Israel greift den Libanon an

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Traitor
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Fr 14. Jul 2006, 11:33 - Beitrag #1

Israel greift den Libanon an

Der Nahostkonflikt hat mal wieder eine neue Eskalationsstufe erreicht - Israel begnügt sich nicht mehr damit, regelmäßig wieder in den Palästinensergebieten einzumarschieren und gelegentlich feindliche Stellungen im Ausland anzugreifen, sondern führt nun einen richtigen Feldzug gegen den Libanon. Angeblich als Reaktion auf die Entführung zweier Soldaten durch die Hisbollah auf libanesisches Gebiet kam es in den letzten Tagen zu massiven Luftangriffen auf Flughäfen, Straßen und Städte; man gibt offen zu, man wolle den Libanon komplett isolieren und seine Infrastruktur zerstören.

Wie kann das von der internationalen Gemeinschaft noch toleriert werden? Wenn Nachbarstaaten angegriffen werden, hat die "Terrorismusbekämpfung" endgültig jedes Maß verloren. Aber man ist es ja gewohnt, dass sich die USA und Israel alles erlauben können, was bei jedem anderen Land sofort zu schlimmsten Sanktionen führen würde.
Überraschend finde ich allerdings, dass die arabische Welt so zurückhaltend reagiert. Der Iran hat Drohgebärden nur für den Fall, dass Israel auch Syrien angreift, ausgesprochen. Der Libanon scheint wohl endgültig aufgegeben worden zu sein.

Die Maschine
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Fr 14. Jul 2006, 11:53 - Beitrag #2

Zu dem Thema finde ich überraschend, dass Bush und Merkel (auf Bushs Stralsund-Besuch) Israels Angriffe "gutgeheißen" haben.
Zumindest bei Merkel dachte ich immer, dass sie zumindest sagt - wie jeder Kanzler eigentlich - dass man versuchen sollte friedliche Lösungen zu gehen usw.

Ich hatte aber immer das Gefühl, dass der Iran voll mit drinsteckt... weil sie ja irgendwie was mit der Hisbollah direkt zu tun haben...
so ganz in der Materie stecken, tu ich allerdings nicht.

janw
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Fr 14. Jul 2006, 12:49 - Beitrag #3

Hm, nun ja...die Palästinenser, die Hisbollah und auch einige arabische Staaten haben deutlich zu der Malaise beigetragen, indem erstere beide es nicht bei ihrer Israel-Nichtanerkennungsrhetorik und gelegentlichen kleinen Grenzscharmützeln belassen, sondern - völkerrechtswidrig - Soldaten entführt haben.
Daß Israel diese Soldaten zurück haben will, ist verständlich, und die israelische Öffentlichkeit würde wohl Sturm laufen, wenn da nichts passieren würde.
Wobei allerdings das Maßgewahrt bleiben müssten, die israelische Praxis, beliebig palästinensische Wohnviertel zu zerstören, wenn da nur der Verdacht eines Hamasunterschlupfes besteht, ist schon lange ein Skandal, der Luftangriff auf den Libanon erst recht.
Israel hat endgültig bewiesen, daß es keine andere Außenpolitik kann, als zu bomben, und diese offenbare Unfähigkeit zur Diplomatie ist ein Armutszeugnis sonder gleichen.
Allerdings hätte es, denke ich, auch Möglichkeiten der arabischen Nachbarstaaten gegeben, die Situation zu entspannen. Ägypten hat ein recht entspanntes Verhältnis zu Israel, ist aber auch ein anerkannter arabischer Staat - wenn auch Mubarak diktatorisch regiert und gerade gegen Islamisten sehr brutal vorgeht.
Dennoch hätte Ägypten den Versuch unternehmen können, diskret die Soldaten von den Palästinensern zu übernehmen und dann ebenso diskret wieder nach Israel zu übergeben. Das hätte der Hamas erspart, mit einer Rückgabe der Soldaten selbst das Gesicht zu verlieren.
Letztlich hätte dann die Hamas-Regierung in Palästina keine lange Perspektive mehr gehabt, denn ihr Rückhalt in der Gesellschaft war schon am bröckeln - die Menschen wollen Fortschritte sehen, könnten sich mit einer Anerkennung Israels in den Grenzen von 1967, wie sie die Fatah mittlerweile mitgetragen hätte, in zunehmendem Maße arrangieren, wenn es nur endlich Frieden und Perspektive bringt.

