Bald nur noch Kinderfilme?

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Lykurg
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Mi 4. Jan 2006, 12:37 - Beitrag #1

Bald nur noch Kinderfilme?

Eben las ich in der "Welt" von heute einen Kommentar, der ziemlich bedenklich stimmt, weil er auch dazu dienen kann, die längerfristigen Verflachungstendenzen zu erklären. Kurzgefaßt stellt Holger Kreitling darin dar, daß die finanziell erfolgreichsten Filme des letzten Jahres allesamt kindgerecht gestaltet waren bzw. explizit junge Zielgruppen hatten; und folgert daraus, daß sich zukünftige Filme wesentlich stärker an diesen Besuchergruppen orientieren werden. Die Folgen:
Weil die Kinderphase vor der Phase der Individualisierung liegt, müssen Erzählmuster deutlicher und genormter gezeigt werden. Subtile Signale, Ironie, doppelte Erzählebenen sind zunehmend schwerer zu etablieren. Ausnahme: Animationsfilme, die von jeher auf verschiedenen Ebenen funktionieren.

Zugleich birgt dies auch Licht. Nischen werden wichtiger, mittlere Filme, die wegwollen vom Mainstream und auf die gebügelte und gestärkte Rezeptur verzichten. Die womöglich mit Kindern gerade schlecht umspringen. Und Gewalt einsetzen, um sich zu distanzieren. Es wird ein zunehmender Markt entstehen für schichtenspezifisches Publikum, in dem das Neue entsteht und die Kunst blüht. Nur das Monster-Budget für einen intelligenten Monsterfilm, den nur Menschen über 16 sehen dürfen - das wird bald niemand mehr finanzieren.
Einerseits ist mir unklar, was der letzte Satz mit dem "intelligenten Monsterfilm" meint, was Kreitling hier genau meint. Für "King Kong" etwa gilt für mich "intelligent" nicht... ist "Monster-" hier auf das Filmformat bezogen, oder auf die Thematik?

Außerdem sehe ich nicht so klar, warum, was bei Animationsfilmen offenbar funktioniert, überall sonst absterben sollte. Und überhaupt: Wer hört besser zu als Kinder? Die Freude am guten Erzählen ist in ihnen doch eigentlich deutlicher vorhanden als in Erwachsenen, denen auch Filme genügen, die mit Gewalt- oder Erotikszenen den Betrachter anlocken.

Windsbraut
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Mi 4. Jan 2006, 13:08 - Beitrag #2

Lykurg:
Einerseits ist mir unklar, was der letzte Satz mit dem "intelligenten Monsterfilm" meint...


Da der von dir zitierte Artikel mit folgendem Satz beginnt:
Peter Jacksons Film "King Kong", mit dem größtmöglichen Aplomb und Kritikerlob gestartet, läuft im Kino überraschend mäßig.

... ist sicherlich "King Kong" gemeint.

Was die Frage in der Überschrift dieses Topics betrifft: Ist das denn wirklich ein neuerTrend? Der "Familienfilm" dürfte schon immer die meisten Zuschauer angezogen haben und daher für die Mainstream-Filmemacher am interessantesten gewesen sein.

Die Kinokrise ist doch schon uralt, die Totengesänge wurden schon -zigmal gesunden - und wenn demnächst alle Riesenbildschirme mit Dolby-Surround-Sound zu Hause haben, gibt's eh kaum noch einen Grund, das viele Geld ins Kino zu tragen.

Wenn ich meine Nichte ins Kino einlade, bin ich ruckzuck 30 Euro los, nur für zwei Karten, Popcorn und 'ne Cola. So haben die Multiplex-Kinos zuerst die kleinen Kinos plattgemacht, und jetzt tragen sie sich selbst zu Grabe, indem sie einfach unerschwinglich werden.

Aber vielleicht ist das auch nur eine Art Selbstregulierung: Irgendwann kann aus der Asche der Schrottfilme wieder der Phoenix des gut gemachten, einfallsreichen Kinos erstehen? (Womit ich übrigens nicht sagen möchte, dass alle kindertauglichen Filme Schrott sind!)

Traitor
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Mi 4. Jan 2006, 14:07 - Beitrag #3

Ehrlich gesagt ist mir nicht ganz klar, auf welche Art Filme der Artikel anspielt. Als kinderverträgliche große Kinofilme fallen mir primär solche aus zwei Kategorien ein:
a) Animationsfilme, die er ja explizit von der Kritik ausnimmt
b) spezielle Kinderfilme (wozu ich auch den genannten Harry Potter zähle), gegen die wohl kaum etwas einzuwenden ist
Dann gibt es noch Einzelgroßprojekte wie StarWars und Narnia, aber die machen keinen Trend. Der ebenfalls genannte "Krieg der Welten" war sicher nicht an ein Kinderpublikum gerichtet.

