@Jan und Lykurg: Die mangelnde Internationalisierung ist in der Tat ein großes Problem. Sowohl ein praktisches, da es keine hinreichenden Kontroll- und Gerichtsinstitutionen gibt, als auch ein theoretisches, da die bisherige Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, einen gemeinsamen Kodex als wirklich bindend zu installieren, die Angriffsfläche eröffnet, die Menschenrechte als rein westliche und damit an sich wenig relevante Ansicht abzutun.
Kairo werde ich mir bei Gelegenheit mal durchlesen.
@Ipsissimus: Ja, die Rechtfertigung einer realen Gesellschaft kann stets nur "es könnte schlimmer sein" lauten. Aber ist dies verwerflich? Es ist nunmal Realität, dass eine Gesellschaft nicht perfekt sein kann - aber deshalb muss sie noch lange nicht die absolute Hölle oder 1% besser als diese sein. Der Unterschied zum "es könnte schlimmer sein" kann auch sein, weder vergewaltigt noch gefoltert zu werden - und in unserer Gesellschaft ist es das im bei weitem überwiegenden Falle auch.
Dem setze ich entgegen, dass es eine wichtige Sozialisationsleistung ist, zu erlernen, nicht jede minimale Einschränkung der persönlichen Freiheit direkt als essentielle Verletzung der eigenen Würde zu erleben, denn auf dieser Basis wäre keine Gesellschaft möglich. (Wobei zu diesen zu verkraftenden Einschränkungen etwa Bettgehpflicht der Kinder oder Hausaufgabenzwang in der Schule zählt, keinesfalls Vergewaltigung oder Folter...)Eine der wichtigsten Sozialisationsleistungen überhaupt besteht darin, selbst noch den Schmerz legitimieren zu lernen, den mensch selbst anläßlich seiner eigenen Sozialisation erlitten hat.