Sarkawi tot - ein Grund zum jubeln?

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janw
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So 11. Jun 2006, 01:28 - Beitrag #1

Sarkawi tot - ein Grund zum jubeln?

Als vorgestern Abu Mussa al-Sarkawi von den amerikanischen Streitkräften getötet wurde, löste dies Jubel nicht nur auf der Seite der Amerikaner aus, auch schiitische Iraker freute die Nachricht offenbar sehr.
Ich frage mich nun, ob angesichts des immensen Leids, das durch die amerikanische Invasion im Irak ausgelöst wurde, man in diese Freude einstimmen kann, oder ob dies nicht einer Rechtfertigung der amerikanischen Politik gleich käme, nach dem Motto "jetzt haben sie ja den Erzbösewicht erwischt, das hätten sie nicht mit Samthandschuhen erreichen können."
Sarkawi war bestimmt kein Menschenfreund im ureigenen Sinne, und die ihm zugeschriebenen Attentate trafen wesentlich auch relativ unbeteiligte Menschen, auch Frauen und Kinder.
Aber, ist dem alleine so, gibt es auch etwas, das ihm zugute zu halten ist?
Ist das von ihm gezeichnete Bild echt oder nur ein Konstrukt der gesteuerten Medien, auf daß wir glauben, was wir glauben sollen?
Fragen, die sich mir stellen...

Die Maschine
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So 11. Jun 2006, 02:33 - Beitrag #2

Auf das Medienproblem möchte ich erstmal nicht eingehen (wen ausschließlich das Medienproblem interessiert, bitte ich, diesen Beitrag nicht zu lesen).

Was mir in Gedanken kam beim Lesen von "Sarkawi tot - Grund zum jubeln" dachte ich sofort an Osama bin Laden.

Sarkawi war - so wie ich weiß - einer der Köpfe von Al Quaida, von daher lässt sich schließen, dass er eine gewisse Machtposition inne hatte...

Aus der Sicht der USA gilt es daher Sarkawi zu vernichten, da er viel bei Al Quaida zu sagen hat, und Al Quaida böse ggü. der USA ist... man möchte defacto, dass Al Quaida geschwächt wird....

ABER: Ist es denn real anzunehmen, dass wenn man den Kopf einer Terrorgruppe eliminiert, dass die Terrorgruppe die Füße (Wurzeln?) verliert.

Ich habe mal durchgespielt, was wäre wenn die USA Osama bin Laden in die Hände bekommen... Der Kerl kann nicht mehr fungieren und sein Platz ist zunächst unbesetzt...
Nach einiger Zeit wird dieses Machtvakuum (was die Terrorgruppe hätte schwächen sollen) wieder gefüllt werden können, und der Kampf geht vom Neuen los...
Um für nachfolgende Beiträge zitierfähig zu sein: "Terrorgruppen lassen sich nicht dadurch (dauerhaft) schwächen, indem man führende Köpfe eliminiert!"

Was man anstattdessen tun könnte, um die Gefahr zu bannen, weiß ich nicht... aber in Washington sitzen genug Leute, die genug (oder auch: zu viel) Geld dafür bekommen, um sich effektives Zeugs auszudenken.

Feuerkopf
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Mo 12. Jun 2006, 09:41 - Beitrag #3

Was ich bisher gelesen habe, lässt sich etwa so zusammenfassen:
Osama bin Laden ist eher der intellektuelle Terrorist, technisch versiert und kühl planend.
Sarkawi war ein brutaler Killer. Einem Menschen vor laufender Kamera den Kopf abzuschneiden, das zeugt schon von erheblicher krimineller Energie.

Es wundert mich, dass die Schiiten sich so erfreut zeigen, da sie normalerweise eher mit Al Qaida sympathisieren. Wie sind da die Zusammenhänge?

Ich weiß nicht, ob das Ausschalten hochrangiger Führungsleute nicht vielleicht doch die Strukturen des Terrorismus schwächen. Es wäre zu wünschen.
Dummerweise ist Sarkawi gestorben - ich hoffe, er wurde nicht von US-Kräften zusammengetreten, wie stellenweise in der Presse berichtet wird.

Maglor
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Mo 12. Jun 2006, 11:35 - Beitrag #4

Zitat von Feuerkopf:Es wundert mich, dass die Schiiten sich so erfreut zeigen, da sie normalerweise eher mit Al Qaida sympathisieren. Wie sind da die Zusammenhänge?

Irrtum die irakische Al Kaida sah in den Schiiten eher eine verwerfliche Sekte denn Glaubensbrüder. Es waren auch zahlreiche schiitische Führer auch der Liste der Terroropfer.
Was Sarkawi anbetrifft, so ist er nun endlich Märtyrer. Seine Stelle wird sicherlich schnell neu und kompetent besetzt.
MfG Maglor

janw
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Mo 12. Jun 2006, 12:20 - Beitrag #5

Die geradezu "Schlachtung" eines Menschen, wie der amerikanischen Geisel ist in der Tat eine Greueltat, zu der IMHO nicht nur eine erhebliche kriminelle Energie nötig ist, sondern...ich weiß nicht, was es ist, ich könnte soetwas jedenfalls nicht.
Vielleicht war er als Mensch mit verminderter Tötungshemmung willkommenes Werkzeug, treuer Vollstrecker dessen, was andere erdacht hatten.

Gut, in meinen Augen, daß er nicht mehr frei herumläuft.
Womit ich seine Tötung nicht gutheißen will, ein Prozeß wäre besser gewesen in meinen Augen.

Die Maschine
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Mo 12. Jun 2006, 19:08 - Beitrag #6

Generell lässt sich sagen, dass ein ganzen Stückchen kriminelle Energie dazugehört, einen Menschen zu töten...
und wenn man der Dokumentation "Fahrenheit 09/11" von Michael Moore Glauben schenkt, dann kann man es auch so interpretieren, dass ein gewisses Potential krimineller Energie geschürt wird (durch meines Erachtens "Hass-verbreitende" Musik, die bei Angriffen gehört wird).

"Schlachten" in dem Sinne, wie es al-Sarkawi vorgeworfen wurde, ist noch krimineller zu bewerten als manch eine "gewöhnliche" Tötung eines Menschen.
Inwiefern al-Sarkawi dazu Musik gehört hat, kann ich nicht beantworten.


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