Männerfreunde, Gas und ... Krieg?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
janw
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Do 5. Jan 2006, 16:09 - Beitrag #21

Wenn daraufhin ein Nachdenken über die Abhängigkeiten einsetzt, ist das sicher wünschenswert, und besser spät als nie. Naja, ich las gestern, es habe schon einmal einen deratigen Anlauf seitens der EU-Kommission gegeben, der aber am Veto Englands gescheitert sei - dort fürchtete man, die EU wolle die britischen Bohrinseln in der Nordsee reglementieren.

Trotzdem habe ich den Eindruck, daß man vom russischen Vorgehen etwas kalt erwischt wurde.

Feuerkopf
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Do 5. Jan 2006, 16:37 - Beitrag #22

Wieso sollten die Russen zuverlässiger sein als die OPEC?

Wenn wir Unabhängigkeit wollen, dann müssen wir mehr auf regenerative Energien und Energieeinsparung setzen.
Und vielleicht doch die Kohleflöze nicht absaufen lassen.

Lykurg
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Do 5. Jan 2006, 17:04 - Beitrag #23

müssen?^^

Ipsissimus
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Do 5. Jan 2006, 17:09 - Beitrag #24

ich denke auch eher, daß kein Weg an Kernenergie vorbeiführt

The real life
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Di 17. Jan 2006, 22:35 - Beitrag #25

Lösung:

900000km² der wüste mit Solarzellen belegen reicht um den Erdstrombedarf zu decken!
Wenn jede Stadt 10 m² Kauft sind wir über versorgt!
Was haltet ihr davon?

Lykurg
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Mi 18. Jan 2006, 00:40 - Beitrag #26

900000km² der wüste mit Solarzellen belegen reicht um den Erdstrombedarf zu decken!
Wenn jede Stadt 10 m² Kauft sind wir über versorgt!
Deiner Rechnung zufolge gibt es also 90.000.000.000 Städte auf der Erde? Mit im Durchschnitt einem Fünfzehntel Einwohner? (Ich habe mit einer Weltbevölkerung von 6 Mrd. gerechnet.)

Oder vielleicht meinst du 10 km². Das macht die Sache aber schon erheblich teurer. Zuverlässige Information zu den Kosten von Solaranlagen habe ich nicht gefunden, die Angaben im Netz sind entweder veraltet (dann meist €1.200 bis €1.500 pro Quadratmeter) oder rechnen alle staatlichen Förderungen mit ein, was für unser Exempel, wenn der Staat das aufbauen soll, natürlich unzulässig ist, damit kommt man als Privatmann auf €100/m² (allerdings ohne Wandler, Akkus und ohne die Installation, die unter Wüstenbedingungen besonders lustig sein dürfte). Nehmen wir die Preisangabe trotzdem, weil wir mit weiterer Verbilligung durch Weiterentwicklung hoffen. Hätten wir also bei 10 km² pro Stadt läppische 100 Mio. Euro. (Für die Einsparungen der Massenproduktion gibt's Zubehör und Installation aber gratis.^^)

Mitteleuropäische Großstädte könnten sich das leisten. Amerikanische auch, und die Ölstaaten sowieso, wenn sie auch kein Interesse daran hätten - jedenfalls kurzfristig. Aber damit kommen wir nie und nimmer auf 90.000 Städte. Wie sollen kleinere Städte in Entwicklungsländern ihren Beitrag leisten? - Die Energierechnung habe ich jetzt nicht aufgemacht, ich habe Mathematik noch nie gemocht... das überlasse ich gerne dem nächsten...^^

janw
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Mi 18. Jan 2006, 00:58 - Beitrag #27

Ipsi, meinst Du wirklich?

Lykurg, wenn man zu den Baukosten eines AKWs und den normalen Betriebskosten noch die sozialen Kosten dazu rechnet plus die Endlagerung und die Kosten der Urangewinnung, kommt man pro kw/h wohl auf ähnliche Beträge wie bei Solarstrom.

Tatsächlich ist Solarenergie gerade für periphere Gebiete in den Tropen sinnvoll, da die Anlagen vor Ort installiert werden können, wartungsarm sind und keine langen Überlandleitungen installiert werden müssen. Problem ist allerdings die Speicherung der Energie für nachts und Schlechtwetterphasen. Wäre mit Akkus vielleicht zu bewerkstelligen.

Ipsissimus
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Mi 18. Jan 2006, 11:02 - Beitrag #28

janw, es ist nicht so, daß ich Kernenergie mögen würde. Es gibt jedoch eine Reihe von Fakten, die es m.E. unumgänglich machen.

Deutschland und alle anderen großen Industrienationen setzen nach wie vor auf industrielles Wachstum. Das Problem ist dabei nicht der derzeitige Energieverbrauch, sondern der Umstand, daß der Energiebedarf sich exponentiell entwickelt; das Problem sind auch nicht die Haushalte, deren Energiebedarf abschätzbar und ziemlich sicher im Griff ist (und in Mitteleuropa z.B: mit Gas im Verbund mit Energiesparmaßnahmen für einige Jahrzehnte gesichert ist).

Der Industriestrombedarf wächst ins Gigantische. Diesen Bedarf können selbst mitelfristig nur KKWs decken. Das mag eine bittere Pille sein, aber wenn ich mir die Alternativen anschaue, frage ich mich, ob wir wirklich wollen, daß

- die gesamte Küste in eine Betonwüste aus Gezeitenkraftwerken mit unabsehbaren Folgen für die Meeresflora und -fauna umgewandelt wird
- alle Wiesen und Berghänge mit Windkraftwerken zugepflastert werden (Kühe weiden z.B: nicht unter Windrädern)
- der Boden flächendeckend mit 100 km tiefen Löchern versehen wird für die Erdwärmeanlagen
- wieder mal andere Länder für unseren Hunger aufkommen müssen, indem wir dort die Solaranlagen aufstellen, die bei uns nicht ausreichend Sonneneinstrahlung erhalten.