Wobei meine Ägyptische Lösung aber vielleicht zu optimistisch gedacht ist, die Regierung Mubarak ist selbst durch die Rückwirkung ihrer Repressionspolitik ziemlich unter Druck.

Maschine, der Iran steckt insofern mit drin, als er die Hisbollah finanziert und wohl auch mit Waffen versorgt. Dieser vermutete Waffenexport sollte durch die Zerstörung des Flughafens in Beirut unterbunden werden.

Von Bush braucht man bekanntermaßen nichts zu erwarten, als dummes Zeug und schlimmstes Übel, und wenn er jetzt Merkels "demütige Haltung" (sinngemäß, das Wort "Demut" kam vor") lobt, dann hätte er sie gleich als die *****kriecherin (verzeiht) bezeichnen können, die sie in Wirklichkeit ist. Diese Frau ist eine Gefahr für Einigkeit und Recht und Freiheit Deutschlands sowie für die europäische Wertegemeinschaft.

Was den Libanon betrifft, so ist der im arabischen Konzert immer schon etwas am Rande gewesen - die "Schweiz des nahen Ostens", was Landschaft und Lebensstil betrifft, ein multireligiöser Staat, in dem die verschiedenen Gruppen auch wirklich Einfluss haben, zuletzt eine Demokratie - das kontrastiert schon zu den arabischen Diktaturen mit unireligiöser Staatsfundamentierung.

Insgesamt ist das wohl wieder ein Stellvertreterkrieg jetzt, um die Frage nach regionaler Hegemonie von usa oder Rußland/China und vielleicht Iran.

Aber man ist es ja gewohnt, dass sich die USA und Israel alles erlauben können, was bei jedem anderen Land sofort zu schlimmsten Sanktionen führen würde.

Naja, Rußland ist in Tschetschenien keinen Deut besser, stiehlt den Nenzen in sibieren die Bodenschätze, China hat Tibet besetzt und baut dies aus...

Schlimm, daß die dauernde Faktizität solches vökerrechtswidriges Vorgehen quasi schon normiert hat. :(

Anaeyon
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Fr 14. Jul 2006, 14:23 - Beitrag #4

Eine schlichte Frage, weil ich mich mit Politik etc. nicht besonders gut auskenne: Hat Israel die Unterstützung seines Volkes bei dieser Aktion, oder war das ein geistiger Amoklauf der Machthaber?

Ich frage mich aber wirklich, was die Merkel da gutheißen kann. Was tangiert das uns? Und inwiefern positiv?

Maurice
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Fr 14. Jul 2006, 14:56 - Beitrag #5

Ana die Kriegstreiber in Israel werden nicht die ganze Bevölkerung hinter sich haben. Aber immerhin die militanten Radikalen, von denen es genug zu geben scheint.

Warum keine internationalen Interventionen zu erwarten sind? Seit dem zweiten Weltkrieg dürfen Menschen, die sich selbst als Juden bezeichnen, alles. Da in Israel vorwiegend Juden leben, ist jede Kritik gegen Israel als judenfeindlich einzustufen. Ob diese Logik einem kritischen Geist plausibel erscheint, ist zu bezweifeln. Das Verhalten vieler Israelis ist auch deshalb bedauerlich, weil sie dadurch anti-jüdisches Gedankengut nähren. Zu schnell sprechen die Menschen ja nicht von von Individuen sondern undifferenziert von ganzen Gruppen. So wird sich in manch einem Kopf nicht der Gedanke bilden "was diese israelischen Politiker machen ist schlecht", sondern "die bösen Juden".
Ein anderer Grund für den Freifahrtschein der israelischen Politiker ist neben dem offizellen Klassiker des Holocausts, die wirtschaftliche Macht bestimmter Individuen, die in der Öffentlichkeit nicht namentlich erwähnt werden. Ich will hier kein Zeug von wegen "die böse kapitalistisch-jüdische Weltverschwörung" reden, aber ich bin mir sicher, dass es einige Größen in der Wirtschaft gibt, die Israel unterstützen auch indem sie Druck auf die Regierungen ausüben.

