Kindesmissbrauch...

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janw
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Sa 3. Mär 2007, 19:54 - Beitrag #21

Hm...Feuerkopf, das ist natürlich ein schlagender Beweis, so wie Du es darstellst.
Irgendwie verunsichert mich das ein wenig, denn statistische Außenseiterrollen liegen mir nicht so...

[quote="Ipsissimus"]Da steht am Ende meist ein Toter, dort eine tote Seele]
Naja, aber kann eine Seele nicht wieder zum Leben erweckt werden? Und sei es, daß sie die Befreiung durch Erkenntnis ihrer Sinnlosigkeit erlebt?^^

Feuerkopf
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Sa 3. Mär 2007, 20:20 - Beitrag #22

Zitat von Yanā:...
Davon abgesehen ist der Strafverflogungsansatz wesentlich einfacher
Ipsissimus, deiner These stimme ich absolut zu, nichts desto trotz ist Rechtsprechung für mich untrennbar mit RECHT verbunden und Recht gibt es in dieser bemitleidenswerten und ekelerregenden Kopie eines demokratischen Rechtsstaates offenbar nicht mehr...

Und nur um das klar zu stellen, es ist mir völlig egal, was Uwe alles erlebt hat, wie oft er als Kind was auch immer durch gemacht hat, warum er entgleist ist uswusf, er hat ganz eindeutig gezeigt, dass er es nicht verdient Mitglied dieser Gesellschaft zu sein und ginge es nach mir würde ich ihm mit der NAchgiebigkeit und Einsicht und der Milde begegnen, die man Steuerschuldnern erweist... Aber er schuldet uns ja kein Geld schließlich hat er ja nur 5 Kinder missbraucht und 1 getötet, also Schwamm drüber, in 2 Jahren ist das nächste fällig, ist halt auch nur ein Mensch, dem die Gesellschaft so übel mitgespielt hat, wie 80 Millionen anderen, warum schänden wir nicht einfach alle Kinder? Wäre doch mal witzig, ich fühle mich so einsam, ich sollte gleich morgen in den Kindergarten gehen und mir eine kleine Prinzessin aussuchen...

Im Ernst es muss doch wohl machbar sein einerseits die Hintergrundproblematik zu verstehen und andererseits diesen Sauerstoffverschwendern einer gerechten Strafe zuzuführen...


Die Strafverfolgung von Uwe K. gestaltete sich aus verschiedenen Gründen schwierig: Er war bereits zu DDR-Zeiten straffällig geworden und die alten Straftaten waren offenbar nicht verfügbar aktenkundig. (Man bedenke hier immer: das war vor der Erfassung auf Computern.)
Zudem war er in einem anderen Bundesland straffällig geworden; die Daten der Bundesländer sind nicht mit einander vernetzt, da Polizei in Länderhoheit liegt.
Außerdem gibt es (noch) keine Datenbank zum Thema Kindesmissbrauch, auf die die Polizei hätte zurückgreifen können.

Da diese Mann aber inzwischen als einschlägig vorbestraft gilt, wird er nach diesem Mord wohl sehr wahrscheinlich für immer in Gewahrsam bleiben.

Yanāpaw
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So 4. Mär 2007, 15:57 - Beitrag #23

Feuerkopf,

ich kann durchaus nachvollziehen, dass gewisse Umstände ein Verfahren belasten können, aber imo ist es immer eine Frage des Wollens, denn Können kann man viel. Wir haben Fabrikhallenweise Akten von SED Funktionären, von der Stasi, dem GEHEIMDienst, aber von Verurteilten Kinderschändern, fehlen uns leider sämtliche Aufzeichnungen, wie ärgerlich. Die Informationsweitergabe bei Kinderschändern funktioniert nicht über die Grenzen der Bundesländer, wenn ich Steuerschuldner bin, dann weiß die Behörde genau, wieviel mir mein Finanzamt (Dass nicht weniger autonom bei der Bemessung von Anrechenbarkeiten ist als Die Polizei bei der Strafverfolgung) für meinen Laptop bewilligt hat, zu wieviel Prozent ich meinen letzten Anzug angesetzt habe und ob ich mein Desktop als gwg abschreibe oder nicht...

