Weihnachten: Geschenk oder Heuchelei

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sledge
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Mo 19. Dez 2005, 02:29 - Beitrag #1

Weihnachten: Geschenk oder Heuchelei

Hi!

In Zeiten, in denen wirre Elche mit roten Nasen und Lichtergeflimmer den Alltag beeinflussen stellt sich manch einer die Frage, wie er Weihnachten einschätzen soll. Wie unschwer zu erkennen ist halte ich nicht viel davon. Genauso wie ich an Karneval/Fastnacht nicht jahreszeitbedingt auf lustig schalte, kann ich auch an Weihnachten nicht einfach so auf "andächtig" umschalten. Ja, draussen ist es dunkel, kalt ist es auch: aber trotzdem: wer an Weihnachten einen auf Nächstenliebe macht und unterm Jahr eben solche nicht praktiziert - ist da dann was vom sogenannten Christentum übrig? Andernfalls wäre es ja nicht unbedingt erwähnenswert...

Konkret regt mich das Geschenke-Suchen auf. Ich persönlich mag keine Verzweiflungsgeschenke. Ich will nichts, was 11 Monate verstaubt und dann zu Weihnachten wieder aus den hintersten Ecken des Kellers hervorgezerrt wird. Wenn ich nur dran denke, wiviel Strom jetzt für Lichtergedöns verbraten wird, wird mir schlecht. Dann hört man sich später wieder an "30% des Stromverbrauchs könnten eingespart werden" und es wird sich furchtbar über die bösen Stromverbaucher aufgeregt. Hallo? ... ohne Worte...

Was haltet ihr von Weihnachten? Bzw. was haltet ihr von dem "Drumherum" um Weihnachten, das so veranstaltet wird?

Nur her mit den Meinungen,

sledge

Lykurg
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Mo 19. Dez 2005, 03:14 - Beitrag #2

Eine Meinung? Gerne.

"Andachtsvolle", neutraler gesagt eher festliche Stimmung an- oder abzuschalten zu wollen, ist natürlich völlig unsinnig; die entsteht (bei mir jedenfalls) unter bestimmten von außen gegebenen Umständen und entzieht sich weitestgehend meiner Kontrolle (andernfalls wäre es auch nicht dasselbe). Die relevanten äußeren Einflüsse sind für mich




  • familiäres Beisammensein (Eltern, Geschwister und Anhang)
  • Kerzen, Stollen, Marzipankartoffeln und Kekse
  • adventliche/weihnachtliche Lieder singen
  • Besuch der Christvesper.
Deiner Kritik der Kommerzialisierung des Festes stimme ich daher pauschal zu. Pseudo-weihnachtliche Dekoration in Kaufhäusern (Weihnachtsmänner! Argh!) und die allgegenwärtigen Lichterketten finde ich meist abstoßend, insbesondere im Oktober/November. (Allerdings mag ich die großen Herrenhuter Sterne (das sind die mit den vielen Spitzen und einer Lampe drin). Das finde ich bei der Dunkelheit des hiesigen Dezembers akzeptabel.) Um dudelnde Lautsprecher mache ich einen Bogen, und daß ich, wenn ich denn Geschenke kaufe, dem kaum entgehen kann, reduziert meine Lust noch (bzw. verleitet mich dazu, entweder vor der Dekorationszeit oder in den letzten Tagen einzukaufen, wobei letztere Option durch das Gedränge die deutlich schlechtere Wahl ist). Allgemein könnte ich mir sehr gut das Fest ohne Geschenke vorstellen, tatsächlich finde ich es in vielen Fällen schwer, etwas zu finden, womit ich wirklich das gute Gefühl habe, nichts Überflüssiges geschenkt zu haben. Zum Glück besteht meine Zielgruppe aus fleißigen Lesern.^^


Und die allgegenwärtigen Weihnachtschristen, die sich genau einmal im Jahr in die Kirchen drängeln, finde ich... naja, ist ihre Sache. Ein konsequentes Verhalten ist das jedenfalls nicht. Ich besuche besonders gerne den Gottesdienst am 4. Advent, da ist man mehr unter sich.^^ Und wieweit nun Nächstenliebe gelebt wird - ich glaube, das Problem ist eher allgemeiner, von Weihnachten unabhängiger Natur (obwohl zugegebenermaßen wohl Hilfsorganisationen Weihnachten erheblich reich(lich)er bedacht werden als sonst).


