Zeigen von wahren Gefühlen - Stärke oder doch eher Schwäche?

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aleanjre
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Fr 6. Jan 2006, 19:27 - Beitrag #21

Aydee: Natürlich spreche ich nicht von meinem Empfinden, sondern verallgemeinere auf den kleinsten gemeinsamen Nenner innerhalb der Gesellschaft. Es ist Raum für jede Farbschattierung nach oben wie auch unten.

Lykurg: Hierzu ein netter Link: http://www.zeit.de/2004/18/M-Hirnforschung
Die Spiegelneuronen sind recht junge Kinder der Hirnforschung, wurden erst in den 90ern des letzten Jh. "entdeckt".
Man kann sich natürlich auf nichts unumstößlich festlegen. Aber es ist davon auszugehen, dass ein Mensch immer mitfühlt, was in seiner Umgebung geschieht, diese Wahrnehmungen aber nicht immer bis ins Bewusstsein vordringt. Und man kann sich gegen den Zwang wehren. Wenn ich mich vor dich hinstelle und herzhaft gähne, wirst du erst einmal den Impuls zum mitgähnen spüren, auch wenn du nicht müde bist. Du kannst ihn aber unterdrücken. Wenn ich das Spiel 20 Mal pro Stunde wiederhole, wirst du garantiert nicht mehr mitgähnen wollen - Abstumpfung. Oder du wirst sauer, weil ich dich so nerve. ;)
Das der Impuls garantiert ausbleibt, wenn zu erkennen ist, dass kein echtes Gefühl, sondern nur schlechte Schauspielkunst dahintersteckt, ist doch auch klar.

Ipsissimus
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Fr 6. Jan 2006, 20:28 - Beitrag #22

noch viel mehr anscheinendes OT

glauben wir dem Fernsehtechniker, wenn er uns mit vollkommener Überzeugung versichert, er sei aufgrund seiner intimen Kenntnis der Elektroden, der Schaltkreise und des gesamten Platinenlayouts zu sicheren Rückschlüssen auf die Qualität des darauf empfangenen Programmes fähig?

und was mag das wohl mit der Sache zu tun haben?

Buddha
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Fr 6. Jan 2006, 22:12 - Beitrag #23

ich und meine Freundinn leben 400km auseinander.......
ich habe sie in den letzten 6 Tagen besucht und ich muss zugeben (und stehe auch dazu), als es hieß abschied zu nehmen und auch am Abend zuvor....
habe ich seit Jahren das erste mal geweint.....aber richtig rotz und wasser....
und ich muss zugeben, dass es, trotz dieses schlechten gefühls in mir auch gut getan hat.....

janw
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Fr 6. Jan 2006, 22:43 - Beitrag #24

Nun ja, gut, wir haben die Infrastruktur, mit der wir so empfinden können, ob wir das auch von unserer emotionalen Geprägtheit können und tun, ist eine andere Frage...

Das wirft natürlich die Frage auf, welche emotionale Geprägtheit "normal" ist...

aleanjre
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Sa 7. Jan 2006, 00:00 - Beitrag #25

Ipsi: :tongue2:
Sprich's doch einfach aus, Mensch, ich vertrage das. ;)

Nanoboy: Falsche Formulierung. Es hat dir WEGEN dem schlechten Gefühl gut getan. ;) Du hast nicht geweint, weil du gerade mal Zeit dafür hattest. Sondern weil es notwendig war.

Ipsissimus
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Sa 7. Jan 2006, 00:19 - Beitrag #26

Alea, so gesagt, ist es trivial^^ doch wer möchte sich DIESER Trivialität stellen? DU?

aleanjre
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Sa 7. Jan 2006, 00:28 - Beitrag #27

Try me. :cool:
Mein ganzes Leben besteht aus einer Ansammlung von Trivialität. Wenn mir dein Beitrag den Todesstoß versetzt, passt es wenigstens ins Muster.

