Die Antworten

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
ernesto
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Sa 14. Okt 2006, 12:16 - Beitrag #21

Bezüglich der Wahrheitsfrage:

Angesichts der total subjektivistischen Äußerungen kann ich nur hoffen, das diejenigen wenigstens begreifen was Subjektivismus bedeutet.

Des weiteren sollte sich ein totaler Subjektivist (jemand, der jegliche Objektivität bestreitet) klar darüber sein, dass seine Weltsicht zur der Gretchenfrage führt: Gibt es Existenz ohne den Menschen bzw. ohne Leben?

So klammere ich totale Subjektivisten aus dem Diskurs aus. Denn wissenschaftliche Erörterungen sind konsequenterweise mit solchen gar nicht möglich.

Gesetzt, es gibt jegliche objektive Existenz, so lautet die Wahrheit: Alles existiert!

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

janw
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Sa 14. Okt 2006, 12:31 - Beitrag #22

ernesto, eine subjektivistische Antwort auf die Frage nach der Wahrheit könnte auch den Grund haben, daß die Wahrheit sich objektiv unserer oder allgemein menschlicher sprachlicher Ausdrückbarkeit entzieht.

Was die Wissenschaftlichkeit betrifft, hat Heisenberg gezeigt, daß jede Erkenntnis zwangsläufig subjektiv ist, weil der Betrachter das Experiment beeinflusst - in welcher Größenordnung auch immer.

Maurice
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Sa 14. Okt 2006, 12:44 - Beitrag #23

@Aydee:

"Ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches."
Würdest du nicht sagen, dass diese Aussage entweder wahr oder falsch ist? Entweder ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches oder nicht. Was wäre die Alternative?

Oder:
"Es gibt genau einen Gott."
So nun gibt es entweder genau einen Gott oder nicht. Logisch betrachtet gibt es da keine Alternative. Es gibt Menschen, die glauben an einen Gott und es gibt welche, die glauben nicht daran. Aber entweder gibt es genau einen Gott oder nicht.
Man sagt zwar manchmal "Für ihn existiert Gott." aber diese Ausdrucksweise ist verwirrend. Sie bedeutet nicht, dass es einen Gott gibt, der nur für eine Person existiert und für eine andere nicht, sondern dass die eine Person so sehr an die Existenz eines Gottes glaubt, dass ihr die Welt so erscheint, als gäbe es einen Gott.

Es gibt nur eine Wirklichkeit und wir alle leben darim. Natürlich nimmt jeder diese Wirklichkeit verschieden wahr und hat seine eigene Weltsicht. Aber eine Aussage über die Wirklichkeit ist entweder für alle wahr oder falsch.

Wer entscheidet, welche Aussage wahr ist? Niemand, denn eine Aussage ist unabhängig davon wahr oder falsch, was die Leute über sie denken.
Wie erkennt man, dass eine Aussage wahr ist? Durch Erfahrung oder die Vernunft würden viele sagen... ich sage aber, man kann es gar nicht erkennen. Wir glauben, dass eine Aussage wahr ist, können aber nie sicher wissen, dass sie es ist, da uns das notwendige Kriterium dafür fehlt.


PS @ Jan:
Was die Wissenschaftlichkeit betrifft, hat Heisenberg gezeigt, daß jede Erkenntnis zwangsläufig subjektiv ist, weil der Betrachter das Experiment beeinflusst

Natürlich wird eine Erkenntnis immer von einem Subjekt gemacht, das sollte aber schon vor Heisenberg bekannt sein. Er wird aber kaum behauptet haben, dass Aussagen nicht an sich, sondern nur für jemanden wahr sind. Wenn das der Fall gewesen wäre, könnte er kein Wissenschaftler sein.

ernesto
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Sa 14. Okt 2006, 13:56 - Beitrag #24

Das Maß der Wahrheit für Menschen ist das Welbild. Wenn eine Aussage im Einklang zum Weltbild denkbar ist, dann ist sie wahr vorausgesetzt das Weltbild ist auch wahr.

Die Kunst in der Wahrheitsfindung liegt einerseits in der Pflege seines eigenen Weltbildes und andererseits in der geschickten Gegenüberstellung mehrerer Weltbilder. Die individuelle und kollektive Wahrheitsfindung.

