Definition von "Moral"

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
Sa 17. Dez 2005, 22:50 - Beitrag #21

@Hobbes: Hobbes Prinzip des Selbstschutzwunsches von jedem Menschen galt schon vor dem Gesellschaftsvertrag (und ist laut ihm ein moralisches Prinzip) das meinte ich.

@Englisch
Ich bin gerade froh nicht in Giessen zu studieren - denn manch feiner Beitrag in oben genannten Gebieten wäre mir sonst entgangen ^^

@Nutzenkalkül

Ich würde sagen, dass das Nutzenkalkül nur der Weg zu den Werten ist. Es ist nicht selbst ein Wert. Nützlichkeit erweckt immer die Frage wofür es nützlich ist. Ist etwas nützlich im moralischen Sinne (also folgt dem Schopenhauerschen Mitleid oder der Kantischen Vernunft beispielsweise) so ist es sicher moralisch. Nützlichkeit ohne Vorgabe worfür es nützlich wäre - wäre ein Widerspruch mit sich selbst.

Atombombe böse oder schlecht?
Hier sollte ich erst fragen wie du die Worte unterscheidest... Meint schlecht bei dir nur ungeeignet im noch nicht moralischen Sinn? Dann würde ich sagen ist sie schlecht um moralisch zu handeln, und "unschlecht" (will nur das Wort "gut" hier vermeiden) zum unmoralischen handeln.

Wenn wir einen Gegenstand annehmen mit dem nichts moralisch Gutes (nach welcher Definition auch immer) erreicht werden kann, sondern sein Einsatz nur schlechtes hervorbringt, so denke ich ist es gerechtfertigt ihn selbst böse zu nennen. Denn dann kommt es nicht mehr auf den Handelnden an, nicht mehr auf den Einsatz.

Ich finde diese Ausweitung der Moral auf Gegenstände nicht zwingend, aber schon nachvollziehbar. Ich würde für sie aber nicht durch Flammen gehn.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Sa 17. Dez 2005, 23:32 - Beitrag #22

Hobbes Prinzip des Selbstschutzwunsches von jedem Menschen galt schon vor dem Gesellschaftsvertrag (und ist laut ihm ein moralisches Prinzip) das meinte ich.

Wenn es wirklich so ist, wie du schreibst, dann widerspricht sich Hobbes selbst. Nach meinem genannten Textstück sagt er nämlich eindeutig, dass es kein unmoralisches Handeln gibt, solange es keine Gesetze gibt. Und diese gibt es im Naturzustand nicht.
Ich bin daher dafür Hobbes so zu interpretieren, dass er nicht widersprüchlich wirkt, da man vermuten kann, dass wir ihn wohl nur missverstehen.

@Atombombe: Meinst du, dass man mit einer Atombombe nichts Gutes erreichen kann? Habe ich dich richtig verstanden? Wenn ja, dann muss ich sagen, dass du hier nicht flexibel genug in deinem Denken zu sein scheinst.
Gedankenexperiment: Angenommen ich bin der Staatschef der einzigen Nation die Atombomben besitzt und möchte möglichst schnell eine hohe Anzahl von Menschen töten, die mir lästig ist. Da ist eine Atombombe ein für meine Ziele sehr nützliches Ding.
Ja in der Realität gibt es dieses Senario nicht, aber auch in der Realität ist die Atombombe Personen von Nutzen. Denn wer Atombomben besitzt, der verschafft sich Respekt.
Wir sehen Atombomben sind nicht prinzipell schädlich. Es kommt allein auf die Präferenzen an.

@Nützenkalkül: Ich kann ein Nutzenkalkül erstellen, das mir zur Planung eines Völkermordes dient. Hat das zwingend etwas mit Moral zu tun?

@deine Moral-Def.: Könntest du sie vielleicht etwas umformulieren oder etwas erläutert, denn umso häufiger ich sie lese, umso unsicherer bin ich mir, ob ich sie richtig verstehe. Sie klingt in meinen Ohren etwas komisch.
Wenn ich sie richtig verstehe, dann ist für dich jedes bewertende Regelwerk Moral. Dann wäre aber wie gesagt auch ein Nutzenkalkül moral, weil es bestimmte Dinge als gut (nützlich) bewertet und den Gebrauch von bestimmten Mitteln gebietet.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Sa 17. Dez 2005, 23:38 - Beitrag #23

Nur schnell (hab nicht alles gelesen) zu Gegenständen, die moralisch schlecht sind; außer magischen Gegenständen, die per definition immer böses tun müssten, kann ich mir nichts vorstellen, dass NUR zum schlechten/bösen/unmoralischen genutzt werden kann, wie auch immer man Moral definiert.