Ipsissimus
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Sa 7. Jan 2006, 00:35 - Beitrag #28

alea, wenn ich dir jemals etwas bedeuten sollte, wird der Todesstoß, den ich dir versetze, nichts als die Spiegelung deine innersten Soseins sein

aleanjre
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Sa 7. Jan 2006, 00:36 - Beitrag #29

Könnte es sein, dass wir im falschen Thread sind? Oder vielleicht auf PN umsteigen sollten? Oder wenigstens so tun, als hätte es noch etwas mit diesem Thema zu tun?

janw
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Sa 7. Jan 2006, 00:57 - Beitrag #30

Ist es so weit vom Thema ab? Ich bin mir nicht sicher...

Zitat von aleanjre:Ausgelebte Emotionen zwingen den Beobachter immer, mitzufühlen. Das ist eine normale neurologische Funktion aller sozial geordneten Herdentiere. Gähnen, Lachen, Weinen, Wut - steckt an. Das ist unangenehm, wenn das Gegenüber gerade Emotionen durchlebt, die sich nicht mit den eigenen decken. Diesem Zwang kann man sich kaum entziehen, es ist unkontrolliert. Und was Mensch nicht kontrollieren kann, löst Angst, Ablehnung oder Wut aus...

Das blendet aber aus, daß es zumindest beim Menschen auch eine interne Verhaltenssteuerung gibt, die reguliert, ob das, was die "Spiegel-Neuronen" oder was immer an mpulsen liefern, tatsächlich ausgelebt wird.
In einer Umgebung mit schreienden Verletzten nicht selbst zu verzweifeln, kann situativ durchaus günstig sein...

Feuerkopf
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Sa 7. Jan 2006, 01:04 - Beitrag #31

In kritischen Situationen kann man auch etwas tun, was man "Abspalten" nennt. Dann entscheidet sich der Kopf, die überwältigenden Emotionen nicht mehr anzunehmen, sondern sich auf das Wesentliche zu beschränken. Das hat was mit Selbstschutz zu tun.

Ipsissimus
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Sa 7. Jan 2006, 01:07 - Beitrag #32

was auch immer "das Wesentliche" sein mag^^

janw
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Sa 7. Jan 2006, 01:09 - Beitrag #33

Ja. Ich verstehe Ipsi so, daß er auf diese Dinge sich bezieht.
In dem Sinne: Die Neuronen ermöglichen bestimmte Reaktionen, es ist aber genauso "normal", wenn man/mensch sich konkret anders verhält.

aleanjre
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Sa 7. Jan 2006, 01:10 - Beitrag #34

Oh, du verzweifelst doch. Nur eben erst sehr viel später. Wenn der Schock vorbei ist. Stresshormone blockieren alle höheren Fähigkeiten im Gehirn und reduzieren dich auf das Angriff-oder-Flucht Programm des Stammhirns. Wenn sondiert ist, dass keine tödliche Gefahr besteht, können die Routineschleifen, so vorhanden, einsetzen. Sprich: Nur, wer gelernt hat, Erste Hilfe zu leisten oder wie man sonst in Notsituationen reagiert, kann in so einem Fall handeln.
Ich habe nicht nur bei einer Reanimation mitgewirkt. Wenn es vorbei ist, ist es jedesmal wie nach einem Sprung aus 5.000 Meter Höhe. Und all diese Situationen sind bei mir eingebrannt. Wäre ich länger im Job geblieben, wäre es "besser" geworden, leichter. Je mehr Handlungsroutine, desto besser hat man die Lage im Griff und es kommt nicht soviel Panik auf.

janw
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Sa 7. Jan 2006, 01:15 - Beitrag #35

Dennoch, die "Spiegel-Neuronen" garantieren nicht, daß man auf jede emotionale Situation in der Gesellschaft gleich und prognostizierbar reagiert.