Für Studies: Wittgenstein 1 meint: Die Wahrheit einer Aussage ergibt sich durch die Wahrheit der Einzelteile der Aussage.
Wittgenstein 2: Jede Aussage hat in bestimmtem Kontext bestimmte Bedeutungen und die Wahrheitsfrage muß den Kontext miteinschließen.

Es geht also um das Weltbild. Das Weltbild eines totalen Subjektivisten möcht ich nicht haben. In der Welt eines Egos ist das Ich so groß dass es den Rest der Welt verdeckt was mehr als schade ist.

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janw
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Sa 14. Okt 2006, 13:59 - Beitrag #25

Zitat von Maurice:Natürlich wird eine Erkenntnis immer von einem Subjekt gemacht, das sollte aber schon vor Heisenberg bekannt sein. Er wird aber kaum behauptet haben, dass Aussagen nicht an sich, sondern nur für jemanden wahr sind. Wenn das der Fall gewesen wäre, könnte er kein Wissenschaftler sein.

Es war vielleicht vor ihm einigen irgendwie klar, er hat es aber objektivierbar nachgewiesen.
Nun, es gibt ja auch die Gruppensubjektivität der scientific community ;)

Padreic
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Sa 14. Okt 2006, 14:01 - Beitrag #26

Man könnte durchaus einwenden, dass wir eine Aussage nie wirklich genau so meinen, wie sie der Wirklicheit entspricht. Schon allein, weil wir mit jedem Wort abstrahieren. Vielleicht ist eine Aussage wie "Es gibt ein blaues Buch." um nichts besser als "Es gibt Drei.". Oder ist eine Aussage dann auch noch wahr, wenn unser Meinen nur in ungefährer Entsprechung zum Wirklichen ist?

Auch ist die Frage, ob eine Aussage, die irre leitet, selbst wenn wir annehmen, das sie faktisch korrekt ist, wirklich sinnvoll wahr genannt werden kann.

"Richtig nennen wir das Vorstellen, das sich nach seinem Gegenstand richtet." sagt Heidegger.

Maurice
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Sa 14. Okt 2006, 15:23 - Beitrag #27

Wittgenstein 1 meint: Die Wahrheit einer Aussage ergibt sich durch die Wahrheit der Einzelteile der Aussage.
Wittgenstein 2: Jede Aussage hat in bestimmtem Kontext bestimmte Bedeutungen und die Wahrheitsfrage muß den Kontext miteinschließen.

Meinst du mit "Wittgenstein 1/2" den jungen bzw. alten Wittgenstein? Wittgenstein hatte iirc ja in verschiedenen Phasen seines Lebens z.T. sehr unterschiedliche Meinungen. Diese beiden scheinen sich mir aber nicht gegenseitig zu widersprechen.

@Pad: Jaja, das alte Problem mit dem roten Tisch, nicht wahr? ;)
Es kommt wohl darauf an, was ich mit "Ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches meine." Bei dieser Aussage wird ja noch keine Behauptung über die Außenwelt gemacht, sondern ich referiere damit über meine Bewusstseinsinhalte. Als ich diese Aussage geschrieben habe, glaubte ich in meinem Bewusstsein das Bild eines blauen Buches besessen zu haben. Ich schätze, dieser Fall ist noch nicht so problematisch, sieht man von dem Problem ab, dass ich mir nicht sicher sein kann, ein Sinnesdatum zu besitzen.
Schwieriger ist da schon der Fall, wenn ich behaupte "ich sehe ein blaues Buch". Hier kommt es zum einen darauf an, was ich damit meine, wenn ich sage "ein Buch ist blau" (ist das Buch an sich blau oder nur für mich blau) und was ich meine, wenn ich sage "da ist ein Buch" (was ist ein Buch?).
Wollen wir uns nochmal an diese Thematik wagen? :)

janw
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Sa 14. Okt 2006, 21:09 - Beitrag #28

Zitat von Padreic:Auch ist die Frage, ob eine Aussage, die irre leitet, selbst wenn wir annehmen, das sie faktisch korrekt ist, wirklich sinnvoll wahr genannt werden kann.

Könnte man aber einwenden, daß die Irreleitung beim Empfänger der Botschaft stattfindet, daß damit der Empfänger durch Irreleitung über den Wahrheitscharakter einer Aussage entscheidet. Ist das sinnvoll?