Die Frage ist also nicht ob es Möglichkeiten gegeben hätte sondern imo eher warum man zu faul war etwas mehr Arbeitsaufwand zu investieren, diesen Menschen wünsche ich, dass sie sich in einer identischen Situation widerfinden. Es geht hier nicht um falsch parken, sondern um Kindesmissbrauch und wenn dafür irgendein Beamter 5 Monate lang Akten wälzen muss, na und was interessiert mich das, dafür wird er schließlich auch von meinen Steurern bezahlt, der unkündbare, privat Versicherte, überpensionerte Blutegel...


Davon abgesehen gibt es für eine derartige Häufigkeit von Kindesmissbrauch - wie du sie andeutest - meiner Ansicht nach keine schlüssigen Beweise, mag sein, dass das in deinem Freundeskreis so ist, aber dass das repräsentativ ist, wage ich mal anzuzweifeln, mein Freundeskreis ist das exakte Gegenbeispiel.

Ipsissimus
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Mo 5. Mär 2007, 13:28 - Beitrag #24

da hast du recht, Yanapaw, es gibt dafür keine Beweise, nur das Wissen der Betroffenen. Daß dieses Wissen immer und immer wieder ignoriert wird, sobald sie es nicht beweisen können, ist eines der Probleme, auch wenn ich zugeben muss, daß die Öffentlichkeit diesbezüglich seit ein paar Jahren sensibler geworden ist. Sensibler leider an der falschen Stelle, denn die Werwölfe sind nicht das wirkliche Problem.

Sicher hast du Recht, daß Strafverfolgung das einfachere Verfahren ist. So simpel, dass sie praktisch nichts nützt, jedenfalls nicht unter Präventionsgesichtspunkten.

Und nur um das klar zu stellen, es ist mir völlig egal, was Uwe alles erlebt hat, wie oft er als Kind was auch immer durch gemacht hat, warum er entgleist ist uswusf, er hat ganz eindeutig gezeigt, dass er es nicht verdient Mitglied dieser Gesellschaft zu sein und ginge es nach mir würde ich ihm mit der NAchgiebigkeit und Einsicht und der Milde begegnen, die man Steuerschuldnern erweist ... Im Ernst es muss doch wohl machbar sein einerseits die Hintergrundproblematik zu verstehen und andererseits diesen Sauerstoffverschwendern einer gerechten Strafe zuzuführen


heikel, ganz heikel, auch völlig unabhängig von der Festellung, daß man Mitglied einer Gesellschaft per Geburt und nicht per Verdienst ist. Das Heikle liegt darin begründet, daß in deinem Statement ein komplexes Phänomen unter Außerachtlassung aller strukturellen Zusammenhänge auf Bestrafung reduziert wird. Natürlich können wir alle die vom Unaussprechlichen Geplagten mimen. Dann wird es halt immer weiter gehen, bis die eine Hälfte der Bevölkerung die andere Hälfte im Gefängnis verwahrt, ohne daß sich auch nur das Geringste zugunsten der tatsächlichen und potentiellen Opfer ändern würde. Es geht nicht um die Bestrafung der Täter. Bestrafung ist nur die Ohnmacht nach der Tat. Wenn wir weniger Opfer wollen, müssen wir sehen, welche gesellschaftlichen Strukturen zur Entgleisung führen und diese Strukturen angemessen ändern. Wenn jemand das nicht will, soll er mir nicht sagen, er würde sich etwas aus der Situation der Opfer machen

e-noon
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Mo 5. Mär 2007, 14:59 - Beitrag #25

Jemand kann ja diese Art der Prävention wollen, sie aber für schwer bis gar nicht erreichbar erachten und sich deshalb zunächst der offensichtlich unangemessenen Bestrafung widmen. Außerdem ist es nicht richtig, dass diese Bestrafung nichts bringt - ich bin sehr sicher, dass ich mich als Opfer nicht sicher fühlen würde, solange der Täter frei ist, und da hier das Opfer m.E. rechtlich über dem Täter steht, sollten auch die Bedürfnisse des Täters weniger wiegen als die des Opfers. Zudem ist wohl unumstritten, dass im jüngsten Fall das Kind noch leben würde, wenn der Täter noch hinter Gittern gesessen hätte, und dass ein Verfahren, das das Leben eines Kindes rettet, "praktisch nichts nutzt", finde ich nicht.

