Fußball WM - pros und cons

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eginobili20
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Fr 30. Jun 2006, 14:18 - Beitrag #1

Fußball WM - pros und cons

Folgenden Beitrag hab ich in nem anderen Forum geschrieben als folgende Aussage kam, nachdem einer hat verlauten lassen, wie schön er das Geflagge wegen WM in Deutschland findet:
Sorry, aber das Getue um unseren angeblich neuen, unverkrampften Umgang mit unserer Nationalität halte ich für völlig übertrieben.

Was die Leute machen, ist das Gleiche, was die Fans von der Hertha mit ihrem Schal, die vom BVB mit ihrem Trikot beim Spiel etc. tun.

Daraufhin ich:
Hertha BSC Fans und Deutschland Fans haben doch einen Unterschied: Die Fans des einen sind höchstens lokalpatriotisch, die Fans des anderen stehen hinter der größeren territorialen und kulturellen Einheit. Das ist es, was den neuen Umschwung ausmacht. Man fühlt sich wieder wie ein Land, man ist stolz. Das, was für andere Nationen völlig normal ist, hat auch Deutschland wieder ein Stück weit wiedergefunden. N bisschen wie Patriotismus vor dem Krieg .... Ich befinde dies ebenfalls wie chmul als positiv. Aber natürlich kann man darüber streiten, ob in der globalisierten Welt wo man eher Weltbürger haben will als patriotische, nicht diese ganze Wellen eher negativ sind. Allerdings glaube ich, dass Patriotismus der Weg zum Weltbürger ist auch wenn sich das anfänglich sehr widersprüchlich anhört ...

Wie sieht ihr die Sache, ist Fußball förderlich fürs Völkerverständnis oder ist Patriotismus der Schritt zum Weltbürger?

Anaeyon
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Fr 30. Jun 2006, 15:04 - Beitrag #2

Unverklemmter Umgang? Ist größtenteils ein Trend, mmn. Hat mit dem Land weniger zu tun als mit der Mannschaft..
Kann nich schaden wenn ein paar Leute während der WM lernen, das eine Deutschlandflagge nicht mit einem Hakenkreuz gleichzusetzen ist, und ich hätte nichts gegen eine gesunde Briese Nationalstolz (gibts ne bessere Waffe gegen dumme Nazis?), aber jetzt kommt es mir gerade wie ein gehypter Trend vor.

Als politisches Mittel, angeheizt von Medien..

Malte279
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Fr 30. Jun 2006, 15:39 - Beitrag #3

Kann nich schaden wenn ein paar Leute während der WM lernen, das eine Deutschlandflagge nicht mit einem Hakenkreuz gleichzusetzen ist, und ich hätte nichts gegen eine gesunde Briese Nationalstolz (gibts ne bessere Waffe gegen dumme Nazis?), aber jetzt kommt es mir gerade wie ein gehypter Trend vor.
Grundsätzlich stimme ich dem sicherlich zu, aber leider habe ich manchmal den Eindruck dass gewisse Gruppen (zweifellos eine Minderheit, aber eine Minderheit die sehr unangenehm ist wenn sie denn auftritt) die deutsche Flagge jetzt übernehmen ohne den Unterschied zum Hakenkreuz zu kennen. Heute war eine große Gruppe in der Bahn von Bochum nach Dortmund. Keiner von ihnen sah irgendwie anders aus als andere Fußballfans (nicht etwa als wenn da irgendwelche kahlrasierten Schädel oder "Sonnenrad" Tätowierungen oder ähnliches gewesen wären). Das Gegröle nachdem Deutschland der beste Club der Welt sei (begleitet von heftigen Faustschlägen auf die Wände der Bahn) ist wohl noch im Geltungsbereich (auch wenn die Art und Weise wie dies herausgeschriehen wurde mit der Sorte Gesichtsausdruck, die man normalerweise von den Pressefotos gewalttätiger Demonstrationen kennt, sehr beunruhigend war). Als nächstes fingen sie an zur Melodie von "Coming Round the mountain" (Von den Blauen Bergen kommen wir) zu singen: "There are ten English Bombers in the air" am Ende jeder Zeile wurde das Geräusch einer Explosion nachgeahmt und die Zahl der Bomber nahm natürlich bis zum "none" in der letzten Strofe ab. Das ist allerbestenfalls als üble Geschmackslosigkeit zu werten. Aber das erschreckenste war eigentlich dass sie schon in Bochum als die Bahntüren aufgingen "Sieg Heil!" geschriehen haben!
Was mich selber betrifft werde ich mich wohl für den Rest der WM Fragen ob ich die Zivilcourage gehabt hätte lauthals zu protestieren wenn diese Leute (eine große alkoholisierte Gruppe) während der Fahrt nach Dortmund noch einmal so klar rechtsradikal geworden wären wie durch diese Sieg Heil Rufe beim Halt in Bochum.
Solange man nicht an einem wirklich gestörten Verhältniss zu seinem Heimatland (ala "ich schäme mich ein Deutscher zu sein") leidet bin ich nicht sicher ob ein Zuwachs an nationalistischen Gefühlen wünschenswert ist. Ich tendiere eher dazu zu glauben, dass solche eben viel zu schnell in derartige Auswüchse ausarten können wie heute in der Bahn oder wie sie überall in Ländern mit größerem Nationalbewusstsein leider sehr verbreitet sind. Ich hatte niemals das Bedürfniss zu sagen "ich bin stolz darauf Deutscher zu sein", da ich dazu ja wohl recht wenig beigetragen habe.