Beispiel Atombombe: Ein Komet fliegt auf die Erde zu, und würde sie zerstören. Mit Hilfe einer Atombombe (oder irgendeiner anderen tödlichen Rakete) könnte man ihn vielleicht so ablenken, dass er keinen Schaden anrichtet ;) Wenn du also einen Gegenstand findest (nicht erfindest), den man ausschließlich zum Bösen/unmoralischen/schlechten Nutzen kann (und nicht nach irgendeiner seltsamen Moralvorstellung, in der zB. ein Apfel per se schlecht ist ;) ),
geb ich dir einen aus :D

Was nur verdeutlichen soll, dass ich mir meiner Aussage recht sicher bin.

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
So 18. Dez 2005, 00:11 - Beitrag #24

@Gegenstand

Ja einen absolut bösen Gegenstand ohne einzige positive Möglichkeit wird es wohl nicht geben. Aber ist es generell unpraktisch Dinge nach ihren Moralischen Dispositionen also Einsatzmöglichkeiten zu bewerten und die beiden Ebenen Handlung/ Ding nicht soo scharf zu trennen?

@ Maurice

Nein er widerspricht sich nicht selbst, wie ich bereits schrieb meinte er mit der von dir zitierten Textstelle, dass keine an sich unmoralische bzw. moralischen Dinge gibt vor dem Gesellschaftsvertrag. Alle Moral hat nur das Individuum zum Richter (ist also nur relativ zum Einzelnen) - das ändert sich nach dem Gesellschaftsvertrag weil dann alle den Staat zum moralischen Richter haben, und die Moral so eine Allgemeingültigkeit erreicht. Er wollte imho nur die nicht Allgemeingültigkeit der Moral vor der Staatsgründung betonen. Bei dieser Interpretation deiner Textstelle kommt es auch gar nicht zum Widerspruch - allerdings wüsste ich nicht wie man meine Textstelle anders interpretieren sollte um einen Widerspruch zu vermeiden.

@ Nützlichkeitskalkül

Ich schrieb bereits das Nützlichkeit nicht als Moral angesehen werden kann, wenn nicht deutlich ist in welchem Sinne - also für welches moralische Prinzip - diese Nützlichkeit besteht.

Die Nützlichkeit für ein moralisches Prinzip macht also höchstens den Grad der Moralität aus - ob etwas moralisch oder nicht ist bestimmt das Prinzip (Mitleid etc. blabla)

Wie ich bereits sagte wäre eine reine Nützlichkeit ein hölzernes Eisen. Und eine Nützlichkeitsbewertung der kein moralisches Prinzip zugrundeliegt ist eine amoralisch Bewertung.

Bsp.: Nimmst du das Glück als Prinzip, so kannst du betrachten was nützlich ist für Glück zu sorgen. Alles was dann tatsächlich glücksnützlich wäre wäre dann moralisch. Etwas das dagegn neutral im Glücksnutzen ist, aber in anderer Hinsicht nützlich - wäre nützlich aber noch immer amoralisch.

Ist es nur das Nutzenkalkül das dir so Kopfzerbrechen über meiner Definition macht?

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 18. Dez 2005, 12:46 - Beitrag #25

Nimmst du das Glück als Prinzip, so kannst du betrachten was nützlich ist für Glück zu sorgen. Alles was dann tatsächlich glücksnützlich wäre wäre dann moralisch.

