Zitat von SenioraEscarnio:Zu den armen kinderreichen Familien möche ich noch anmerken, dass Familien, die z. B. bereits in mehreren Generation von Sozialhilfe leben, dennoch bestimmte gesellschaftliche Regeln und Strukturen haben. Der Status einer Frau wird z. B. durch ihre Kinder und ihr Dasein als Mutter aufgewertet und es ist überhaupt nicht schändlich oder seltsam, sehr früh Mutter zu werden, im Gegenteil, eine solche Frau erfüllt ihre Aufgabe und Rolle und ist innerhalb ihrer gesellschaftlichen Klasse aufgewertet. Diese Frauen haben häufig überhaupt kein Verständnis für Frauen, die keine Kinder haben oder wollen, denn Kinder bekommen gehört für sie einfach dazu, auch wenn sich einer Akademikerin eventuell angesichts der Art, wie sie mit ihren Kindern umgeht, die Haare sträuben.
Dazu fällt mir das Beispiel Bremerhaven ein. Dort haben Mütter einen grundsätzlichen Anspruch auf eine Sozialwohnung. Die Folge ist die mW höchste Rate von Teenagerschwangerschaften in Deutschland. In Bremerhaven ist das Phänomen von Sozialhilfe in der dritten Generation recht verbreitet, und es ist mE nicht weiter verwunderlich, daß einerseits die Kinder kaum eine Möglichkeit haben, aus diesem Kreis auszubrechen, da sie kein anderes Vorbild haben, andererseits möglichst schnell das Elternhaus verlassen wollen - und dieser Weg ist der einfachste.
Diese Entwicklung hilft unserer Gesellschaft nicht im Geringsten. Ich stimme insofern Feuerkopf und aleanjre sehr dahingehend zu, daß ein verstärktes Bewußtsein gerade der besserverdienenden Schichten erforderlich ist, Kinder als Selbstverständlichkeit eines erfüllten Lebens zu verstehen. (So wie auch meine Eltern es als einen zentralen Lebensinhalt bezeichnen, der für sie nie eine Frage war). Gezielte Zerstörung der verbliebenen Familien durch eine ausschließliche Rechtezuweisung an die Frau (die ihr ja auch die Pflichten allein überläßt!) ist mE ebenfalls nicht förderlich.
Der Wiedereinstieg der Mutter in den Beruf ist natürlich auch aus unternehmerischer Sicht schwierig. Sie hat schließlich ein paar Jahre Entwicklungen verpaßt, hat im Hintergrund eine heimische Dauerbeanspruchung, die ihre Wiedereinstellung zum schwer kalkulierbaren Risiko machen kann. Entsprechende gesetzliche Zwangsmaßnahmen würden im Zweifel unter der Hand dazu führen, daß Kündigungen vergoldet, erpreßt oder Einstellungen gar nicht erst gemacht würden. Das geht nicht; hier müssen flexiblere Modelle her, Akzeptanz etwa von Teilzeitarbeit auch in Führungsebenen? Geht so etwas? Jedenfalls ist aber eine stärkere Anerkennung des halb- oder vollerziehenden Vaters erforderlich. Warum sollte bei zunehmender Gleichberechtigung in allen Bereichen in dieser einen Hinsicht eine Rückentwicklung stattfinden?
Wäre schön, wenn sich der Staat diese €2000/Monat leisten könnte. Besser wäre es vielleicht noch, wenn er grundsätzlich mindestens das letzte Gehalt (vor der Zeugung?) weiterzahlte. Unter derzeitigen Bedingungen sind Steuervergünstigungen und eine im Bedarfsfall einspringende Grundsicherung realitätsnäher; um die Bereitschaft zu Einschränkungen wird man nicht herumkommen. Schließlich wären die 'Einschränkungen' der elterlichen Bequemlichkeit auch mit unbegrenzten finanziellen Mitteln nicht zu beseitigen, rechnet man ein, daß Gouvernantenkinder regelmäßig einen gewissen Knacks im Verhältnis zu ihren Eltern haben dürften.