Bundeswehr - Erfahrungen und Meinungen

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Milena
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Di 7. Mär 2006, 17:12 - Beitrag #41

Feuerkopf:

Mich würde mal in diesem Zusammenhang interessieren, wie Ipsi oder Milena oder Rosalie darüber denken, Leute also mit erwachsenen Söhnen.


...auch mein Sohn bekam vor vielen Jahren eine Einberufung zur Musterung....was ich darüber denke...? ich habe geweint. Die Vorstellung, er müsse irgendwann einmal in ein Kriegsgebiet einziehen erweckte in mir kein Stolz, gar Freude.....
Bis jetzt haben sie sich nicht mehr gemeldet,
vielleicht liegt es auch daran, dass er als krebskranker Mensch niemals als tauglich befunden werden würde.....
nicht auszudenken, dass mein Sohn als deutscher Staatsbürger mit slawischer Mutter, spanischem Vater(französischer Staatsbürger), ungarischer Grossmutter, russischem Grossvater gegen eines dieser Länder zum Kampf oder auch nur zur Schlichtung anzutreten hätte.....

Feuerkopf
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Di 7. Mär 2006, 18:53 - Beitrag #42

Milena,
dieses Staatendilemma hatte ich auch. Meine Cousins leb(t)en auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Im K-Fall, und der war mehrfach bedrohlich nah, hätten mir meine wirklich liebenswürdigen Verwandten feindlich gegenüberstehen müssen, in Polen und in der damaligen DDR.

Zum Thema Bundeswehr und Einsetzbarkeit:
Als mein Mann seinen Wehrdienst leistete, war er in der Nähe der damaligen Zonengrenze stationiert, ausgerechnet 1968. Beim Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in Prag standen auf seinem Stützpunkt die Panzer, scharf bewaffnet und mit laufenden Motoren.

Ipsissimus
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Di 7. Mär 2006, 20:38 - Beitrag #43

selbes Dilemma^^ ich kam "von drüben" - außer meinen Eltern und meiner Schwester alle Verwandten "kommunistische Feinde"

Maurice
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Di 7. Mär 2006, 20:50 - Beitrag #44

@Jan: Ich finde, dass du deine negativen Erlebnisse mit Soldaten überbewertest. Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass du schon vor dem Vorfall ein negatives Bild von Sodaten im Allgemeinen hattest und das Ereignis dein Vorurteil nur bestätigt hat. Hättest du stattdessen gesehen, dass ein Soldat einer alten Oma die Koffer getragen hätte, dann wäre das in deinen AUgen wohl nur eine absolute Ausnahme gewesen. Die Soldaten sind ja nämlich normal ganz anders. Leider sind Zivildienstler nicht gekennzeichnet (ok Soldaten auch nicht immer), weshalb mein Gedankenexperiment, dass statt den Soldaten eine Gruppe Zivildienstler sich daneben benommen hätten, nicht so günstig ist. Aber mal angenommen das wäre der Fall gewesen, dann hättest du das Verhalten dieser Leute auch als Ausnahme gedeutet, weil die meisten Zividienstlern ja deiner Einschätzung nach weit sozialer sind, als diejenigen, die Wehrdienst machen.
Was ich damit nur ausdrücken will ist, dass du dich fragen solltest inwieweit deine Meinung über eine Unzahl an Individuen die du nicht kennst berechtigt ist, die sich auf einem Analogieschluss von einigen wenigen Personen auf viele dir unbekannte gründet.

@Lykurg: Ich habe darauf hingeweisen, dass es mir nicht darum ging "Kameradschaft" möglichst lexikon- oder konsenstauglich zu definieren, sondern dass ich lediglich versuchen wollte, zu beschreiben, welche (etwas unpräzisen) Vorstellungen ich mit diesem Wort verbinde. Gut möglich, dass die meisten Leute das Wort anders benuten, aber das war mir hier auch völlig egal. Für mich hat "Kameradschaft" nichts mit Schicksalsgemeinschaft zu tun, weshalb es mir auch ziehmlich egal ist, ob das für andere notwendig zusammen gehört. Es ist aber auch gut möglich, dass du deine Beschreibung übertreibst, denn wer würde bei einer Schulklasse, die als Ideal meistens als eine Gruppe von Kameraden (und Kameradinnen) gesehen wird, von einer Schicksalsgemeinschaft sprechen?


