Zitat von Ipsissimus:Demokratie wird immer wieder ganz klein geschrieben, wenn die Resultate nicht in unser Weltbild passen.
Das Klang auch in einem Kommentar an in Tagesschau oder tagesthemen über die Reaktion von Bush auf das Wahlergebnis.
Der Fall, daß in einer demokratischen Wahl Leute gewählt werden, die nicht unserem Bild von Demokraten entsprechen, war quasi in den Köpfen nicht vorgesehen. Die Konfrontation mit den Ergebnissen der eigenen Wirklichkeitsverkennung ist vielleicht die größte Herausforderung, der usa begegnet - die Welt funktioniert nicht mehr so, wie man es sich im Pentagon und im Weißen Haus gedacht hat - wenn sie denn je wirklich so funktioniert hat.
Und genau daran krankt IMHO alles: Der Westen hat nach wie vor eine kolonialoide Einstellung zu den Völkern im Nahen Osten - "wir müssen" ihnen helfen, "damit sie ihre Probleme in den Griff bekommen". Probleme, die wir ihnen gebracht haben...Probleme, die wir teilweise selber hatten, vor 2 - 300 Jahren, auf die wir unsere Antwort gefunden haben auf schmerzhafte Weise, die aber nicht für alle anderen die ultimative Antwort sein muss - bzw. wenn selbst erarbeitet werden muss.
("Wir" im Sinne des Bewußtseins der westlichen classe politique)
Eine wirkliche Lösung ist IMHO nur zu erreichen, wenn Israel wirklich quantitativ auf jetzt beanspruchte Fläche verzichtet, im Prinzip sich in seinen völkerrechtlich zulässigen Rahmen zurück zieht, oder andernfalls sehr weitgehende Zugeständnisse an die Palästinenser macht - die Westbank für echtes Geld abkauft z.B., sehr viel Geld. Geld, das dann aber vernünftig angelegt werden müßte, um den Menschen zugute zu kommen.
Die Korruption auf der palästinensischen Seite ist natürlich ein Problem, aber eines, das vorrangig dort gelöst werden muss - und bei mehr Pluralismus auch wird. (Wir im Westen brauchen uns darüber auch gar nicht erregen, wesentliche Korruptionsanreize kommen gerade aus unserer Richtung, weltweit.)
Ob das Zusperren des Geldhahnes jetzt das richtige Mittel ist, ich glaube nein. Zum einen muss eine demokratisch legitimierte Regierung zunächst einmal akzeptiert werden. Dann würde eine Mittelverweigerung IMHO gleich das Verhältnis zu Israel weiter belasten, als vermutetem Motiv - damit den militanten Gruppen Auftrieb geben. Zudem ist die Frage, welche materiellen Konsequenzen das hätte - man sollte nicht unterschätzen, was an Mitteln aus der arabischen Welt nach Palästina fließt.