Aber die Erweiterung vom Fest der Liebe Gottes zu den Menschen auf eines der (falsch verstandenen) Nächstenliebe ist mE nicht kritiklos hinzunehmen. Hier sind Kommerzialisierungseffekte wirksam geworden, die von den christlichen Inhalten wenig übrig lassen. Diese Erscheinungen sind dem Christentum als solchem nicht anzulasten (höchstens seiner zu großen Toleranz gegenüber heidnischen Vorgängermythen, die bis heute überlebten, und gegenüber denen, die von innen und außen zersetzend einwirken.)^^

Feuerkopf
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Mo 19. Dez 2005, 10:20 - Beitrag #3

Weihnachten ist für mich eine liebe Familientradition. Ich kenne es nicht anders, als dass mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und deren Freunden und Verwandten gefeiert wird. Wir sind nicht sooo besinnlich, aber es gibt einen bunten Weihnachtsbaum, leckeres Essen und schönes Beisammensein.
Ich hätte es gern ein wenig "weihnachtlicher", aber dafür sind wir eigentlich zu kirchenfern.

Was ärgert mich am Drumherum?
Eindeutig der Lebkuchen im September! Ich habe letzte Woche keine Sachen mehr für die Teller kaufen können, das stelle man sich vor! Nur, weil ich mich weigere, schon Wochen im voraus einzuholen. Nun, da werden die Kinder eben mit weniger Süßkram auskommen.
Das Gedudel im Radio ist in diesem Jahr aushaltbar, oder ich höre den richtigen Sender. ;) Es gibt auch anhörbare Songs. So habe ich ein Lied von B. B. King entdeckt, das ich noch nicht kannte.
Geschenke? Ich bekomme gern welche und ich mach gern welche. Besonders freue ich mich, wenn mir was einfällt, das man vielleicht so nicht kaufen kann.

Richtig schön war Weihnachten, als unsere Kinder klein waren und entsprechend aufgeregt. Da wurden auch noch Gedichte aufgesagt und ich habe die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Aber damit kann ich mich - s. o. - nicht mehr durchsetzen. Schade, eigentlich.

Als Heuchelei empfinde ich Weihnachten zumindest in unserer Familie nicht.

Ipsissimus
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Mo 19. Dez 2005, 10:57 - Beitrag #4

Weihnachten ist, um es pointiert zu sagen, der verzweifelte Versuch von ein paar Menschen, die sich das ganze Jahr über nichts zu sagen haben, für ein paar Stunden so zu tun, als hätten sie sich etwas zu sagen, als wären sie alle füreinander und für ihr Wohlergehen von äußerstem Belang.

während ich das für die "mittlere soziale Qualität" von Weihnachten halte, bin ich gerne bereit zuzugeben, daß es von diesem Mittelwert seltene Abweichungen nach "positiv" geben mag, die den geschilderten Familienidyllen entsprechen^^

Windsbraut
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Mo 19. Dez 2005, 11:05 - Beitrag #5

Da Feuerkopf und ich bislang jedes Weihnachten zusammen gefeiert haben (zählt man die 6 vor meiner Geburt nicht mit *g*), kann ich ihr nur zustimmen: Weihnachten ist bei uns vor allem eine fröhliche Angelegenheit. Ich fühle mich auch durchaus weihnachtlich und nehme mir auch immer ein paar Momente Zeit, darüber nachzudenken, was wir da eigentlich feiern.

Weihnachten ist für mich vollkommen positiv besetzt. Dass es schon im September Dominosteine zu kaufen gibt, stört mich nicht: Was ich nicht kaufen will, blende ich aus. Dabei ist es egal, ob das Weihnachtsartikel oder andere sind.