Ich hatte ja angekündigt, dass ich noc heien kleine Anekdote schreiben würde, zu der Frage, wie weit Anpassung nötig wäre.
In der AGA gab es einen Kameraden K. der immer mal wieder Mist gebaut hat. Ich nenne ihn hier einfach Kamerad K. Dieser K. hat sich wie gesagt nicht immer beliebt gemacht, indem er sich vor Arbeit gedrückt hat (für ihn stand Team wohl für "toll ein anderer machts"), während die meisten anderen immer bemüht wahren die Arbeit fair aufzuteilen. Hier möchte ich anmerken, dass trotz ein paar Faulpelzen es schon faszinierend war, zu sehen, wie die Mehrheit stets darum bemüht war, fair miteinander umzugehen. Ein Vorbild für andere Lebensbereiche. Aber nun zurück zu K: Auch hatte er sich nicht an das Drogenverbot während der Wehrdienstzeit gehalten (sprcih alles was härter als Alk oder Tabak ist), was ihm neben Geldstrafen und Haftstrafen, am Ende sogar eine frühzeitigere Entlassung und einen Prozess eingebracht hat. Nun gab es zwei andere Mitglieder meiner Grundausbildung, Kamerad O. und C., die immer wieder mal Blödsinn im Kopf hatten (es vorher aber nie übertrieben hatten) und den Herrn K. nicht besonders leiden konnten. Am Ende der AGA kamen die beiden daher auf die geniale Idee K. einen Streich zu spielen: Sie verschmierten sein Bett und seine ABC-Maske mit Tarnschminke. Anfangs wusste niemand wer es war und weil sich keiner meldete, wurde gedroht, die Feier am Ende der Grundausbildung ausfallen zu lassen. Daraufhin stellten sich die Übeltäter und bekamen neben einer mehrwöchigen Dienstgradsperre (sie wurden nicht gleichzeitig zu den anderen befördert) eine Geldstrafe in dreistelliger Höhe. An die genaue Summe kann ich mich nicht mehr erinnern (glaub ich jeweils etwas über 100€). Nun kam irgendein anderer im Zug auf die Idee, dass jeder von uns ein paar Euro für die beiden armen, zu unrecht bestraften Kerle spenden sollte, da die Bestrafung ja wirklich ungerecht hoch sei. Die meisten machten ohne zu murren mit, ka. wer alles aus Solidaritätsgefühl, bloßen Mitläufertum oder Unlust vor irgendwelchen Diskussionen. Es machten aber nur fast alle mit, wobei die Gruppe dieser, sehr klein war und nur aus ein paar Leuten bestand, mich eingeschlossen. Natürlich übten die Samariter eine zeitlang einen gewissen Gruppe auf die Abweichler aus und ich weiß nicht, bei wem sie doch noch Erfolg hatten. Bei mir jedenfalls nicht. Vorwürfe ich würde mich unkameradschaftlich verhalten, erwiderte ich mit der Begründung, dass die beiden den Mist alleine verbockt hätten und dafür auch alleine gerade stehen müssten.

Lykurg
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Mi 8. Mär 2006, 10:01 - Beitrag #45

Maurice, gerade diese Geschichte sehe ich nicht eben allzu positiv - ein gutes Beispiel dafür, daß die 'offizielle' Maßregelung auf dem Dienstweg als nicht ausreichend empfunden wird, eine Lynchjustiz um sich greift und innerhalb der Kameraden ihre Deckung findet. Ich hätte mich zweifellos auch nicht an der Spendenaktion beteiligt.