Welche gesellschaftlichen Strukturen führen denn zur Entgleisung, und wie sollte man denen entgegenwirken? War früher alles besser, und wird es immer schlimmer, oder sind wir vielleicht schon auf dem Weg der Besserung?

Und bezüglich der Beweise: Man muss nicht prinzipiell die Ehrlichkeit der Opfer, die keine Beweise aufbringen können, anzweifeln, um zu bezweifeln, dass aus zwei verschiedenen Freundeskreisen auf ganz Deutschland geschlossen werden kann. Vielleicht ist es auch Generationsbedingt - in meinem Bekanntenkreis finden sich ebenso keine Missbrauchsopfer, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten sich wehren und Anzeige erstatten würden, wenn sie Missbrauchsopfer wären, und dann auch ernst genommen würden. Ist das jetzt ein Beweis, dass es keine Missbrauchsopfer gibt außer denen, die Anzeige erstatten? Ich denke, nein. Es wäre interessant zu erfahren, woher du/ihr die Behauptung nehmt, dass viel mehr (wie viele etwa in Prozent?) Menschen missbraucht werden, als die Kriminalisten es in der Angabe ihrer Dunkelziffer vermuten.

Ipsissimus
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Mo 5. Mär 2007, 15:42 - Beitrag #26

Lies dich einfach mal in die Homepaegs von diversen Selbsthilfegruppen ein, e-noon, aber mach dich auf heftige Kost gefasst. Die auf vielen dieser Seiten angeführten Schätzungen belaufen sich darauf, daß jedes dritte Mädchen und jeder siebte Junge vor Eintritt der Pubertät wenigstens einmal Opfer sexuellen Missbrauchs wird; die offiziellen Dunkelziffer-Statistiken belaufen sich auf jedes siebte Mädchen und jeden 12ten Jungen. Genauere Quellen kann ich dir derzeit nicht geben, weil meine intensive Beschäftigung mit diesem Themenkreis schon ein paar Jahre zurückliegt, aber du solltest mühelos imstande sein, die gewünschten Angaben zu finden.

Daß im Fall Uwe K. ein Fehler vorlag, habe ich ja bereits Yanapaw zugestanden. Du klammerst dich aber am Aspekt der Bestrafung fest und gehst überhaupt nicht darauf ein, daß diese Leute die absolute Ausnahme sind und als solche überhaupt nicht im Kern des Problems stehen.

Ich hoffe sehr, daß dir die Erfahrung erspart blieb und bleibt, dich als Opfer zu fühlen. Glaub mir, was die meisten kindlichen Opfer nicht wollen, ist die Bestrafung, das hat auch überhaupt nichts mit ihrem Sicherheitsgefühl zu tun. Wenn überhaupt, ist Bestrafung ein Wunsch altgewordener Opfer, die über die Traumatisierung langsam hinwegkommen, oder zumindest mit ihr umgehen können. Die kindlichen Opfer wollen die Gewißheit, daß es ihnen niemals wieder passieren wird; und diese Gewissheit erhalten sie nicht durch die Bestrafung eines Täters, denn ihr Urvertrauen ist zerstört worden: sie wissen, daß es prinzipiell möglich ist, also auch immer wieder passieren kann; von wem dies dann ausgeht, ist demgegenüber fast schon gleichgültig, da es jeder sein kann. Und diese "jeder" sind in der Familie sehr viel näher auf Tuchfühlung als woanders.

In deinem Bekanntenkreis sind keine Missbrauchsopfer? Frag besser mal nach.

