"Schurkenstaat" und inoffizielle Lager, bleibende Kategorien der Staatengemeinschaft?

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janw
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Fr 7. Jul 2006, 15:40 - Beitrag #1

"Schurkenstaat" und inoffizielle Lager, bleibende Kategorien der Staatengemeinschaft?

Als Ausfluß aus der Diskussion über Guantanamo hat sich für mich die Frage ergeben, ob wir es nun zukünftig mit der dauerhaften Etablierung solcher Strukturen zu tun haben werden, außerdem ob der parallel geprägte Begriff des "Schurkenstaats" eine bleibende Kategorie werden wird - und welche Folgen dies für den Umgang der Staaten miteinander haben wird. Bedeutet dies "nur" die Faktisierung des bisher bereits selbstverständlich Gehandhabten, oder erleben wir die Sicherung einer alten Hegemonie mit neuen Mitteln?

Beides, Schurkenstaat wie nicht rechtskonforme Lager, haben sich in der Bush-Ära als Kategorien gefestigt, letzteres wesentlich im Gefolge der Attentate vom 11.September, sie hängen IMHO gewisserweise entstehungsmäßig zusammen und haben möglicherweise auch parallele Implikationen, so daß ich sie zunächst zusammen erörtern möchte.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 10. Jul 2006, 13:44 - Beitrag #2

imo ein wesentlicher Punkt besteht darin, sich klar zu machen, daß wir es mit einem Konflikt zwischen Machtpolitik und Ethik zu tun haben. Seitens der Ethiker wird immer wieder der Versuch unternommen, die Sachverhalte der Machtpolitk inhaltlich-sachlich zu validieren; die Machtpolitiker lachen sich dabei ins Fäustchen.

NICHTS an den zur Debatte stehenden Begriffen ist nichtintentional. Sie werden sich erhalten, solange sie der Machtpolitik nützlich sind, und erst dann langsam in der öffentlichen Aufmerksamkeit verblassen, wenn auch noch dem letzten Ethiker klar geworden ist, daß seine Konzepte von der Wirklichkeit längs obsolediert wurden.

Aus meiner Sicht der Dinge ist daher einzig interessant, wie derartige Begriffe im Bewußtsein der Öffentlichkeit so verankert werden, daß die Öffentlichkeit sie quasi wie "schon immer klar, was das ist" benutzt. Das wiederum ist aber nur ein Spezialfall psychologischer Kriegsführung und von daher mit den üblichen Strategien der Massenpsychologie und -propaganda zu erklären.

Maglor
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Di 11. Jul 2006, 09:32 - Beitrag #3

Das tolle an den neuen Kategorien ist, dass sie die Kriegsführung als Verbrechensbekämpfung und erweiterte Innenpolitik darstellen. Es sind nicht Soldaten sondern illegale Kämpfer auf der Gegenseite. Die Feinde sind nicht andere Länder sondern Schurken.
Der Konflikt ist Innenpolitik und geht der Weltöffentlichkeit nichts an.
MfG Maglor

janw
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Di 11. Jul 2006, 10:26 - Beitrag #4

Tja, Ipsi, wenn ich sehe, wie bei jedem Straßenbahnunfall mittlerweile der Satz eingeflochten wird, daß es sich sehr wahrscheinlich nicht um einen Terroranschlag handelte, wie bei jedem normal abgelaufenen Großereignis das Ausbleiben von Terroranschlägen betont wird, gewinne ich den Eindruck, daß auch unsere öffrechtlichne Medien mittlerweile vollkommen embedded sind und offenbar die permanente Terrorangst wider alle Notwendigkeit in den Köpfen eingebrannt werden soll.
Das spricht für Deine These von der psychologischen Kriegsführung, gegen "uns" alle.

Könnte man etwas tun dagegen, gegen diese kollektive Hysterisierung und gegen die Internalisierung der Außenpolitik?

Ipsissimus
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Mo 17. Jul 2006, 14:12 - Beitrag #5

önnte man etwas tun dagegen,


im großen Stil - nein
im privaten Umfeld - soviel Zweifel säen wie möglich


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