Feuerkopf
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Fr 14. Jul 2006, 16:32 - Beitrag #6

Nicht, dass ich das Agieren der Israelis für gut heiße, aber die offensichtliche Unfähigkeit der arabischen Welt, Hamas und Hisbollah dazu zu bewegen, mit ihren Anschlägen innezuhalten, ist mindestens ebenso widerwärtig. Diese Organisationen, die die Auslöschung des Staates Israel auf ihre Fahnen geschrieben haben, agieren ganz im Sinne des Iran und Syriens. Und im Libanon sitzt die Hisbollah mit in der Regierung, soweit ich weiß.

Es gibt keine Guten oder Bösen im Nahen Osten, sondern extrem viel Schmutz auf beiden Seiten, der sich im Laufe von Jahrzehnten angehäuft hat.

Maurice
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Fr 14. Jul 2006, 21:15 - Beitrag #7

So sehe ich das auch... nur muss sich ein Politiker in Deutschland davor hüten sowas sinngemäß auch nur laut zu denken.

janw
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Sa 15. Jul 2006, 12:38 - Beitrag #8

Nun ja, Maurice, ein deutscher Politiker sollte sich da schon vorsehen. Zugleich hat aber Deutschland durchaus besondere Möglichkeiten dadurch.
Deutschland hat nämlich neben seinem besonderen Verhältnis zu Israel, das mittlerweile als gut im Sinne von "von gegenseitigem Vertrauen getragen" zu bezeichnen ist, auch ein sehr gutes Verhältnis zu vielen arabischen Staaten.

Das Hauptproblem ist, daß Israel als Stellvertreter für den großen Aggressor usa gesehen wird und somit einen gemeinsamen Focus aller Amerika-Feinde darstellt und daß es nicht gelingt, den gesellschaftlichen Rückhalt für Hamas und jetzt auch noch Hisbollah zu brechen.
Und hier entsteht ein Teufelskreis, der durch die israelischen Angriffe noch verstärkt wird:
Diese Organisationen sind nicht nur militante Kampfgruppen, sondern unterhalten auch ein weitverzweigtes Netzwerk an Wohltätigkeitseinrichtungen wie Suppenküchen, Schulen usw. für die vielen Armen, für die es sonst kein soziales Netz gibt. Je mehr die Armut zunimmt, umso mehr werden die Menschen diesen Organisationen zugetrieben. Zusätzlich zu dem sowieso sich ergebenden Wagenburg-Effekt bei äußerer Bedrohung.
Libanon hätte eine Chance gehabt, dies etwas zu verhindern, indem die Hisbollah entwaffnet und durch Maßnahmen zugunsten der Armen der Hisbollah der Rückhalt entzogen worden wäre.
Die Mitgliedschaft der Hisbollah in der Regierung hat dies verhindert.

Die Maschine
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So 16. Jul 2006, 16:29 - Beitrag #9

Zitat von janw:Nun ja, Maurice, ein deutscher Politiker sollte sich da schon vorsehen. Zugleich hat aber Deutschland durchaus besondere Möglichkeiten dadurch.
Deutschland hat nämlich neben seinem besonderen Verhältnis zu Israel, das mittlerweile als gut im Sinne von "von gegenseitigem Vertrauen getragen" zu bezeichnen ist, auch ein sehr gutes Verhältnis zu vielen arabischen Staaten.


Ich meine mich zu erinnern, dass irgendein Bundespräsident... ich glaube es war J. Rau, gesagt hat, dass der Staat Israel unter besonderem Schutz von Deutschland auf Grund der deutsch-jüdischen Geschichte (vor allem im NS) steht...
Man sollte sich als Deutscher (der was zu sagen hat in Deutschland) davor hüten so was zu sagen.

Ich erinnere mich auch noch, als J. Rau vorm israelischen Parlament gesprochen hat, wie Rau begrüßt wurde (vom Parlamentspräsidenten): "Nun spricht der Bundespräsident der BRD, J. Rau. Er spricht in der Sprache von Göring, Hitler, Goebbels, aber auch in der Sprache von Mann, Goethe und Heine."
Also... "Freundschaft" ist das nun nicht gerade... die Wunden sind vor allem bei den Alten noch tief... aber wer kann ihnen das verdenken.