Und eben bei dieser Aussage bin ich sehr skeptisch.
Wenn ich Mord und Totschlag als das beste in der Welt betrachte (nur mal rein hypothetisch), dann wäre das moralisch gut? Meinst du wirklich, dass ein Selbstzweck automatisch moralisch ist? Setzt du Selbstzweck mit Moral gleich?
Sorry aber bei all der Difusität meiner moralsichen Vorstellungen, DAS stelle ich mir nicht unter Moral vor.
Wenn ich sagen würde, dass das einzige, was für mich zählt mein eigenes Glück ist, und das das höchste und einzige Gut ist, dann würdest du sagen, dass alles, was diesem meinem Ziel förderlich ist, moralisch gut wäre? :confused:

@Gegenstand: Ein Gegenstand an sich ist weder gut noch böse, noch hat er an sich deine Disposition zu guten oder bösen Gebrauch. Die Disposition liegt allein im Anwender. Eine Atombombe kann in meinen Augen deshalb nicht böse sein, weil sie eine Massenvernichtungswaffe ist, sondern kann für gute oder böse Zwecke genutzt werden. Wenn jemand Massenvernichtungswaffen baut, nicht in der Absicht je einem Menschen damit zu schaden, sondern allein um Kometen zu verbröseln, wieso wäre die Waffe dann böse?
Gut und böse hängt bei mir (wenn ich versuche mich in einem moralische Denkweise zu versetzen) von Handlungen ab. Wenn man sagt, dass eine Person böse ist, dann weil sie überwiegend böse Handlungen vollbringt. Der Teufel ist nicht böse, weil er Hörner oder einen Pferdefuß hat, sondern weil er böse Handlungen vollbringt.

guka62
Cool Newbie
Cool Newbie

 
Beiträge: 24
Registriert: 14.12.2005
So 18. Dez 2005, 13:02 - Beitrag #26

Mord und Totschlag

Wenn ich Mord und Totschlag als das beste in der Welt betrachte (nur mal rein hypothetisch), dann wäre das moralisch gut?

@ Maurice Bist du verrückt mit der Aussage. Das ist das schlechteste. Willst du sagen mordet und tötet mal schön.:)

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
So 18. Dez 2005, 14:48 - Beitrag #27

Maurice will nur zeigen, dass eine Definition die sich nicht auf bestimmte prinzipien der Moralität festlegt die wahl so weit offen halten, das auch für uns intuitiv unmoralische Prinzipien sie nicht verletzen würden.

@ Maurice

Du vergisst eine These die ich weiter oben bereits schrieb. Nämlich die, dass unsere äußere (also Betrachtete) Moral im Idealfall ein Abbild unserer Inneren ist. Nach dieser Auffassung wäre es dann ein fliegendes Schwein, Mord und Totschlag als moralisches Prinzip aufzufassen. Uns mag (wie ja auch Hobbes sagt) der Weg zur vollständigen Erkenntnis unserer Moral nicht gegeben sein, aber soo uneins sind wir uns darüber sicher nicht.

Zitat von Maurice:[...] Eine Atombombe kann in meinen Augen deshalb nicht böse sein, weil sie eine Massenvernichtungswaffe ist,[...]


Ok gehen wir genauer auf das Beispiel ein.
Betrachte ich nur diesen Teil deines Satzes, so erweckt er einen Hauch der Absurdität. Es klingt als würdest du mit den Tötungsmöglichkeiten die Amoralität der A-Waffen rechtfertigen.
Das Argument, dass Atomwaffen zur friedlichen Nutzung sinnvol sein könnten scheint mir ein erfundenes nicht gefundenes Szenario - es verstieße also gegen die Kriterien die e-noon selbst vorschlug.
Umkehrschluss: Wenn Atomwaffen amoralisch sind, so ist die Herstellung der selbigen auch amoralisch. Denn warum sollte die Handlung die etwas amoralisches Hervorbringt anders bewertet werden als das Produkt? (Dies stände zumindest mit der utilitarischen Auffassung, dass das Ergebnis zählt nicht die Absicht, in Einklang.)

Anschaulich könnte man euren Gegeneinwand gegen die These das A-Waffen unmoralisch sind auch mit folgender Analogie verdeutlichen:

Man rechtfertigt die Amoralität, einer in einem Einkaufszentrum offen herumliegenden AK-74. damit dass ja Ausserirdische auftauchen könnten und diese Waffe dann der Verteidigung dienen könnte.

Dies war es auch was ich meinte damit, dass die möglichen moralischen Handlungen so verschwindend gering sind unter den wahrscheinlichen aber unmoralischen Handlungen, dass sie faktisch keine Rolle spielen.