Yanāpaw
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Mo 5. Mär 2007, 16:35 - Beitrag #27

Ipsissimus schrieb:
Die auf vielen dieser Seiten angeführten Schätzungen belaufen sich darauf, daß jedes dritte Mädchen und jeder siebte Junge vor Eintritt der Pubertät wenigstens einmal Opfer sexuellen Missbrauchs wird


Dafür gibt es meines Erachtens nach 2 mögliche Gründe, entweder die verwendete Definition sexuellen Missbrauchs ist so weitläufig gefasst, dass der Penis/Brustvergleich mit älteren Angehörigen schon unter sexuellem Missbrauch läuft, oder es handelt sich schlichtweg um Lug und Trug. Da es sich in meinem - sehr großen - Bekanntenkreis um weit geringere Anteile handelt, muss es zwangsläufig große Freundeskreise geben, in denen jedes Mädchen und jeder Junge sexuell missbraucht wird / wurde um obiges Mittel zu erreichen und das halte ich für absolut abstrus. Ich will das Leid dieser Menschen nicht schmälern, aber von 33% der weiblichen Bevölkerung als tatsächlichen Missbrauchsopfer zu sprechen ist absolut realitätsfremd.



Ipsissimus schrieb:
Du klammerst dich aber am Aspekt der Bestrafung fest und gehst überhaupt nicht darauf ein, daß diese Leute die absolute Ausnahme sind und als solche überhaupt nicht im Kern des Problems stehen.



Sie stehen im Kern des Präventionsgedankens, ja aber nicht im Kern des Bestrafungsgedankens. Dennoch wäre es eine Form der Prävention gewesen, Uwe in einem dunklen Loch verfaulen zu lassen, dann würde ein gewisser Junge jetzt nämlich noch leben. Und dass es den Opfern nicht wichtig ist, wenn ihre Peiniger verurteilt werden mag sein - ich kann das nicht beurteilen - aber es ist im Interesse der Zweit/Dritt oder Viertopfer, dass diese Menschen angemessen bestraft werden, vor allem wenn man bedenkt, dass sexueller Missbrauch eine der Straftaten mit dem - mit Abstand - größten Rückfallrisiko sind. Ob die jeweiligen Opfer wollen, oder nicht wollen, dass die Täter verurteilt werden ist eigentlich unerheblich, es wird Recht gesprochen und nicht "Was hättest du gerne"...

Mir ist klar, dass die Uwe Ks einen verschwindend geringen Anteil an den gesamten Fällen des sexuellen Missbrauchs darstellen, aber irgendwie scheint es verloren gegangen zu sein, dass ich bisher gar nicht von der eigentlichen Prävention sprach sondern nur von der Bestrafung.


Ipsissimus schrieb:
So simpel, dass sie praktisch nichts nützt, jedenfalls nicht unter Präventionsgesichtspunkten.


Das ist ungefähr so sinnvoll, wie ein Automobil anhand seiner Flugtauglichkeit zu bewerten, Bestrafungsmaßnahmen dienen hauptsächlich der Bestrafung und nebenbei dem Schutz der Gesellschaft, nicht hauptsächlich der Prävention...


Ipsissimus schrieb:
Wenn wir weniger Opfer wollen, müssen wir sehen, welche gesellschaftlichen Strukturen zur Entgleisung führen und diese Strukturen angemessen ändern.


Und das wären präzise welche Strukturen?

Ipsissimus
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Mo 5. Mär 2007, 17:15 - Beitrag #28

entweder die verwendete Definition sexuellen Missbrauchs


sexueller Missbrauch ist dann, wenn ein Mensch sich sexuell missbraucht fühlt; das ist noch eine "freundliche" Definition, weil sie außen vorläßt, daß es auch Missbrauch gibt, der zwar nicht expliziter sexueller Natur ist, aber doch das gleiche Empfinden des Willensbruchs wie auch explizit sexueller Missbrauch hinterläßt

doch, 33 Prozent erscheint mir eine realistische Zahl, Yanapaw

Sie stehen im Kern des Präventionsgedankens, ja aber nicht im Kern des Bestrafungsgedankens.


wenn sie tatsächlich im Kern des Präventationsgedankens stünden, liefe da noch viel mehr entsätzlich falsch, als ohnehin schon falsch läuft. Im Kern des Präventationsgedankens müßten stehen Väter, Brüder, Onkels, Familienfreunde, denn das ist gegenüber den Werwölfen der eigentlich relevante Täterkreis bezogen auf Mädels, vor diesen Personen müßten sie geschützt werden.