Padreic
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Sa 14. Okt 2006, 22:28 - Beitrag #29

@Maurice:
Auf Hardcore-Durchziehen bin ich nicht so aus, insbesondere, weil ich ab morgen zu Hause erstmal kein Internet habe, weil ich dann in Bonn bin ;).

Aber nochmal zum Bewusstseinsinhalt: ich bin mir gar nicht mal so sicher, wie sehr wir wissen, was sich in unserem Bewusstsein abspielt. Sicher, es bewusstet in uns, zu einem gewissen Teil sind wir sogar unser Bewusstsein, doch in dem Moment, wo wir über unser Bewusstsein reden, begeben wir uns in die Position eines Beobachters. Und wenn wir beobachten, sind wir durchaus in der Lage, Dinge zu verkennen. Wir haben im Blick auf unser Bewusstsein keine Unfehlbarkeit gepachtet.
In dem Moment, wo ich die Wahrheit von ""Ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches" behaupte, muss ich da nicht von jedem einzelnen Satzbestandteil und natürlich von dem Satz im ganzen Wissen, was ich damit meine? Verstehe ich wirklich genau, was ich da meine, wenn ich so etwas sage?

@janw
In dem Moment, wo ich eine Aussage an einen Empfänger richte, kann ich dann denn wirklich noch diese Aussage unabhängig von der Kommunikationssituation sehen? Gibt es Aussagen ohne Empfänger? (ich selbst bin natürlich auch einer und meine eigenen Aussagen können mich natürlich auch irre führen)

ernesto
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Sa 14. Okt 2006, 23:16 - Beitrag #30

Die Sache mit den Faben, paradebeispiel blau, ist nicht komliziert zu ergründen.

Das Farbempfinden ist eine Empfindung wie eine ganze Reihe von ähnlichen sinnlichen Wahrnehmungen. Aspekte des Gefühles fließen mit ein, aber beschränken wir uns erstmal auf die 'technische' Sichtweise.

Die Außenwelt und die Innenwelt sind bei allen Lebewesen zwar getrennt aber immer auch verbunden. Der Austausch von Nahrung ist das primitivste Beispiel. Die Sinne, unsere Guten, sind eine Weiterentwicklung der klassischen organischen Schnittstelle. Jeder Einzeller hat Austausch und jede Zelle unseres Körpers. Auch jedes Organ hat Austausch und bis hin zum Menschen, der einige Austausch-Schnittstellen hat.

Lange Rede einfacher Sinn.

Auf jeden Fall ist die optische Schnittstelle, der Seh-Sinn,
Lieferant von Infos. Durch diese bildet sich das Weltbild als Vereinigung aller letztlich sinnlichen Erfahrungen. Die Sinne bemerken einen Unterschied zwischen den Farben wie Blau und Rot. Und deshalb haben wir sie unterschiedlich benannt.

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

Maurice
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Sa 14. Okt 2006, 23:26 - Beitrag #31

Pad, du darfst keinen Widerspruch erwarten, wenn du skeptische Argumente äußerst. Aber das ist dir garantiert bewusst. :D

Wenn ich dich so reden höre, möchte ich fast meinen, du seist zum Skeptiker geworden. Ist was ander Vermutung dran und wenn ja, wie kommt das? :)

Was das gemeinsame Reflektieren angeht, so können wir dies entweder zu dritt machen, wenn Traitor wieder da ist (dann haben wir wenigstens einen, der uns widerspricht). Oder wir beide schauen, wann wir mal wieder etwas mehr Zeit für ein ausgiebigeres Chargespräch hätten, sobald du wieder Internet hast. ^^

Padreic
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So 15. Okt 2006, 00:18 - Beitrag #32

Oh, ich bin kein Skeptiker (außer in dem Sinne, dass ich natürlich nichts als vollkommen und absolut sicher betrachte). Ich finde es nur konsequent, bei deiner Auffassung von Wahrheit an der Möglichkeit derselben zu zweifeln. Die Grunbeobachtungen sind ähnlich, die Schlussfolgerungen jedoch andere. Ich halte bloßen Skeptizismus erstmal für einen weltfremden und abgehobenen Einwand; so etwas mag ich nicht.
Aber bevor du versuchst, mich konkret festzunageln: du weißt, dass das nicht klappt ;). Noch nicht vielleicht ;).