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
So 18. Dez 2005, 15:04 - Beitrag #28

Ein viel stärkerer Einwand gegen euer Kometengegenbeispiel wäre dagegen, ein methodischer.

Wie funktioniert euer Einwand?
Er zeigt, dass es auch möglich ist Atomwaffen moralisch gut zu verwenden.

Wie ist euer Schluß daraus?
Atomwaffen sind nicht eo ipso (aus sich selbst heraus) unmoralisch.

Doch hier macht ihr nicht Schluß, ihr wollt ja nicht nur zeigen, dass Atomwaffen nicht unmoralisch sind, sondern zieht auch noch den Schluß Atomwaffen seien amoralisch. Dieses jedoch wird durch euer Gegenbeispiel eher noch widerlegt, haben wir doch jetzt neben dem unmoralischen noch ein moralisches Potenzial.


Vielleicht wäre es erforderlich, soetwas wie Amoralität extra zu definieren.

Vorschlag (pragmatischer Natur): Amoralisch sind alle Entitäten bei denen eine Wertzuweisung keinerlei praktische Folgen hätte.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 18. Dez 2005, 15:15 - Beitrag #29

@Guka: Aha und woher weißt du, dass das das Schlechteste ist?

@Bowu: Folgt aus deiner Def. von Moral nicht auch, dass man kein Amoralist sein kann, wenn doch alles letzten Endes was mit Moral zu tun hat?

@Herstellung von Atombomben: Die Atombombe selbst ist wie gesagt imo amoralisch, allein schon deshalb weil sie keine Handlung ausführen kann und Moral immer an Handlung gebunden ist. Zumindest meines Verständnisses nach.
Ist die Herstellung von Atombomben nun auch amoralisch? Ich würde sagen, es kommt darauf an, zu welchem Zweck die Bombe gembaut werden. Wenn ich die Bomben erstellen will, um damit Menschen zu töten und das Töten von Menschen unmoralisch ist, dann ist das Hestellen der Bomben auch unmoralisch. Wenn ich aber von einer anderen Nation bedroht werde und ich den Angriff nur vereitelt kann, wenn ich Atombomben als Abschreckung habe und das Schützen von Leben als moralisch gilt, dann ist die Herstellung der Atombombe moralisch gut, weil sie dem Schutz der Menschenleben dient.
Für mich als amoralist, ist es sowohl amoralisch Menschenleben zu schützen, als auch zu töten, weshalb sowohl Herstellung als auch Benutzung der Bomben in meinen Augen moralisch nicht von Belang ist. Natürlich spielt es aus moralischer Sicht anderer Menschen eine Rolle, aber da ich keine moralische Sicht der Dinge habe, kann etwas für mich auch nicht moralisch gut oder böse sein.

Viele sehen Atomwaffen mit zu den größten Übeln der Nachkriegszeit. Man kann die Sache auch anders sehen und sie als einen riesigen Glücksfall sehen, weil es wohl das atomare Wettrüsten bis hin zur Absurdität war, der die Welt vor einem dritten Weltkrieg bewahrt hat. Und das ist jetzt nicht ironisch gemeint.

Maurice will nur zeigen, dass eine Definition die sich nicht auf bestimmte prinzipien der Moralität festlegt die wahl so weit offen halten, das auch für uns intuitiv unmoralische Prinzipien sie nicht verletzen würden.

Das habe ich bewusst so gewählt. Für uns ist es z.B. unmoralisch jemanden zu töten, nur weil er um ein goldenes Kalb tanzt. Im AT war das Ermorden der Götzendiener aber moralisch gut, da der Befehl von Gott kahm.
Willst du nun sagen, dass es im AT keine Moral gab, da das, was da als Moral genannt wird, unseren Intuitionen widerspricht?

Ein anderes harmloseres Beispiel ist Sex vor der Ehe. Heutzutage hat damit wohl fast keiner mehr ein Problem und wer würde hier im Forum schon sagen, dass Sex vor der Ehe unmoralisch sei? Es ist aber noch gar nicht solange her, dass dies aber in Deutschland als unmoralisch galt. War das Gebot kein Sex vor der Ehe zu haben nun damals auch nicht moralisch, da es nicht unseren heutigen Intuitionen entspricht?

