Personenunfall - Ein Grund anzuhalten?

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Maurice
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Do 9. Mär 2006, 19:03 - Beitrag #81

wer ist dann noch so persönlich betroffen, dass es nötig ist, die ganzen Leute warten zu lassen?

So funktionieren viele Menschen nun mal leider nicht. Sie haben auch manchmal mit denen Mitleid, die sie vorher nicht gekannt haben. Ja schon allein der Gedanke an einen leidenden Menschen den man in keinster Weise kennt, reicht bei manchen schon aus um negative Emotionen hervor zu rufen. Dass hat natürlich andere Präferenzen zur Folge, als wenn man einen solchen emotionalen Bezug wie z.B. ich zu dem Großteil der Menschen hat.

Wenn ich Maurice richtig verstehe kann er nicht verstehen warum Leute nicht einfach rational handeln und denken.

Logisch betrachtet, verstehe ich es. Vorraussetzung ist, dass "verstehen" hier so gemeint ist, dass ich eine Theorie habe, die ein Erklärungsmodell des verhalten der anderen darstellt. Eben dieses habe ich ein paar Zeilen weiter oben z.T. beschrieben. Die Menschen sind nunmal mit unterschiedlichen Bedürfnissen ausgestattet, die eine unterschiedliche Bewertung der Dinge zur Folge hat. Du und ich haben nun mal allen Anschein nach nicht ein solches Bedürfnis nach einem Totenkult und halten es für besser, wenn die anderen das auch so sehen würden. Die anderen haben aber nun mal ein solches BEdürfnis und sind scheinbar nicht in der Lage, sich zu fragen, ob es gut ist, dass sie ein soclhes Bedürfnis haben. Es wird festgestellt, dass ein besonders starkes Bedürfnis vorhanden ist und aus der Tatsache der Stärke begehen sie den Fehlschluss, dass die Stärke automatisch bedeutet, dass es auch gut ist das Bedürfnis zu besitzen.

Denn ohne jegliche Moral würde wohl auch niemandem was daran liegen, eine Leiche nochmals zu überfahren, oder?

Das hat nicht notwendig was mit Moral zu tun. Es kommt auf die Bedürfniskonstellation an. Jegliche Moral gründet letztlich auch auf eine subjektive Bedürfniskonstellation, deren Lösungsansatz dieser gerecht zu werden, verabsolutiert wird.
Aber auch ein Amoralist kann das Interesse haben, dass niemand über die Leiche fährt. Sei es, weil die polizeilichen Ermittlungen gefährdet werden oder aus ästhetischen Unbehagen. Beides bedarf keiner Moral. Während ich aber ersteres als einen rationalen Grund betrachte, halte ich letzteres für irrational. Aber genau dieser irrationale Grund, scheint hier für die meisten Hauptmotiv der Argumentation zu sein und deren Verwunderung, dass andere Menschen nicht im selben Maße ein ästhetisches Problem mit dieser Vorstellung haben.
Ich gebe zu, dass sowas nicht life erleben möchte, doch warum sollte ich allein deshalb schon was dagegen haben, wenn es anderen höherstehenderen Interessen zu gute kommt.


Und nochmal was: Uns wird dauernd vorgeworfen die andere Partei nicht zu verstehen oder gar, dass wir sie angeblich nicht verstehen wollen. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt (zumindest auf logischer Ebene), so sollten sich unsere Ankläger mal die Frage stellen, in wieweit sie UNS verstehen und überhaupt verstehen wollen. Ich habe das Gefühl, dass hier mal wieder mit zweierlei Maß gemessen wird.


Edit @Ana: Die persönlichen Emotionen spielen für die Sache schon eine Rolle. Sie sind ja der Grund für die Ablehnung. Eine vernünftige Argumentation sollte aber über bloße Benennung von Unbehagen hinausgehen. Da gebe ich dir natürlich recht.

e-noon
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Do 9. Mär 2006, 19:14 - Beitrag #82

"Ja schon allein der Gedanke an einen leidenden Menschen den man in keinster Weise kennt, reicht bei manchen schon aus um negative Emotionen hervor zu rufen."
Das kann mir auch so gehen ^^ Ist ja auch nicht schlimm, wenn dieses "Mit-Leiden" einen dazu bringt, anderen zu helfen und so die Welt zu verbessern. Das bewerte ich als positiv :)

Aber dennoch verstehe ich den Wunsch nicht, einer Leiche zu helfen - die keine Bedürfnisse hat, der es nicht hilft, wenn man nur einmal und nicht zweimal drüber fährt, die keine Angehörigen hat - mich interessiert nicht, was mit einem Haufen toten organischen Materials geschieht (solange es nicht meine "ästhetischen Interessen" beeinträchtigt). Und ich verstehe auch nicht, warum es andere unbeteiligte interessiert - ich verstehe, DASS dieses Interesse vorhanden ist, aber nicht warum.