(Feuerkopf: Deine Kinder werden süßigkeitentechnisch schon nicht zu kurz kommen... ;) )

Ich liebe auch die ganzen Lämpchen, die in meiner Nachbarschaft funkeln, wenn ich im Dunklen mit dem Hund spazierengehe. (Wo ich wohne, hat sich noch niemand getraut, bunte oder blinkende Birnchen anzubringen...)

Und ich schau' mir jedes Jahr "Drei Nüsse für Aschenbrödel" an. Das gehört auch unbedingt zu Weihnachten dazu. :)

Ich habe also eine völlig unkritische, einfach nur begeisterte Einstellung zu Weihnachten. Immer schon.

Maurice
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Mo 19. Dez 2005, 13:54 - Beitrag #6

Harmonie aus der Retorte

Zum Glück feiern wir Weihnachten bei mir zu hause seit Jahren nicht mehr.
Wenn es nach mir ginge, könnte das Ganze ganz aus meinem Bewusstsein verschwinden. Würde es wohl auch, wenn Mitmenschen und Medien einen nicht jedes Jahr daran erinnern würden. Abschaffen muss man es aber nicht, denn es wirkt sich positiv auf die Wirtschaft aus.
Wir zu hause schenken uns nichts mher, bzw. ich will gar nichts geschenkt bekommen. Von den Verwandten (zu den 2-3 zu denen ich Kontakt habe) gibt es e nichts gescheites geschenkt. Vor allem mein grenzdebiler Erzeuger beweist immer wieder aufs neue, dass er keine Ahnung von seinen Nachkommen hat. Zum Glück bekomme ich über 350 Tage im Jahr diesen Idioten nicht zu Gesicht.

Weihnachten ist bei den meisten Familien meiner Einschätzug nach Heuchelei. Pünktlich zu Weihnachten tut man so, als hätte man super-doll lieb und alles wäre im Butter. Ach wäre doch nur jeden Tag Weihnachten! Oder nein, halt, besser doch nicht, denn jeden Tag Harmonie heucheln, wäre dann doch auf Dauer zu anstrengend.
Also seid lieb zueinander, wenn ihr euch lieb habt, oder lasst es. Freundlich zueinander sein, nur weil es ein bestimmter Tag ist, ist Selbstverarschung!

Unter den momentanen Umständen folglich: Weihnachten? Mit mir nicht!

Da-Fe
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Mo 19. Dez 2005, 15:16 - Beitrag #7

Ich kann da Maurice und Ipsi nur zustimmen. Imo ist Weihnachten einfach nur ein einziger Krampf: Jeder versucht lieb zu sein und alle wissen, dass man sich lieb haben muss und auf keinen Fall die tolle Stimmung kaputt machen darf... genau wie auf Geburtstagen der Omas und Opas und so... Ich persönlich bin leider sehr sensibel, wenn es darum geht zu merken, ob jemand rumheuchel, verkrampft versucht zu lächeln oder ähnliches und mich macht das krank ^^ Ich bin dann meist derjenige, der diese ach so schönen Happy-Family-Parties (so nenn ich das) zerstört und der dann angemotzt wird: "Es war soooo schön und du hast alles putt gemacht!"... Das Leben ist hart ^^

Zwirki und ich werden uns nix schenken... Find ich gut :pro:

nils.ri
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Mo 19. Dez 2005, 16:06 - Beitrag #8

Also bei uns ist es höchstens versuchte Heuchelei, denn Weihnachten endet seit der Trennung meiner Eltern für gewöhnlich in einer mittleren Katastrophe.

Geschenke besorgen mag ich auch nicht.
Allerdings finde ich es schon nett, wenn man beschenkt wird; gegen Weihnachtsstimmung habe ich nichts einzuwenden, und sie ist meistens auch in gewissem Maße vorhanden. Obwohl Weihnachten heute eigentlich kaum noch was mit dem ursprünglichen Anlass zu tun hat, finde ich doch, dass es eigentlich ganz nett ist, bzw. in meinem Fall sein könnte.