PS: Wie gesagt Gegenstände sind für mich per se nicht moralisch. Wenn etwas überhaupt moralisch sein kann, dann Handlungen oder Personen.
Wenn es moralische Gegenstände gäbe, dann müsste man sie ja auch für ihren moralischen Wert loben oder tadeln. Das klingt doch sehr merkwürdig. Wir loben und tadeln doch keine Gegenstände, doch nur Handlungen und Personen.

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
So 18. Dez 2005, 15:54 - Beitrag #30

Deine Bindung von Moralität an Handlung und die dahinter stehende enge Definition von Handlung zu kritisieren würde uns mitten in ein Gebiet führen das mich gerade weniger interessiert. Aber was du anscheinend übersiehst, dass auch ich die Moralbewertung der Atombombe an Handlungen bewerte - nämlich an möglichen Handlungen mit ihr.

Zitat von Maurice:Ist die Herstellung von Atombomben nun auch amoralisch? Ich würde sagen, es kommt darauf an, zu welchem Zweck die Bombe gebaut werden.


Dass musst du nochmal anders ausführen, denn in deinem weiteren Text beschreibst du moralische Zwecke der Atombombe, aus denen sich für mich dann keine amoralität der Herstellung ergibt.
Also: Bei welchen Zwecken wäre die Herstellung einer Bombe amoralisch?

Und ja, ich glaube ein amoralischer Mensch ist ein fliegendes Schwein. Ich würde sogar noch weiter gehen, und sagen das der Mensch von Natur her moralisch ist (Hat wer eine Buchempfehlung eines Schwarzmalers um dem entgegenzuwirken? :D).

Was die Moralität irgendwelcher Religionen angeht... Jede Religion verkörpert etwas. Ich würde sagen jede Religion verkörpert unter anderem auch ein moralisches Prinzip. Es wäre für mich nicht contraintuitiv einer Religion zu folgen in der ein moralisches Prinzip herrscht das ich nachempfinden kann. Wenn ich glaube diesem moralischen Prinzip Abbruch zu tun indem ich um ein goldenes Kalb tanze, so wäre es für mich auch intuitiv verständlich, dass als unmoralisch zu bezeichnen.

Also ich kenne durchaus Leute die ihre Gegenstände loben und tadeln. Letztens war mein PC kaputt, da hab ich ihn erst getreten und nachher als er wieder lief getätschelt - aber mal davon abgesehen.

Der Unterschied zw. Gegenständen und Personen liegt nur in der Art der Einwirkung, nicht in der Art der Bewertung - wir reden in der Regel nicht mit unseren Müllcontainern, weil wir wissen das man so nicht auf sie einwirken kann. Gefällt uns etwas nicht an ihnen so wenden wir andere Mittel als mündliches Lob/Tadel an. Wir ölen die Scharniere oder streichen sie neu.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 18. Dez 2005, 16:15 - Beitrag #31

Man kann kein Amoralist sein? Dann musst du wirklich eine sehr ungewöhnliche Vorstellung von Moral haben.

In meinem Lexikon findet man unter "Amoralismus": "Gleichgültigkeit gegenüber der Moral; Moral ablehnende oder verneinende Geisteshaltung."
Das trifft auf mich zu, ergo bin ich ein Amoralist. Nun erklär mir bitte, warum ich mich, deiner Meinung nach irre.

@Herstellung von Atombombe: Für mich ist die Herstellung von Atombomben sowieso amoralisch und auch deren Handhabung, weil ich nicht in moralischen Begriffen denke. Ich bin wie gesagt Amoralist.
Die Herstellung und die Verwendung von Atombomben ist immer in Bezug auf moralische Vorstellungen gut oder böse. Zwei Beispiele habe ich in meinem letzten Post bereits genannt. Die Herstellung und die Verwendung einer Atombombe ist dann amoralisch, wenn ihre Handhabung nicht mit dem moralischen Regelwerk bewertet werden kann. Angenommen in meiner Moral würden Menschen keine Rolle spielen, so wäre es amoralisch mit einer Atombombe Menschen umzubringen.

@moralische Gegenstände: Ist dein PC unmoralisch, wenn er abstürzt?