Daß deine Definition von Kameradschaft eine eigene ist, war mir klar, ich habe nur meinen Senf dazu beigetragen, ohne dich "korrigieren" zu wollen, tut mir leid, wenn das falsch rüberkam. Mit dem Kameradschaftsbegriff als Schicksalsgemeinschaft bezog ich mich kein bißchen auf die Klassengemeinschaft, den dortigen Kameradenbegriff habe ich für mich immer wesentlich weicher definiert, schon weil das mE zwangsläufig noch weniger funktioniert als die militärische (schon altersbedingt, außerdem eine völlig andere Situation des äußeren Zwanges, unter dem sie 'geschmiedet' wird). Übrigens ist mir klar, daß das Wort Schicksalsgemeinschaft ziemlich nah an NS-Terminologie schrammt, mein diesbezügliches Unbehagen ("Erfüllung der Kameradschaft nur im Krieg" oder nachträglich durch "Ich hatt' einen Kameraden") enthielt schon mein voriger Beitrag.

@janw(@Spender), @Feuerkopf: Feuerkopf sprach zu Anfang von Aufkündigung der Freundschaft. Und auch wenn das so nicht stehenblieb und selbstverständlich nie so gesagt würde, reicht für mich schon der leiseste Anschein davon, die Vorgehensweise stark abzulehnen. Ja, Eltern haben eine Verantwortung; sie sollen und müssen ihre Kinder gut erziehen; und sollten später ihnen beratend zur Seite stehen. Aber das Verhältnis zwischen Eltern und Kind durch eine solche Entscheidung grundlegend infragezustellen, finde ich maßlos übertrieben; und sobald das in irgendeiner Weise vermittelt wird, den Vorwurf der emotionalen Erpressung nicht ungerechtfertigt. Selbstverständlich können Eltern vermitteln, daß sie es "gut finden", wenn ihr Kind das eine oder das andere macht. Aber die Entscheidung soll und muß beim Kind (das in dem Moment kein Kind mehr ist) liegen. Das ist ein Ablösungsprozeß, sicherlich, und jeder dieser Schritte mag (auch für beide Seiten) schwer sein. Aber das ist für ein gesundes Aufwachsen mE notwendig. Ich meine auch, daß der Rückblick auf eine solche Situation nicht eben förderlich für ein entspanntes, faires Verhältnis wäre.

janw
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Mi 8. Mär 2006, 12:41 - Beitrag #46

Feuerkopfs "Die Freundschaft kündigen" fehlte wohl in gewisser Weise ein smiley...
Allerdings, mal weiter gedacht...wer zur BW geht, nimmt das, wie kleine auch immer, Risiko auf sich, wirklich selber töten zu müssen und selber verletzt oder getötet zu werden.
Bedenkt mal die Konsequenzen aus mütterlicher Sicht...

Feuerkopf
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Mi 8. Mär 2006, 14:47 - Beitrag #47

Zitat von janw:Feuerkopfs "Die Freundschaft kündigen" fehlte wohl in gewisser Weise ein smiley...
Allerdings, mal weiter gedacht...wer zur BW geht, nimmt das, wie kleine auch immer, Risiko auf sich, wirklich selber töten zu müssen und selber verletzt oder getötet zu werden.
Bedenkt mal die Konsequenzen aus mütterlicher Sicht...


Stimmt, ich hätte den strittigen Satz ironisieren sollen. Hätte mir einige Kommentare erspart. :cool:

Mir ist auch aufgefallen, dass noch niemand dazu Stellung bezogen hat, wie er denn im K-Fall ("K" im Sinne von "Krise" bzw. "Krieg") zu handeln gedenkt. Jemand, der im wehrfähigen Alter ist und den Grundwehrdienst geleistet hat, wird dann durchaus eingezogen.

Jan, die Konsequenzen aus elterlicher Sicht trifft es eher.

Padreic
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Mi 8. Mär 2006, 16:51 - Beitrag #48

@Feuerkopf
Mir ist auch aufgefallen, dass noch niemand dazu Stellung bezogen hat, wie er denn im K-Fall ("K" im Sinne von "Krise" bzw. "Krieg") zu handeln gedenkt. Jemand, der im wehrfähigen Alter ist und den Grundwehrdienst geleistet hat, wird dann durchaus eingezogen.