Zum Vorschlag des gemeinsamen Reflektierens: mal schauen ;)

janw
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So 15. Okt 2006, 03:36 - Beitrag #33

Pad, sicher ist da etwas dran an dem, was Du bezüglich der Wahrheit einer Aussage im Verhältnis zu ihrer Rezeption sagst...
Das "Problem", das ich damit habe, ist zweierlei:
Zum einen läuft es darauf hinaus, möglichst formalisierte Aussageformen zu fordern, die einen möglichst universell verständlichen Code enthalten und möglichst wenig interpretierbar sind - "in meinem visuellen Erfassungsbereich befindet sich 1 Exemplar eines Buches, dessen Oberfläche Licht mit einer Wellenlänge von 780 nm abstrahlt" - wäre spannend, wenn die Physikerin Merkel mal eine Regierungserklärung in dem Stil verlesen würde ;)
Zum anderen bietet es die Möglichkeit zur mißbräuchlichen Vorenthaltung von Wahrheit mit dem Argument "das Volk versteht das nicht".

Aber die Konsequenzen der Nacktheit des Kaisers ändern nichts an seinem Mangel an Kleidern ;)

Wenn ich es richtig verstehe, entspricht dies auch der zweiten Aussage von Wittgenstein.

@ernesto:
Wenn ich Dich richtig verstehe, gehst Du von einem ziemlich statischen Weltbild aus, das letztlich über den Wahrheitsgehalt von Aussagen entscheiden soll.
Sollte aber ein Weltbild nicht eher die Kondensation der zu einem Zeitpeunklt für einen gültigen Erkenntnisse, Lebenseinsichten und Haltungen sein, in diesem Sinne dynamisch, wandlungsfähig, wie das Leben dynamisch und wandlungsfähig ist?
Zitat von ernesto:Es geht also um das Weltbild. Das Weltbild eines totalen Subjektivisten möcht ich nicht haben. In der Welt eines Egos ist das Ich so groß dass es den Rest der Welt verdeckt was mehr als schade ist.

Nun, dann sei aber gewiss, daß die Egos hier sehr viel Du, Dir und Euch im Herzen tragen.
Du kannst die subjektivistische Haltung auch als eine Form der Bescheidenheit verstehen...es wäre vielleicht anmaßend, von einer Sache zu behaupten, sie sei so oder so, wenn sie einem doch nur so oder so erscheint.

ernesto
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So 15. Okt 2006, 12:07 - Beitrag #34

Ist es Bescheidenheit zu nennen, wenn man auf die Reflektion eines klar verständlichen Faktes verzichtet? Nein, Beschiedenheit ist nicht das richtige Wort.

Mein Weltbild ist in seiner Umrandung 'statisch'. Wenn du die Reflektion der unabänderlichen, absoluten Unendlichkeit als 'statisch' bezeichnen möchtest. Doch es ist naheliegend und wohl wahr, dass ich durch die Reflektion der Unendlichkeit keinerlei Freiheit oder Dynamik in der Reflektion konkreter Umstände einbüße.

Vielmehr macht mich die Uenendlichkeit erst richtig frei. Da sie den Rahmen bildet für ein einheitliches und integriertes Verstehen aller Phänomene. Ich kann mich nicht erinnern, etwas letztlich nicht verstanden zu haben, was mir als verständlich dargelegt wurde und war.

Wäre es bescheiden, nicht dafür einzutreten, dass jedem Geist die Unendlichkeit konkret wird?? Für mich wäre es fatales Ignorantentum - nein, ich kämpfe für Alles, denn ich liebe die Menschheit und ihre geistige Fähigkeit zur Wahrheits-Reflektion.

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So 15. Okt 2006, 14:41 - Beitrag #35

Oh, ich bin kein Skeptiker (außer in dem Sinne, dass ich natürlich nichts als vollkommen und absolut sicher betrachte).