PS: Auch mein Philo-Lexikon bezieht sich unter dem Stichwort "Moral" auf Handlungen, Werturteile, Tugenden und Ideale. Von Gegenständen ist keine Rede.

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
So 18. Dez 2005, 19:00 - Beitrag #32

Zuerstmal will ich mich bei deinem Philo-Lexikon entschuldigen, dass ich seinen Horizon übertrat. Die Technikphilosophie ist noch nicht alt, und nicht alle gehen soweit den Moralbegriff auf Gegenstände auszuweiten.

@Amoralist

Das moralische Prinzip meiner Definition, ist im Menschen selbst angelegt - eine Verneinung desselben kann ich mir schwer vorstellen. Was dein Lexikon meint ist aber etwas ganz anderes, es meint nämlich das, was ich unter äußerer Moral verstehe (und was ansonsten besser Ethik genannt wird) - es meint, dass du die christliche Moral die humanistische Moral etc. ablehnst.

Ja mein Pc ist schlecht wenn er abstürzt.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 18. Dez 2005, 20:02 - Beitrag #33

Tja so leicht kann man sich schwer tun im Verständnis, wenn man nicht weiß, was der andere meint. Deine Unterscheidung von "innerer" und "äußere" Moral in diesem Kontext, lässt mich glauben, dass ich dich jetzt besser verstehe. ;)

Was du als "innere Moral" bezeichnest, ist meiner Vermutung nach das, was ich "Sozialtrieb" nenne: die natürliche Affinität zu meinem Nächsten.
Was ich "Moral" nenne, ist dann wohl das, was für dich "äußere Moral" ist.

@PC: Ich habe gefragt, ob dein PC unmoralisch böse ist, wenn er abstürzt. Deine Antwort, dass er dann schlecht sei, sagt nicht, ob dieses "schlecht" eine moralische Dimension hat. Wenn etwas moralisch schlecht ist, nennt man es böse. Etwas kann aber auch schlecht sein, ohne böse zu sein, wie z.B. ein Messer das nicht schneidet. Man sagt dann, dass dieses Messer schlecht ist, weil es nicht (mehr) den Zweck erfüllt, für den es geschaffen wurde. Moralisch böse würde niemand mir bekanntes das Messer deswegen nennen.

@Moral von Gegenständen: Woher hast du eigentlich die Idee, dass Gegenstände moralische Qualitäten haben? Auf welche Autoren/Quellen beziehst du dich?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 19. Dez 2005, 10:19 - Beitrag #34

das Problem bei der Atombombe besteht darin, daß sie eigens gebaut werden muss. Es ist also hierbei nicht oder nur schwierig zu trennen die "Atombombe an sich", die ein vor sich dahin liegendes Materiekonglomerat ist - und als solches völlig wertfrei - und das Wissen, daß die Bombe gebaut wurde für einen Zweck. Die Wertfreiheit der Bombe als Materiekomplex wird völlig überlagert von ihrem dezidierten und bekannten Verwendungszweck.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 19. Dez 2005, 13:38 - Beitrag #35

Würdest du eine Atombombe auch als "böse" bezeichnen? Selbst wenn sie nur in einem verlassenen und vrgessenen Bunker vor sich hinstauben würde?

Wenn man Gegenstände moralisch bewertet auf Grund ihrer wahrscheinlichen Folgen des Gebrauchs, dann muss man wohl auch Sahnetorten als moralisches Übel bewerten, da deren Konsum Fettleibigkeit fördert und diese wiederum nicht wünschenswert ist. Also verbietet alle Sahnetorten!!! :crazy:

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 19. Dez 2005, 13:58 - Beitrag #36

Wenn man Gegenstände moralisch bewertet auf Grund ihrer wahrscheinlichen Folgen des Gebrauchs, dann muss man wohl auch Sahnetorten als moralisches Übel bewerten, da deren Konsum Fettleibigkeit fördert und diese wiederum nicht wünschenswert ist. Also verbietet alle Sahnetorten!!!

