Die Antworten

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Mo 30. Okt 2006, 22:33 - Beitrag #121

@Lloyd:

Zitat von LloydIsBest:Außerdem kann man sich die Ziele ja selber setzen und den Sinn des Lebens weiß man ja nich mal also wie soll man sich ihn denn setzen???

Kommt darauf an, was du unter "Sinn des Lebens" verstehst. Wenn du "Sinn" hier objektiv verstehst, dann trifft deine Aussage zu. Ich hingegen habe eine subjektive Sinnkonzeption skizziert, bei der eben der Lebenssinn ein selbstgesetzes Ziel ist. Wenn ich mir z.B. vornheme den Kindern in Afrika zu helfen und dieses Ziel mein Leben strukturiert, dann ist das mein (subjektiver) Sinn des Lebens. Ein Problem bei einer objektiven Sinnkonzeption ist, verständlich zu machen, was "Sinn" dann überhaupt bedeutet, wenn nicht auch eine Art Zielsetzung. Ein objektiven Sinn verstehe ich als einen außermenschlich gegebenen Zweck, z:b. durch Gott oder die Natur. Wie sollte aber gezeigt werden, dass es einen solchen objektiven Sinn gibt. Ich glaube gar nicht und solange keine guten Gründe für ein positives Existenzpostulat vorliegen (also für die Behauptung, dass etwas existiert) sollte man von der Nicht-Existenz ausgehen, wenn wir das nicht e schon tun.
Ganz nett in diesem Zusammenhang fand ich übrigens das Buch "Der Sinn des Lebens" von Bernulf Kanitscheider. Sehr gut verständlich, für Laien geeignet, wenn auch auf Grund der Kürze etwas oberflächlich.

Trotzdem hab ich auch von Tieren geredet und nicht von deinen Freunden

Und meine Freunde sind keine Tiere? Ok sie sind Menschen, aber sind Menschen nicht auch Tiere? Immerhin bezeichnen wir sie u.a. als Säugetiere und wenn alle Säugetiere Tiere sind und der Mensch ein Säugetier, dann ist der Mensch ein Tier. Demnach treffen alle Allaussagen über Tiere auch auf den Menschen zu.

Ich hab ja schon gesagt, da wir einen freien Willen besitzen können wir selbst entscheiden ob wir uns fortpflanzen.

Definiere "freier Wille".
Wenn wir "entscheiden" nicht nur bewusst verstehen, sondern auch unbewusste Entscheidungsformen annehmen (was wohl jeder tut), dann würde ich sagen, dass auch andere Tiere Entscheidungen treffen, als auch der Mensch. Wenn meine Katze vor zwei Schüsseln mit Futter steht und dann aus einer der beiden isst, sprechen wir dann nicht alle davon, dass sich die Katze für eine Schüssel entschieden hat?

Dafür macht beim Menschen die Fortpflanzung auch Spass.

Und du meinst, alle anderen Tiere haben keinen Spaß am Sex... na dann schau z.B. mal nach unseren sexbessenen Verwandten den Bonobos.

Ob der Sinn des Lebens für den Menschen die Erhaltung der Art ist... da hast du mich skeptisch gemacht. Aber ich denke für Tiere isses der schon.

Und wie begründest du, dass der Sinn des lebens der Tiere die Fortpflanzung ist? Allein aus der Tatsache, dass sich die meisten (auch hier nicht alle, es gibt ja auch schwule Tiere) fortpflanzen? Wenn du das tust und keine Zusatzprämissen einbaust, hast du wieder einen naturalistischen Fehlschluss. Und dann ist dein Postulat über den Sinn des tierischen Lebens als Fortpflanzung genau unzureichend gestützt, als wenn du behaupten würdest, dass der Sinn des Lebens eines Affens ist auf Bäume zu klettern, weil die meisten Affen auf Bäume klettern.