Aber irgendwie werd ich den einen abgewandelten Spruch von Shakespeare nicht los: "Es ist was faul im Staate Israel." (abgewandelt nach Hamlet)

teut
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So 16. Jul 2006, 17:20 - Beitrag #10

Es ist überhaupt etwas mit den Juden faul.Es kann doch kein Zufall sein das so viele Menschen die Juden offen oder versteckt ablehnen.Die ständige Faselei der deutschen Politiker vom wegen besonderen Verhältnis zu Israel ist doch Gewäsch.Was kümmert die heute nach 45 Geborenen die Grauslichkeiten des vergangenen Jahrtausends.Irgendwann ist Schluß damit.Die Mordaktionen der Mongolen ist genau so nur mehr historisch interessant.Fazit :der Staat Israel und die Juden insgesamt beanspruchen eine besondere Stellung ,eben weil sie das "auserwählte " Volk zu sein, sich wähnen. Darin liegt das Problem daß man die Goijims immer und überall übervorteilen dürfe.Gestützt wird diese Ansicht von der Macht der USA und unsere zunehmend verdummten Politiker hecheln hinterher. Israel hat nicht mehr Rechte als jeder andere Staat aber auch nicht weniger.Die unverhältnismäßigen Aktionen sind von der Staatengemeinschaft zu verurteilen. Unseren Politikern ins Stammbuch geschrieben unter Staaten gibt es keine Freundschaft nur gleiche Interessen.Ich würde mir wünschen in Zukunft nicht mit Juda schlafen zu gehen und mit Israel aufstehen zu müssen der Nahe Osten kotzt mich an

Maurice
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So 16. Jul 2006, 17:25 - Beitrag #11

Zitat von Maurice:Das Verhalten vieler Israelis ist auch deshalb bedauerlich, weil sie dadurch anti-jüdisches Gedankengut nähren. Zu schnell sprechen die Menschen ja nicht von von Individuen sondern undifferenziert von ganzen Gruppen. So wird sich in manch einem Kopf nicht der Gedanke bilden "was diese israelischen Politiker machen ist schlecht", sondern "die bösen Juden".

Mit teuts Post scheint meine These bestätigt worden zu sein...

Ipsissimus
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Mo 17. Jul 2006, 10:00 - Beitrag #12

"Es ist was faul im Staate Israel."


in Israel ist faul, was überall faul ist - politische Kurzsichtigkeit und Machtgeilheit bestimmen das Tagesgeschäft

janw
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Mo 17. Jul 2006, 15:43 - Beitrag #13

teut, man darf nicht übersehen, daß die israelische Regierung nur etwa die Hälfte der israelischen Wählerstimmen repräsentiert und die Palästinapolitik auch intern alles andere als allgemeiner Konsens war - viele Israelis wollten und wollen einfach nur Frieden und gleichberechtigtes Auskommen mit ihren Nachbarn.
Letztlich kann man "die Juden" genauso wenig für die Übergriffe des Staates Israel verantwortlich machen wie "die Deutschen, Franzosen, Briten,..." für die Politik ihrer jeweiligen Führung.

Ich bin aber wirklich gespannt, welche Konsequenzen der völkerrechtswidrige Angriff auf den Libanon jetzt nach sich ziehen wird - wird es jetzt allgemeiner Standard, daß ein Land das andere überfallen darf, die UNO verbal dazu droht und verurteilt, ohne daß dies konkrete Auswirkungen hat?

Andererseits, wenn die Hisbollah jetzt tatsächlich als verlängerter Arm Irans agiert und über mehr Möglichkeiten verfügt, als bisher erwartet - was dann?

Maurice
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Mo 17. Jul 2006, 15:46 - Beitrag #14

@Ipsi

Du bringst es auf den Punkt! :pro:

Traitor
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Do 20. Jul 2006, 11:37 - Beitrag #15

@teut: Nach Maurices Vorgriff lieferst du nur noch Realsatire.