Allerdings ist die Kommerzialisierung schon recht schlimm / nervig.
Vor allem Feuerkopfs Lebkuchengeschichte stört mich auch. Anfang Oktober ist normalerweise schon alles mit Weihnachtsmännern übervölkert.
Ich frage mich ernsthaft, wer sowas schon so früh kauft.

[align=center]Bild[/align]

Marc Effendi
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Mo 19. Dez 2005, 18:08 - Beitrag #9

Ich finde es schade, das bis jetzt noch nicht einer gesagt hat um was es bei Weihnachten eigentlich geht. Jeder hebt nur auf die Geschenke, das familiäre Zusammensein und so weiter ab.

Worum geht es aber bei Weihnachten wirklich? Es geht daraum, das Jesus in die Welt gekommen ist, um für unsere Sünden ans Kreuz zu gehen. Es geht darum, das wir das Ewige Leben besitzen, wenn wir die Verheissung von Jesus annehmen.

Wer mal hinter die Kulissen schaut, der wird feststellen, das kaum eine der Traditionen, auf die wir hier so stolz sind, älter ist als 500 Jahre. Der Weihnachtsmann z.B. stammt von Coca-Cola (ist wirklich wahr). Aber die Botschaft, das Jesus in die Welt gekommen ist, um sie von seiner Schuld zu befreien, wird seit 2000 Jahren weitergetragen.

Darum feiern wir Weihnachten.

Und wem die Weihnachtsgeschichte zu kitschig ist (zumindest das, was daraus gemacht wird), der lese mal Offenbarung 12.....

Ipsissimus
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Mo 19. Dez 2005, 18:11 - Beitrag #10

und wenn mensch sich - aus Kenntnis der christlichen Botschaft - nicht als Christ definiert?

Windsbraut
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Mo 19. Dez 2005, 18:17 - Beitrag #11

...darfst du trotzdem Lebkuchen essen, Ipsissimus. :)

Man könnte sich ja ganz religions-ungebunden darüber freuen, dass dies auch das "Fest der Liebe" ist. Man kann sich also mit Menschen, die man liebt, treffen und feiern, dass man sich hat. Zum Beispiel.

Die Freundin meiner Nichte ist Moslem, kommt aber jedes Jahr zum Christbaumschmücken zu meiner Nichte nach Hause. Sie hat also Spaß an Weihnachten, ohne Christin zu sein. Und macht 'was Schönes mit jemandem, den sie lieb hat.

Jaja, völlig verkitscht und gefühlig, ich weiß. Ekelhaft... ;)

aleanjre
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Mo 19. Dez 2005, 19:13 - Beitrag #12

Ich kenne mittlerweile viele Moslems, die Weihnachten feiern. Manche nur mit netten Kleinigkeiten als Geschenk und gutem Essen, andere tatsächlich mit hübsch geschmückten Lichterbaum. Aber fern von Krippen und religiösen Geschichten. Und warum auch nicht?
Weihnachten bietet die Gelegenheit, dass jeder etwas positives herausziehen kann. Eben das, was für ihn gut ist.
Es müssen nicht die Geschenke sein, aber wer gerne seine Lieben beschenkt - warum nicht? Wer eigentlich nicht so gerne in die Kirche geht, aber diese ganz besondere Atmossphäre am Weihnachtsabend liebt, warum soll er nicht ausschließlich an diesem Tag in die Kirche gehen? Wer seine Familie das ganze Jahr kaum zu sehen bekommt, und nur in diesem Tagen können alle zusammenfinden - ist doch wunderbar!
Man muss sich eben klar machen, dass keine Pflicht zum Glücklichsein besteht. Und sich klar machen, was glücklich macht und was nicht. Wer geheuchelten Frieden im großen Familienbund nicht erträgt, entschuldigt sich eben mit Magen-Darm-Grippe und bleibt zuhause. Wer im Oktober keine Weihnachtsschokolade mag, kauft sie eben nicht. Wer blinkende Lichter an Hausfassaden widerlich findet, ignoriert sie.