Eher ist es doch so, dass sich seit langem der Großteil der Kinoproduktionen an die unkritischeren, popcornfressenden Teilschichten der berüchtigten 14-49jährigen richtet. (wobei ich mich zumindest vom zweiten Attribut nicht glaubwürdig distanzieren kann ;) ). Und die sind es doch noch viel eher als die Kinder, für die "Subtile Signale, Ironie, doppelte Erzählebenen sind zunehmend schwerer zu etablieren" gilt.

Übrigens finde ich gerade die hier ausgenommenen Animationsfilme inzwischen bedenklich. Anfangs waren sie in der modernen Form eine sehr nette Innovation, und es stimmt, hier werden oft geschickt netter KInderfilm und Ironie für Erwachsene vermischt. Aber inzwischen hat sich daraus ein so festes Schema zum Entwickeln eines sicheren Kassenerfolges entwickelt, dass es einem trotz im Einzelnen immer wieder neuer Witze doch langweilig wird. Aber immerhin, das ist ein ganz bestimmtes und beschränktes Genre, das den anderen wohl nicht schaden wird.

@Lykurg:
Einerseits ist mir unklar, was der letzte Satz mit dem "intelligenten Monsterfilm" meint, was Kreitling hier genau meint. Für "King Kong" etwa gilt für mich "intelligent" nicht... ist "Monster-" hier auf das Filmformat bezogen, oder auf die Thematik?
Windsbraut hat zwar recht, anfangs wird explizit auf Kingkong eingegangen, aber ich denke eher, dass "Monster-" sich hier (als amerikanische Lehnformulierung) auf den Umfang des Projektes bezieht.

Als Schlusswort: Die sollen sich keine Sorgen machen, dass Kinder der bestimmende Markt werden. Kinder sterben doch bekanntlich in den nächsten Jahrzehnten eh aus. :D

Noriko
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Mi 4. Jan 2006, 14:28 - Beitrag #4

Vorneweg: Aniamtionsfilme sind NICHT a priori Kindverträglich, unc ihc kann sogar nicht Japansiche Beispiele aufführen ;) (nachtrag ok hat sich geklärt missverständniss meinerseits)

Das Filme sich immer einem Erfolgreichen Typus anpassen sit weder neu noch erschreckend wie ich finde, sondenr imerm so gewesen und ganz normale Wirtschaft, irgendwann gibt es aber ein anderes Publikum , dann wird ein ganz anderer Filme erfolgreich und das ganze geht von vorne los, alels der klassiche Zyklus.

"der intelligente Monsterfilm" (Ich interpretiere das als den Publikumslos gewordenen Film mit ambition) bekommt kein Budget mehr, klar, aber jede genre hatte eine Solche Phase und hatte irgendwann ihr Comeback.

@Animationsfilme und die Innovation
Hättest du dir Terkel i Knibe angeschaut wüsstest du es ebsser ;)

Ipsissimus
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Do 5. Jan 2006, 12:17 - Beitrag #5

viel schlimmer finde ich, daß Mainstream-Erwachsenenfilme immer kindischer werden^^ wer kann sich noch an einen Film erinnern, in dem subtile Probleme auf subtile Weise gelöst wurden, wann kam der letzte Film in die Nichtprogrammkinos, in dem das Inhaltliche nicht dem Plakativen unterlag?

Maurice
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Do 12. Jan 2006, 13:44 - Beitrag #6

in dem subtile Probleme auf subtile Weise gelöst wurden

Bevor ich darauf eventuell antworten werde, würde ich doch gerne vorher noch mehr von dir erläutert haben, was du mit diesem Satz meinst. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob die Vorstellung, die dieser Satz bei mir hervorgerufen hat, mit deiner übereinstimmt.

Ipsissimus
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Fr 13. Jan 2006, 11:59 - Beitrag #7

Maurice, kennst du die "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski? Subtile Geschichten, subtile Problematiken, subtile Lösungen. Leise, still, unglaublich eindringlich. Dramen ohne "große Bühne". Schauspieler, die hinter der Geschichte stehen, nicht die Sicht auf sie versperren. Sowas schwebt mir vor, wenn ich an Subtilität im Kino denke. Daß die Trilogie kein kommerzieller Erfolg war, versteht sich von selbst^^


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