Hallo Lykurg! Ein Chaos ist nicht in Sicht. Ich reagiere nur auf das, womit ich nicht einverstanden bin, auch wenn damit das guttuende Bestätigen von Geistesblitzen zu kurz kommt. Straff schwätzen spart die unersätzliche Ressource aller (Zeit).
Wir Du richtig bemerkt hast, sind wir bzgl. des Geldes einer Meinung. Geld ist ein praktisches Hilfsmittel, mit dem wir schneller an Dinge kommen, die uns Wohlgefühle machen. Das Computerzeitalter könnte eine Renaissance des Tauschhandels bringen, funktioniert teilweise ja auch schon im großen Stil mit Ebay. Es ist aber der mehr oder weniger dumme Umgang mit Geld, der Betroffene ins Verderben stürzt. Und Geld ist nicht zwingend notwendig, um Wohlgefühle zu erreichen. In armen Ländern trifft man auf wesentlich mehr zufriedene Menschen als in reichen. Welche Bedeutung Geld hat, erfährt man erst, wenn einem die Geldader abgeklemmt wird und es an allen Ecken und Kanten fehlt.
Zur Frage, warum so viele nicht wahrhaben wollen, daß es nur um das Erreichen von Wohlgefühlen geht: Ich habe Deine Erklärung auch schon miteinbezogen in meine Überlegungen, glaube aber, daß sie eine untergeordnete Rolle spielt. Auf's Paradies zu stoßen im Jenseits dürfte mehr ein Notnägele sein.
Wir leben ziemlich stark im Diesseits, und solange nicht so viele aus dem Jenseits zurückkehren und Beweise mitbringen, daß die herrschende Meinung auf den Kopf gestellt wird, sind Spekulationen, nach dem Tod in einer ähnlichen Bewußtseinslage wiedergeboren zu werden doch mehr Hoffnungen, die uns mitunter trösten.
Tatsächlich ist der Machtkampf in den unbewußten Partnerschaften viel stärker, als man sich vorstellen kann, wenn man nicht viel davon weiß. Deshalb messe ich auch dem Sichnichtbewußtwerdenwollen, daß man nur Wohlgefühle im Visier hat, mehr Bedeutung bei. Wir können damit anderen größere Anstrengungen abfordern, weil wir uns für sie anstrengen, ohne Wohlgefühle dafür zu kassieren. Gruppenkonsens hat natürlich viel Bedeutung und Einfluß auf unser Verhalten, weil Gruppenunterstützung Macht bedeutet, und mit Macht mehr Wohlgefühle möglich werden.
Wenn sich Beziehungen still und leise auseinanderentwickeln, verändern sich die Zielsetzungen der einzelnen Partner, genauso wie ihr Leistungsinput in die Beziehung. Das sind zwei entscheidende Faktoren für stabile Partnerschaften, in denen es nur um die gemeinsame Zielsetzung "SICH WOHL FÜHLEN" geht! Gewohnheiten verändern unser Aufmerksamkeitsverhalten. Gewohnheiten schränken unsere Wahrnehmung ein, die das sensibelste Knöpfchen zum Steuern von Partnerschaften ist.
Unser Ich ist fremdbestimmt, weil unser limbisches System ERFAHRUNGEN MIT ANDEREN abspeichert und mit diesen unsere Wahrnehmung und unsere Entscheidungen bestimmt. Da wir permanent mit anderen zu tun haben und auf sie reagieren müssen, bestimmen andere unser Leben viel mehr, als wir wahrhaben möchten!