Kleiner Geck am Rande und ein bitterer Kommentar zur Leistungsfähigkeit von Windanlagen - in Deutschland sind derzeit 3 Kernkraftwerke nur deswegen im Netz, weil sie den Strom produzieren, der erst die norddeutschen Windkraftanlagen "konkurrenzfähig" macht.

Und - selbst wenn wir obige Fragen allesamt mit "ja, wir wollen das" beantworten - damit können wir höchstens 5 bis 10 Prozent des Bedarfs der nächsten 20 Jahre abdecken - da derartige Maßnahmen nur linear gesteigert werden können, der Bedarf aber exponentiell wächst.

Feuerkopf
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Mi 18. Jan 2006, 11:15 - Beitrag #29

Moment,
wenn ich den Angaben des statistischen Bundesamtes glauben darf, so ist der Energiebedarf in der BRD relativ stabil, trotz gewachsener Produktivität. 57 % gehen eh an die privaten Haushalte.
Hier liegen mit Sicherheit noch große, ungenutzte Einsparpotenziale. Wenn ich mir anschaue, dass heute bereits der Bau von sogenannten Null-Energie-Häusern möglich ist, ist mir um die Zukunft nicht ganz so bang.
Stellt euch vor, das 3-Liter-Auto würde zum Standard. Stellt euch vor, jedes Gebäude muss nach und nach verbrauchstechnisch optimiert werden. Stellt euch vor, auf allen Dächern würden Solarzellen montiert. Stellt euch vor, man würde einen Pulli anziehen, statt die Bude auf über 21 Grad zu heizen. Stellt euch vor, man könne jedes elektrische Gerät tatsächlich abschalten. ;)

Um Erdwärme zu nutzen, muss man nicht irrwitzig tief buddeln. Mein Schwager baut gerade, deshalb habe ich mitbekommen, wie im Garten in etwa 1 m Tiefe Schläuche vergraben werden, die die vorhandene Wärme nutzen. (K. A., wie das geht, irgendwie mit Wärmetauschern oder so).
In dem Wohnprojekt einer Freundin wird über optimierte Stromversorgung so viel Energie erzeugt, dass sogar ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.

Das ist sicherlich alles nicht billig, aber finanzierbar.

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Mi 18. Jan 2006, 11:36 - Beitrag #30

wie gesagt, Feuerkopf, die Energie für Haushalte ist nicht das Problem, da magst du mit ein Meter tiefen Löchern den Strom für den Eierkocher hinbekommen. Wir sprechen von mal so eben lässigen 20 - 30 Gigawatt, die derzeit in Deutschland von KKWs produziert werden - und zukünftig werden wir viel, viel, viel mehr brauchen. Das Problem dramatisiert sich darüberhinaus noch, wenn wir Deutschland nicht isoliert betrachten, sondern im Verbund Europas, mitsamt dem gigantischen Nachholbedarf der europäischen Schwellenländer

janw
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Mi 18. Jan 2006, 14:44 - Beitrag #31

Hm, ein interessanter Gesichtspunkt. Auch Biogas...so eine Sache mittlerweile. Hier entstehen einige Anlagen, die mit Mais beschickt werden - da kommen ein paar hundert Hektar Maiswüste zusätzlich auf uns zu, anstelle jetzt einem Mix aus Kartoffeln, Rüben, Weizen, Gerste, Roggen und etwas Mais.

Aber, wächst wirklich der Industriestrombedarf exponentiell? Und, warum eigentlich, die Produktion steigt doch nicht nennenswert...

Ipsissimus
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Mi 18. Jan 2006, 15:37 - Beitrag #32

der Strombedarf ist nicht direkt mit dem Produktionsergebnis korreliert; du brauchst ja Energie für alles mögliche drumherum, nicht nur für den eigentlichen Produktionsprozess.

außerdem heißt "exponentiell" nicht, daß wir schon bei x>>1 stehen; im Moment sind wir noch bei 0<x<1; meine Aussagen sind auch eher informeller Natur, wie unsere Wissenschaftler und Ingenieure unter sich halt plaudern - öffentlich würden sie das angesichts der derzeitigen energiepolitischen Großwetterlage niemals äußern, das sind schließlich alles hochverschuldete Familienväter und -mütter

janw
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Mi 18. Jan 2006, 16:13 - Beitrag #33

Das ist nun wahrlich interessant, da bist Du an der Quelle der wahren Megatrends.
Wahrheit ist eben immer noch das, was Macht als wahr gelten zu lassen sich erlaubt...^^

Sag mal, menschliche Arbeit...ist doch bald auch nur noch eine vernachlässigbare Größe, oder?

Lykurg
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Mi 18. Jan 2006, 18:29 - Beitrag #34

janw, "bald"? Kommt darauf an, wo...
...sie vielleicht noch eine Rolle spielen mag...

Feuerkopf, sicher gibt es im privaten Bereich noch einiges Einsparpotential. Aber da das einerseits Beschränkungen des persönlichen Wonnegefühls bedeuten kann und andererseits kurzfristige Mehrausgaben bedeutet, ist ein dadurch einsetzender gesamtwirtschaftlicher Einspareffekt bis zu einer weitergehenden erheblichen Verteuerung der Energie nicht zu erwarten. Und die würde vermutlich von "sozialen" Politikern aller Lager mit der Forderung nach einem staatlich niedriggehaltenen Energiepreis beantwortet. :crazy:

Wirklich sehr spannend, Ipsissimus!

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