Ja, die Feiertage sind religiösem Ursprungs. Und es ist schon wichtig, diese Geschichte den Kindern zu vermitteln, denn es steckt sehr viel mehr darin als die pure Vorstellung, dass Gott einen Teil von sich selbst zur Welt schickte, um unter den Menschen sein zu können. Gewachsene Werte über Frieden, Hilfsbereitschaft, die Freude über das Leben als solches. Über die Bedeutsamkeit der kleinen Dinge. Über die Verfehlung von Machtgier und Hass. Und vieles, vieles mehr.

Es ist schade, wenn Weihnachten nur als eine Ansammlung von Lügen und kitschigem Kommerz gesehen wird. Aber wer seine Zufriedenheit daraus zieht, über solchen Mainstream erhaben zu sein - warum nicht? ;)

Lykurg
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Mo 19. Dez 2005, 21:30 - Beitrag #13

Zitat von Marc Effendi:Ich finde es schade, das bis jetzt noch nicht einer gesagt hat um was es bei Weihnachten eigentlich geht. Jeder hebt nur auf die Geschenke, das familiäre Zusammensein und so weiter ab.
Zitat von Lykurg:- Besuch der Christvesper.
[...] Aber die Erweiterung vom Fest der Liebe Gottes zu den Menschen auf eines der (falsch verstandenen) Nächstenliebe ist mE nicht kritiklos hinzunehmen
Und die Ausgangsfrage war:
Zitat von sledge:Was haltet ihr von Weihnachten? Bzw. was haltet ihr von dem "Drumherum" um Weihnachten, das so veranstaltet wird?

aleanjre, das Gefühl einer Erhabenheit über die weniger Glücklichen, die hier vielfach genannten Harmonieheuchler, ist eigentlich nicht der Grund meiner Darstellung - im Gegenteil. Ich habe meine Festfreude hier nur sehr knapp erwähnt, weil ich das bei anderen in weit größerem Maß voraussetzte, als sich bis jetzt gezeigt hat - nun weiß ich deutlich mehr. Gut, also: Weihnachten ist mir als Fest der Familie recht wichtig, unter religiösen Gesichtspunkten sind Karfreitag, Ostern und Pfingsten mir weit wichtiger. Weihnachten eignet sich aus diesem Grund besonders gut für die Übernahme auch durch Nichtchristen, wie etwa schon ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. die Umwertung des (ungefähr gleichzeitigen) jüdischen Chanukka zu einem Geschenkefest zeigte. Das ist ja eigentlich auch ganz hübsch. Man muß es nur nicht übertreiben.

aleanjre
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Mo 19. Dez 2005, 22:19 - Beitrag #14

Da hast du mich missverstanden, Lykurg. :)
Ich meinte nicht, dass wir, die wir Weihnachten genießen, uns über jene, die es furchtbar finden, erhaben fühlen dürfen.
Sondern dass jemand, der sich über Weihnachtskommerz und all seine Zusammenhänge erhaben fühlen möchte, dies gerne tun darf. Ein jeder soll glücklich werden, wie er will.

War es nicht auch so, dass die Kirche früher dem Weihnachtsfest keine Bedeutung geschenkt haben, sondern sich auf Ostern konzentrierten, und Weihnachten dann einführten, um verschiedene heidnische Bräuche christlich umzumodeln?

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Mo 19. Dez 2005, 23:51 - Beitrag #15

Ja, aleanjre, allerdings geschah das bereits extrem früh: Der unterschiedliche Termin des Weihnachtsfests zwischen Ost- und Westkirche liegt mW an der Bewegung des Datums der Wintersonnenwende, die wohl um Christi Geburt herum um den 6. Januar stattfand und allmählich zwei Wochen zurückwanderte. Unser Weihnachtstermin (wie auch unser Neujahrstag) läge demnach an der Wsw zum Zeitpunkt der jeweiligen Neufestlegung. Und die Wsw war bereits bei den alten Ägyptern ein hohes religiöses Fest (und ihr Neujahrstag), nämlich der Tag der Auferstehung des Osiris.

