Was treibt Männer, und es sind überwiegend Männer, zur Polizei? Was charakterisiert Menschen, die in der Politik aufsteigen und in Innenressorts landen?
In beiden Fällen sehe ich einen klaren Machtinstinkt, vielleicht gelegentlich auch den Wunsch, eigene Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren.
Wer "nur das Gute" will, "sich für die Gesellschaft einbringen", der wird vom Vorgesetzten ein paar lobende Worte zu hören bekommen und ein Lächeln, wer aber Entschlossenheit demonstriert, in den Grenzen, das "Team", das "Revier" dabei nicht zu übergehen, der wird nach vorne kommen.
Ebenso in den Parteien.
Herr Koch ist für mich z.B. ein solcher Rowdy ("brutalstmögliche Aufklärung", keine Hemmungen, die Lärmverhältnisse am Frankfurter Flughafen als "unerträglich" zu bezeichnen und im gleichen Atemzug für den Ausbau desselben einzutreten,...), Herr Schily, da bin ich mir nicht sicher.
Es ist wahrscheinlich ein Problem unserer menschlichen sozialen Selektionskriterien auch - zum einen kann zwar die Polizei nur nehmen, wer sich bei ihr bewirbt, aber die innere Strukturbildung entspricht der archaischen menschlichen Hordenorganisation unter Fehlen der mäßigend wirkenden Frauen, Kinder und Alten.
Ebenso ist mensch geneigt, als Ober-Tier jemanden zu wählen, der Entschlossenheit demonstriert, Willen zur Entgrenzung und gleichzeitig Bereitschaft zur freiwilligen Unterordnung.
EDIT:
janw und Ipsissimus, ein zentrales Problem dabei ist die Zeitfrage. Und die Einschaltung des Anwalts als Bindeglied kann ebenfalls nur helfen, wenn der Täter sein Opfer retten will, also doch eher selten.
Es sind eben zwei Dinge zu trennen, die Rettung des Opfers und die Überführung des Täters.
Ersteres kann IMHO ein Anwalt dem Verdächtigen schon schmackhaft machen, bzw. wichtiger noch,
ergründen, ob überhaupt der Verdächtige der Richtige ist.Daß im Falle der Delinquenz des Verdächtigen sicher damit auch die Überführung erleichtert wird, ist möglich, aber sicher auch davon abhängig, wie die Hilfe für das Opfer gestaltet wird.
Es geht darum, Vertrauen zu schaffen; der Verdächtige wird, wenn er der Täter sein sollte, dies einer Person eher offenbaren, der er vertrauen kann.
Rowdytum und mangelndes Demokratieverständnis scheiden schon durch die 'Selbstanzeige' Daschners aus.
Nun, ehrlich gesagt, hatte er keine andere Wahl. Er hat eindeutig gegen Gesetze verstoßen, sogar gegen Grundrechte. Und wäre damit in jedem Falle seinen Job los gewesen. Ein "mea culpa" wirkt da sicher recht positiv...
Nein, ich will nicht so hart sein. Ganz ohne Herz kommt man auch bei der Kripo nicht nach oben, und so wird sein "mea culpa" schon ehrlich gemeint gewesen sein.