Es sieht so aus, daß die psychologische Seite an dem Film wenig überzeugt, die Darstellung ist hier platt und folgt gängigen Klischees. Ebenso ist die amerikanische Studentin übertrieben dargestellt und eigentlich nur nötig, um dem Zuschauer durch Umhängen eines Mantels der scheinbaren wissenschaftlichen Beobachtung eines Phänomens das Ansehen des grässlichen Geschehens zu ermöglichen, zumindest dem weniger hartgesottenen Mehrheitszuschauer.
Was eben wohl gut gelungen ist, das sind die Kamerafahrten, die farbliche Absetzung der Kindheitserinnerungen, die Darstellung der Banalität der Begegnungen der beiden, die so gar nichts mit den teils reißerischen Dialogen zu tun hat.
Insofern im Bereich schauspielerischer Einzelleistungen und Regie über dem Durchschnitt, beim Plot und vor allem bei der, ja eigentlich angestrebten, psychologischen Aufarbeitung mit deutlichen Schwächen.
Allerdings ist IMHO zu fragen, ob die bei der psychologischen Seite (derzeit?) anders zu erwarten wäre, wo es sich um eine spektakuläre Einzeltat handelt eines sicher persönlichkeitsgestörten Mannes, dessen Störung allerdings weit weniger spektakulär und einzigartig ist. Männer, die in irgendeiner Form von ihren Müttern abhängig sind, gibt es zuhauf, ohne daß diese in gleicher Häufung gewalttätig würden - außer, wenn man ihr Verharren in dem Zustand als Gewalt gegen sie selbst auffasste.
EDIT:
Maurice, z.B. in der von GenomInc verlinkten Kritik:
Dabei ist Thomas Kretschmann der gewagte Sprung vom raubärtigen „King Kong“-Kapitän zum anhänglichen, weltfremden Muttersöhnchen Oliver - auch wenn seine Darstellung zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig ist – bravourös gelungen. Und auch Thomas Huber kann als unsicherer, aber mit aller Kraft sein Ziel – gegessen zu werden – verfolgender Simon voll überzeugen. Aber vor allem die Szenen, in denen sie zusammen auftreten, können mit einer unglaublichen Intensität aufwarten. Wie zwei Kumpels, die sich auf ein Bier verabredet haben, sprechen sie ihre Abmachung durch – eigentlich hatte man sich eine Unterhaltung, in der es um eine kannibalische Tötung geht, spektakulärer vorgestellt, aber gerade diese scheinbare Normalität ist doch in Wahrheit das Erschreckende.
Sinngemäß auch anderwärts.