Maurice
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Do 9. Mär 2006, 19:45 - Beitrag #83

Der Mensch ist das animal irrationale - das unvernünftige Tier. Die Frage "Warum hat man das Bedürfnis X?" ist wohl in den meisten Fällen irrelevant. Man fragt ja auch nicht, warum ein Wasserstoffmolekül aus zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom besteht. Das ist nun mal so. Man ehesten kann im Fall der Solidaritätsgefühle gegenüber dem Leichnam antworten, dass die natürliche Affinität zum Menschen sich auch auf den Leichnam überträgt. Begünstigt wird dies zusätzlich durch die Prägung durch die Gesellschaft. Das ist zwar eine kausale Erklärung des Phänomens, aber keine rechtfertigende, die du dir wünschst, wenn ich dich richtig verstehe.

Ist ja auch nicht schlimm, wenn dieses "Mit-Leiden" einen dazu bringt, anderen zu helfen und so die Welt zu verbessern. Das bewerte ich als positiv

Ob dir das jemand noch glaubt? Ich schätze bei dem ein oder anderen hier, ist dein Ruf jetzt vorerst ruiniert, egal wie sehr du bekundest, dass du im allgemeinen ein freundlicher und sozialer Mensch bist. Aber sehe es von der positiven Seite: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert". ;)


Da hier jetzt schon mehrmals gefordert wurde, mehr zu argumentieren, will ich einen weiteren Schritt in Richtung eines sachlichen Diskurs machen und versuche in kürzester Form die Argumentationsstruktur der Gegenseite zu rekonstruieren:
1.Prämisse: Was gegen die ethischen Gefühle der breiten Mehrheit verstößt sollte nicht getan werden.
2. Prämisse: Wird mit toten Menschen nicht nach den Regeln der Traditionen umgegangen, verletzt das die Gefühle der breiten Mehrheit.
- - -
Konklusion: Man sollte nicht so mit toten Menschen umgehen, dass es den Traditionen widerspricht.

Diese Schlussfolgerung ist erstmal formal logisch korrekt (wenn ich selbst keine Fehler eingebaut habe ^^*). Die zweite Prämisse ließe sich wohl empirisch prüfen, ich gehe aber davon aus, dass sie soweit wahr ist. Wobei ich aber auch vermute, dass die Gefühle der breiten Mehrheit bei Verstoß gegen die Traditionen weit weniger entscheidend verletzt werden, als hier manche den Anschein machen. Dafür sind die meisten wohl doch zu sehr von den Medien abgestumpft und haben ein zu kurzes Gedächtnis. Der ersten Prämisse stimme ich hingegen nicht kategorisch zu. In meinen Augen ist dies zwar eine Regel, die in den meisten Fällen zwar sinnvoll ist, die aber durchaus auch in Einzelfällen in Frage gestellt werden sollte. Denn nicht alles was die Gefühle der Mehrheit verletzt ist auch notwendig strukturell negativ. Wenn die erste Prämisse so zur unumstößlichen Regel festgelegt wird, ist es nicht mehr möglich eine Interessensverschiebung der Mehrheit zu begründen, wenn diese anfänglich mit negativen Emotionen für die meisten verbunden ist.

e-noon
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Do 9. Mär 2006, 20:08 - Beitrag #84

Ich denke schon, dass die relevanten Personen mir das noch abnehmen werden ^^ Sonst macht die Diskussion ja keinen Sinn mehr. Um meinen "Ruf" mache ich mir auch weniger Sorgen ^^

Zu dem Kurzzeitgedächtnis: Man hat sich schon an viel schlimmeres gewöhnt ^^ RealityShows zum Beispiel. Da wird man sich auch an die unsentimentale Behandlung von Leichen gewöhnen können, oder nicht?

Maurice
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Do 9. Mär 2006, 20:12 - Beitrag #85

Wenn dir dein Ruf nicht völlig egal ist, solltest du etwas mehr auf deine Aussagen achten. Ich wette, dass dein Vergleich mit den Reality Shows bei dem ein oder anderen hier wieder für Entrüstung sorgen wird. Mach dich darauf gefasst, dass dir bei der nächsten Gelegenheit wieder vorgeworfen wird, dass du kein Verständnis für die Gefühle und die Grundbedürfnisse mancher Menschen besäßest.

e-noon
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Do 9. Mär 2006, 21:08 - Beitrag #86

Ist mir völlig egal - bzw. weniger wichtig als das Äußern meiner Meinung ^^

Mir ist evtl. noch ein Argument gegen das Nochmal-Drüberfahren eingefallen: wenn der/diejenige günstig liegt, zB. nur der Kopf vom Rumpf abgetrennt wurde oder wai, kann man seine Organe vielleicht noch nutzen, um Leben zu retten, wenn er einen Organspendeausweis hat. Und noch was: Vielleicht weiß der erste Zugführer gar nicht, dass der der auf den Gleisen war wirklich tot ist - dann sollte er natürlich auch den vorigen Bahnhof anrufen und den Zug stoppen, bevor der einen Menschen tot fährt.