Lykurg
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Fr 30. Jun 2006, 18:31 - Beitrag #4

Ja, tatsächlich - genau das erscheint mir zugleich als Folge verklemmten Umgangs. Der Raum zwischen Ablehnung jeglicher patriotischer Gefühlsregungen (Nationalhaß/radikaler Antinationalismus als extreme Erscheinungsformen) auf der einen Seite und fremdenfeindlichem Dumpfnationalismus (janw hatte in einem anderen Thread den Begriff der "Nationalproletisierung" geprägt) auf der anderen ist hierzulande schmaler als irgend sonst; das macht es mE beiden Seiten leichter, Anhänger zu finden, und einer Mitte fast unmöglich, für sich dazwischen einen Weg zu finden.

Wir leben in einem Land, in dem in breiten Kreisen das nationale Symbol mehr Anstoß erregt als etwa ein Nacktfoto. Dieser Zustand wird mit einer solchen Selbstverständlichkeit gelebt, daß kaum einer es nötig findet, einer Vereinnahmung dessen, was bei anderen das gemeinschaftsstiftende Emblem jenseits aller sozialen Schranken bildet, durch Gruppierungen, mit denen ein wie auch immer geartetes Zusammenleben unmöglich erscheinen muß, entgegenzutreten. Diese Gegenleistung - ein Beitrag gegen den nationalen Krampf - würde in einem stillen Bekennen zu den Farben liegen - ihre selbstverständliche Verwendung etwa an allen öffentlichen Gebäuden, aber auch zu besonderen Anlässen, wie es eine Weltmeisterschaft hier im Land eben ist. Ein wenig Normalität würde allen helfen.

Die Maschine
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Mo 3. Jul 2006, 19:18 - Beitrag #5

Beachtet man den Punkt der Globalisierung, so ist zu sagen, dass durch die WM ein Stück weit der "Traum" von "Multi-Kulti" wahr werden kann...

denn bei den zahlreichen Auto-Corsos sind auch sehr viele Türkisch- und Russischstämmige mitgefahren und haben sich an der Freude der Deutschen wegen der erfolgreichen WM beteiligt...

Daher denke ich liefert der Patriotismus ein Stück zum guten Gelingen der Globalisierung...
die beiden Punkte stehen also nicht immer zwingend im Widerspruch.
Dieses Phänomen schwächt zugleich die Gefahr eines aufkommenden Nationalismus, wenn durch die WM die Gefahr von Fremdenhass minimiert wird... somit sollten die Stimmen, die Angst haben, weil sie meinen es gilt:
nationale Symbole = Gefahr für Ausländer
endlich mal aufhören.

Bauer-Ranger
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Mo 3. Jul 2006, 20:50 - Beitrag #6

Was hat das mit Globalisierung zu tun? Und warum findest du, dass Globalisierung förderlich ist?

Die Maschine
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Mo 3. Jul 2006, 20:56 - Beitrag #7

Dass Globalisierung förderlich ist, habe ich nicht gesagt. Und ich weiß auch nicht, wie das in den Kontext passen soll....

Ich hab nur gesagt, dass dieser Patriotismus, der von vielen Kulturen zelebriert wird, gut ist für das globale Miteinander und die globalen Herausforderungen.

Und Globalisierung betrachte ich hier im Spezifischen auf "Multi-Kulti".


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