Eingezogen werden können auch die, die Zivildienst geleistet haben; nur dass diese eben keinen Dienst an der Waffe tätigen müssen.

Wenn du den Fall heraufbeschwörst, dass es Krieg gibt, in dem Sinne, dass wir oder ein Bundgenosse angegriffen wird, bestreitest du dann, dass man in diesem Fall Soldaten benötigt? Du sagst, dass du ein tiefgreifendes Misstrauen gegen Gewalt als Lösungsmittel von Problemen hast. Im allgemeinen kann ich dir da durchaus beipflichten, aber was, wenn jemand anderes einen selbst oder einen anderen mit Gewalt bedroht und es keine friedliche Lösung zu geben scheint? Wie man so schön sagt: auch wer kein Schwert trägt, kann durch das Schwert sterben. Ich glaube, ich muss nicht die üblichen Fragen herauskramen, mit denen man früher Verweigerer in der Gewissensprüfung konfrontiert hat.
Und wenn man zugibt, dass Soldaten benötigt werden im "Ernstfall", so ist es doch mehr eine Frage, ob es einen selbst oder XY trifft in diesem Ernstfall.

janw
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Mi 8. Mär 2006, 18:16 - Beitrag #49

Feuerkopf, "elterliche Sicht" ist sicher richtiger.

Pad:
Das Problem ist IMHO, daß Kriege nicht entstehen, weil irgendwelche Soldaten mal was vor die Flinte kriegen wollen, sondern weil sie nützliches Werkzeug sind für einzelne Leute oder begrenzte Kreise, die ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.
Und die schon zu Friedenszeiten an der Rüstung kräftig verdienen.

Wie wenig die Heeresführung ihr Werkzeug-sein hinterfragt, kann am Bosnien-Krieg gesehen werden, bei dem einige Juristen nach wie vor der Ansicht sind, der Einsatz der Bundeswehr sei eigentlich nicht ganz verfassungskonform gewesen, da der NATO-Einsatz völkerrechtswidrig gewesen sei.
Mir ist nicht von einem einzigen Komandeur bekannt, daß er mit Hinweis darauf einen Befehl zurückgewiesen hätte - wie es bei rechtlichen Zweifeln seine Pflicht gewesen wäre.
(Unabhängig davon, daß man aufgrund dessen, was da auf dem Balkan humanitär im Argen war, das europäische Eingreifen rein sachlich nachvollziehbar finden kann, aber das ist eine andere Sache.)

Aber gut, was tun, wenn wai uns aus heiterem Himmel angreift?
Es gibt eine ganze Menge an Konzepten für einen gewaltlosen Widerstand, die Friedensbewegung hat diese Frage nämlich auch nicht losgelassen.
Man kann sich natürlich fragen, was das letztlich bringt, aber die Frage muss auch einer militärischen Abwehr gestellt werden - und wird sie IMHO viel zu wenig.
Gewaltlosigkeit als Konzept wird, und das ist ein fundamentales Verdikt, als Konzept für Schwache, "Weicheier", "Defätisten", unbedeutende Randgruppen angesehen und völlig unreflektiert ignoriert.
Manche Linke würden sagen, "aus Borniertheit, geistiger Festgefahrenheit der herrschenden Schichten", was ich zumindest nicht allen unterstellen möchte, zumindest nicht den hiesigen Konservativen.
Es gibt mir aber schon zu denken, wenn der Rüstungsetat nach wie vor einen erklecklichen Anteil des Haushaltes ausmacht, wo im Sozialbereich heftigst gespart wird, bei den Schwachen also.
Gewaltlosigkeit kostet zu wenig, bringt zu wenig Gewinne für eine Industrielobby - das ist die Wahrheit, wie ich fürchte.