Ceitlyn
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Do 9. Mär 2006, 21:11 - Beitrag #87

Zitat von Anaeyon:Moral Moral Moral...warum ist sie erschreckend? Begründe das bitte ausführlich und "rational", ohne die persönlichen Gefühle dabei bitte, die sind nicht bedeutend. http://the-web-matrix.de/images/smilies/zwinker.gif

Edit nachdem ich den Edit von Maurices Post UNTER meinem gelesen habe: Doch, natürlich spielen deine Gefühle eine Rolle, mir geht es darum das du aber über deinen Tellerand schaust und deine Gefühle logisch begründest.


Ich rede NICHT über Moral.
Ich werde meine Gefühle NICHT logisch begründen.
Mir sind persönliche Gefühle NICHT "nicht bedeutend"

Bleibt ihr in euere logischen gleichgültigen Nutzenfaktorwelt. Kratzt die Überreste von den Schienen, verwertet sie soweit möglich, aus menschlichen Überresten wurde schon so allerhand hergestellt.
Und sagt hinterher logisch(erweise) dass ihr euch nicht wohl fühlt, sondern dass ihr euren Nutzen erfüllt habt oder nicht.


Mein Tellerrand mag klein sein
Aber schaut euch vielleicht auch mal euren an.

Anaeyon
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Do 9. Mär 2006, 21:16 - Beitrag #88

Zitat von Ceitlyn:Ich empfinde kein Unbehagen, Maurice/e-noon, bei deinen Ideen. Die sind wohl "nur" eine Folge von: Ich empfinde extremes Unbehagen in Bezug auf eure Einstellung. Da schimmert eine Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen (die nicht eurer unmittelbaren Umgebung angehören) durch, die einfach nur erschreckend ist. Und ihr genießt diese Einstellung, wie's ausschaut, sogar.....


Daraus schliesst sich, das du der Meinung bist, man sollte es nicht so sehen wie wir. So klingst du zumindest. Und das IST Moral. Wenn du trotzdem darauf bestehst, das ich es nicht Moral nenne, dann musst du dich schon leicht anders ausdrücken.

Und somit, willst du etwas nicht begründen, hat es dann einen Daseins-Grund?
Eine Meinung _sollte_ doch eigentlich dazu da sein, sie vertreten zu wollen, ist dies nicht der Fall wüsste ich nicht, wozu sie existiert.

e-noon
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Do 9. Mär 2006, 21:18 - Beitrag #89

Ich finde es schwierig, wenn du in Bildern redest ^^* Ich kenne meinen "Teller", meine Sichtweise; meine Absicht ist, deine Sichtweise verstehen zu können.

Warum sollten wir uns nicht wohl fühlen (können), wenn wir Menschen glücklich gemacht oder am Leben erhalten haben?

Das traurige ist, dass wenn Gefühle nicht logisch begründet oder wenigstens genauer erklärt werden, auch kein Dialog entsteht, sondern nur viele kleine Monologe, in denen jeder mal kurz erzählt, was er zum Thema so fühlt. Das fände ich, zumindest im Forum "Diskussion", etwas schade.

"Nutzen" ist, wie ich ihn definiere, nur in Bezug auf Emotionen möglich, oder auf eine bestimmte Zielsetzung hin. Gleichgültig ist das Ergebnis also für denjenigen, der sich Nutzen erhofft, nicht.

Lykurg
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Do 9. Mär 2006, 21:18 - Beitrag #90

Beide Vergleiche (der konkrete "Reality Shows" und der abstraktere "Abstumpfung durch die Medien") zielen auf das Argumentationsmuster "wenn ich das eine darf, dann darf ich auch das andere" ab.
Also: Warum werden im Fernsehen Leichen gezeigt, in der Wirklichkeit aber nicht?
entsprechend: Warum darf ich ein Gartenfeuer anzünden, meinen Nachbarn aber nicht?

Daß euch persönlich jeglicher Begriff für Pietät zu fehlen scheint, führt zum Wunschdenken eines Minimalkonsenses. Den seht ihr aber offenbar nicht in einer Anerkennung der Gefühle anderer (die ihr stattdessen mit obigen Vergleichen wegzudiskutieren versucht), sondern in allgemeiner Nichtachtung. So kann keine Übereinkunft gefunden werden. Insofern hat eine Fortsetzung hier auch keinen Sinn.

Ich schließe mich den guten Wünschen meiner Vorredner an.

e-noon
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Do 9. Mär 2006, 21:22 - Beitrag #91

Die Argumentation zielte eher auf "Wenn Menschen ansehen können, wie Menschen verletzt werden, können sie sich auch daran gewöhnen, dass Leichen verletzt (bzw. beschädigt) werden. Die Rechtfertigung ziehe ich daraus nicht.

Was genau meinst du/ihr mit Pietät?

Maurice
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Do 9. Mär 2006, 21:30 - Beitrag #92

@e-noon: Deine neusten Nutzenkalküle finde ich nicht uninteressant. Könnten mich durchaus überzeugen.