Pad, nach meinem Verständnis des Skeptizismus ist dein Satz ein Widerspruch in sich. Keine Meinung als vollkommen sicher zu betrachten (also zu behaupten, man würde nichts wissen), ist die Kernaussage des Skeptizismus. Und da du nicht nur manche Ansichten als nicht sicher betrachtest, sondern sogar alle, handelt es sich sogar um einen universellen Skeptizismen. Sich selbst in diesem Fall (wenn ich den Teil in der klammer nicht völlig missverstanden habe) nicht als Skeptizist zu bezeichnen, ist wie jemand der sagt, er glaube, dass kein Gott existiert, aber kein Atheist sei. ;)

ernesto
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So 15. Okt 2006, 16:50 - Beitrag #36

Mir fällt zu Freiheit gerade eine Metapher ein, die, soviel ich weiß, von mir stammt:

Es gibt die Freiheit der Unabhängigkeit: So wie ein Same der durch die Lüfte wirbelt, mal dorthin mal dahin.

Und es gibt die Freiheit der Entfaltung: So wie ein Same, der auf die Erde gefallen ist, auf eine feuchte, lichte Stelle, wo er fest sitzt aber so die Möglichkeit hat zu wachsen.

Zweitere Freiheit ist mir die wesentliche und die Unendlichkeit ist die Erde, in der mein Geist wachsen kann.

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Aydee
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Mo 16. Okt 2006, 09:06 - Beitrag #37

moin Maurice ,-)

mhh..... hab übers Wochenende immer mal wieder über die posts hier nachgedacht, und ich denke ich bin einem "Trugschluss" aufgelegen ,-))
Es ist kein Widerspruch wenn eine Aussage wahr ist aber nicht identisch einer anderen - wahr (empfundenen) Aussage



Zitat von Maurice:"Ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches."
Würdest du nicht sagen, dass diese Aussage entweder wahr oder falsch ist? Entweder ich habe das Sinnesdatum eines blauen Buches oder nicht. Was wäre die Alternative?

Ich sehe dies als eine Aussage von dir.
Ob sie wahr ist oder nicht, kann ich nich erkennen. Und für mich ist es irrelevant ob sie für dich wahr ist oder nicht. Das ist nicht bös oder so gemeint, sondern schlicht aus Unwissenheit heraus, weil ich den Inhalt dieser Aussage überhaupt nicht erfassen kann, ich verstehs net ,-))

"Es gibt genau einen Gott."
So nun gibt es entweder genau einen Gott oder nicht. Logisch betrachtet gibt es da keine Alternative. Es gibt Menschen, die glauben an einen Gott und es gibt welche, die glauben nicht daran. Aber entweder gibt es genau einen Gott oder nicht.
Man sagt zwar manchmal "Für ihn existiert Gott." aber diese Ausdrucksweise ist verwirrend. Sie bedeutet nicht, dass es einen Gott gibt, der nur für eine Person existiert und für eine andere nicht, sondern dass die eine Person so sehr an die Existenz eines Gottes glaubt, dass ihr die Welt so erscheint, als gäbe es einen Gott.

Hier widersprech ich: Es gibt genau einen Gott? Wo? Wie ist er/es? Was ist er/es? Was wenn jeder Mensch, der an Gott glaubt, an einen Gott glaubt, aber all diese Menschen nicht an den gleichen Gott? bzw korrekterweise: sie teilen nicht die genau eine Vorstellung von Gott. Ich habe zwar nicht viele Bekannte, und nur einige von ihnen sind gläubig, aber ihre Vorstellungen von (ihrem) Gott sind nicht deckungsgleich.

"Ich glaube an Gott" impliziert nicht automatisch, dass es Gott auch gibt.
"Es gibt nur einen Gott" ist schlicht eine Aussage, die etwas postuliert, was bisher nicht bewiesen werden konnte. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist mir hochgradig fragwürdig ,-))


Wer entscheidet, welche Aussage wahr ist? Niemand, denn eine Aussage ist unabhängig davon wahr oder falsch, was die Leute über sie denken.
Wie erkennt man, dass eine Aussage wahr ist? Durch Erfahrung oder die Vernunft würden viele sagen... ich sage aber, man kann es gar nicht erkennen. Wir glauben, dass eine Aussage wahr ist, können aber nie sicher wissen, dass sie es ist, da uns das notwendige Kriterium dafür fehlt.

Wer entscheidet?
Der/diejenige welche/r diese Aussage in den Raum stellt, meistens^^
Allein deine vorherige BEispielaussage mit Gott, ist ein gutes Beispiel für die subjektiv empfundene Wahrhaftigkeit von Aussagen. Für mich existiert Gott nicht. Für andere gibt es keinen Zweifel dass er/sie/es exististiert.