PS:
Freut mich, dass du dich nicht abschrecken lässt. Ich empfinde das Gespräch mit dir als willkommene Abwechslung. :)

ernesto
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Di 31. Okt 2006, 09:15 - Beitrag #122

Der Hinweis auf die primitvsten Lebensformen ist zur Beantwortung allgemeiner Lebensfragen oft recht nützlich.

Die Einzeller haben die Fähigket zur Teilung. Es gibt drei Arten (nachschauen zahlt sich aus) und alle Arten sind klar bis zur menschlichen Fortpflanzung hin übertragbar: Im Grunde ist es immer noch dasselbe!

Frag mannach dem Sinn des Dasseins des Einzellers. So wird die Teilung alleine zu wenig sein. Auch das, was ihn zur Teilung bemächtigt fließt in den Sinn ein. Im primitivsten ist dies die Ausdehnung.

Ausdehung im Lebendigen ist Wachstum.

@janw

Glaube liegt mir fern. Glaube ist doch das Weltverständniss welches auf Hoffnunf, Vertrauen, Ahnung usw. basiert. Die Glaubenspraxis stellt immer irgendwelche Personen und Wesen hoch, Propheten und Götter.

Ich aber bin selber Möchtegern-Prophet und nehme die Gottesfrage so ernst, dass ich zuallersrst mit meinen sinnlichen und geistigen Mitteln im Sinne der teilbaren Weltreflektion nach der Antwort frage: Die Antwort ergibt sich soo klar aus der sauber gestllten Frage:

Was ist Gott? Was ist die Allmacht, was bedingt unser Dasein, wo befinden wir uns, was ist der Ursprung aller Kräfte??

Die Antwort liegt verstandesgemäß nahe - dass hat (nahezu) nichts mit Glaube zu tun! Auf jeden Fall ist es weit weg von der Inkonsquenz eines Christentums, Judentums oder Islams.

Ich erkläre Gott und die Welt ohne eine einzige Annahme außer der jenen, dass Etwas existiert! Kein Phänomen, keine Erscheinung, des Lebens bedurfte jemals einer anderen Erklärung!!

Ich bin also kein Gläubiger, sondern ein Verstehender!!! Mein Schwert trag nicht ich, sondern jedes Vernunftwesen trägt es selbst. Die Unvernunft, der Verstandes-Verzicht richtet sich selbst! Ich weise nur drauf hin und warne Euch!

Alles (=) Liebe, ernesto ~:)

PS: Jeder kann Alles verstehen, sich dafür zu öffnen, zu wollen, ist der Weg! Nur die Offenen werden bestehen!

Ipsissimus
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Di 31. Okt 2006, 09:54 - Beitrag #123

ernesto, wenn du nach dem Sinn fragst, fragst du letztlich nach einem Sollen. Wenn du behauptest, der Sinn des Lebens eines Einzellers sei das Wachstum, behauptest du, Einzeller existieren, weil sie sich ausdehnen sollen. Offenbar können sie sich dieses Sollen nicht selbst vermitteln, es sei, du bist ein Anhänger der Thesen, die im "Schwarm" aufgestellt werden. Wenn sie sich dieses Sollen nicht selbst geben können, wer gibt es ihnen? Das Leben? Aber das Leben ist nur ein Phänomen, es gibt keine fühlende, denkende, planende Instanz dahinter. Also bist du wieder bei Gott oder etwas vergleichbarem. Wenn du da nicht hinwillst, bleibt dir logisch gar nichts anderes übrig, als anzunehmen, daß Wachstum ein Begleitphänomen von Lebendigkeit ist, etwas Unvermeidbares, wenn wir denn Leebndigkeit konstatieren. Da wir aber keinen apriori-Sinn festellen können, bleibt nur die Annahme, daß das Sinnkonstrukt eine anthropozentrische Vorstellung ist. WIR MENSCHEN wünschen, daß mit den Dingen ein Sinn verbunden sei, und unsere Gehirne sind offenbar so gestrickt, daß sie allzuleicht apriori-Sinn konstruieren, wo tatsächlich nur Selektion regiert.