@Lykurg: Jaja wir haben keinerlei Verständnis. Gegenfrage: wieviel Verständnis bringt IHR uns gegenüber auf? Oder stehen allein wir in der Pflicht Verständnis zu zeigen, weil ihr es uns als die Mehrheit diktiert? Wer von euch hat sich denn bisher schon die Mühe gemacht UNS zu verstehen?
Und ich frage nochmal: Was meint ihr hier mit "verstehen"? Logisch können wir euer Sprachspiel nachvollziehen. Emotional hingegen ist es uns nicht möglich an euren Leiden mit zu leiden. Beides kann man als Formen von "verstehen" bezeichnen, aber welche meint ihr hier? Ich gehe davon aus letzteres, denn die erste Form von "verstehen" wenden wir hier ja erfolgreich an. Zumindest gehen wir davon aus. Dass wir euch in letzterer Form nicht verstehen, also nicht ähnliche Emotionen diesbezüglich haben, das gestehen wir selbst ein. Aber bitte, wie kann man dem einen Vorwurf machen? Als ob wir darauf in irgendeiner Weise einen bewussten Einfluss hätten...

Anaeyon
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Do 9. Mär 2006, 21:35 - Beitrag #93

So, mir wirds langsam echt zu monoton. Hier eine PN die eigentlich nur für Feuerkopf als Reaktion auf ihren Post im WMIG gedacht war. Vielleicht stellt das einiges klar..

- - -

"Merkwürdig, das uns vorgeworfen wird, wir könnten eure Position nicht akzeptieren/nachvollziehen, wo doch afaik sogar mehrmals klargemacht wurde das wir wissen und verstehen das es Menschen mit Gefühlen gibt, Gefühlen bezüglich Toten.

Und falls du es im Thread nicht findest: Ich kann SEHR gut nachvollziehen DASS ihr mit dem dort genannten Fall ein Problem habt. Wir - Maurice, E-noon und ich - haben nie einen Menschen verloren der uns was bedeutet hat, soweit ich das von denen beiden weis. Somit weis ich nicht wie ich den Tod und die "Würde einer Leiche" betrachten werde, sobald das eintritt.

Ich habe im echten Leben Leichenteile und Blut gesehen an einem Gleis, ich habe auf Video gesehen wie Menschen überrolt, erschossen und was weis ich wurden, nur bedeuteten mir diese Menschen nichts, somit kann ich mich nicht in euch reinfühlen. mmn. ist das jedoch auch gar nicht notwendig, worauf es ankommt ist das ich nachvollziehen kann warum ihr eine solche Moral habt. Durch Erziehung und eigene Erfahrungen.

ABER: Ich habe noch keinen "Moralisten" (für mich alle Personen die mir mit Worten wie "unmenschlich", "krank" usw. aufkreuzen) gesehen, auch nicht in der Matrix, der es auch nur ansatzweise geschafft hat, sich kurz vorzustellen wie ER denken würde, wenn ER seine Moral mal kurzzeitig auf Eis legt. Was man als Antwort auf solche Aufforderungen bekommt sind meist unterschwellig agressive Wiederholungen des typisch-dämlichen "Ihr seid doch krank!" Geredes.

(ich jedoch kann mir gut vorstellen das ich durchaus etwas gegen Maurices' Sichtweise hätte, wäre ich z.b. Christ. Ich könnte auch versuchen mich aus dieser Imaginären sicht mit Argumenten zu erklären.)

Ich habe mal mit Jan per PN geredet vor einiger Zeit, über ein Thema das mich betrifft und wofür ich wohl aus purer Ablehnung gegen diese psychische "Krankheit" aus den meisten Foren geworfen wurden wäre. Er ist soweit ich weis recht christlich, wird wohl auch sowas wie Moral haben aber hat ruhiger und durchdachter geantwortet als ich es selbst von ihm erwartet habe (und gewisse Erwartungen hatte ich gerade bei ihm).

Und warum...warum schaffen es "die anderen" Moralisten nicht, genauso durchdacht zu antworten (ich meine damit nicht jeden Post, der nicht in mein Raster passt). Wenn wir ausdrücklich sagen das es uns um das surreale Gedankenexperiment geht, nicht um die Realität in der Spurensicherung betrieben wird, warum kann man dann nicht den Gedanken einfach mal weiterspinnen, ohne gleich rot zu sehen? Was ich hier rauslese ist Angst vor Tabuthemen die in Agression umschlägt. Dazu noch wird uns Schuld und Unverständniss vorgeworfen.

Auch wenn Maurice sich stellenweise einfach unnormal unsachlich und undurchdacht ausgedrückt hat, so sollte man doch merken worauf wir hinauswollten. Und ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht von dem Niveau. Ich bin nahezu immer der Meinung das ich eine Diskussion in der Matrix lieber nur lesen sollte, da es mir an Diskussionsfähigkeit fehlt, gegen euch zu bestehen. Dieses mal, das erste mal übrigens, fühle ich mich euch überlegen. Und sicher nicht weil ich irgendwelche aus der Luft gegriffenen Objektivitätsansprüche stelle, sondern weil manche Leute in dieser Diskussion einfach unfähig sind, zu ignorant sind, um sich auf gewisse Gedankengänge überhaupt nur einzulassen.