Ich finde es faszinierend, wie wenig uns Partnerschaften bewußt sind. Um ihre Bedeutung zu erkennen, sollte man diese wichtige Erkenntnis etwas weiter andenken: Partner stehen uns nicht immer unmittelbar gegenüber. Wir können auch von Leistungen aus indirekten Partnerschaften profitieren, während wir alleine sind. Wachen wir morgens auf, verschaffte uns der Partner Bettenhersteller eine erholsame Nacht, weil wir ihm Geld dafür gegeben haben. Schalten wir den Radiowecker aus, arbeitet der Partner Verkehrsdienst weiter und leitet Autos um, damit wir rechtzeitig in unsere Firma kommen. Den Gummi, den wir dabei auf den Asphalt radieren, zerfällt in Bestandteile, die sich hoffentlich umweltunschädlich abbauen durch Partner, die das auch nur leisten können, wenn wir sie nicht durch irgendwas zerstören ...
Mir ist klar, daß es einem bei solchen Gedanken schlecht werden kann, weil wir kaum überblicken können, was wir alles mit unserem Tun und Unterlassen beeinflussen und anrichten. Tatsache ist aber, daß es uns schon ganz schön schlecht geht, weil wir wichtige Dinge außer acht gelassen haben, beispielsweise die Zerstörung unseres Ozonmantels durch schnell erreichbare Wohlgefühle, die Ozonkiller freisetzen. Krötenplage in Australien ..., BSE ..., Bakterienresistenzen durch Medikamentmißbrauch ..., und so weiter, und so fort ...
Die Zahl 10% bei der leider gar nicht umstrittenen Frage, wozu wir auf der Welt sind, gewann ich durch umfangreiche Befragungen. Ich habe sogar Regenwürmer aus der Erde gezogen und sie nach dem Sinn ihres Dasein gefragt ...

Wie weit ich tatsächlich gegangen bin, kann ich vielleicht später noch darlegen.
Ich meinte nicht, daß viele das Bedürfnis haben, Lebensfreude zu verstecken. Ich meinte, daß viele nicht erkennen möchten, daß ihr einziges Ziel bei allem, was sie denken, fühlen, tun und unterlassen, das möglichst rasche Erreichen intensiver Wohlgefühle ist! Erreichter Wohlstand läßt sich nicht immer verbergen und wird auch gerne gezeigt, um neue Partner zu finden, die uns zu noch mehr Wohlgefühlen verhelfen. Leute, die sich rundum wohl fühlen, ziehen andere an, weil andere hoffen, was abzukriegen in irgendeiner Form. Schon anderen sagen zu können, ich bin mit Herrn oder Frau Sowieso gut bekannt, fördert das Ansehen und weckt Begehrlichkeiten und Vitamin-B-Bedürfnisse. Wir nutzen praktisch alles, was wir kriegen können, um Partner zu gewinnen und sie dann über den Tisch zu ziehen. All diese meist raffiniert eingefädelten Vorgänge laufen freilich nicht bewußt ab, sondern mithilfe unbekannter, Spielchen beim Mißbrauch des mächtigsten Werkzeugs der Welt ...
Gerne respektiere ich Deinen Wunsch, rechtliche Belange auszuklammern. Ich wäre Dir aber dankbar, wenn Du mir noch sagen könntest, warum Du nicht über dieses entscheidende Instrument zur Steuerung partnerschaftlichen Verhaltens diskutieren möchtest. Schließlich werden die Spielräume rechtswidriger Interessen durch die Justiz definiert. Auch wenn die Todesstrafe direkt keinen Mörder von seiner Untat abhalten kann, weil Morde meist das Ende spontaner, fehlkonstruierter Emotionen sind, sind all die Partner, die solche menschlichen Katastrophen mitvorbereiten durch ein entsprechendes Regelwerk manipulierbar. Müßten die Eltern und Erzieher von Straffälligen mit auf die Anklagebank, würde sich einiges ändern im Verhalten vieler Menschen. Hätte unsere Gesellschaft eine gerechte Justiz im Rücken, würden sich auch die indirekten Partner auf der Straße einmischen, wenn ein Mitbürger zu Boden geht mit Stiefeltritten im Gesicht.