In meinen Augen ist eine Aussage wie "Es gibt nur einen Gott" in dieser absoluten Anspruchsverkündung schlicht falsch. Für jene die daran glauben (wollen), ist sie nicht widerlegbar (und womöglich nicht beweisbar - was es imo einfach macht ,-)) wahr.


Wir glauben, dass eine Aussage wahr ist, können aber nie sicher wissen, dass sie es ist.
Hierin stimme ich dir vorbehaltlos zu ,-)
(da fehlt noch der Schluss, den habe ich bewusste weggelassen)

aber hierin:
Es gibt nur eine Wirklichkeit und wir alle leben darim. Natürlich nimmt jeder diese Wirklichkeit verschieden wahr und hat seine eigene Weltsicht. Aber eine Aussage über die Wirklichkeit ist entweder für alle wahr oder falsch.
widerspreche ich wieder. Es gibt nur eine Wirklichkeit? Tatsächlich?
und der letzte Satz bedient sich wieder jener absoluten Anspruchshaltung, die er imo nicht halten kann, da ich bezweifle dass es nur eine Wirklichkeit gibt. Was womöglich mit meiner Vorstellung von wirklich / Wirklichkeit zusammenhängt.

ernesto
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Mo 16. Okt 2006, 10:51 - Beitrag #38

Es gibt nur eine Wahrheit?!?!?!?!


Ein Mann, eine Frau, ein Kind und ein Hund befinden sich auf einer Wiese und unterhalten sich.

Wie viele Wahrheiten gibt es???

Antwort a) keine, es gibt sowieso keine Wahrheit
Antwort b) 4 Wahrheiten, jedes Subjekt hat seine Eigene
Antwort c) Unendlich viele, da jeder Regenwurm und jeder Käfer auch seine Wahrheit hat.
Antwort d) Eine einzige, so wie es immer genau die eine Wahrheit gibt.
Antwort e) 5, 4 Subjektive und 1 Objektive
Antwort f) die 4 Subjektiven, jeweils eine pro Beziehung, Frau<->Mann, Frau<->Kind, Frau<->Hund, Mann<->Kind, Mann<->Hund, Kind<->Hund, also 6 plus 1 absolute, ergibt: 11 Wahrheiten.
Antwort g) ....
....

All diese Wahrheits-Auffassungs-Modelle sind wohl legitim. Doch welche von ihnen sind zudem nützlich??

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

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Mo 16. Okt 2006, 11:24 - Beitrag #39

ernesto, warum rückst Du erst jetzt mit dem Nützlichkeits-Kriterium heraus?
Erinnert mich ein wenig an, wer war das noch, Sokrates?, der mal die Frage stellte, ob das, was ihm da jemand sagt, wahr ist, notwendig zu wissen, nützlich und noch etwas - und nur dann solle er es ihm sagen, denn nur dann sei es von Belang und wert zu wissen.

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Mo 16. Okt 2006, 12:20 - Beitrag #40

@Aydee:

Zitat von Aydee:Ob sie wahr ist oder nicht, kann ich nich erkennen. Und für mich ist es irrelevant ob sie für dich wahr ist oder nicht.

Entweder du drückst dich falsch aus oder wir verstehen etwas komplett anderes unter "Wahrheit". Dass du nicht erkennen kannst, ob die Aussage wahr ist, da stimmt ich dir zu. Aber entweder ist die Aussage wahr und dann für alle Menschen wahr oder sie ist falsch und dann für alle MEnschen falsch. Eine Aussage kann nicht für einen Menschen wahr und für den anderen falsch sein. Sie kann wenn dann nur von einem Menschen für wahr gehalten werden und von dem anderen für falsch. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man sagt, dass es Aussage für jemanden wahr ist (und damit meint, nicht an sich) oder ob man sagt, dass die Aussage von jemanden für wahr gehalten wird.

weil ich den Inhalt dieser Aussage überhaupt nicht erfassen kann, ich verstehs net

Was verstehst du nicht? Ich versuche es dir gerne zu erklären. :)

Hier widersprech ich: Es gibt genau einen Gott? Wo? Wie ist er/es? Was ist er/es? Was wenn jeder Mensch, der an Gott glaubt, an einen Gott glaubt, aber all diese Menschen nicht an den gleichen Gott? bzw korrekterweise: sie teilen nicht die genau eine Vorstellung von Gott. Ich habe zwar nicht viele Bekannte, und nur einige von ihnen sind gläubig, aber ihre Vorstellungen von (ihrem) Gott sind nicht deckungsgleich.