Maurice
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Mi 8. Mär 2006, 19:45 - Beitrag #50

@Was wäre wenn Krieg: Die Zeiten der Massenschlachten sind (zumindest für die Industrienationen) vorbei. Und das wird es solange sein, bis wir uns wieder in die Steinzeit gebombt haben. Dann wird es vielleicht wieder zu Kä,pfen kommen, wo viele Menschen gegeneinander sich direkt gegenüberstehen. Heute sieht Krieg bei den fortschrittlichen Nationen nun mal anders aus. Da wird mit ferngelenkten Raketen, Tarnbombern und Spezialeinheiten gezielt angerichtet. Was sollte da so ein unsportlicher und ungeübter junger Mann wie ich da im Angriff? Wenn es wirklich zum V-Fall kommen würde, dann würde meinereiner mit Sachen beauftragt werden, bei denen kein hohes Risiko besteht. Und wenn es doch zum totalen Krieg kommen sollte, wo jeder in Mitleidenschaft gezogen wird, dann wird es auch egal sein, wer wann eine Grundausbildung absolviert hat.
Abgesehen glaibe ich, dass die Chance auf einen V-Fall gegen Null strebt. Wer sollte uns denn angreifen? Frankreich? Amerika? China?

@Jan: Was gibt es denn für Methoden einen bewaffneten Fein, ohne Gewalt zu besiegen? Ihn argumentativ davon überzeugen, dass Frieden doch viel toller ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es friedliche Methoden gibt, einen überzeugten Aggressor zu besiegen. Der freut sich doch stattdessen nur, dass sich sein Opfer nicht wehrt.

@Lykurg: Meine Anekdote war keinenfalls asl ein Beispiel gedacht, was die Vorstellung vieler Personen unter "Kameradschaft", loben sollte. Dass ich gegen eine solche Auslegung des Begriffes bin, zeigt ja mein geschildertes Verhalten. Und diese "falsche Solidarität", wie ich es umschreiben will, ist keinesfalls ein Phänomen, was man nur bei der Bundeswehr findet. In der Schule findet man sowas noch viel häufiger, möchte ich behaupten.

janw
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Mi 8. Mär 2006, 20:27 - Beitrag #51

Maurice, ein Land zu erobern ist etwas anderes, als es in Besitz zu halten. Nichts ist so wirksam wie Sabotage und ziviler Ungehorsam.

Was das Kameradschaftsverhalten betrifft, was ich im Zug erlebte, ist vor allem Ein Problem der Uniformierung. In England hat man die Konsequenz gezogen und festgelegt, daß die Soldaten in der Öffentlichkeit zivil auftreten sollen. Hat das Unverhalten drastisch verringert.

Daß fast alle bei der Aktion bei Dir mitmachten, Maurice, belegt mir, daß der Korpsgeist eben auch in der BW regiert und gefährlich ist.

Warum kann der Mit-Soldat nicht einfach als Kollege bezeichnet werden?

Ich halte übrigens deutsche Soldaten für nicht weniger gut oder schlecht als britische. Und britische haben an Gefangenenmißhandlungen in Irakk mitgewirkt, wenn ich mich nicht ganz irre.
Gib Soldaten die Chance, böses zu tun, und es wird geschehen.

Maurice
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Mi 8. Mär 2006, 20:49 - Beitrag #52

Zitat von janw:Gib Soldaten die Chance, böses zu tun, und es wird geschehen.

Gib denen die Gewalt ausüben die Chance und sie werden es tun. Das hat nicht mit Soldat-Sein zu tun. Diese Regel geht über diese Berufsschicht hinaus.

Daß fast alle bei der Aktion bei Dir mitmachten, Maurice, belegt mir, daß der Korpsgeist eben auch in der BW regiert und gefährlich ist..

Das was du "Korpsgeist" nennst, ist aber kein exklusives Phänomen des Militärs, sondern solche falsche Solidarität findet sich ÜBERALL, wo sich Menschen zu Gruppen formieren. Wenn du dieses verhalten als Gefahr einstufst, dann musst du diese Gefahr auch in anderen Institutionen, z.B. Schule, kritisieren.
Mir fällt es schwer zu verstehen, warum du deine Kritik so auf das Militär beschränkst.