Auch "absout" oder "Absolutum" ist so ein Begriff, der nur aus den Voraussetzungen menschlichen Empfindens verständlich ist. Anaximander sprach vom "apeiron", jener absoluten untrennbaren Einheit, aus der alles heraus-, in die alles zurückfließt. Aber auch das ist nur ein Konzept, keine physikalische Größe oder irgendetwas anders greifbares. Es ist zudem eine Trivialität. Natürlich können wir sagen, alles was existiert, ist zusammengenommen das Absolute. Na und? Ist damit irgendetwas gewonnen? Ein Etikett mehr, sonst nichts. Und schon gar nichts, wofür ich mit Schwert und Feuer missionieren oder gar das intellektuelle Seelenheil einer ganzen Epoche dran aufhängen würde.

Es gibt keinen Unterschied, ob irgendetwas sinnvoll oder sinnlos lebt. Menschen sind so konditioniert, daß wir glauben, ohne Sinn nicht leben zu können, ein Glaube, so gut oder schlecht wie jeder andere Glaube auch. Haben wir uns dieses Glaubens aber erst mal entledigt, leben wir ohne Sinn genauso gut wie alle, die vermeinen, einen Sinn feststellen zu müssen oder gar zu können.

janw
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Di 31. Okt 2006, 11:35 - Beitrag #124

Zitat von Ipsissimus:Menschen sind so konditioniert, daß wir glauben, ohne Sinn nicht leben zu können, ein Glaube, so gut oder schlecht wie jeder andere Glaube auch. Haben wir uns dieses Glaubens aber erst mal entledigt, leben wir ohne Sinn genauso gut wie alle, die vermeinen, einen Sinn feststellen zu müssen oder gar zu können.

Vielleicht gar besser, der Begriff der Suche impliziert auch immer die Möglichkeit des Nichtfindens...und dann?

ernesto, die Tatsache, daß die grundlegenden Mechanismen der Einzeller sich auch bei uns wiederfinden, zeigt nur die Funktionalität dieser Mechanismen, die sich deshalb erhalten haben. Abgesehen davon, sind auch die heutigen Einzeller im Vergleich mit ihren Vorfahren wohl recht hoch entwickelt.

Maurice
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Do 2. Nov 2006, 17:06 - Beitrag #125

Um nochmal auf das Thema "Wahrheiten" zurück zu kommen: Die "Bild"-Zeitung rühmt sich ja derzeit mit einem Plakat, das folgenden Text abbildet:
"Ja, meine Brüste sind gemacht."
Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

Und was bringt uns diese Wahrheit? :D

janw
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Do 2. Nov 2006, 21:52 - Beitrag #126

Maurice, sie bringt uns die Erkenntnis, daß Menschen bereit sind, für jede x-beliebige Trivialität Geld auszugeben, das ihnen an sich hinten und vorne fehlt.
2 Mio Jahre menschlicher Entwicklung haben gerade ausgereicht, um Blöd hervor zu bringen. Da graut mir endgültig vor der Zukunft.^^

Zitat von Ipsissimus:Wenn es Existenz (die Gesamtheit) gibt, so gibt es diese aus sich selbst heraus, d.h. sie unterliegt keinen Voraussetzungen, die nicht in ihr selbst begründet wären.

Damit ist Existenz im Grunde selbstreferentiell, bzw. man könnte sagen :Es existiert, weil´s existiert.
Verstehe ich Dich so richtig ?

Ist Existenz nach Deiner Diktion ewig, oder spielt die Zeit dabei per se keine Rolle?

Maurice
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Do 2. Nov 2006, 23:00 - Beitrag #127

@Existenz: Gibt es da überhaupt ein "weil" dass nicht kausal verstanden werden kann? Und um kausale Erklärungen, soll es hier ja wohl hier nicht gehen, oder?