Also, ich habe von euch noch nie ein klares Wort gegen "eure" Fraktion gehört, wo es durchaus Fälle geben würde, in denen das angebracht wäre. Jedoch wird akzeptiert das sich undurchdachte moralische Anschuldigungen gegen Maurice ohne Begründungen (wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe) sogar wiederholt werden.

In dem Sinne, Friede :cool:"

- - -

Maurice und E-Noon stimmen mir bei dieser Schilderung zu. So..

Lykurg
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Do 9. Mär 2006, 22:48 - Beitrag #94

So, und eben wurde ich beim Lesen leicht aggressiv.
"Moralisten" (für mich alle Personen die mir mit Worten wie "unmenschlich", "krank" usw. aufkreuzen)
Wer von euch hat sich denn bisher schon die Mühe gemacht UNS zu verstehen?
unsere Ankläger
Bezeichnet mich als "krank", das ist nichts neues für mich.
undurchdachte moralische Anschuldigungen
etc., etc. Ich möchte doch gerne einmal wissen, wo ich jemanden von euch als krank, unmenschlich oder sonst irgendwie abartig, vielleicht auch noch untermenschlich, geistesgestört, verbrecherisch oder was auch immer offenbar gewünscht wird, bezeichnet hätte. Das entspräche nämlich weder meinen Prinzipien noch irgendeiner mir zugänglichen Logik. Ich sehe nur, wie hier eine Opferrolle herausgearbeitet wird, die offenbar den betreffenden Personen sehr angenehm ist. Es möge sich angesprochen fühlen, wer da möchte. :rolleyes:

Ich kann bei meiner Einschätzung dieser Lage nicht auf eine grundlegende Ethik verzichten; ich kann diese nur teilweise erklären (was ich aber nicht als meine Aufgabe verstehe, ich sehe auch keinen Nutzen darin). Die gegenseitigen Positionen sind längst hinreichend bekannt; das Diskussionspotential scheint sich darin erschöpft zu haben: Wenn beide Seiten meinen, die andere wolle/könne nicht verstehen, und dabei annehmen, Verständnis würde Einverständnis bedeuten, ist das naiv.

BEN2506
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Do 9. Mär 2006, 22:56 - Beitrag #95

Auch wenn es nicht so gemeint ist wie es da steht, denke ich, dass eine Gesellschaft die damit so umgehen würde, es nicht wert wäre zu existieren. Es ist unsere Moral, die uns zu Menschen macht, ich weiß was Richtig und was falsch ist, dass muss ich nicht begründen.

Ben

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Do 9. Mär 2006, 23:03 - Beitrag #96

Also wir haben zumindest nicht damit angefangen, mangelndes Verständnis zu beklagen. Ich finde die Diskussion über das eingeforderete emotionale Verständnis auch unpassend, wie ich schon gesagt habe.
Die Diskussion halte ich dagegen aber noch nicht für prinzipell erschöpft, wenn sich auch andere dazu besinnen, ihre Gefühle wieder mehr in Zaun zu halten und sich stattdessen um einen analytisch-logischen Umgang mit dem Thema bemühen. Ein Anfang wäre schon mal damit gemacht, wenn einer von euch Stellung zu meinem Versuch beziehen würde, den Syllogismus, der euren Posts zu Grunde liegt, wiederzugeben.
Hören wir also mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen und mit den Sentimentalitäten auf und setzen wir uns rational mit der Sache auseinander.

Am besten wäre es aber imo, wenn wir meinen Post mit dem Syllogismus abtrennen und den Thread hier schließen. Dann können wir sachlich über die Prämissen und die Schlussfolgerung diskutieren und brauchen uns hier nicht mehr gegenseitig anzufeinden. Der Zweck dieses Threads wurde ja weitgehenst erfüllt, auch wenn er leider etwas über das Ziel hinausgeschossen ist.

PS:
Es ist unsere Moral, die uns zu Menschen macht, ich weiß was Richtig und was falsch ist, dass muss ich nicht begründen.

Ich hoffe das war jetzt ironisch gemeint. Du hast die einzig wahre Erkenntnis über das Wesen der Moral? Bitte verrat mir, wie du das gemacht hast, das interessiert mich brennend!

PPS: Nicht alles was den Menschen zum Menschen macht ist automatisch gut.

Anaeyon
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Lykurg, die PN habe ich erstmal nur aus meiner Sicht geschrieben, wie Maurice das mit der Opferrolle sieht weis ich nicht. Zweitens meine ich nicht, das man wörtlich "krank" oder sonstwas sagen muss, sondern das man aus manchen Posts sowas einfach raushört. Nicht unbedingt aus deinen so sehr. Zweitens habe ich mich nicht beschwert, so bezeichnet zu werden, sondern nur darum gebeten, diese Anschuldigungen zu erklären.