Ich will keineswegs gutheißen, was z.T. beim Bund der Fall ist. Ich will nur betonen, dass Bund und Zivilleben sich im Grunde weit weniger unterscheiden, als viele meinen. Zumindest ist das mein Eindruck, als jemand der dabei war. Die menschlichen Grundstrukturen sind im Grunde im allen Bereichen des sozialen Miteinander gleich, nur die Realisierung dieser Strukturen ist je nach Kontext anders.

PS: Wenn ich ein Land wirklich in Besitz nehmen will, koste es was es wolle, dann bringe ich einfach alle um, die sich der Sabotage verdächtigen. Die wenigstgen werden dann wohl ihre subversiven Tätigkeiten weiter ausführen, wenn sie damit massiv ihr eigenens Leben und das der anderen gefährden wollen.

the_quest
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Di 14. Mär 2006, 23:12 - Beitrag #53

Nachtrag:

Entschuldigt meinen verspäteten Bericht zur Musterung und dort gesammelten Erfahrungen und sturen Bundis.

Den Detailbericht der einstündigen Fahrt erspare ich euch jetzt mal...

Viertel nach acht in meinem zuständigen Kreiswehrersatzamt... (schönes Wort)

Der Emfpang am Eingang und die Aushändigung der mir zugeordneten Musterungsnummer gewohnt frostig, weiter geht es zu den für mich zuständigen Wehrdienst- und Musterungsbeauftragten...

Nachdem von meiner Seite aus zum dritten mal, (erstes mal per Tel, zweites mal per Brief), versichert wurde, dass ich zwischenzeitlich einen mittelschweren Autounfall hatte und deswegen nochmals gemustert werden will/muss, konnte endlich die Musterung beginnen...

Ein sehr freundlicher, vor kurzem hierher versetzter, junger Mann übernahm die Aufnahme meiner Personalien und meines Lebenslaufes...
(Zu bemerken sei hierbei, dass der "Bund", hier für wunderbare Access ähnlich Formulare bereit hält.)
Leider hat der zuständige Programmierer es wohl versäumt eine Eingabe falscher Datumsformate und Zeichen zu Blockieren was mich und den armen Mann mir gegenüber dazu verdammte das besagte Formular drei mal auszufüllen, da eben jenes eine falsche Zeichen zum Absturz der gesammten Datenbank führte...
Nach einer Stunde und der Hilfe einer weiteren Freundlichen diesmal weiblichen Person hatten wir endlich meine Personalien erfolgreich aufgenommen. :crazy:

Von der guten Frau, offensichtlich Mutter eines ebenfalls mal zur Musterung Einberufenen, erfuhr ich:

Erstens:
Das Studenten nicht während eines laufenden Semsters einberufen werden können. (mein Fall)

Zweitens:
Nach beginn des dritten Semesters keine Einberufungen mehr durchgezogen wird, da anfechtbar nach Paragraph ... Außergewöhnliche Härte...
(hoffentlich bald mein Fall)

Drittens:
Ich bis zum 25 Lebensjahr eingezogen werden kann da ich wegen Abi zurück gestellt wurde...

Viertens:
Das vorhanden sein pflegebedürftiger Verwandter/Eltern/Kinder tut der Einberufung keinen Abbruch... Sie verzögert sich dadurch nur um bis zu ein Jahr, damit die Pflege bis dahin gewährleistet werden kann...

*OT*

Zu meinem ersten Post muss ich sagen das ich mich wohl ungewählt ausgedrück habe... Mit "meiner kleinen Familie" meinte ich meine Lebensgefährtin, unsere zwei Katzen und mich... Noch ist kein Kind/Baby in Sicht...

*End OT*

Beide waren so frei mir zu erklären, dass der letzte und einzige Einberufungstermin für mich der 1.10 diesen Jahres sein wird...

Gelänge es mir irgendwie, dieses zu verhindern, wäre ich aus dem Schneider...

----

Teil 2

Nach einer Pause von einer halben Ziggi ging es weiter zur ärztlichen Untersuchung.