Ipsissimus
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Fr 3. Nov 2006, 13:19 - Beitrag #128

welche Möglichkeiten zur Erklärung haben wir denn, janw?

Gottestheorien - Ewigkeit von Existenz - Ewigkeit eines realen Nichts mit Hervorbringungs- und (mutmaßlich) Zurücknehmungspotenz

von diesen drei Möglichkeiten fasziniert mich eigentlich nur noch die dritte. Zu Gottestheorien gibt es für mich nicht mehr viel zu sagen, nur daß dann, wenn es einen wie auch immer gearteten Schöpfergott gäbe, die Fragen, die im zweiten Punkt gestellt werden müßten, halt an einen solchen Gott gestellt werden müßten, womit dieser ganze Komplex sich als Teilaspekt von Möglichkeit 2 erweist. Der Nachteil gegenüber These 2 besteht darin, daß der Gottesgedanke uns in eine unendliche Rekursion von Meta-, Metameta- usw -gottheiten als "letzter Begründung" führt.

Ewigkeit von Existenz in welcher Form auch immer, meinetwegen Materie oder Energie, kann hinhauen. Zeitliche Unendlichkeit ist allerdings ne ziemlich knackige Sache, wenn man bedenkt, daß Zeit erst durch die Existenz von etwas real wird, das Veränderungen erfährt. Vor dem Urknall hat es unser Universum und die Zeit noch nicht gegeben, also müßte für diese These der Zeitbegriff einer massiven ontologischen Revision und Ausweitung unterzogen werden. Dafür gibt es Ansätze bei Hawkins (Imaginärzeittheorie), aber ich sehe im Moment nicht, daß daran weitergearbeitet würde.

Am Gedanken der Ewigkeit des realen Nichts mit Hervorbringungspotenz (als Gegensatz zum philosophischen absoluten Nichts, das auch nichts hervorbringen kann) fasziniert mich, daß es quantenmechanisch möglich ist. Nicht in allen Bereichen des Nichts besteht die gleiche Unwahrscheinlichkeit zur Hervorbringung. Und über das nichtige Äquivalent von Äonen hinweg mögen sich diese Unwahrscheinlichkeiten so umgelagert haben, daß an irgendeiner "Stelle" die Wahrscheinlichkeit 1 für "Etwas" entstand. Auch eine hübsche Schöpfungsgeschichte^^ Wenn dies nun den Sachverhalten entsprechen sollte, mag die "Ewigkeit" = zeitliche Unendlichkeit des Nichts als Seinsmedium alternierend, parallel oder windschief zueinander beliebig viele und je beliebig lange "Abschnitte" oder "Zeiträume" mit und ohne "etwas" enthalten, ohne durch diese notwendigerweise schon "gefüllt" zu sein. Und wir sind halt gerade in einem Abschnitt mit etwas.

Mir gefällt einfach die Kühnheit dieses Gedankenganges^^

janw
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Fr 3. Nov 2006, 13:41 - Beitrag #129

Diese Kühnheit gefällt mir auch, zusammen damit, daß dieser Ansatz nach meiner begrenzten Sicht der am stärksten reduktionistische ist, oder radikalste, wenn man von der Begriffswurzel radix ausgeht^^

Zum 2. Ansatz: Was die Nichtexistenz von Zeit vor dem Urkanll betrifft, bin ich noch nicht restlos überzeugt, bzw. hege ich den Verdacht, daß Mathematik und Physik nur einen begrenzten Ausschnitt der Wirklichkeit beschreiben.
Letztlich...herrschte doch in dem winzigen Materieverdichtungsklumpen auch eine Dynamik, in Richtung fortlaufender weiterer Verdichtung, bis diese eben in spontaner Ent-Dichtung endete.
Ich habe Hawking jetzt nicht vollständig im Kopf, aber müsste nach der gängigen Diktion nicht auch in Schwarzen Löchern die Zeit zu existieren aufhören?

