Sowohl "Ich" als auch "denke" benötigt schon inhärente Existenz, also ist der Satz insofern ein Zirkelschluss, als von Existenz auf Existenz geschlossen wird. Descartes kann nicht hinter die Existenz zurücktreten, um quasi "von außen" über Existenz ein Urteil abzugeben. Insofern ist sein berühmtes Cogito eine Trivialität "ich bin, also bin ich".
Das ist imo weit an der Tiefgründigkeit der Aussage vorbei, es handelt sich hier mitnichten um einen Zirkelschluss und schon gar nicht von trivialer Natur.
Betrachtet man die Aussage "Ich denke, zweifle, also bin ich", ist das einfach zu analysieren. Der Gedanke und das Ich existieren und beweisen folglich die Möglichkeit der Existenz an sich, der Zweifel jedoch beweist die Einzigartigkeit des Ich, da Zweifel die Existenz einer Metaebene voraussetzt, keine Subroutine kann sich selbst prüfen das erledigt die Metaroutine. Durch die Fähigkeit des Zweifelns am eigenen Gedanken wird der Beweis erbracht, dass nicht nur die gedanken-formulierende Ebene existiert sondern auch die zugehörige Metaebene. Das ist es entscheidende am Ich, wäre der Zweifel nicht, könnte es sich auch um einen durch "creatio ex nihilo" entstandenen Gedanken handeln.
janw,
Wie dem auch sei, in meinen Augen ist der Satz von Descartes in seiner logischen Unausgereiftheit, vor allem aber in seiner unbedingten Ausblendung all dessen, was mit emotionaler Welterkenntnis zu tun hat, einer der im negativen Sinne folgenreichsten der bekannten Menschheitsgeschichte.
Was andere aus den Schriften Decartes' für Erkenntnise gewonnen haben, ist nicht sein Verdienst und nicht seine Schuld, so wenig wie Darwin für Hitlers Verständnis der Herrenrasse verantwortlich ist und genauso wenig wie Nietzsches späte Schaffensperiode für Hitlers Tugenddefinition verantwortlich ist. Decartes' Werke müssen allein ihrem Inhalt wegen beurteilt werden, nicht im Kontext historischer Folgen desselben. Mir ist bekannt, dass die Liste der Kritiker Descartes' lang ist, aber Quantität != Qualität.