mir keine Situation vorstellen, in der ich mich plötzlich vollkommen anders sehen würde.
Glaubst du, nie falsch gehandelt zu haben? Also nicht nur wegen mangelden Wissens oder so, sondern wider besseres Wissen, bessere Überzeugung, besseres Gefühl oder dergleichen.
@Traitor
Ewiges Leben (im Diesseits) ist und bleibt für mich der größte Traum der Menschheit- trotz aller Gegenargumente wie dass es irgendwann langweilig würde, denn die Möglichkeiten wachsen stets schneller als das Lebensalter.
Für mich der Alptraum der Menschheit. Möglichkeiten bringen nichts, wenn man sie nicht als wertvoll empfindet. Ich halte
ewiges (menschliches) Leben im Diesseits prinzipiell für unerträglich. Hunderte, vielleicht sogar tausende Jahre, ja, aber irgendwann ist Schluss. Irgendwann wird es nichts mehr Erstrebenswertes geben und man muss aufhören zu streben. Das kann nur entweder in Selbstmord enden oder in eine Lebensform ohne Streben, die nur noch beschränkt menschlich genannt werden kann. Als Baum dürfte ewiges Leben OK sein. Oder wenn man sich in den Zustand einer Art von Wilden und Primitiven begibt, wo Bewusstsein und Sprache schwindet und man schlicht nur noch lebt.
Empfehle Lektüre von
Der Unsterbliche von Jorge Luis Borges. Das Beste, was ich zu dem Thema kenne.