Ipsissimus
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Fr 3. Nov 2006, 14:02 - Beitrag #130

hinsichtlich dessen, was vor dem Urknall war, bin ich auch noch nicht überzeugt, aber es könnte wohl sein, daß Möglichkeit 2 sich als Teilaspekt von Möglichkeit 3 erweist^^

soweit ich weiß, lautet die gängige Theorie, daß in Schwarzen Löchern ein Zeitgradient vom Ereignishorizont zur Singularität aufgebaut wird, mit schnellstem Zeitfluss am Ereignishorizont und Zeitstillstand bei Erreichen der Singularität

Maurice
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Fr 3. Nov 2006, 14:05 - Beitrag #131

Naja die dritte Option ist immerhin (schätze ich) für die meisten äußerst kontraintuitiv, scheint doch zu gelten "von nichts kommt nichts" oder "nihil ex nihilo". Das größte Problem dabei ist wohl, dass ein Nichts im wahrsten Sinne des Wortes für uns nicht beschreibbar ist, denn immer wenn wir beschreiben, beschreiben wir etwas und ein Nichts, wäre ja ein jegliches Fehlen von etwas. Ein Nichts wäre demnach ein Ding, das das Fehlen irgendeines Dinges ist, was wohl nach jeder logischen Herangehensweise widersprüch ist. Das Nichts wäre demnach ein Unding, vergleichbar mit der Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten. Mit dem Wort "Nichts" lässt sich bestimmt wunderbar schwärmen, aber in meinen Augen keine ernsthafte Philosophie betreiben.
Die klassische Version von Option 2 scheint mir auch fraglich zu sein, da stimme ich dir zu. Mir scheint es deshalb am erfolgsversprechensten, Ansatz 2 und 3 miteinander zu verbinden. Das tust du ja schon, indem du nicht von einem absoluten Nichts spricht. Aber ist ein nicht-absolutes Nichts noch ein Nichts, oder doch wieder das Vorliegen eines etwas, wodurch wir es wieder mit einem Etwas und nicht mit dem Nichts zu tun haben?
Wenn wir also nicht in widersprüchliche Schwärmereien über ein Nichts verfallen wollen, müssen wir wohl auf eine grundlegendere ontologische Ebene spekulieren, wenn wir mit Phänomenen konfrontiert werden, die scheinabr aus dem Nichts entstehen. Aber vielleicht ist auch kein Modell möglich, dass unseren Ansrpüchen genügt, wenn sich die Welt in ihren Grundzügen prinzipell unvereinbar mit den transzendentalen Prinzipien unseres Denkens verhält. Aber einen Versuch ist es wohl wert. ^^

Ipsissimus
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Fr 3. Nov 2006, 14:15 - Beitrag #132

das ist ja genau der Grund, Maurice, weswegen ich von "realem Nichts" im Gegensatz zum philosophischen Nichts spreche. Es ist mir bewußt, daß die Möglichkeiten 2 und 3 stark interdependieren; der Unterschied, der mir wichtig genug ist, Möglichkeit 3 auszuformulieren, besteht darin, daß in 2 etwas relativ Greifbares als ewig gesetzt wird, während in 3 auch noch auf das letzte Quentchen Komplexität verzichtet werden kann. Ein "Nichts", aufgefaßt im weitesten Sinne als ein "Feld", in dem quantenmechnanische Fluktuationen "etwas" hervorzubringen vermögen, ist selbst schon streng genommen "etwas", da stimme ich völlig zu. Es ist aber noch lange nicht so sehr "etwas", wie es Materie oder Energie wäre.