Und es sei noch gesagt das es für mich nicht die einzigste passende Definition von Moralist ist, mit solchen Wörtern zu schmeissen.

Ich finde es ein bisschen komisch. Man beschuldigt uns, wir fordern eine Begründung und jetzt sind wir die armen Opfer. Lykurg, das richtet sich nicht persönlich gegen dich, ich kanns nur nicht ganz nachvollziehen. Ich habe nicht gefordert, das ihr euch bei uns entschuldigt oder das jetzt nurnoch ihr kritisiert werdet, nur fordere ich zumindest von den Extremeren der "anderen Fraktion", ihre unbegründeten Aussagen zu begründen. Was begründet ist, das ist ok. Es geht mir nicht darum, eine Meinung als Schwachsinn zu erklären, ich will nur erstmal eine Erklärung dieser Meinung.

Jede Meinung die NICHT erklärt wird, IST für mich jedoch Schwachsinn.

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Do 9. Mär 2006, 23:17 - Beitrag #98

@BEN2506
Auch wenn es nicht so gemeint ist wie es da steht, denke ich, dass eine Gesellschaft die damit so umgehen würde, es nicht wert wäre zu existieren.

Du sagst also, dass eine Gesellschaft, die in bestimmten Fällen pünktlichen Zügen eine höhere Priorität zuordnet als der Totenruhe, die vielleicht sogar Leichen gegenüber anderem Toten keinen besonderen Status zuordnet, die vielleicht sagt: "es ist nur das etwas wert, was lebt", dass die nicht wert wäre zu existieren, dass es also besser wäre, wenn sie komplett mit allen Menschen ausgelöscht wäre? Verstehe ich das richtig?

Es ist unsere Moral, die uns zu Menschen macht, ich weiß was Richtig und was falsch ist, dass muss ich nicht begründen.

Ich glaube, da sind sehr viele Sachen, die uns zu Menschen machen. Moral mag dazu gehören, wahrscheinlich sogar.
Es sei dir zugestanden, dass du glaubst zu wissen, was richtig ist, was falsch ist und dass das vielleicht sogar stimmt und dass du das nicht begründen musst und willst. Nur macht gerade dieses es dann unmöglich, mit dir über etwas zu diskutieren, was Sollen beinhaltet. Genauso mit allen anderen, die gleicher Ansicht sind. Und wenn dann ein Dissens darüber besteht, was richtig und falsch ist, prallen beide Ansichten aufeinander, ohne dass dem einen deutlich wird, warum der andere so denkt. So sind dann beide Ansichten gleichberechtigt so lange, bis jemand durch Insichgehen seine Ansicht geändert hat; oder auch nicht. Das mag oft nicht schlimm sein, doch nicht selten haben solche moralischen Konflikte ganz reale Konflikte um Tun zur Folge. Z. B. wenn der eine Politiker sagt: "Ich halte es aus meinem persönlichen moralischen Empfinden für richtig, alle Leute, die nicht arbeiten oder sonstwie produktiv sind oder produktiv zu sein versprechen, verhungern zu lassen." und der andere: "Wir müssen aus ethischen Gründen für notwendig, allen eine Grundversorgung zu bieten.", was macht man dann, wenn keiner von beiden es für nötig hält, seine Ansicht zu begründen?

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Fr 10. Mär 2006, 03:42 - Beitrag #99

@Maurice, e-noon, Anaeyon:
Ihr fragt, warum Ceitlyn und viele andere hier, mich eingeschlossen, Probleme haben mit Eurer Haltung Toten gegenüber, fragt nach einer konkreten Begründung dafür.
Ich will Euch sagen, "unsere" Haltung, daß Tote nicht einfach beliebig verfügbare leblose Materie sind, der Mensch mit dem Erlöschen der Hirnstromkurven automatisch alle Würdemerkmale verliert, ist die Standard-Haltung der Menschheit. Selbst die letzten Steinzeitmenschen in Neuguinea gehen in ritueller Weise mit ihren Toten um, auch der früher dort verbreitete Kannibalismus war ein Totenritual - bei dem es darum ging, daß die Lebenskraft des Toten auf die anderen übergehen sollte.

Gut, daraus könnt Ihr jetzt eine Diktatur der Mehrheit über Euch Aufrechte Rationalisten könstruieren....

Aber darauf wollte ich nicht hinaus, mir geht es nur darum zu zeigen, daß "unser" Anliegen nicht ausschließlich in christlicher oder sonst religiöser Moral begründet ist, sondern sozusagen kulturelles menschliches Allgemeingut ist.

Euch mag das irrational erscheinen, letztlich ist es aber so, daß der Mensch rein biologisch aufgrund seiner Hirnanatomie gefühlsbegabt ist, ab einem bestimmten Alter aktiv nach Mustern für "gut" und "böse" sucht. Wahrscheinlich hat diese Eigenschaft den Menschen erst so erfolgreich gemacht, wie er heute ist, gewissermaßen zum "Meta-Tier".