Ipsissimus
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Sa 7. Jan 2006, 01:17 - Beitrag #36

Oh, du verzweifelst doch. Nur eben erst sehr viel später


Alea. wenn mein ... unreflektiertes, unintellektuelles, körperliches, einfaches Sosein --- verweifeln wollte oder würde oder könnte ... wäre ich gerade tot^^

Feuerkopf
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Sa 7. Jan 2006, 01:30 - Beitrag #37

Alea,
ich bin nicht sicher, ob ich dir zustimmen kann. Wenn ich eine kritische Situation überstehe, in dem ich meine Gefühle hintenan stelle und so rational handle, wie möglich und nötig, dann muss ich nicht zwingend anschließend, wenn ich zur Ruhe komme, verzweifeln.
Ich kann unter Umständen von den heftigen Gefühlen eingeholt werden, aber ich kann mir auch klarmachen, dass ich die Situation überlebt habe! So kann ich auf der Woge der Emotionen surfen, sie wahrnehmen, aber ich brauche nicht in ihr zu ertrinken.

Ipsi, das Wesentliche ist m. E. immer das subjektiv Notwendige.

aleanjre
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Sa 7. Jan 2006, 01:33 - Beitrag #38

Jan, genau das hat ja auch niemand behauptet! Es steht da ja nur, das ein Impuls gegeben wird. Was Mensch daraus macht, ist sein Entscheid, der von Myriaden von Faktoren abhängt!
Zum Beispiel habe ich gerade den Impuls, zur nächsten Pommesbude zu rennen und eine Riesenportion Pommes Frites mit Majo zu kaufen. Ursprung: Hab heute zu wenig gegessen und eben daran gedacht, dass die Salatmajo im Kühlschrank bald überfällig ist. ;)
Aber ich werde diesem Impuls nicht nachgeben. Denn es ist schon sehr spät. Es wäre vernünftig, das Geld zu sparen. Meine Waage würde morgen früh weinen. Meine Kinder könnten aufwachen, wenn ich die Wohnung verlasse und mich suchen.

Wenn ein Baby im Supermarkt weint, wird jeder, der diesen Laut wahrnimmt, einen Impuls verspüren.
Mütter und Väter werden alamiert aufmerken, und sei es unterbewusst, bis der nächste Reiz ankommt: Ist nicht meins. Sobald sie sehen, dass das Baby gut versorgt ist, werden sie sich entspannen.
Aber auch Nicht - Eltern werden aufmerken. Wer Kindern positiv gegenübersteht, wird kurz die Lage checken - besteht Gefahr? Das geht in Millisekunden. Wer auf Kindergeschrei agressiv reagiert, wird sich ärgern, warum man so ein Blag mit in die Öffentlichkeit schleppen muss.
Sprich: Der Impuls ist da. Ein schreiendes Baby fordert laut, dass man ihm hilft. Die Reaktion ist individuell.

Feuerkopf: Verzweifeln heißt nicht, dass du auch im Anschluss noch mal in Panik verfällst. Die Ratio ist dann wieder da und kann die Erlebnisse geordnet zusortieren. Aber es sind heftige Reaktionen, die anschließend ablaufen, und die Erinnerungen bleiben teilweise ein Leben lang so frisch, als wäre es gerade geschehen.

Ipsissimus
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Sa 7. Jan 2006, 01:33 - Beitrag #39

Feuerköpfle, das Wesentliche ist immer das, was uns am wenigsten Angst macht^^

Feuerkopf
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Sa 7. Jan 2006, 01:38 - Beitrag #40

Zitat von Ipsissimus:Feuerköpfle, das Wesentliche ist immer das, was uns am wenigsten Angst macht^^


Meinst du?
Also, die stärsten Abspaltungen habe ich in Situationen erlebt, die meine schnellste Reaktion brauchten oder meine höchste Konzentration. Und das waren ausschließlich Krisensituationen. Ich habe die Angst in dem Moment nicht zugelassen, denn sie hätte mich gelähmt.

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