Maurice
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Fr 3. Nov 2006, 14:31 - Beitrag #133

Ich gebe zu (was dir wohl schon vorher klar war), dass ich mich primär am Ausdruck "Nichts" störe, der mir einfach aus sprachlogischer Perspektive völlig gegen den Strich geht. Ich bin ja schon zufrieden, wenn du statt von einem "Nichts" (das bei dir streng genommen gar kein Nichts wäre) von einem Noumenon sprechen würdest. Eine Ebene der Realität, die wir nicht in Worte kleiden können, sondern uns dieser nur nähern können, die immer unerkannt bleiben wird, aber trotzdem erahnbar.
In der Physik scheint es ja auch Ansätz zu geben, die eine ontologische Ebene vor der Materie postulieren, z.B. in der Super-String-Theorie. Wobei hier "Materie" philosophisch und nicht physikalisch gemeint ist. Ich gehe mal davon aus, dass du "Energie" auch nicht im physikalischen Sinne meintest, denn wie sol eine Eigenschaft, die ontologische Basis der Welt sein? Eine Eigenschaft ohne "Thing" das es besitzt lässt sich nur durch Plantonismus oder Universalienrealismus begründen, scheint mir... oder vielleicht noch mit diesem sonderbaren neueren Ansatz, Information als ontologische Basis zu postulieren... aber da stellt sich für mich wieder die Frage, wie Information ohne Träger möglich sein soll.

Ipsissimus
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Fr 3. Nov 2006, 15:05 - Beitrag #134

Anaximander sprach in diesem Zusammenhang vom apairon, das, wenn es von allen moralischen Implikationen entkleidet wird, die Anaximander ihm zusprach, große Ähnlichkeit mit diesem Noumenon aufweist, das ich bisher als "reales Nichts" bezeichnete. Da die Bezeichnung mir nicht wirklich wichtig ist, werde ich dann in Zukunft auch vom Noumenon sprechen^^

Natürlich meine ich "Energie" und "Materie" in einem vor-physikalischen Sinne; allerdings kommen wir hier allmählich an eine Sprachgrenze.

"Information" die im Noumenon nur als "Potential, einen Informationsträger hervorzubringen" vorhanden ist?

Maurice
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Fr 3. Nov 2006, 17:56 - Beitrag #135

Du kannst ruhig weiter vom "Nichts" sprechen, wich weiß ja, was du meinst. Ich wollte nur meine Bedenken gegenüber diesem Ausdruck äußern. Wenn du jetzt aber auch lieber (unabhängig von meiner Anwesenheit hier im Forum) ein anderes Wort für das, was du meinst, verwenden willst, soll mir das auch Recht sein. ;)

@Information: Wenn das Noumenon Dinge hervorbringt, die Information besitzen, also Information eine emergente Eigenschaft ist, dann muss das Potential hierfür natürlich schon im Noumenon verliegen. Was mich daran erinnert, dass wir mal vor längere Zeit eine Diskussion hatten, was "Information" eigentlich ist... nur kann ich mich an dessen Ergebnis nicht mehr erinnern. ^^*

PS: Wir agieren während dieser ganzen Grundsatzdiskussion über das Sein und wie die Welt in ihren Grundzügen beschaffen ist an der Grenze der Sprache. Das habe ich vor ein paar Wochen wieder gemerkt, als ich drei Physikstudenten erklären wollte, warum ich meine, dass eine Schwingung nicht existiert und was ich damit meine. ^^

ernesto
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Fr 3. Nov 2006, 22:24 - Beitrag #136

Alles ist Energie

Zwei Dinge sind absolut dankbar. Alles und Nichts. Relativ gesehen gibt es sowohl viele Nichts als auch Alles. Bsp: Nichts mehr da! (Essen) Bsp: Alles da?

Im Absoluten hat Alles einen entscheidenden Vorteil: Es existiert! Zugleich widerlegt es das an sich nicht als real denkbare absolute Nichts.

Ständig im Leben, so wir es reflektieren, treten Dreiheiten auf. Etwa Körper, Geist und Seele. Doch auch was die Seins-Frage betrifft, physikalisch, auf Materie/Energie-Ebene, findet sich eine Dreiheit wieder.

