Es gibt vor allem keine reinrassigen Amerikaner.
Ich bin zwar jemand, der normalerweise sehr viel von Übung und Arbeit an sich selbst hält, und wenig von sogenannten Talenten oder angeborenen Fähigkeiten, von Mentalität, etc. Trotzdem komme ich nicht umhin, zu akzeptieren, dass es solche Anlagen gibt.
Worauf ich hinaus will, ist, dass diese Anlagen bei manchen Menschen konträr zu den Werten, zu der Kultur, zu der Gesellschaft stehen. Sie haben, wenn sie diese Eigenschaften pflegen und kultivieren keine andere Wahl, als sich immer mehr von dem zu entfremden, in das sie hineingeboren wurden.
Diese Eigenschaften können im Kindesalter harmlos und wenig ausgeprägt sein und durch Schlüsselerlebnisse oder/und durch länger andauernde Erfahrungen verstärkt werden. Da jeder Mensch unterschiedlichsten Einflüssen unterliegt, im Laufe eines Lebens, gibt es auch unterschiedlichste Ausprägungen dieser Entfremdung oder Abspaltung von der Heimatkultur. Ich glaube, dass in jedem Menschen bestimmte Keime schlummern, die erst später erkannt und offensichtlich werden. Es kann natürlich auch passieren, dass diese Keime niemals zu etwas heranwachsen, weil sie nie erkannt werden. Das hängt von der Stärke des Keims ab, von der Stärke des Talentes, des Potenziales, und wie das Umfeld auf diese Eigenschaften reagiert.
Das muß nicht unbedingt so stark zum Tragen kommen, wie im Fall John Walker. So etwas fängt schon damit an, wohin Menschen gerne in Urlaub fahren, wo sie gerne wohnen oder wohnen würden. Das sind, wenn es eindeutig in eine Richtung geht, Anzeichen dafür, wie sehr man sich mit dem Umfeld identifiziert und wie sehr man es nicht tut.
Lebt man gerne in einem Landhaus an Cornwalls Küste, und bejaht viele Teile der englischen Kultur, so sagt das doch einiges über eine Person aus. Natürlich ist die Anpassung und Liebe zu einer anderen Kultur zwar ein großer Teil eines Menschen, trotzdem ist das noch längst nicht alles.
Mir selbst gefällt zum Beispiel Wales besser als England, u.a. weil es rauher und urwüchsiger ist. Mit den Menschen dort bin sehr oft sofort auf einer Wellenlänge. Das hängt z.T. auch mit dem ruhigen Landleben zusammen, denn hierzulande komme ich mit den meist freundlicheren Menschen auf dem Land größtenteils besser klar. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Der andere Punkt ist natürlich die große Suche nach einer Identität. Es gibt genügend Menschen, die sich einer kulturellen Identität nicht bewußt sind und es kommt mir so vor, als wenn es garantiert nicht weniger werden würden. Auf Deutschland bezogen ist das zudem immer noch ein heikles Thema. Obwohl auch behauptet wird, dass gerade der Mangel an nationaler Identität den Despoten Tür und Tor öffnet. Die Frage ist: Wie viel und wie wenig ist gesund?