Bestrafungsmaßnahmen dienen hauptsächlich der Bestrafung und nebenbei dem Schutz der Gesellschaft, nicht hauptsächlich der Prävention


Fug und Unfug von Strafe mal außen vor gelassen: sie wird dann Unfug, wenn sie die Prävention ersetzt, wenn sie als Alibi dafür dient, daß Prävention im nennenswerten Maße nicht stattfindet.


Und das wären präzise welche Strukturen?


die schon genannten. Extremer Leistungsdruck mit abnehmender Fehlertoleranz, Durchkommerzialisierung aller Lebensaspekte einschließlich der privatesten, soziale Kälte, zunehmende Vereinzelung

janw
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Mo 5. Mär 2007, 22:50 - Beitrag #29

Ipsi, das mit der sozialen Kälte könnte ja gut sein...aber müsste dann nicht auch die Zahl der Fälle heute zunehmen gegen früher, wo es noch weniger "kalt" zuging? Und müsste dann nicht in den höheren Gesellschaftsschichten, die tendentiell weniger von der Kälte betroffen sind, die Quote geringer sein?

Über die Sache mit dem Willensbruch muss ich mal nachgrübeln...

Ipsissimus
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Di 6. Mär 2007, 11:29 - Beitrag #30

janw, soziale Kälte meint nicht ausschließlich Fragen sozialer Absicherung. Ein Hartz IV Empfänger, der es geschickt genug anstellt, ist einigermaßen abgesichert. Aber der Preis dafür ist extrem hoch, sein gesamtes Lebensgefühl gerät dadurch unter Druck. Versager, Parasit, sinnlose Existenz, und immer wieder die Ungewissheit, ob es wirklich reicht bis zum Monatsende, und wie lange dem so ist. Dieses "unter Druck geraten" ist nicht auf Hartz IVer beschränkt. So beobachten wir schon seit Jahren zunehmende Selbstmordraten unter Schülern, die mit der geforderten uneingeschränkten Leistungsbereitschaft nicht klarkommen; junge Ehen zerbrechen wegen der geforderten Mobilität und auch die Angehörigen gehobener und höchster Schichten leiden, wie die Anzahl der alkoholabhängigen Spitzenmanager, ihrer alkoholabhängigen Angehörigen uva zeigt. Ganz Deutschland scheint zu leiden, die einen unter der ihnen auferlegten Härte, die anderen, weil sie hart sein müssen, um ihre Positionen und Privilegien zu verteidigen

ich weiß nicht, ob es früher weniger kalt war; vielleicht war es nur anders kalt.

Yanāpaw
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Di 6. Mär 2007, 14:27 - Beitrag #31

Ipsissimus,

da mir keine schlüssigen Beweise zugänglich sind, welche die 33% als realistisch darlegten, ist es müßig sich weiter über diese Zahl zu unterhalten, du glaubst daran, ich nicht, letztlich ist es allerdings glauben, denn verlässliche Studien dazu habe ich auch auf einschlägigen Seiten keine gefunden, lediglich Mutmaßungen.

wenn sie tatsächlich im Kern des Präventationsgedankens stünden, liefe da noch viel mehr entsätzlich falsch, als ohnehin schon falsch läuft. Im Kern des Präventationsgedankens müßten stehen Väter, Brüder, Onkels, Familienfreunde, denn das ist gegenüber den Werwölfen der eigentlich relevante Täterkreis bezogen auf Mädels, vor diesen Personen müßten sie geschützt werden.


Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, mit "Sie" meinte ich genau die "Nicht-Werwölfe", die im Kern des Präventionsgedankens stehen sollten. Ich finde aber auch eine Trennung und Fokusierung auf einen Bereich nicht zielführend. Prävention wäre sehr zweckmäßig und wünschenswert, sofern erfolgreich, ist aber sehr schwer zu erreichen, Strafverfolgung hingegen ist nur unter dem Aspekt der Wiederholungstäter und dem Bestrafungsaspekt an sich zielführend, da es dann schon das Opfer gibt, dafür aber wesentlich leichter umzusetzten, auf keinen dieser Aspekte darf man verzichten. Ich denke auch nicht, dass Besrafung anhand ihrer Präventionswirkung bewertet werden darf, auch dann nicht, wenn einige das verwechseln, oder bewusst uminterpretieren.


Wenn Leistungsdruck und abnehmende Fehlertoleranz, soziale Kälte uswusf dafür Verantwortlich wären, dass die hypothetischen 33% aller Mädchen missbraucht werden, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass der gleiche Keistungsdruck und die gleiche Fehlertoleranz, die gleiche soziale Kälte 66% der Väter, Onkel oder was auch immer nicht dazu veranlasst sich an Töchtern, Nichten, Enkeln zu vergehen. Ich finde es mit einem Wort "Erbärmlich" stets Externe Faktoren für eigenes Versagen anzuführen, davon abgesehen, dass ich auch den Zusammenhang zwischen all diesen Faktoren und Pädophilie nicht erkennen kann. Eine erhöhte Suizidrate, ja zweifellos, wie in Japan beobachtbar, enorm viele Magersüchtige und Unterernährte, absolut, aber sehr viel Pädophile? Das kann allenfalss ein Grund für das wie sein, wie kann es sein, dass das so oft uverhindert passiert, aber nicht warum? Denn Pädophilie ist eine Geisteskrankheit, genau wie Nekrophilie, und die entsteht nicht durch Vereinsamung, oder Leistungsdruck, oder soziale Kälte. Und es wird wohl kein - nicht ohnehin schwerwiegend geistesgestörter - Vater, weil er so allein ist mal eben zum Stressabbau und Ausgleich seiner 5 Jährigen zwischen den Beinen rumfingern...

janw
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Di 6. Mär 2007, 14:46 - Beitrag #32

Yanapaw, Pädophilie in der Form der familienfremden Werwölfe ist unter anderem psychoneurogen bedingt, mit wechselnden Anteilen des Psychischen und des Neurogenen, was die unterschiedliche Prognose der Täter bedingt.
Das gesellschaftliche Massenphänomen der familieninternen Mißhandlungen scheint mir demgegenüber eher psychisch bedingt zu sein, und sozialer und materieller Stress könnten durchaus dazu beitragen, wie Ipsi es beschrieben hat. Wobei ich aber nicht sicher bin, ob die Mißbrauchsfälle wirklich zugenommen haben, wie es bei postuliertem zunehmendem Stress zu erwarten wäre - ich denke, das ist früher nur mehr unter der Decke geblieben...teils vielleicht auch "was die Eltern/Onkel da machen, kann ja nicht falsch sein, da muss ich wohl durch..." :rolleyes:
Homo hominis lupus^^

Nachdenklich stimmt mich das sich-mißbraucht-fühlen als Kriterium, wenn man es auf das Nicht-dem-kindlichen-Willen-folgeleisten als ganzes überträgt - denn prinzipiell gerät da Erziehung per se unter Generalverdacht, zumindest ein wenig.
Was das betrifft, waren die eine oder andere Willenszuwiderhandlung bei mir ganz förderlich^^
Wenn ich auch immer noch dem Rockkonzert mit 16 nachtrauere...was wäre das toll gewesen, mit meiner Freundin damals...aber nein, ihre Eltern und ihre Ängste :|

Ipsissimus
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Di 6. Mär 2007, 15:20 - Beitrag #33

Prävention wäre sehr zweckmäßig und wünschenswert, sofern erfolgreich, ist aber sehr schwer zu erreichen, Strafverfolgung hingegen ist nur unter dem Aspekt der Wiederholungstäter und dem Bestrafungsaspekt an sich zielführend, da es dann schon das Opfer gibt, dafür aber wesentlich leichter umzusetzten, auf keinen dieser Aspekte darf man verzichten


nun ja, ich bin halt nicht ganz so konservativ eingestellt. Für mich ist der Bestrafungsaspekt irrelevant, solange sichergestellt werden kann, daß es keine Wiederholungschance für einen Täter gibt. Das kann man aber auch auf andere Weise erreichen, chemische Kastration wäre da ein Stichwort.