So wie der Körper zum Geist,
auch die Materie zur Energie,
so wie der Geist zur Seele,
auch die Energie zur Information.

Wobei das Materie-Energie-Verhältniss ja noch nicht so geklärt ist. Doch scheint es mir naheliegend, dass es eine Erscheinung desselben ist.

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

Maurice
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Fr 3. Nov 2006, 22:32 - Beitrag #137

@Materie-Energie-Verhältnis: Wenn die Nachhilfestundne in Physik was gebracht haben, dann stimmt meine Äußerung, dass das Verhältnis von Materie und Energie das einer Gruppe von Dingen zu einer Eigenschaft ist.

@Nichts: Gibt es den Ausdruck "semantischer Fehlschluss"? Diese Formulierung ist mir nämlich gerade in den Sinn gekommen, als ich ernestos imo falsche Schlussfolgerung gelesen habe, von der sprachlichen Hilfskonstruktion des Substantivs "Nichts" auf die Existenz einer Entität zu schließen, die Signifikat des Signifikanten "Nichts" ist.

ernesto
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Sa 4. Nov 2006, 14:14 - Beitrag #138

Die begriffliche Welt ist in sich frei genug, um Nicht-Existenzen, vollkommen beliebig zu formulieren. Der Formalismus erlaubt die Konstruktion nahezu beliebiger Hirn-Gespinste.

Doch ist zu beachten, dass das Formulierte und die Formulierung ihrerseits eine Realität darstellen.

Einfach gesagt: Auch die Forumlierung einer irren Unwahrheit ist im Ganzen eine reale Entität. Bloß in sich oder innerhalb bestimmter Kontexte findet sich die relative (!) Unwahrheit.

Deshalb ist es sehr wohl möglich, das absolute Nichts zu formulieren, zu bedenken und ihre direkte Exsitenz zu prüfen. Für offene Menschen mit Verstand bleibt nach Studie der trivialen Eigenschaften eines denkbaren absoluten Nichts nur der Schluss: Es existiert nicht!


Apropos Trivialität: Sie ist wunderschön, dort wo sie passt, wo sie hingehört, ist sie das Beste und Perfekteste was man sich nur wünschen kann. Sie erlaubt Fassbarkeit, Teilbarkeit, prägnante Formulierung.

Wenn etwas trivial erscheint, so bedeutet dies meist, dass es wahrhaftig so ist wie es scheint. Die Einfachheit ist eines der besten Maße für Wahrheit!!!

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

PS: Das was du wohl auszudrücken versuchtest, @maurice, wäre sowohl kürzer als auch simpler gegangen. Siehst du einen Sinn in Kompliziertheit? Ich steh gar nicht auf Komplexe.

Lykurg
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Sa 4. Nov 2006, 14:49 - Beitrag #139

Für offene Menschen mit Verstand bleibt nach Studie der trivialen Eigenschaften eines denkbaren absoluten Nichts nur der Schluss: Es existiert nicht!
Da du als einen solchen ja im Wesentlichen dich selbst gelten läßt, muß ich dich zur Befreiung aus meiner Unwissenheit fragen:
Ist im "Alles" nicht auch irgendwo das Nichts enthalten? Wenn nicht, ist es nicht alles. Wenn doch, existiert dirzufolge das Nichts.

ernesto
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Sa 4. Nov 2006, 15:07 - Beitrag #140

Falsch. Denn Alles ist jene Ganzheit die genau alles Existierende einschließt. Da das absolute Nichts nicht existiert, ist es im Alles auch nicht enthalten.

Sehr wohl aber ist der Begriff und die Diskussion über das absolute Nichts im Alles enthalten (mehr als hinreichend).

Dass du dich Unwissend deutest, ist bestimmt mit Recht. Wer kann schon wirklich viel wissen?!

Doch schlimm ist nicht die Unwissenheit, schlimm ist die Unverständigkeit!! Ich hoffe du willst dich nicht als Unverständiger begreifen!

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)

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