Nachdem ich feststellen durfte das die Schließschränke in der Umzugskabine offensichtlich keine falschen Ein-Euro-Stücke(Einkaufswagenchips) vertragen,was dieser mir freundlich durch steckenbleiben und blockieren des Schließmechanismuses mitteilte, ging es weiter mit der eigentlichen Musterung.

Nach der Feststellung, dass mich der bereits erwähnte Unfall zwei Zentimeter meiner Größe gekostet hat, kamen die übliche Augen- und Ohrentests.

Ein Bericht meines Hausarztes, der zweifelsfrei bestättigt das ich auf Grund meiner hohen Allergiewerte wohl in einem Jahr an Asthma erkranken werde wurde zur Kenntniss genommen, ebenso wie meine Wirbelsäulenverlagerung und die Kälte- und Druckschmerzen in meinen Knien...

Ohne die weitere Untersuchungen ging es direkt zurück zum Musterungsbeauftragen. Und ebenfalls ohne weiter Bemerkungen wurde ich heim geschickt...
:confused: :boah:

*seltsam*

>Keine Aussage über meinen Musterungsgrad etc...

Was war da los?
--------------------------------------------------------------------------

Wie man bemerkt fand ich das ganze höchst unterhaltsam.

Ich muss zugeben das ich keine große Abneigung gegen den "Bund" hege, aber auch nicht darauf aus bin diesem zu joinen.



MfG
The_Quest

Lykurg
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Mi 15. Mär 2006, 00:29 - Beitrag #54

Das Ergebnis der Musterung gibt es erst in einiger Zeit, ich glaube, etwa in zwei Wochen, aber da kann mich meine Erinnerung auch täuschen.

Erstens, zweitens und viertens hatte ich ja auch schon gemutmaßt; daß drittens für dich gilt, ist etwas ärgerlich - bist du dir ganz sicher, daß du dein Studium bis zur 25 nicht schaffen willst?^^

Viel Glück!

the_quest
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Mi 15. Mär 2006, 00:41 - Beitrag #55

@Lykurg

Bei meiner letzten Musterung wurde mit das Ergebnis "T2" sofort mitgeteilt...
Diesmal nicht... Das Verwundert mich eben etwas...
Kann sein das sie vielleicht noch die Unfallröntenbilder etc. sichten wollen...

Werde im Juli 23 und bin im zweitem Sem.
Ende des Studiums frühstens nach dem achten Sem.

Von da her werd ich summa summarum um die 26 oder drüber sein wenn ich fertig bin...

fanvarion
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Sa 18. Mär 2006, 20:54 - Beitrag #56

Zitat von Feuerkopf:Stimmt, ich hätte den strittigen Satz ironisieren sollen. Hätte mir einige Kommentare erspart. :cool:

Mir ist auch aufgefallen, dass noch niemand dazu Stellung bezogen hat, wie er denn im K-Fall ("K" im Sinne von "Krise" bzw. "Krieg") zu handeln gedenkt. Jemand, der im wehrfähigen Alter ist und den Grundwehrdienst geleistet hat, wird dann durchaus eingezogen.

Jan, die Konsequenzen aus elterlicher Sicht trifft es eher.


Feuerkopf:
Wenn meinst du wird die Regierung einziehen bei einem Kriegsfall.
Nur die Soldaten? bzw. diejenigen die einmal Wehrpflichtiger waren?

Ich kann dir das direkt beantworten.
Es werden alle eingezogen, als allererstes diejenigen die in einer Krisenreaktionseinheit gedient haben und dadurch ihren Krempel auf dem Dachboden lagern müssen.
Danach der Rest inklusive aller Zivis und der Neutros die gar nichts mussten.

@maurice:
Kameradschaft = Schicksalsgemeinschaft
Wir wurden zusammengeschmiedet gutes wurde belohnt, schlechtes bestraft.
Und zwar alle!

@janw
Dein Erlebnis mit den Soldaten, ich denke du hast das schlimmste erlebt was passieren kann!
Es war nicht zufällig im Jahr 94/95? DEnn so ein Erlebnis habe ich auch erlebt. Zu diesem Zeitpunkt leistete ich meine Grundausbildung.
Aber ich habe auch viel erlebt das genau das Gegenteil war. Eine Gruppe Soldaten die einer Gruppe behinderter Menschen den liegengebliebenen Wagen reparierten

------------------------------
Was mich eigentlich am meisten erschreckte während meiner Dienstzeit, war das mir teilweise Hass entgegenschlug wenn ich in der Öffentlichkeit Uniformiert unterwegs war.
oder
Die Zivis die mich offen auslachten weil diese für die Spätschicht mehr Geld bekommen als ein Soldat.
Das heißt zu meiner Zeit hat ein Zivi im ambulanten/Krankenhaus weit mehr als das doppelte Verdient (war zu Hause) während ein Soldat für teilweise 24 Stunden Dienste nicht mehr Geld bezahlt worden.

Aber das ist was anderes :-)

Maurice
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Sa 18. Mär 2006, 21:25 - Beitrag #57

Ich finde Zivis sollten deutlich weniger Geld verdienen, wenn sie sich schon drücken. Das stelle ich mir unter Gerechtigkeit vor.

@Kameradschaft = Schicksalsgemeinschaft:
So war das bei uns nicht. Entsprechend fällt auch mein Verständnis von Kameradschaft anders aus. Das ist nun mal von den Erfahrungen abhängig.

Feuerkopf
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Sa 18. Mär 2006, 21:50 - Beitrag #58

Zitat von Maurice:Ich finde Zivis sollten deutlich weniger Geld verdienen, wenn sie sich schon drücken. Das stelle ich mir unter Gerechtigkeit vor.


Vor was drückt sich ein Zivi?

Lykurg
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Das sollte man mE definitiv nicht machen, eben weil es genügend Leute gibt, die sich nicht drücken, sondern ernsthafte (und sehr ernstzunehmende!) Bedenken haben, ihren Wehrdienst zu leisten. Bei meinem Bruder war einer in der Einheit, der sich (was über längere Zeit unbemerkt bleiben konnte - Flieger halt :D ) regelmäßig vor dem Schießen drückte, und, als er dann irgendwann nicht mehr drum herumkam, mit der Waffe in der Hand wirklich umkippte. Da er nicht so ganz der Hellste war (wohl auch ein Grund, warum es überhaupt soweit gekommen war), haben daraufhin seine Kameraden für ihn ein Verweigerungsschreiben aufgesetzt.

Und solche Fälle dürfen mE ebensowenig "bestraft" werden wie diejenigen, die es rechtzeitiger merken. Meine Aversion gegen echte Drückeberger (etwa wegen der Bezahlung, mit nur vorgeschobenen Gewissensgründen) hatte ich ja bereits geäußert - um den Sumpf auszutrocknen, wäre eine Angleichung der Zahlungen sehr sinnvoll. Darüber hinaus sollte es nicht gehen. (Ach ja, ich hätte finanzielle Sonderzuwendungen als Bestandteil der förmlichen Anerkennung gutgefunden.^^ Aber das sollte es dann auch für aufopferungsvolle Zivis geben, denn die haben es auch verdient.)

janw
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Sa 18. Mär 2006, 22:21 - Beitrag #60

fanvarion, das könnte in dem Zeitraum gewesen sein.
Natürlich wollte ich damit nicht die anständigen, netten und hilfsbereiten Menschen wegdiskutieren, dies es unter den Bundis sicher auch gibt.
Es gäbe dafür auch eine ganz einfache Lösung: Nach ähnlichen Vorfällen in England hat man dort verboten, daß Soldaten außerhalb ihres Dienstes uniformiert herumlaufen.
Fände ich sehr gut.

Maurice, wenn du glaubst, daß Zivildienst ein lauer Job ist, dann gehe mal in Altenheime und in Krankenhäuser...

Was die Bezahlung betrifft...nun, Zivildienst dauert auch länger, raubt mehr Lebenszeit so gesehen, das könnte mensch als Rechtfertigung für mehr Geld ansehen.
Grundsätzlich denke ich aber eher, gleiches Geld für alle.

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