Ich will nicht jammer. Ich kann jammern nicht leiden. Denn es ist ein Zeichen von Schwäche und diese ist mir zuwider. Ich versuche daher, nicht zu unsachlich zu schreiben. Es löst zwar keine Probleme, wenn man über sie schreibt, aber manchmal wirkt es etwas entlastend.
Es soll hier nicht nur um micht gehen, sondern es soll ein Austausch unter Betroffenen stattfinden. Natürlich kann sich auch jeder andere zu Wort melden. Ich will nicht, dass dieser Thread zu einem Ort der Selbstbemitleidung und gegenseitigen Mitleidsbezeugungen wird. Denn auch Mitleid (so wie ich es verstehe) ist ein Zeichen von Schwäche. Vielmehr soll hier versucht werden im Diskurs zur gemeinsamen Selbstaufklärung beizutragen. Ich schreibe zuerst ein paar persönliche Gedanken, die kommentiert und diskutiert werden können oder an die eigene Gedanken angehängt werden können.
Bei mir äußern sich die Defizite am häufigsten in Form von Versagensängsten. Ich zweifle häufig an meinen eigenen Erfolg. Speziell was die berufliche Zukunft angeht. Dies gepaart mit einer häufig auftretenden Willensschwäche erzeugt bei mir ein Gefühl der Ohnmacht und Machtlosigkeit. Meine Idealisierung von Kraft, die sich zuweilen übersteigert, interpretiere ich als Reaktion auf dieses Gefühl der Schwäche. Die Symphatie für Nietzsches Propaganda des Herrenmenschen wird so verständlich. Der Wunsch nach Stärke wird aber nicht versucht zu verwirklichen, da dies durch den Zweifel am Erfolg verhindert wird.
Es ist nicht so, dass ich keine Erfolge zu verbuchen hätte, doch scheinen diese ohne Wirkung zu sein. Die Erfolge sind in meinen Augen notwendig und selbstverständlich. Eine sehr gute Note erfreut mich nur kurz und verliert schnell an Glanz. Irgendetwas muss ich ja ansatzweise können. Wirklich gut bin ich deshalb noch lange nichtm sonst würde ich mehr Leute überzeugen können. Entsprechend schmerzhaft sind daher manche Widersprüche, wenn sie das Vertrauen in meine Meinung in Frage stellen.
Auch Lob ist in meinen Ohren nur selten von Bedeutung. Entweder wird etwas gelobt, was in meinen Augen ein notwendiger Erfolg ist oder das Lob stammt von einer Person, auf deren Urteil ich wenig Wert lege. Interessanterweise liegen mir gerade die Beurteilungen derjenigen am Herzen, die mir durch ihre Fähigkeiten überlegen sind. In der Schule waren es die ein oder anderen Lehrer. In der Uni sind es jetzt die meisten Dozenten. Ich fühle mich ihnen gegenüber verpflichtet, gute Leistungen abzugeben. Mache ich Fehler, so habe ich ein schlechtes Gewissen, mit dem Gefühl sie enttäuscht zu haben. Beurteilungen von Personen, die mit mir auf gleicher oder auf einer geringeren Stufe stehen, sind mir nur selten von Bedeutung.
Manche sagen, dass man geliebt werden muss, um sich selbst lieben zu können. Egal auf wieviele diese Regel zutreffen mag, für mich ist das Geliebt-werden keine hinreichende Bedingung. Die geringe Wertschätzung bleibt. Allein die Feststellung, dass man für jemanden einen hohen Wert besitzt, reicht nicht aus, um sich selbst mit Stolz zu betrachten.