Es ist eine gute Frage, ob es in der Welt mindestens zwei Menschen gibt, die die exakt gleiche Vorstellung von Gott haben. Das ist aber nicht das Problem. Nur weil jeder ein anderes Gottesbild aht, glaubt nicht jeder an einen anderen Gott. Unsere Ansichten über Angela Merkel werden garantiert auch unterschiedlich sein, deshalb glauben wir aber nicht an zwei Angela Merkels. Noch weniger gibt es für dich eine angela Merkel des Typ X und für mich eine Angela Merkel nach dem Typ Y. Wir beide sind uns sicher (wissen aber nicht), dass es eine Frau gibt, die Angela Merkel heißt und Bundeskanzleri der BRD ist. Wie ihr Charakter im Detail ist darüber haben wir verschiedene Ansichten und wir werden uns darüber zum Teil irren. Daraus folgt aber nicht, dass wir beide mit dem Glauebn falsch liegen, dass es Angela Merkel gibt.
Was Gott angeht, so habe ich extra ausgelassen, um was für einen Gott es sich handelt, sondern nur, dass es einen Gott gibt. Wenn es einen Gott gibt, dann hatte sowohl der Christ als auch der Moslem recht, dass es einen Gott gibt. Da Gott aber nicht gleichzeitig so sein kann, wie sie sich die Christen und wie sie sich die Muslime vostellen, sind manche Aussagen über Gott falsch. Aus der Tatsache, dass manche Aussagen über Gott falsch sind, folgt aber nicht, dass die Aussage falsch ist, dass Gott existiert, wenn er existiert. Wenn ich z.B. sage "es gibt Angela Merkel" so ist diese Aussage unabhängig davon richtig oder falsch sein, ob ich behaupte "Angela Merkel ist 18 Jahre alt". Ich kann Recht damit haben, dass Angela Merkel existiert und gleichzeitig mich darin irren, dass sie 18 Jahre als ist.
Das hängt freilcih davon ab, wie man "Angela Merkel" definiert. Wenn ich "Angela Merkel" als "18jährige Bundeskanzlerin" definiere, dann gibt es keine Angela Merkel. Um sinnvoll darüber zu reden, ob es Angela Merkel oder Gott gibt, bedarf es einer Minimaldefinition von "Angela Merkel" und "Gott". Wenn ich "Gott" als "Schöpfer der Welt" definiere, dann gibt es entweder einen Schöpfer der Welt und damit einen Gott oder nicht. Ob Gott nun im Himmel, außerhalb des Universums, in den Dingen oder sonstwo existiert ist eine andere Frage. Genauso ob Gott zu uns spricht oder nicht. Oder ob er uns belohnt oder bestraft oder nur Zuschauer ist. All das kann Teil der Vorstellung von Gott bei den einzelnen Menschen sein, ist aber nicht für die Frage entwscheidend, ob Gott existiert, wenn man diese Eigenschaften nicht in die Definition von "Gott" einfließen lässt. So können wir uns ja auch beide darüber Streiten, ob eine bestimmter Stuhl 3 oder 4 Beine hat, ohne dabei notwendig eine völlig ander Defintion von "Stuhl" zu haben.

"Ich glaube an Gott" impliziert nicht automatisch, dass es Gott auch gibt.

Natürlich nicht. Aber die Aussage "Ich glaube an Gott" impliziert die Behauptung, dass es einen Gott gibt. Die Behauptung der Existenz wird impliziert, nicht die Existenz. ]"Es gibt nur einen Gott" ist schlicht eine Aussage, die etwas postuliert, was bisher nicht bewiesen werden konnte. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist mir hochgradig fragwürdig[/quote]
Na und? Trotzdem ist sie entweder wahr oder falsch. Die Aussage "Es gibt Außerirdische" ist auch noch nicht bewiesen worden und deshalb fragwürdig und trotzdem entweder wahr oder falsch.