:-) eigentlich wollte ich mit der Darlegung darauf hinaus, daß das, was der Bewertung, auch der moralischen, unterliegt, der Mensch ist, der sich eines Gegenstandes bedient. Diese Bedienung kann konsequenzenbewußt erfolgen, sie kann naiv erfolgen, verantwortlich oder unverantwortlich, wie auch immer. Eine moralische Kategorie des "Gegenstands als solchem" sehe ich nicht, was unmittelbar aus meiner Grundannahme erfolgt, daß moralisches Handlen, soll es als solches charakterisiert werden, der Bewußtheit und der Reflektion bedarf - solange es noch keine denkenden Bomben gibt, stellt sich das Problem damit nicht (Darkstar läßt grüßen^^).

Daraus folgt aber eben nicht, daß Bomben deswegen, weil sie ja in sich wertfrei sind, bedenkenlos gebaut werden könnten. Bomben werden - wie alles, was hergestellt wird, also nicht natürlich vorliegt - zu einem Zweck hergestellt. Und dieser Zweck kann sehr wohl der Kritik und somit auch der moralischen Bewertung unterzogen werden, EHE die Bombe gebaut wird, zumal er untrennbar verknüpft ist mit der schieren Existenz der Bombe, die sich nicht von selbst baut.

Also nicht der Gegenstand unterliegt der Kritik, sondern die Handhabung, der Umgang damit, und somit letztlich der Mensch.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 19. Dez 2005, 14:05 - Beitrag #37

Sorry Ipsi, aber das Beispiel mit der Torte war nicht auf dich bezogen, sondern ein Nachtrag zu Bowu. Hatte leider vergessen, das eindeutig kentlich zu machen. Nochmal sorry! ^^*

Was das Thema Moral angeht, scheinen wir e gleicher Meinung zu sein. Zumindest ist das der induktive Schluss aus den bisherigen Posts. ;)

Mal so am Rande: Würdest du dich auch als Amoralisten bezeichnen?

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
Mo 19. Dez 2005, 14:40 - Beitrag #38

@Maurice

Würdest du willentlichen Besitz als eine Handlung akzeptieren?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 19. Dez 2005, 14:44 - Beitrag #39

hinsichtlich dessen, was aus meiner Sicht der Dinge Kernpunkt von Moral zu sein scheint, bin ich absolut ein Amoralist. Moral ist für mich ein System von Verhaltensregeln, die zwangsverbindlich gemeint sind, wenigstens vom Konzept her.

Diese Art von Moral weise ich konzeptionell strickt als Anmaßung zurück; praktisch befolge ich jene Teile der Regelwerke, deren Nichtbefolgung mit Strafe bedroht ist.

Dies widerum impliziert nicht, daß ich nicht meinen eigenen ethischen Maximen folgen würde; dies tue ich sehr wohl, wobei ich mir allerdings auch immer wieder die Freiheit offenhalte, situativ davon abzuweichen.

Insgesamt qualifiziert mich das wahrscheinlich schon als Amoralisten, was auch meiner Selbstwahrnehmung entspricht.

Bowu
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 471
Registriert: 09.06.2004
Mo 19. Dez 2005, 15:16 - Beitrag #40

@ Amoralisten

Ist für Euch also Amoralismus so etwas wie Individual-Moral ohne zwischenmenschliche Moralzwänge? So dass ein Amoralist sich dadurch auszeichnet, eine Moral nicht auszuweiten auf andere Individuen?

Wenn das eure Auffassung von Amoralismus ist, dann will ich auch in euren Club.

Nichtsdestotrotz verwende ich das Wort in anderen Bedeutungen - amoralisch als nicht moralisch bewertbar (externer Standpunkt) und amoralisch als nicht moralisch bewertend (interner Standpunkt)

Vom 2. Gesichtspunkt her wären Gegenstände natürlich amoralisch - deshalb bezog ich mich auch auf die moralische Bewertbarkeit von Gegenständen.

Ich glaube ihr beide seid weder auf die eine noch auf die andere Art und Weise amoralisch. Wenn ihr meine Freundin schubst kann ich euch problemlos moralisch bewerten - und wenn ich selbiges mit euren Gefährtinnen tue werdet auch ihr sicher moralisch werten.

Eine Amoralität in dem Sinne, dass man moralische Urteile nicht handlungswirksam werden lässt würde ich eher liberal als amoralisch nennen.

VorherigeNächste

Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron