Zeigen von wahren Gefühlen - Stärke oder doch eher Schwäche?

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Ceitlyn
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Do 23. Mär 2006, 11:30 - Beitrag #81

sorry, aber genau das habe ich bei einiger euren Posts hier gedacht.
Wunderbare soll-Sätze, das Leben ist doch so einfach, warum lebst du das nicht einfach so einfach wie es ist.

Ist es aber nicht.
Jedenfalls nicht für alle von uns.
Für einige schon. Andere hägen immerzu diesen soll- und könnte-Sätzen nach, erreichen sie aber nie, weil diese "Vorsätze" diese "Ideale" einfach nicht zu ihrem Naturell passen. Meiner Meinung nach wird ein Mensch in den ersten Jahren geprägt, vielleicht bis in den Kindergarten hinein, aber ich würde sogar meinen dass diese Prägung schon vorher abgeschlossen ist. Alles was ein Mensch danach aufnimmt, ordnet er/sie dieser Prägung unter, unbewusst oder bewusst - ist irrelevant. Er/Sie kann später, wenn es ihm bewusst ist, möglicherweise Wege finden, diese Prägung partiell zu fördern, die Teile davon die das Leben für ihn/sie angenehmer gestalten und versuchen die unangenehmeren Teile zu schwächen - sie werden aber niemals "überwunden" werden können, oder gar negiert.

janw
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Do 23. Mär 2006, 16:33 - Beitrag #82

Ceitlyn, mit den Prägungen hast Du sicher recht, aber hälst du sie in jedem Falle für so übermächtig wirksam, daß wir nicht anders können, wenn wir doch wollen?

Natürlich will ich nicht dem sollen das Wort reden, das allzu oft ein von außen interessegeleitetes Sollen ist, aber spricht etwas generelles dagegen, etwas neues auszuprobieren, zu erkunden, wenn wir es doch könnten?
Ohne unsere Freiheit aufzugeben, ohne uns irgendwelchen externen Zwängen hinzugeben.

Ceitlyn
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Do 23. Mär 2006, 16:41 - Beitrag #83

Nicht als "180°-Wende", nein Jan.
Aber was (mir) machbar scheint: innerhalb dieser Prägung - denn die macht ja letztendlich aus was ich bin, hat mich zu dem gemacht was ich heute bin - Anpassungen, leichte Verschiebungen in die eine oder andere Richtung - das halte ich für (menschen)möglich.

Ein Mensch wird sein "altes Ich" niemals völlig ablegen können, er kann es ablehnen, sich dagegen auflehnen wer er/sie war/ist, aber er/sie wird es niemals komplett loswerden können.

Darin sehe ich nicht wirklich etwas Hinderliches, sofern man eben bereit ist zu akzeptieren: Das war ich. Das hat mich werden lassen was ich heute bin.

Und dann innerhalb dieses Jetzt-Seins, die eigene Prägung .. sagen wir: manipulieren, dahingehend, dass das Leben sich angenehm gestaltet.
Das beinhaltet dann auch, etwas NEues zu probieren, doch wird sich dieses Probieren nicht auf einem 100% fremden Feld austoben, aber vielleicht nahe der Grenzen der eigenen Möglichkeiten und diese dann Stück für Stück verschieben, in kleinen Schritten. Große Schritte wären hier - meiner Meinung nach - tödlich ;-)


Kommt das einigermaßen verständlich rüber?

Feuerkopf
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Do 23. Mär 2006, 16:57 - Beitrag #84

Es kann ja auch nicht funktionieren, wenn man sich unerreichbare Soll-Vorgaben macht.
Als Erwachsener kann man immer nur mit dem "arbeiten", was sich bis dahin ausgebildet hat an Persönlichkeit. Es gibt auch verschiedene Wege, alte Verletzungen zu behandeln. Man kann sie vernarbt lassen und die gelegentlichen Schmerzen ertragen, man kann die Narbe übertünchen und so tun, als wäre nichts, man kann die Narbe aber auch noch einmal fachmännisch nachbehandeln, sozusagen.
Das ist sicherlich die akut schmerzhafteste Methode, hat aber langfristig den Vorteil, dass die alte Verletzung wirklich ausheilen kann, durchaus mit einer Narbe, aber ohne weitere böse Folgen.
Es geht um die Integration von Erfahrungen, guter wie böser.

Mir ist aber durchaus klar, dass es Erlebnisse im Leben eines Menschen geben kann, die so schwere Verletzungen verursachen - seelisch wie körperlich - dass es schlicht ums Überleben geht.

janw
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Do 23. Mär 2006, 18:09 - Beitrag #85

Ceitlyn, klar, so verstehe ich Dich gut :)
Feuerkopf auch, klar, das was war, macht uns wesentlich zu dem, was wir heute sind und sein können.

Mir ist es so gegangen, daß ein guter Freund mit zu einer Ausdrucksmöglichkeit verholfen hat, die mich mich selbst viel positiver sehen läßt als vorher - für mich heute wirklich ein Gewinn.
Ohne daß ich meine grundsätzlichen Haltungen oder Verhaltensweisen im Bezug auf interessierte Gruppen oder Kreise geändert hätte - der Blick hat sich eher noch geschärft, würde ich sagen.

Ipsissimus
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Do 23. Mär 2006, 18:16 - Beitrag #86

ich habe nie versucht, mich positiver oder negativer zu sehen, ich habe immer versucht, mich so zu sehen, wie ich bin. "Positiv" und "negativ" bedeuten mir nichts.

Feuerkopf
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Do 23. Mär 2006, 18:22 - Beitrag #87

Zitat von Ipsissimus:ich habe nie versucht, mich positiver oder negativer zu sehen, ich habe immer versucht, mich so zu sehen, wie ich bin. "Positiv" und "negativ" bedeuten mir nichts.


Der Versuch, sich so zu sehen, wie man ist, ist schon mutig genug.
Der Blick in den Spiegel ist der schwerste, finde ich.

Ceitlyn
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Do 23. Mär 2006, 18:24 - Beitrag #88

Ich habe des Öfteren versucht, mich so zu sehen wie ich bin. Und musste des Öfteren feststellen hinterher feststellen, dass ich mal wieder einer Illusion unterlegen war und doch nur einem Ideal von mir - und von mir erdacht, erwünscht, ersponnen - hinterhergejagt bin

Ich bewundere jeden Menschen dem es tatsächlich immer und zu jeder Zeit gelingt sich zu sehen, ohne irgendwelche "Bauschungen", ob "negativ" - verdammend oder "positiv" - bewundernd.


Aber ich nehme es nicht vielen Menschen ab ;-)

Ipsissimus
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Fr 24. Mär 2006, 10:10 - Beitrag #89

ich sprach auch nur von "versuchen", Ceitlyn, über das Gelingen, die Grenzen und die Täuschungsmöglichkeiten eines solchen Versuchs gebe ich mich auch keinen Illusionen hin^^

Feuerkopf
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Fr 24. Mär 2006, 10:21 - Beitrag #90

Ceitlyn,
so, wie ich es sehe, ist auch hier der Weg das Ziel.
Da wir per se immer einen Blinden Fleck in der eigenen Wahrnehmung haben, kann unsere Selbsterkenntnis im besten Falle einen hohen Annäherungswert erreichen.
Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist, auf das zu hören, was andere über uns sagen.

Gestern habe ich ein sehr schönes Bonmot gehört:

(sinngemäß)
Unser Geist ist eine Art PR-Aktion des Gehirns, die uns weismachen soll, wir hätten irgendwie mitzubestimmen. :cool:

janw
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Fr 24. Mär 2006, 21:05 - Beitrag #91

Zitat von Ipsissimus:ich habe nie versucht, mich positiver oder negativer zu sehen, ich habe immer versucht, mich so zu sehen, wie ich bin. "Positiv" und "negativ" bedeuten mir nichts.


"Positiv" oder "negativ" als Absolutum meinte ich eher nicht, sondern als Relativum.
Will sagen...es mag ein absolutes Sosein unserer Selbst geben, ist aber relativ irrelevant^^
Was wir in meinen Augen davon wahrnehmen, was für uns relevant ist, ist wie beim roten Stuhl ein Konstrukt - aus unserer eigenen Einordnung unserer Selbst in die Welt und aus den Reflektionen anderer auf unser Sosein ihnen gegenüber.

Mir ist es so gegangen, daß diese Reflektionen ziemlich prägend waren, dann und wann auch immer wieder mal sind...wer als ab-normal wahrgenommen groß geworden ist, wird dies nicht leicht los.
Dann irgendwann doch einen etwas anderen Blick auf mich bekommen zu haben, empfinde ich als Gewinn.

Milena
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Fr 24. Mär 2006, 22:15 - Beitrag #92

Ceitlyn:
Ich habe des Öfteren versucht, mich so zu sehen wie ich bin.
....ich glaube sogar, dass diese Versuche immer nur ein Versuch bleiben werden.....wir werden überflutet mit Regeln, Verboten, Anweisungen, Vorgaben....angefangen in der Kindheit....und später,
versuchen wir uns so zu sehen wie wir sind.....was sehen wir...ein Format,
wir wurden geformt, bestimmt...
und tief in uns sind wir wir geblieben....und jeder von uns weiss, wie schwer es ist in diese Tiefe zu dringen und uns selbst, uns wirklich anzuschauen und
zu sagen: ja, das bin ich....das bin ich WIRKLICH.

C.G.B. Spender
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So 26. Mär 2006, 03:18 - Beitrag #93

Bild

http://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud

Das Ich ist vor allem ein Vermittler zwischen der Gesellschaft und dem Trieb, zwischen Anpassung und eigenem Willen, zwischen Normen und Bedürfnissen, etc.

Meines Erachtens wird man umso mehr über sich erfahren, je mehr man sich, zumindest vorübergehend, von Wert- und Normvorstellungen löst, die zu einem inneren Konflikt führen oder Unbehagen auslösen.

Selbstreflektion ist sicher eine wertvolle Sache, wenn man dazu in der Lage ist. Um zu einem Blick auf sich selbst durch sich selbst zu gelangen, hilft Zurückgezogenheit, also der Ausschluß der störenden Faktoren.

Vielleicht hilft es auch manchmal, die andere Seite der Dinge zu sehen, quasi ein Gegenüber zu entwerfen, das so ganz und garnicht dem entspricht, was man selbst darstellt und aus diesem Gegenüber heraus, den Blick auf sich selbst zu wagen. So etwas wie ein Schatten, aber auch ein Licht, wenn man selbst Schatten ist.

Leicht ist das sicher nicht, aber es kann sehr wertvoll sein, wenn es funktioniert. Die Meinungen der Freunde und des Umfeldes sind sicher auch wichtig, aber nur dann, wenn nicht gerade hier die Probleme verursacht werden. Es ist immer noch am schönsten, sich gut auf das eigene Urteilsvermögen verlassen zu können.

Zuviel Sucherei lähmt einen allerdings bei jenen Taten, die einen dazu machen, was man ist.

Lykurg
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So 26. Mär 2006, 10:28 - Beitrag #94

Zum Zeigen verschiedener Facetten des Selbstes oder des Außer-Selbstes haben wir ja hier gerade ein paar hervorragende Gelegenheiten - ich jedenfalls finde es sehr aufschlußreich...
Durch meditative Selbstreflektion einen Begriff seiner selbst zu erlangen, will gelernt sein und braucht somit Zeit; vielleicht mehr, als sich in jemand anderen hineinzuversetzen. Diesen Weg nicht zu wählen, hat eine ganz eigene Aussage.

Feuerkopf
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So 26. Mär 2006, 10:43 - Beitrag #95

Spender schrieb:
Die Meinungen der Freunde und des Umfeldes sind sicher auch wichtig, aber nur dann, wenn nicht gerade hier die Probleme verursacht werden. Es ist immer noch am schönsten, sich gut auf das eigene Urteilsvermögen verlassen zu können.


Ist es nicht besonders interessant, eine Rückmeldung von Menschen zu bekommen, die NICHT locker-flockig mit mir umgehen können, sondern die in mir oder meinem Verhalten ein echtes Konfliktpotenzial sehen?
Wenn ich es schaffe, mich so weit zurückzunehmen, dass ich bei einem kritischen Blick in den Spiegel nicht beleidigt oder verletzt zurückschlage, sondern zuhöre und es auswerte, dann ist das - in meinen Augen - eine sehr wertvolle Hilfe auf dem Weg zum Sich-Kennenlernen

Lykurg,
meinst du unsere kiebigen Alter Egos im Glühbirnen-Thread? :cool:

janw
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So 26. Mär 2006, 12:43 - Beitrag #96

Zitat von C.G.B.Spender:Die Meinungen der Freunde und des Umfeldes sind sicher auch wichtig, aber nur dann, wenn nicht gerade hier die Probleme verursacht werden. Es ist immer noch am schönsten, sich gut auf das eigene Urteilsvermögen verlassen zu können.


Gut, wenn hier die Probleme verursacht werden, mag das angehen, aber...vielleicht haben die andern ein Problem mit einem, weil es berechtigt ist?
grenzen wir es mal auf "Freunde" ein, dann dürfte dieses weitgehend ausgeschlossen sein, und dann ist deren Sicht in meinen Augen nicht zu vernachlässigen. (Wobei Freunde in diesem Sinne durchaus nicht nur locker-flockigen Umgang bedeuten muss)

Mensch ist qua Evolution und qua Hirnanatomie Homo socialis, dieses auszublenden wäre fast so, wie aus dem Sosein einer Biene etwas über das Sosein von Apis mellifera aussagen zu wollen.

Lykurg, tja, irgendwie sind wir immer viele, aber nur eine/r richtig.

Lykurg
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So 26. Mär 2006, 13:35 - Beitrag #97

Feuerkopf, ja, die, außerdem aber den Kindergarten und in meinem Fall auch die unendliche Geschichte. Ganz abgesehen davon ist die ganze Matrix-Existenz schon durch die Rückmeldungen, die man erfährt, und das dadurch geprägte Verhalten zwangsläufig nicht mit dem RL ident, wobei man hier den Standpunkt vertreten könnte, daß ein menschlicher Charakter ohnehin nur durch Interaktion besteht und insofern das Verhalten einer Person keinen zwei Menschen gegenüber exakt gleich sein wird (egal, wie rationalistisch sie sich selbst sieht). Auch wer einen Namen aus einer Liste auswählt, trifft damit selten eine zufällige Entscheidung. Und ich meine nicht, daß man nicht dagegen ankämpfen und eine andere Entscheidung treffen könnte, oder versuchen, sein Handeln durch ein echtes Zufallsverfahren (Würfel o.ä.) zu beeinflussen, nur wird in jedem Fall die Handlung eine Unterscheidung, letztlich eine Ungleichbehandlung in größerem Maßstab, beinhalten.

Vermutlich die größten diesbezüglichen Unterschiede finden auf der emotionalen Kommunikationsebene statt; bzw. werden durch diese stark beeinflußt. Da diese Ebene hier weitgehend wegfällt, findet eine enorme Verstärkung der Signale statt, die bewußt gegeben werden - und die zwangsläufig gesteuert sind, gebunden an sprachliche Zeichen, also einen Transformationsprozeß des Äußernden: Ich setze einen Smiley, aber alle melancholischen Nuancen gehen verloren. Ich schreibe, ich sei wütend über jemanden, aber meine maliziöse Freude über die Dummheit dieses Menschen, die mir in den Mundwinkeln zuckt, bleibt dabei verborgen. Vielleicht bin ich mir selbst auch nicht völlig im Klaren darüber, aber ein Gesprächspartner würde es sehen und darauf reagieren können. Insofern ist das Zeigen wahrer Gefühle jedenfalls im Netz mE ein Ding der Unmöglichkeit.

Also, janw, keine(r) richtig. Und Feuerkopf, sicher ist das ein wichtiger Schritt auch zu sich selbst - wie jede neue Sicht neue Ergebnisse liefert. Und Klarheit darüber, daß diese fremde Sicht grundsätzlich noch einem eigenen Filter unterzogen wird, egal, wie man sich um einfaches, ruhiges Zuhören bemüht, dürfte dabei auch helfen.^^

C.G.B. Spender
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Mo 27. Mär 2006, 19:06 - Beitrag #98

Man könnte tatsächlich nur dann verschiedenen Menschen gleich begegnen, wenn diese einem auch gleich begegnen, das dürfte eigentlich offensichtlich sein, für jeden, der eine halbwegs gute Menschenkenntnis besitzt. Ich denke also, Lykurg hat in dieser Hinsicht vollkommen recht. Und selbst wenn jemandem einem gleich begegnet, heißt das nicht, dass man im Vergleich zum Vortag, Vormonat, oder gar Vorjahr, ebenfalls gleich reagiert. Schließlich ist jeder Mensch Wandlungen verschiedenster Art unterworfen. Man entwickelt sich weiter, man ist vielleicht anders gelaunt, man ist vielleicht müde oder hat Stress. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Desweiteren glaube ich auch, dass eine eher philosophische und hinterfragende Herangehensweise an die Suche nach dem Selbst, sicher nicht jedermanns Sache ist und so sehr sich die Menschen unterscheiden, genauso unterschiedlich sind auch die Arten, wie Menschen ihr Selbstbild definieren.

Keine Selbstreflektion durch den kritischen Verstand in Abgeschiedenheit zu suchen, sondern stattdessen den Rat der Freunde zu suchen, weißt wohl daraufhin, dass man sich eher an den Meinungen anderer definiert.

Abgeschiedenheit oder ein soziales Umfeld; was gesünder ist, hängt davon ab, womit man besser klar kommt. Eine ideale Lösung gibt es wahrscheinlich nicht.

Rückmeldung von Menschen, denen man vertrauen kann, halte ich auf jeden Fall ebenfalls für wichtig, und ich hatte dies auch betont, wenn auch vielleicht ungenügend klar. Freunde können einen vor Torheiten bewahren. Es gibt jedoch kaum jemanden, der einen so gut kennt, wie man selbst und deswegen ist es sicher eine wichtige Sache, dieses Wissen richtig nutzen und einsetzen zu können. Der Hinweis des guten Freundes kann einen dabei in die richtige Richtung führen und sozusagen eine Initialzündung zu einem klareren Selbst-Bewußtsein sein. Vorausgesetzt man will Selbsterkenntnis. Denn wir dürfen auch nicht vergessen, dass die meisten Menschen sehr gut als Automaten mit oktroyierten Weltbildern funktionieren und dabei sogar sehr glücklich sind.


Zitat von C.G.B.Spender
Die Meinungen der Freunde und des Umfeldes sind sicher auch wichtig, aber nur dann, wenn nicht gerade hier die Probleme verursacht werden. Es ist immer noch am schönsten, sich gut auf das eigene Urteilsvermögen verlassen zu können.

Zitat von Feuerkopf:
Ist es nicht besonders interessant, eine Rückmeldung von Menschen zu bekommen, die NICHT locker-flockig mit mir umgehen können, sondern die in mir oder meinem Verhalten ein echtes Konfliktpotenzial sehen?
Ich habe es nur selten erlebt, dass jemand in meinem Verhalten großes Konfliktpotenzial gesehen hat. Außerdem wird bei echten Konflikten gerne eine Art Streit ausgelöst, oder zumindest werden Vorwürfe vom Stapel gelassen. Das führt dazu, dass sich, vor allem bei einer Minderheit auf der einen, und einer streitauslösenden Mehrheit auf der anderen Seite, die Fronten stärker verhärten. Die meisten Menschen reagieren wütend und unvernünftig, wenn sie in die Defensive gedrängt werden. Eine Problemlösung wird dann eher schwieriger.

Sachlich und nicht polemisch vorgetragen kann es jedoch zu Einsichten führen, keine Frage.

Zitat von janw:Gut, wenn hier die Probleme verursacht werden, mag das angehen, aber...vielleicht haben die andern ein Problem mit einem, weil es berechtigt ist?
grenzen wir es mal auf "Freunde" ein, dann dürfte dieses weitgehend ausgeschlossen sein, und dann ist deren Sicht in meinen Augen nicht zu vernachlässigen. (Wobei Freunde in diesem Sinne durchaus nicht nur locker-flockigen Umgang bedeuten muss)
Ich kenne jemandem, der z.B. überhaupt nicht in seine Familie paßt, die aus lauter religiösen Fundamentalisten der übelsten Sorte besteht und der vor kurzem eine Therapie, u.a. wegen seiner Missbrauchserfahrungen machen mußte. Würdest du sein familiäres Umfeld fragen, so würden sie dir sicher sagen, dass er das Problem ist...

Das sind in dem Fall dann eher schlechte Freunde, bzw. ein schlechtes Umfeld, nur kann man das nicht immer gleich im Vorraus erkennen. So einfach ist das nicht immer. :( Abgesehen von solch krassen Erfahrungen, gibt es auch so immer eine gewisse Unsicherheit, im Bezug auf neue Freundeskreise, etc., bei der ein starkes Selbstbild, ein kritischer Verstand, verdammt nützlich sind!


Mit Gefühlen in schriftlichen Medien ist das so eine Sache. Da würde ich auch sagen, dass es unmöglich ist, die ganze Palette an Ausdrucksformen zu zeigen, die man als Mensch zur Verfügung hat. Smilies können manchmal sogar noch mehr irritieren, als das sie helfen.

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