So, jetzt habe ich "Bis ich dich finde" von John Irving durchgelesen. Und endlich mal wieder hat mich ein Buch meines Lieblingsschriftstellers so gepackt, dass ich stundenlang nicht aufhören konnte zu lesen und morgens mit kleinen Augen im Büro saß.
Es ist das pralle Leben, diesmal wohl sehr autobiografisch. Ein paar schräge Einfälle waren mit etwas zu "gewollt", so als hätte Irving sich richtig Mühe geben müssen, etwas Skurilles unterzubringen. Das hat mich ein kleines bisschen irritiert, weil in anderen Irving-Romanen die seltsamen Einfälle so natürlich passieren, als wären sie das Normalste von der Welt.
Abgesehen davon ist es aber ein sehr dichtes Buch. Es gelingt, die Hauptperson - Jack Burns, ein Schauspieler und
alter ego von John Irving, der als John Blunt geboren wurde - in der ersten Hälfte so zu beschreiben, als wäre er lediglich eine Projektionsfläche oder Marionette für seine Umwelt. Erst in der zweiten Hälfte - passend zu der psychologischen Entwicklung des Protagonisten - gewinnt Jack an Kontur. Das ist handwerklich sehr geschickt von Irving umgesetzt.
Ich will nicht zuviel vom Inhalt schreiben, falls noch jemand das Buch lesen möchte. Nur soviel: Es gibt kaum Schriftsteller, die mich zu Tränen rühren, John Irving gehört dazu. Und nach über 1100 Seiten habe ich es sehr bedauert, mich von Jack Burns verabschieden zu müssen.
(Jedenfalls bin ich jetzt wieder so angefixt, dass ich mir heute Abend nochmal "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker" vornehmen werde.
)