@Jan:
Hm, nun ja...die Palästinenser, die Hisbollah und auch einige arabische Staaten haben deutlich zu der Malaise beigetragen, indem erstere beide es nicht bei ihrer Israel-Nichtanerkennungsrhetorik und gelegentlichen kleinen Grenzscharmützeln belassen, sondern - völkerrechtswidrig - Soldaten entführt haben.
Der entscheidende Punkt ist hier, dass die Hisbollah kein Staat ist, sondern eine (militante und gut organisierte) Gruppe von Privatpersonen. Können Privatpersonen einen völkerrechtswidrigen Akt begehen? Ich denke, nicht. Das korrekte Prozedere seitens Israels wäre ein Auslieferungsantrag (für die Geiseln wie die Geiselnehmer) an den Libanon gewesen, inklusive umfangreicher Ultimaten etc. pp. Erst dann wäre, sofern dem Libanon das Nichtausliefern bei gleichzeitiger Fähigkeit zur Auslieferung nachgewiesen werden kann, eine Völkerrechtsverletzung vorgelegen und ein Angriff diskutabel geworden.
Es ist das gleiche Problem wie beim Afghanistan-Krieg: ein ganzes Land inklusive seiner Zivilbevölkerung wird angegriffen, weil sich Terroristen in diesem Land aufhalten. Völkerrechtlich und moralisch absolut unhaltbar, und meines Erachtens im Falle des Libanons noch weniger als im Falle Afghanistans, da hier die Verflechtung des Zivilstaates mit den Terroristen wohl weniger eng sein dürfte.

Wie du in deinem vorletzten Beitrag schriebst, fürchte ich auch, dass dieser Angriff der Hisbollah mehr nutzt als schadet, denn auch, wenn sie sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hat, ist sie doch in erster Linie eine Widerstandsorganisation gegen israelische Aggressionen (zumindest ist sie ja so entstanden) und wird jetzt, wo Israel wieder einen Angriffskrieg gegen die libanesische Zivilgesellschaft führt, aus dieser massiven Zulauf erhalten. Da ich die israelische Führung für intelligent genug halte, diesen Zusammenhang selbst zu sehen, glaube ich auch nicht, dass das Ziel des Krieges wirklich die Vernichtung der Hisbollah ist. Eher denke ich, dass der Angriff den anderen islamischen Staaten zeigen soll, dass Israel mit seinem überlegenen Militär jederzeit in der Lage ist, auch sie anzugreifen - eine Machtdemonstration anhand des schwachen und unbedeutenden Libanons, für den noch niemand den Gegenschlag riskieren wird.

man darf nicht übersehen, daß die israelische Regierung nur etwa die Hälfte der israelischen Wählerstimmen repräsentiert
Ja - allerdings repräsentiert sie die Mitte des Wahlvolkes, der Großteil der Nichtrepräsentierten befindet sich rechts der derzeitigen Regierung und würde weit härter vorgehen.

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Do 20. Jul 2006, 13:06 - Beitrag #16

Zitat von Traitor:Völkerrechtlich und moralisch absolut unhaltbar, und meines Erachtens im Falle des Libanons noch weniger als im Falle Afghanistans, da hier die Verflechtung des Zivilstaates mit den Terroristen wohl weniger eng sein dürfte.
Soweit ich weiß, betreibt die Hisbollah in diversen Israel benachbarten Ländern und im Westjordanland auch Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen, in denen 'ganz nebenbei' natürlich auch ihre Sicht der Dinge vermittelt wird] Nach dem Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon im Mai 2000 installierte die Hisbollah im Südlibanon entlang der israelischen Nordgrenze mit Unterstützung iranischer Experten 20 Basen für ihre Katjuscha-Raketen. Mittelgroße Lkws wurden zu mobilen Abschußrampen umfunktioniert. Nahöstliche Nachrichtendienste gehen von 11 500 Raketen und Flugkörpern aus, die zwischen 1992 und 2005 vom Iran aus in die Arsenale der Hisbollah geliefert wurden. Darunter befanden sich auch 400 Artilleriegeschosse für kurze sowie mittlere Reichweiten. Aus iranischen Quellen sickerte außerdem durch, daß die Raketeneinheit der Hisbollah gegenwärtig von 70 iranischen Experten beraten wird. [/QUOTE]Quelle: 'Die Welt' vom 20.7.06

Maglor
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Do 20. Jul 2006, 13:31 - Beitrag #17

Die Hisbgollah fordert die Vernichtung Israels, ihr einziges Problem ist die Größe der eigenen Raketen. Israel zerschlägt nun die Hisbollah oder versucht es, Pech für den Libanon.
Israel darf das, weil es demokratische Atommacht ist und die die dürfen im Antiterrorkrieg Drittstaaten besetzen.
MfG Maglor

janw
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Do 20. Jul 2006, 13:40 - Beitrag #18