Die Dokumentation darf nicht nur letztes Mittel sein, um partnerschaftliche Leistungen kontrollieren und regeln zu können! Im Geschäftsleben ist die Verschriftlichung gang und gäbe! Seit ich bei uns zuhause ein einfach handhabbares System installiert habe, mit dem meine Kids Tätigkeiten für die Gemeinschaft festhalten können, gibt es gerecht viel Taschengeld und kaum noch Diskussionen über die so menschliche Eigenart, sich vor Unwohlgefühlen zu drücken. Daß ausgerechnet bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen wichtige Dokumentationspflichten mißachtet werden, hat unsere Gesellschaft mit so viel Frust aufgeladen, daß die Sorge über einen Bürgerkrieg immer öfter laut wird in öffentlichen Diskussionsplattformen. Hier die Augen zuzuklemmen, könnte gefährlich werden. Unbestenfalls sind unsere Bemühungen, eine ideale Gesellschaft zu bekommen, unnütz.
Jeder Partner strebt "instinktiv" nach einem gerechten Ausgleich seiner Bemühungen. Auch wenn in den meisten Beziehungen eine Bilanzierung nach Zahlenwerten nie stattfindet, werden Gewinn- und Verlustrechnungen unbewußt in Wortwerten vollzogen! Genau das führt dann auch in vielen Partnerschaften zu Auseinandersetzungen, weil Partner zu spät auf den zufriedenstellenden Ausgleich partizipierender Interessen geachtet haben!
Unrecht entsteht nur durch Balanceverletzungen!!! Eine tiefere Beschäftigung mit dem Wert "Gerechtigkeit" ist von unschätzbarer Bedeutung für unser Zusammenleben! Gerade weil wir unsere Leistungen für andere gerne überschätzen und die Gegenleistungen der anderen unterschätzen (nicht oder nur teilweise wahrnehmen), und sich dieses Spielchen in Gewohnheiten manifestiert, die sich durch gleiches Verhalten aller Partner verstärken, entwickeln sich intime Partnerschaften gerne so, daß mittlerweile die meisten nicht mehr ihre wichtigste Funktion (Wohlgefühle) erfüllen und in vielen Fällen geschieden werden.
Wenn sich Partner räumlich trennen, können sie nicht mehr in dem Maße füreinander zur Verfügung stehen, wie sie das mal erwartet und vereinbart haben. Es geht nur darum, daß beide Partner annähernd gleich viel Leistung einbringen. Partnerschaften können auch dadurch gestört werden und Schieflagen bekommen, wenn Partner mehr leisten als vereinbart (bzw. erwartet). Aus diesem Grund ist Achtsamkeit sehr wichtig. Da sich Partner im Laufe ihrer Partnerschaft verändern können, kann sich auch die Wertschätzung partnerschaftlicher Leistungen verändern. Erkennt man das nicht oder zu spät, oder kommuniziert man es nicht, müssen Partnerschaften kaputt gehen, wenn nicht zufällig ein höchst seltener Werteausgleich stattfindet durch Verschiebung von Werten, die beiden Partnern zugute kommen und sie zufriedenstellen.
Was Du zur "Schnauzbärtlethese" geschrieben hast, findet meine Zustimmung.
Ich schrieb:
... Gesellschaften, die insgesamt ein gesundes Fundament friedlicher Partner haben, können auch einiges an Irritationen und Verlusten kompensieren. Genau dieser Mechanismus ist aber gefährlich, wenn er unbewußt abläuft und wenn der tatsächliche Stand des Ganzen in immer gefährlichere Zonen rutscht. Systeme mit solchen Zuständen sind anfällig für Schnauzbärtle, die einfach dahermarschieren und sehr beliebt werden, wenn sie das starke Wohlgefühl Hoffnung unters Volk streuen und einen gemeinsamen Feind definieren ...