Trotzdem, Ihr fragt nach einer "nachvollziehbaren logischen" Begründung...
Auch, wenn ich um den Totenkult anderer Völker nicht bescheid wüßte, würde mich das Unwohlsein beschleichen, das mich bei den Beiträgen über den Sinn des Züge Anhaltens beschleicht.
Es liegt zu einen daran, daß ich selbst schon mit dem Tod konfrontiert war in der Familie, aber letztlich...warum empfinde ich Hunger? Weil bestimmte Rezeptoren entsprechende Botschaften an mein Hirn senden und dies dann "Hunger" im Bewußtsein ausdrücken läßt. Warum empfinde ich Liebe zu einem Menschen, einem bestimmten? Weil mich etwas besonderes an ihm anspricht.
Was die Liebe betrifft, da haben wir schon festgestellt: "Liebe ist". Letztlich gilt dies für alle Gefühle, auch für den Hass, den ich auf einen bestimmten Lehrer meiner Kindheit noch immer empfinde. Gefühle SIND.
Unsere Gefühle SIND - zum einen auch für uns nicht rational, sie sind aber vor allem ein integraler Bestandteil von uns, machen uns aus, und sind damit ganz generell nicht so bis ins letzte auszudiskutieren wie die Frage, ob ich heute lieber knappes Geld in Brot und Belag oder eine CD investiere.

Ich stimme Ceitlyn voll und ganz darin zu, daß "wir" "unsere" Gefühle nicht begründen, erst recht nicht müssen - ganz unabhängig davon, ob wir könnten.

Anaeyon, Dich kann ich durchaus verstehen dabei, denn ich war auch mal in Deinem Alter, und weiß noch zu gut, wie ich irgendwann zwischen 12 und 16 mal gedacht, "getickt" habe.

Maurice, Du erklärst immer wieder, daß Du in RL ganz anders seist. Was hindert Dich, Dich hier so zu geben, wie Du bist? Du brauchst Dich nicht verstecken hier, Du brauchst keine Maske.

Zitat von Maurice:Da hier jetzt schon mehrmals gefordert wurde, mehr zu argumentieren, will ich einen weiteren Schritt in Richtung eines sachlichen Diskurs machen und versuche in kürzester Form die Argumentationsstruktur der Gegenseite zu rekonstruieren:
1.Prämisse: Was gegen die ethischen Gefühle der breiten Mehrheit verstößt sollte nicht getan werden.
2. Prämisse: Wird mit toten Menschen nicht nach den Regeln der Traditionen umgegangen, verletzt das die Gefühle der breiten Mehrheit.
- - -
Konklusion: Man sollte nicht so mit toten Menschen umgehen, dass es den Traditionen widerspricht.

Diese Schlussfolgerung ist erstmal formal logisch korrekt (wenn ich selbst keine Fehler eingebaut habe ^^*). Die zweite Prämisse ließe sich wohl empirisch prüfen, ich gehe aber davon aus, dass sie soweit wahr ist. Wobei ich aber auch vermute, dass die Gefühle der breiten Mehrheit bei Verstoß gegen die Traditionen weit weniger entscheidend verletzt werden, als hier manche den Anschein machen. Dafür sind die meisten wohl doch zu sehr von den Medien abgestumpft und haben ein zu kurzes Gedächtnis. Der ersten Prämisse stimme ich hingegen nicht kategorisch zu. In meinen Augen ist dies zwar eine Regel, die in den meisten Fällen zwar sinnvoll ist, die aber durchaus auch in Einzelfällen in Frage gestellt werden sollte. Denn nicht alles was die Gefühle der Mehrheit verletzt ist auch notwendig strukturell negativ. Wenn die erste Prämisse so zur unumstößlichen Regel festgelegt wird, ist es nicht mehr möglich eine Interessensverschiebung der Mehrheit zu begründen, wenn diese anfänglich mit negativen Emotionen für die meisten verbunden ist.

Maurice, Du machst den Fehler, Gefühle als Elemente der Menge Rationalia zu betrachten. "Unser" bzw. das allgemeine menschliche Grundempfinden kann nicht mit formallogischen Tricksereien ausgehebelt werden. Ganz ehrlich empfinde ich Dein Tun, mit derartigem Deine Extrem-Mindermeinung durchboxen zu wollen, gar als Zumutung :o

Du stehst auf ganz wackligem Fuß, wenn Du einerseits diesen thread so startest, wie Du ihn gestartet hast, dann alles nur als Frust ablassen und "wollte mal etwas provozieren" deklarierst und jetzt versuchst, Deine Meinung als die einzig logische und damit einzig rational gültige und rechtmäßige zu positionieren. :cool:
Nicht alles, was scheinbar logisch ist, ist tragbar, Ratio ist nicht alles.