Ich finde es mit einem Wort "Erbärmlich" stets Externe Faktoren für eigenes Versagen anzuführen, davon abgesehen, dass ich auch den Zusammenhang zwischen all diesen Faktoren und Pädophilie nicht erkennen kann.


sorry^^ ich bin kein Pädophiler, die "externen Faktoren", die ich da anführe, sollen nicht mein "eigenes Versagen" kaschieren, es sind lediglich ein paar Antworten, die etwas tiefer reichen als das übliche "bösartig ohne jede Notwendigkeit", das für Pädophile universeller Urteilsspruch zu sein scheint.

Davon abgesehen werden nicht allzuviele Pädophile eine Notwendigkeit spüren, ihr Tun mit derartigen Argumenten zu stützen. Viele wissen um den obsessiv-aggressiven Charakter ihrer Neigung, erliegen aber trotz des Wissens; Werwölfe rechtfertigen nie, und Vampire sind von ihrem Tun so überzeugt, daß sie versuchen, es sachlich zu verteidigen (in den Niederlanden wurde vor kurzem sogar eine Pädophilenpartei gegründet, mit einem erklärten Ziel, die "griechische Liebe" wieder kulturfähig zu machen). Und dumpfe Säufernaturen, die aus Geilheit mal eben an ihren Töchtern fummeln, sind meist zu dumm, um auf die Idee zu kommen, da sei etwas rechtfertigungsbedürftig.

Nein, diese "externen Faktoren" sind ein Versuch, zu verstehen, was wirklich vor sich geht. Bei den von dir aufgeführten "legitimen" Varianten des Druckausgleichs wie Selbstmord und Magersucht, aber auch bei bei dauerprügelnden Erziehungsberechtigten oder Leuten, die sich mit Rasierklingen Schnitte beibringen und bei vielen weiteren Varianten sehe ich die Defizit-Maßnahmen tatsächlich prinzipiell aus den gleichen Quellen gespeist wie bei Pädophilie, oder sagen wir es genauer: der Druck ist derselbe, nur führt er zu unterschiedlichen Maßnahmen, denen allesamt die Aggressivität und die katastrophale Übersprungreaktion gemeinsam ist. Menschen erleben eine zunehmend unerträgliche Last, und irgendwann reagieren sie einfach nur noch in einer Weise, die ihnen instinktiv geeignet scheint, entlastend zu wirken. Und nach ihnen die Sintflut. Daß viele Menschen die Kraft aufbringen, mit derartigem Druck geeigneter fertig zu werden, heißt nicht, daß alle Menschen diese Kraft aufbringen können.

Im übrigen würde eine undifferenzierte Betrachtung tatsächlich dazu führen, daß viele Pädophile dreimal bestraft werden, einmal als das Opfer, das sie als Kind waren, dann als die alleingelassenen Heranwachsenden, in denen sich langsam aber sicher eine schleichende bösartige Veränderung vollzieht, und zuletzt als der Täter, in den sie selbst mutiert sind.

In gewisser Weise ist Pädophilie eine Geisteskrankheit. Aber damit sprichst du sie im Grunde alle frei, und das tue ich nicht. Pädophile sind verantwortlich für ihr Tun und Lassen, und es gibt viele, die die Neigung spüren, aber standhalten. Nur interessiert mich die Seite der Pädophilen eigentlich gar nicht, ich hasse es, mich mir derartigen Menschen auseinandersetzen zu müssen. Aber ich empfinde es als eine Verpflichtung den Opfern gegenüber, zu verstehen. Zu verstehen, um zu verhindern, ehe es zu spät ist, ehe wieder mal ein schaurig-gruseliges Medienspektakel angesagt ist.