Ummodelung heidnischer Feiertage liegt aber auch bei Ostern (-> Ostara, umstrittene germanische Fruchtbarkeitsgöttin) und anderen Festen vor. Die Durchsetzung des Christentums hätte bei geringerer Integration anderer Religionen und Konzepte nicht so schnell und fließend ablaufen können. (Weiteres Beispiel: Marienverehrung als Fortführung der Aphrodite- und Artemiskulte. Die Heiligtümer weiblicher Gottheiten wurden fast grundsätzlich an Maria umgewidmet.)

Mißverständnis? Ja - und nein. Ich hatte deinen "Mainstream" etwas allgemeiner gefaßt - und blieb zum präzise erkannten Rest unklar.^^

ich_von_hier
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Di 20. Dez 2005, 00:16 - Beitrag #16

Ich will mal hier feststellen, dass der Weihnachtsmann keine Erfindung von Coca Cola ist, den gabs schon (sehr) lange vorher. Nur die Farben wurden von Coca Cola in Auftrag gegeben. Der Ursprung des Weihnachtsmanns war übrigens der Nikolaus. Außerdem gibts ja im ehemaligen Ostblock den guten Väterchen Frost.

Weiterhin ist es ja nich so, dass die ganze Welt Weihnachten feiert. Die Juden haben z.B bekanntermaßen ihr Chanukka. Und manche Vöker (die wenigen, die noch nicht von Amerika und Europa beeinflusst wurden) kennen das Fest nicht einmal. Ok, das ist so gut wie keiner, aber egal ^^

Und wenn wir schon nicht die Geburt Jesu, oder die Nächstenliebe uns so weiter an dem Tag feiern, dann lasst uns wenigstens den "Tag der Heuchelei" geniesen.

Ich, als jemand, der als Schüler noch kein ordentliches Einkommen besitzt, genieße derweile die Geschenke, die mir meine Eltern machen, um mir Ihre Liebe zu beweisen. Dann behaupte ich, dass das nicht nötig gewesen wäre (was natürlich Blödsinn ist ich hab mir das ja alles gewünscht) und alle sind glücklich. Wobei die Wirtschaftsbosse sich natürlich am Meisten freuen. (wurde ja schon gesagt) :crazy:

Ich wünsch euch auf jeden Fall jetzt schon Frohe Weihnachten hohoho

Feuerkopf
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Di 20. Dez 2005, 00:41 - Beitrag #17

Streng genommen ist Jesus ja gar nicht im Dezember zur Welt gekommen.
Letzte Woche habe ich eine Doku gesehen, die sich mit den Stern von Bethlehem befasste. Wenn man alle verfügbaren Daten zusammennimmt, dann liegt der wahrscheinliche Geburtstermin irgendwo Mitte April, etwa 7 v. Chr.
Die Ankunft des Heiland wurde später auf den Termin der Wintersonnenwende gelegt, weil dieses Fest fast überall gefeiert wurde. Außerdem kam ja in den Augen der Christen wirklich das Licht in die Welt, durch Jesus.

Wer also nicht explizit das christliche Weihnachten feiern will, kann sich also immer noch über die wiedererstarkende Sonne freuen. Sogar einen immergrünen Baum als Symbol des Lebens darf man sich ruhigen Gewissens hinstellen, denn soweit ich weiß, stammt auch die Verwendung von Immergrün (früher Zweige) aus der germanischen Tradition.
Weihnachten ist also ein höchst ökumenisches Fest. :)

Aydee
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Di 20. Dez 2005, 00:45 - Beitrag #18

Weihnachten.... eine Möglichkeit für mich, die Familie (..) wiederzusehen um meistens hinterher festzustellen dass ich sie so nicht wiedersehen wollte.
Aber idR ist es wohl schon ne schöne Zeit, es sei denn es kommt der "Rappel" wieder über mich.... was in den letzten Jahren irgendwie jedes Jahr passiert ist....