Ob ich Dich verstehe, möchtest Du wissen? Mir fällt ein, daß Du des öfteren auf eine etwas verkorkste Kindheit hinwiesest. Ob darin ein Schlüssel für Dein Anders-Sein liegt, mußt Du selbst ergründen, vielleicht mit professioneller Unterstützung.

e-noon, Deine Gefühl-Losigkeit verstehe ich nicht. Du äußerst immer mal Deinen Unmut über den alltäglichen Frust und kommst für mich dabei sehr emotional rüber. Entspricht das, was Du hier schreibst, wirklich Deinem inneren Gefühl?

So, und jetzt noch was in Sachen "Moralist":
Anaeyon, so hat mich mal mein Direx bezeichnet, so mit 17, 18 etwa, und da war ich es wohl auch.
Wenn ich mir alea, Feuerkopf, Lykurg, Padreic, Ipsi und Ceitlyn ansehe, wie sei hier im Forum insgesamt rüberkommen und ich sie teilweise in echt kenne - keine/r von denen ist ein Moralist, wie ich den Begriff in realer Gestalt kenne.

Ich würde nicht sagen, daß irgendeiner von "Euch" krank ist, und das hat von "uns" keiner gesagt.

Ana, Dir bin ich damals so begegnet, weil ich mich in Deine Situation in Deinem Alter hinein versetzen kann - ich war auch mal so alt, auch mal ein Junge in der Pubertät.
Vielleicht, weil ich mich als Christ sehe? Nein, ich handle nicht so und so, weil ich zu dieser und jener Gruppe gehöre, auch nicht, weil ich damit "mein Seelenheil befördern" will, wie man sagen könnte. Eher, weil so zu handeln meinem Gefühl entspricht.
Dein Mißtrauen gegenüber der offiziellen Kirche ist berechtigt, mancher würde gar so weit gehen zu sagen, daß in Rom der Anti-C...nein, lassen wir das. Der schlimmste Verbrecher im Namen Christi hieß IMHO Paulus.
Du hättest aber auch recht, wenn Du die gläubigen Christen für überwiegend inkonsequent halten würdest - gerade ist ein Buch erschienen über Mißhandlungen in christlichen Kinderheimen - und seitens der Kirche ist nichts ernst zunehmendes zu hören, auch nicht aus den Gemeinden. DAS ist eine Schande, in meinen Augen.

Du möchtest nun darauf hinaus, daß dieses hier ein Gedankenexperiment sei.

Wenn es das sein soll, dann sollte der Autor dies von vorneherein so darlegen.
Dieser thread konnte, so wie er gestartet und von Maurice und e-noon weiter geführt wurde, von "uns" nur als ernst gemeint verstanden werden. Wenn Maurice nun zwischenzeitig meinte, es sei nur "Frust ablassen und etwas Provokation" gewesen, dann nehme ich ihm das nicht ab, wie schon oben dargelegt.

Wenn Du wirklich ein reines Gedankenexperiment vollführen willst, dann starte einen thread dazu. Dort wird dann garantiert keiner so antworten wie hier, denn dann ist ja klar, worum es Dir geht.

Windsbraut
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Fr 10. Mär 2006, 10:56 - Beitrag #100

Ich empfinde die "Argumente" von Maurice, e-noon und anaeyon inzwischen einfach nur noch als unreif. Sorry, dass ich das mal in aller Form sage. Ich bin ja noch nicht so lange in diesem Forum aktiv, und wäre ich hier noch neuer, hätte ich sie gar für Trolle gehalten, so abwegig erscheint mir das, was sie schreiben. So abwegig und so abstoßend.

Ihr habt euch da eine Ideologie zusammengebastelt, die an Einfachheit kaum mehr zu überbieten ist. Vielleicht ist es normal, in jungen Jahren nach einfachen Konzepten zu suchen: Komplexe Gedankenmodelle sind ja auch anstrengend. Aber so einfach funktioniert das Leben nunmal nicht.

Wer das Leben auf Nutzen und Ratio reduzieren möchte, negiert dabei die Fakten des tatsächlichen Lebens: Menschen fühlen. Und sie fühlen auch mit. Zum Glück! Denn ohne Gefühle und Mitgefühl wären wir nicht überlebensfähig.

Ich bin schon ein paar Jahre älter als ihr und ich arbeite schon recht lange. In den letzten 10-15 Jahren hat ein dramatischer Wechsel stattgefunden, gerade auch im Geschäftsleben. Die Menschen sind rücksichtsloser und egoistischer geworden. Das Miteinander ist kälter und von Egozentrik geprägt. Die Folgen kann man sehen: Kühle Geschäftemacherei, allein nach den Prinzipien der Gewinnmaximierung ausgerichtet, vernichtet Arbeitsplätze und Existenzen.

Die Einstellung, Gefühle seien hinderlich, führt nicht in eine Zukunft, in der ich leben möchte. Und eine Welt, in der auf Gefühle anderer keine Rücksicht genommen wird, ist eine sehr erschreckende Aussicht.

Ich glaube, dass ihr drei noch gar nicht absehen könnt, was ihr da als "Utopie" glorifiziert. Dafür seid ihr einfach zu naiv.

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