"Wir würden gewaltig reicher werden"

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Fr 2. Dez 2005, 02:43 - Beitrag #21

Lykurg, das Zitat gehört mit dem danach folgenden Satz über die Probleme des materialistischen Weltbildes zusammen. Macht es dann vielleicht auch in Deinen Augen mehr Sinn?
Mitnichten wäre ich dafür, die soziale Ungleichheit zu vergrößern, vielmehr muss es IMHO darum gehen, neue Sinngebungen abseits des Materiellen zu finden und den derzeitigen und historisch einmaligen Wohlstandszustand zukunftsfähig zu machen.
Sonst wird es uns tatsächlich passieren, daß dieser nur 2-3 Generationen angedauert haben wird. Discordia...

Der Satz mit der Hängematte ist mir sinngemäß kürzlich irgendwo begegnet. Ich weiß nur nicht, war das bei diesem Autoren, der sich neulich in der Sarkozy-Affäre äußerte? *grübel*

Lykurg
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Fr 2. Dez 2005, 03:15 - Beitrag #22

Der wenig brauchbare Ausdruck 'Welthängematte' dürfte von mir stammen, aber die Assoziation 'Soziales Netz - Hängematte' ist ein dankbarer und beliebter Topos. Mag sein, daß er auch in einem der vielen Frankreich-Kommentare vorkam, daran kann ich mich aber nicht erinnern. Ich kenne ihn jedenfalls schon deutlich länger. Oder meinst du den ganzen Komplex mit dem Untergang des Abendlandes? Das wäre schon ein eigenartiger Zufall... da bin ich mir aber wirklich sicher, daß es nicht aus einem aktuellen Zusammenhang stammt. (Jetzt fang' ich schon an, mich selbst zu dekonstruieren... lieber gleich wieder bleibenlassen^^)

Macht es dann vielleicht auch in Deinen Augen mehr Sinn?
Nein, nein, da hast du mich falsch verstanden, ich fand den (Ab-)satz für sich genommen schon sehr sinnvoll. Aber ich erkannte darin eine Sicht auf die Dinge wieder, die meiner überraschend stark ähnelte - nur daß du daraus leicht andere Schlüsse ziehst als ich. Das mag daran liegen, daß meine Lösungsansätze eher oberflächlicher Natur (ich versuche nicht, das Wesen des Menschen zu ändern) und somit rein gegenwartsbezogen sind; aber in einer zukünftigen Gesellschaft halte ich eine so massive Änderung für extrem unwahrscheinlich. Zur Durchsetzung so andersartiger Denkmuster waren historisch höchstens einige wenige Religionen fähig; die gesellschaftliche Abkehr von diesen würde ich dann als letzte Stufe eines aufklärerischen Prozesses verstehen, der aber seinerseits durch Betonung des Individuellen eine erneute allgemeingesellschaftliche Durchsetzung stark veränderter Muster verhindert.

Die Aufklärung ist unumkehrbar, es sei denn im Chaos; aber in letzter Konsequenz auch nicht zu steigern, es sei denn in der Transzendenz.^^

janw
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Fr 2. Dez 2005, 23:59 - Beitrag #23

Lykurg, kürzlich hörte ich im Radio (Deutschlandfunk) ein Interview mit André Glucksmann über sein neues Buch, das so passend zu den Unruhen in Paris erscheinen war. In diesem Interview stellte er fest, wenn ich richtig erinnere, daß wir hier in Europa in einer historisch einmaligen wirtschaftlichen Gunstsituation leben, die, wenn wir nicht aufpassen, nach 2-3 Generationen bald passé sein könnte.
Eine Feststellung, die IMHO richtig ist, und an die ich mich eben erinnert fühlte, als ich Deinen Satz mit der Hängematte las ;)

Was die Sache mit der Arbeitsmotivation durch Aussicht auf Wohlstandsgewinn betrifft, wir sind glaube ich wirklich nicht weit auseinander.
Deine gegenwartsbezogene Sicht ist für mich nur in ihrer Konsequenz recht trist, und so suche ich nach Auswegen aus der absehbaren Tristesse.
Daß ich dabei etwas zu idealistisch bin, mag sein...

Letztlich wird es denke ich wie Rom enden...

Lykurg
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Sa 3. Dez 2005, 00:20 - Beitrag #24

Den Glucksmann-Hinweis finde ich interessant, danke, und etwas mehr Idealismus, als ich manchmal an den Tag lege, ist sicherlich hilfreich - die Menschheit kann ihn brauchen - neue Anstöße sind jedenfalls erforderlich, ohne freies, kritisches Denken ist Fortschritt in vielen Bereichen unmöglich.

Daß unsere Gesellschaft wie andere auch irgendwann endet, ist nur logisch - es bleibt eine Hoffnung:
Exoriar' aliquis nostris ex ossibus maior...^^
Edit: Möge aus unseren Knochen jemand größeres entstehen (leicht variierter Vergil)

Und eine zweite: Wenn es mit uns gehen soll wie mit Rom, bleiben uns noch einige Jahrhunderte des Zerfalls. Schlechter wären da die mykenische oder die aztekische Variante...

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