Was die Völkerrechtswidrigkeit der Entführungen betrifft, müßte das von Traitor Gesagte auch für die palästinensische Seite gelten - Es war nicht die palästinensiche Regierung, die das gemacht hat, sondern Privatpersonen.
Man könnte aber, da sowohl die Hamas wie auch die Hisbollah an den jeweiligen Regierungen beteiligt sind, und seitens der Regierungen selbst nicht Schritte zur Lösung des Problems ergiffen wurden, von einer mittelbaren Beteiligung der Regierungen sprechen und damit dann doch von einem völkerrechtswidrigen Akt.

Nun, es ist auch egal mittlerweile, wo wir da stehen, daß die usa ganz offensichtlich tatenlos zusehen, wie Israel Libanon in die Steinzeit zurück bombt und erst danach intervenieren wird - es ist eine wirkliche Kriegs-Choreographie, die da inszeniert wird.
Schlimm, und von der Barbecuerin ist kein Wort dazu zu hören, dezentes Grummeln von der EU, wo eigentlich die israelischen Botschafter einbestellt werden müßten und Libanon einen Chor der Solidarität bekommen müßte.

Malte279
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Do 20. Jul 2006, 18:55 - Beitrag #19

Das korrekte Prozedere seitens Israels wäre ein Auslieferungsantrag (für die Geiseln wie die Geiselnehmer) an den Libanon gewesen, inklusive umfangreicher Ultimaten etc. pp. Erst dann wäre, sofern dem Libanon das Nichtausliefern bei gleichzeitiger Fähigkeit zur Auslieferung nachgewiesen werden kann, eine Völkerrechtsverletzung vorgelegen und ein Angriff diskutabel geworden.
Dem stimme ich zwar zu, aber die Frage ist wie Israel die Fähigkeit zur Auslieferung hätte nachweisen können wenn sie einfach abgestritten würde. Ich möchte auf gar keinen Fall das Vorgehen Israels in Schutz nehmen, aber auch hervorheben dass die Reaktionen anderer Staaten (sofern die möglichkeit derartiger "Reaktionen" besteht) in der gleichen Situation wohl nicht anders ausfallen würde.
Es gibt leider sehr große Symphatien für diejenigen die Israel gerne vollständig von der Landkarte verschwinden lassen wollen und ich befürchte, dass sich bei entsprechenden Untersuchungen auch staatliche Unterstützung für viele Gruppen die Terroranschläge verüben nachweisen (und als casus belli verwenden) ließen. Das Wissen (nicht die Einsicht) dass militärische Angriffe die Gewalt sogar schüren und damit den Terroristen in die Hände spielen ist sicherlich vorhanden, aber die Verantwortlichen sehen offenbar keine Alternativen. Welche realistischen Möglichkeiten aber gibt es denn wirklich soetwas wie einen Friedensprozess in Gang zu bringen der von der radikalen Minderheit auf beiden seiten nicht gewünscht wird. Persönlich komme ich nicht umhin festzustellen dass ein vielversprechender (angesichts der Anektionen durch den Grenzzaun und anderer Punkte noch nicht weit genug gehender) Friedensprozess durch dass wirken der Hammas seit ihrer Wahl zerstört wurde. Bei allem Verständniss für die Palästinenser halte ich doch die Anerkennung des Existenzrechts Israels für eine Voraussetzung auf die Israel bei Verhandlungen auf keinen Fall verzichten kann.

janw
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Do 20. Jul 2006, 19:52 - Beitrag #20

Unabhängig davon, wie man die Entführung bewertet, ist aber in meinen Augen der Angriff Israels ein Angriffskrieg, ein völkerrechtswidriger Akt, und es ist ein Skandal, daß usa-Soldaten in Libanon nur ihre eigenen Zivilisten rausholen, anstatt gegen diese Aggression einzuschreiten.
Der Weltsicherheitsrat - wo ist er?

Naja, ich sehe schon, auch das Völkerrecht ist nichts als ein Stück Papier, dessen Befolgung einzig und allein daran hängt, wer betroffen ist.^^

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