Der Gedanke meiner Elten - einfach mal alle wieder zusammen auf einem Haufen zu und ne schöne Zeit zusammen zu haben - gefällt mir schon. Nur dass das bei mir auf Grund meines Empfindens meist in einen Krampf ausartet... Was sie wissen, aber sowohl sie als auch ich denken jedes Mal dass es dieses Mal anders sein wird. Naja... manche lernen eben nie :-)

Verzweiflungsgeschenke war früher .-)
Heutzutage schenke ich wenn ich Geschenke habe und nicht wenn ein bestimmtes Datum auf dem Kalender steht ;-)

Ich denke ich habe meine "Frieden" mit Weihnacht gemacht; ich kämpfe nur jedes Jahr wieder dagegen an ^^



Ps.
Zitat von Marc Effendi:Ich finde es schade, das bis jetzt noch nicht einer gesagt hat um was es bei Weihnachten eigentlich geht.

Sie haben gesagt worum es geht. Worum es IHNEN geht. Jeder für sich ;-)

Fr.Doktor
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Di 20. Dez 2005, 08:46 - Beitrag #19

60% aller Familien streiten sich an Weihnachten ganz furchtbar.

Der Druck, es sich jetzt so richtig harmonisch und heimelig zu machen ist wohl zu groß.
Alles soll perfekt sein, der Baum, das Essen, die Wohnung, die Kinder, der Partner.
Ich muss dabei immer an Loriot denken.
"ZickeZacke Hühnerkacke...Pfffft."

Geschenke, bis auf Kinder, die werden weiter beschenkt, haben wir unter Erwachsenen abgeschafft.
Das geht ins Geld, besonders wenn noch ein großer Freundeskreis dazu kommt.

Zu Hause hatten wir eine ganz schöne Tradition gepflegt. Wir haben nicht ganz so hysterisch viele Geschenke erhalten und dafür einen Teil des Geldes gespendet.
Auch wenn man sich jetzt über das barmherzige Spenden zu Weihnachten streiten kann, ich finde es für Kinder ein gutes Signal.
Die unangenehme Raffgier, die zu Weihnachten ausbricht, kann so etwas gemildert werden.

Wir haben dito beschlossen unser gerade mal 18 Monate altes Kind nicht mit Geschenken zuzuschmeißen.
Es gibt eine Kleinigkeit und gut ist.

Die meisten Menschen basteln sich ihr weihnachtliches Unglück auch selbst.

Ach ja, ganz vergessen, statt Messe besuchen wir am 24.12. den Friedhof und damit unsere Großmutter.
Am ersten Todestag dachte ich noch: "Das darf doch nicht wahr sein, da stolpern wir an Heiligabend auf dem Friedhof herum, völlig daneben."
Aber siehe da, es war richtig nett.
Ganz viele Menschen waren in der Dämmerung bei ihren toten Liebsten, der Friedhof ein wahres Lichtermeer, wir hatten Glühwein dabei und stießen auf unsere Großmutter an, das war stimmungsvoller als jede Messe über einen Hippie in Sandalen, von dem eine kleine Weltminderheit behauptet er sei die dreifaltige Erlösung.

Vor allem mein grenzdebiler Erzeuger beweist immer wieder aufs neue, dass er keine Ahnung von seinen Nachkommen hat. Zum Glück bekomme ich über 350 Tage im Jahr diesen Idioten nicht zu Gesicht.

Maurice, ich schicke dir eine Kiste, dann können wir meinen dazu packen und die beiden auf den Mond schießen ;)

janw
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Di 20. Dez 2005, 09:47 - Beitrag #20

Vor allem mein grenzdebiler Erzeuger beweist immer wieder aufs neue, dass er keine Ahnung von seinen Nachkommen hat. Zum Glück bekomme ich über 350 Tage im Jahr diesen Idioten nicht zu Gesicht.

idT, er könnte gutes wirken ;)

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