Der Film ist recht gut gelungen und anzusehen, letztlich aber seltsam auf halber Strecke zwischen getreuer Buchumsetzung und starker Umschreibung für Massentauglichkeit stehengeblieben.
Schauspielerleistung, Szenerien, Kameraführung und Inszenierung sind hochklassig. Die Städte und Landschaften passen perfekt, die Atmosphäre der Umwelt und Gesellschaft wurden hervorragend eingefangen. Auf plakative Effekte à la bunte Geruchswolken wird verzichtet, nach wenigen anfänglichen starken Nasenbetonungen wird es dem Zuschauer überlassen, zu wissen, wie der Protagonist die Welt wahrnimmt. Ich vermute, dass ein Nichtleser damit leicht überfordert sein kann - insofern wirkt das Buch über lange Strecken primär wie der Versuch, für Leser der Vorlage eine ansprechende Illustration zu schaffen, was auch gut gelingt.
Dann gibt es aber doch sehr massive Änderungen. Dass die Fluidaltheorie gestrichen wurde, bedauere ich zwar persönlich sehr - hielt ich sie doch für die beste Passage des Buches - aber ihre Handlungsbedeutung war nicht so groß, dass man das nicht verschmerzen könnte. Aber im letzten Drittel fehlt einfach zu vieles und/oder wurde in Schwächeres umgedeutet. Die längeren Experimente Grenouilles, mit Parfümen die Menschen zu manipulieren, fehlen bis auf minimale, dies für Kenner andeutende Einstellungen völlig, dadurch kommt wohl die Unglaubwürdigkeit zustande, wie sie Genom beschreibt. Grenouilles eigentliche Motivationen werden kaum dargestellt, so wirkt sein Verhalten oft so, dass er einfach etwas tut, warum auch immer. Auf die Problematik des Eigengeruchs wird zu selten rekurriert, und am Ende sehnt er sich plötzlich tatsächlich nach individueller Liebe - meilenweit von der Vorlage entfernt.
Die im Buch so zentrale Bergszene ist dazu auch zu kurz geraten, andere dramatische Straffungen sind meist in Ordnung. So kommt letztlich ein grandios inszeniertes und interessant erzähltes, aber psychologisch durchwachsenes Werk heraus. Im Buch war definitiv zuviel Psychologie enthalten (IMHO sogar schon für das Medium Buch, aber für einen Film erst recht), aber etwas mehr hätte drinbleiben müssen.
Daraus resultiert meines Erachtens, dass der Film für beide Zielgruppen als "ganz gut, aber etwas seltsam" zu werten ist. Für Leser gut dargestellt, aber mit seltsamen Fehlern; für Nichtleser gut unterhaltend, aber mit seltsamen, sich nicht ganz erklärenden Halbtiefen.
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