Wer entscheidet? (...)
Allein deine vorherige BEispielaussage mit Gott, ist ein gutes Beispiel für die subjektiv empfundene Wahrhaftigkeit von Aussagen.

Ja, der einzelne bestimmt, wie glaubthaft eine Meinung für ihn ist. Das hat aber keinen Einfluss darauf, ob die Meinung wahr ist. Man muss zwischen "für wahr halten" und "wahr sein" unterscheiden.
Für mich existiert Gott nicht. Für andere gibt es keinen Zweifel dass er/sie/es exististiert.

Entweder existiert Gott oder er existiert nicht. Er kann nicht für jemanden existieren und für andere nicht. Das ist ein logischer Widerspruch. Um deine Aussage nun formal zu korrigieren: "Ich gehe von einer Nicht-Existenz Gottes aus. Andere hingegen haben die feste Überzeugung, dass Gott existiert." Letzteres heißt nur, dass sie fest daran glauben, dass die Aussage "Es gibt Gott" wahr ist, nicht dass sie für sie wahr ist.

In meinen Augen ist eine Aussage wie "Es gibt nur einen Gott" in dieser absoluten Anspruchsverkündung schlicht falsch. Für jene die daran glauben (wollen), ist sie nicht widerlegbar (und womöglich nicht beweisbar - was es imo einfach macht ,-)) wahr.

Siehe dazu meine Anmerkung zu der Unterscheidung von "für wahr halten" und "wahr sein".
"Für jene die daran glauben, erscheint sie nicht widerlegbar wahr." <- So müsste der Satz richtig heißen, um eine logische Widersprüchlichkeit zu vermeiden.

Es gibt nur eine Wirklichkeit? (...)Was womöglich mit meiner Vorstellung von wirklich / Wirklichkeit zusammenhängt.

Gut möglich, dass wir einfach "Wirklichkeit" und "Wahrheit" verschieden definieren. Wenn das der Fall ist, trifft meine Kritik natürlich nicht zu. Ich setze bei meienr Kritik freilich voraus, dass wir ähnliches unter "Wirklichkeit" und "Wahrheit" verstehen. "Wahrheit" habe ich ja schon definiert, wie ist deine Definition? "Wirklichkeit" definiere ich als "Menge dessen, was existiert". Demnach ist Gott entweder ein Teil der Wirklichkeit oder nicht, da er entweder existiert oder nicht. Mit "es gibt nur eine Wirklichkeit" meinte ich, dass wir alle in nur einer Welt leben. Würde jeder in einer eigenen Welt leben, könnten wir nicht miteinander kommunizieren, da wir keine Verbindung zueinander hätte. Die Behauptung, du würdest in einer eigenen Welt für dich alleine leben, wäre der reine Solipsismus. "Es gibt nur eine Wirklichkeit" dieses Postulat ist notwendig, um sinnvolle Aussagen über Dinge zu äußern. Wenn ich sage "da steht ein Stuhl", dann kannst du nur sinnvoll darauf antworten, wenn du annimmst, dass es außerhalb deines Bewusstseins Dinge gibt, auf die wir uns beide beziehen können:

S1--> O <--S2

Das soll eine kleine Skizze sein. S1 bin ich, S2 bist du und O sei unser Stuhl. Wenn ich sage "da steht ein Stuhl" gehe ich davon aus, dass es außerhalb unseres Bewusstseins ein Ding existiert, das in uns die Vorstellung eines Stuhls auslöst und das unserem Begriff "Stuhl" entspricht. Wenn du nun sagst "ja, da steht ein Stuhl" so postulierst du doch, dass ich damit Recht habe, dass da ein Ding außerhalb unsereres Bewusstseins existiert, das in uns die Vorstellung eines Stuhls auslöst und das unserem Begriff "Stuhl" entspricht, oder? Wenn wir über einen Stuhl reden, den wir beide glauben zu sehen, meinen wir da nicht über denselben Stuhl zu sprechen, der uns höchstens unterschiedlich erscheint? Du behauptest doch nicht, dass es keine Dinge an sich gäbe, oder?


PS: Sorry dass ich in der Argumentation manchmal etwas gesprungen bin. Eigentlich sollte ich arbeiten, statt hier zu posten, deshalb habe ich mich ziemlich beeilt. Ich hoffe, du kannst trotzdem etwas mit den Argumenten anfangen. :)

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