Ich meinte, daß die Gefahr, sich einen neuen Hitler mit Gefolge zu schaffen, darin besteht, daß Irritationen und Verluste beim Balanceausgleich in Partnerschaften unbewußt kompensiert werden! Partner sind relativ flexibel beim Geben und Nehmen, weil sie sich auch über andere Partner befriedigen können. Das bedeutet, daß die Vielzahl von Partnerschaften über ein sehr großes Volumen verfügt, Schieflagen zu kompensieren. Wenn aber mal die kritische Grenze erreicht ist, kann es sehr schnell gehen, wenn einer daherkommt und Wohlgefühle verspricht. (Ich hoffe, ich konnte mich jetzt verständlich ausdrücken.)
Partner sind tatsächlich zum Erreichen von Wohlgefühle absolut notwendig! Schön, daß Du das dieser Feststellung innewohnende widersprüchliche, ambivalente Spannungsverhältnis erkannt hast! Genau dieses Spannungsverhältnis ist die Ursache unserer Konflikte, die nur dadurch zu beseitigen ist, daß wir bestmöglichst auf einen optimalen Ausgleich des Gebens und Nehmens achten!
Mit Robinson und seine
r Freitag, die ich bewußt als SIE dargestellt habe, wollte ich die unabdingbare Abhängigkeit einzelner Individuen von Partnern unterstreichen. Ich hoffe, es nimmt mir niemand übel, wenn ich jetzt einfach mal hier einwerfe, daß es grundsätzlich nur um's Ficken geht. ENTSCHULDIGUNG, aber ich empfinde dieses Wort nicht mehr vulgär, seit ich weiß, was sich alles mit diesem einfachen, höchst vergnüglichen Vorgang beschreiben läßt: Wir suchen uns ständig Partner, mit denen wir uns durch ein bißchen Reibung schöne Gefühle machen können. Mit Reibung ist eine möglichst angenehme Anstrengung gemeint. Ohne Mühe geht nichts. Am schönsten sind lustvolle Mühen. Aber diesen "Mühen", die mit diesem Wort gemeint sind, gehen natürlich noch viele andere voraus. Daß Ficken nicht immer nur angenehm ist oder nur angenehme Folgen hat, darf man natürlich auch nicht unterschlagen ...
Bekämen wir nur mit Wohlgefühlen Wohlgefühle, würde sehr schnell eine Übersättigung eintreten, die uns lustlos machen würde. Ein Paradies auf Dauer wäre die Hölle, weil das menschliche Hirn vergeßlich ist und immer neue Reize braucht, um Wohlgefühle wahrzunehmen. Untersucht man diesen Vorgang näher und reduziert ihn auf seine biochemischen und letztlich quantenphysikalischen Abläufe, läßt sich alles mit Energieschüben erklären, die sich in interaktiven (partnerschaftlichen) Prozessen abspielen.
Eremiten sind auch von Partnern abhängig, und auch der einsamste Onanist braucht das Bild eines Partners im Kopf, damit es recht schön wird. Auch Einzelgänger sind in eine Umwelt eingepackt, der sie sich nicht entziehen können. Ich möchte jetzt aber nicht zu facettenreich ausufern, weil es ja hauptsächlich um die Schaffung einer idealen Gesellschaft geht, die man sich am besten vorstellen kann als eine Gesellschaft ohne gravierende Schwierigkeiten. Schwierigkeiten findet man meist innerhalb von Partnerschaften! Naturkatastrophen rufen keine Frustrationen hervor, die uns wirklich Kopfzerbrechen machen. Wenn uns was dabei Kopfzerbrechen macht, sind es Menschen, die machbare Vorkehrungen unterlassen haben, oder die sich zu wenig um die Beseitigung der Folgen unabwendbarer Ereignisse kümmern.
Was Du zum Kommunikationsminister meinst, ist auch vernünftig. Ich fände es aber trotzdem toll, wenn wir uns so einen leisten würden, schon allein deshalb, weil damit vielen bewußt würde, wie wichtig Kommunikation ist.
Über den letzten Absatz Deines Posts, Lykurg, muß ich noch etwas nachdenken. Vielleicht hat mich so viel schreiben etwas ermüdet. Ich werde dann morgen auch noch e-noon was schreiben. Danke für Euer Verständis und eine wohlige Wochenendnacht!
