Ceitlyn, sicher, es geht hauptsächlich um die Machtgelüste, die mit der Kenntnis des Verbleibs des Grals verbunden sind, zwei Organisationen gegeneinander...
aber das kommt ohne die Geschichte nicht aus.
Was das Christentum betrifft, gebe ich Dir recht, und das macht auch einige meiner mittlerweiligen Probleme damit aus.
Mit dem Christentum hat der Gral insofern zu tun, als dies ein von Jesus gebrauchter Kelch sein soll - außerdem wird der Begriff des Grals aus "sang real" abgeleitet, was mit einer angeblichen Verheiratung Jesu und einer sich daraus ergebenden Familienlinie zu tun hat. Aber gut, lassen wir die religiöse Bedeutung des Grals außen vor...sei es einfach ein sehr merkwürdiges Gefäß, das angeblich verschollen ist und dessen Beschreibung und nähere Umstände sich aus Quellen in Klöstern und möglicheweise in Kunstwerken erschließen.
Oder gehe es einfach um die Frage, ob Jesus verheiratet war, ein kirchenhistorisch buchstäblich explosives Thema.
Dann hat Dan Brown immernoch die darauf hinweisenden Quellen falsch dargestellt, so nämlich, daß sie zu seiner Geschichte passen.
Gut, er hat einen Roman geschrieben, könnte man sagen.
Aber er hat einen Roman nicht über irgendetwas geschrieben, sondern über einen wichtigen Gegenstand der europäischen Geschichte und über zwei Organisationen, von denen eine sicher existiert, das Opus Dei - bei der "Bruderschaft" weiß man es nicht so genau. Und über eine Kernfrage des Christentums, ob nämlich Jesus so Mensch gewesen ist, daß er eine menschliche Beziehung gelebt hat. Eine Frage, die Kirche ziemlich tief erschüttert.
Er nimmt ein polarisierendes Thema, spannt einen Harvard-Professor - Harvard als gewissermaßen wissenschaftlicher Vatikan Amerikas - ein, einen Symbologen, der dann in europäischem Kulturgut nach Botschaften fahndet, nach Botschaften, die gar nicht existieren und die er dann auch noch falsch deutet.
Es geht also nur darum, eine Kulisse für ein Kommerzprojekt zu benutzen, wobei aber allein die Verwendung des Harvard-labels ein Maß an Glaubwürdigkeit suggeriert, das in keiner Weise gegeben ist.
Nur um Mißverständnisse zu vermeiden, mir persönlich hat die Vorstellung, Jesus habe ein menschengemäßes Leben geführt, noch nie ernsthafte Probleme bereitet, wenn Kirche aus eigennützigen Kalkülen Geschichte dogmatisiert und Denkverbote erteilt, dann hat das noch nie meinen spezifischen Glauben beeinflusst. Ist ein netter Karneval da, in Rom^^
Gut, um mal ein anderes halbfiktionales Werk zu erwähnen, in Anderschs "Sansibar" wird ein real existierender Taufengel bei Nacht und Nebel aus Nazideutschland über die Ostsee in Sicherheit gebracht, eine ebenso fiktive Geschichte - man kann sich fragen, ob Andersch nicht auch ohne den Engel den Roman zu seiner Qualität hätte führen können.
Aber, der Engel ist längst nicht so ein kontroverses Thema wie jener Komplex, den Brown anreißt.
ThreeOfFour, allein schon die Vorstellung einer Borg-Assimilation macht mir die reine Fiktionalität des StarTrek-Universums deutlich