Yanāpaw
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Di 6. Mär 2007, 18:00 - Beitrag #34

Ich werde nunmehr einen Versuch wagen, der eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, aber mir ist dennoch nach einem Versuch, ich werde auf eine unkonventionelle Art und Weise antworten, die aller Wahrscheinlichkeit nach für dich unbefriedigend und möglicherweise naiv wirkend sein wird. Sehr empfindsame und zartbesaitete Menschen sollten davon absehen folgendes zu lesen. Ich erzähle einfach mal von mir und versuche damit 2 Fliegen mit einem Hieb zu erlegen:


Wenn ich mir so überlege, was mir alles zu schaffen macht, dann könnte ich eine endlose Liste anführen, vieles davon wäre möglicherweise für andere nicht nachvollziehbar, manches vielleicht. Ich lese viel, vieles was ich auch nicht gleich, manches gar nicht, zur Gänze verstehe, das ärgert mich, es vermittelt mir ein Gefühl von Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit. Ich habe viele Fragen, doch niemand dem ich sie stellen könnte, das setzt mich unter Druck. Ich versuche finanziell erfoglreich zu sein und das erfordert viel Zeit und sehr viel Aufwand und gelingt selbstverständlich nicht immer, Misserfolg bleibt nie spurlos, aber er resultiert nicht in Verzweiflung. Ich bin verliebt, in ein Mädchen, mit dem ich mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann, vielmehr längst vorstelle, Häuser und Lattenzäune in weiß streiche , Kinder- und Hundenamen auswähle und an der Erziehungsmethodik feile; bedenkt man mein Alter und die rein mstatistische Wahrscheinlichkeit, dass wir tatsächlich zusammen alt werden kann man das nur als Hirngespinst abtun, dennoch füllt es einen nicht unerheblichen eil meines Denkens aus. Besagtes Mädchen will partout ein Auslandssemester einlegen und der Gedanke daran, macht mir schwer zu schaffen, selbstverständlich könnte ich das besprechen, das hilft bekanntlich gegen Stress, doch mit wem? Ich habe schier unendlich viele Freunde, die eigentlich eher Bekannte sind, deren Schicksal, Erfolg oder Gemütszustand mich nicht wirklich interessiert, wenige tatsächliche Freunde, aber da ich meine Gefühle und Gedanken für gewöhnlich nicht zu thematisieren pflege, bleiben sie allein mein Problem. Ich unternehme viel, bin oft weg, trainiere, gehe ins Kino und tue so vieles, was eigentlich Selbstzweck ist, keinen Sinn hat und einzig und allein der Ablenkung von meiner Unzulänglichkeit dient. ICh könnte noch auf andere Problemchen eingehen,will dich aber nicht zu sehr langweilen, sofern du überhaupt noch liest, was ich aufgrund deiner Höflichkeit einfach unterstelle. Es gibt zahlreiche Dinge, die mich belasten und komme ich zu jenem Tag, der eigentlich Thema dieses Rückblicks sein sollte.

Ich war mit meiner kleinen Cousine allein, sie ist 5 Jahre alt. Ich passte auf sie auf. Nun was tut man mit einer 5 jährigen, ich versuche stetsetwas zu ihrer Bildung beizutragen, stelle mich dabei aber nicht sonderlich geschickt an, ich bin zu ungeduldig, zu fordernd. Glücklicherweise muss sie mich nicht oft erdulden, was mich - am Rande bemerkt - zu einem weiteren Aspekt meiner Unzufriedenheit führt. Mir ist auf fast schon oraklische Weise klar, dass ich ein schlechter Vater wäre, so viele negative Eigenschaften, so wenig Kindgerechtheit, glücklicherweise liegt es an mir, das zuverhindern. Es trug sich also zu - um dem Rahmen auch formal gerecht zu werden - dass meine Cousine aus der BAdewanne kam, nun fragt sich, wie kam sie da hinein, ich steckte sie rein, weil sie dreckig war, wie das eben nach dem Spielen so ist. War das falsch, sie war schließlich nackt, nun mir erschien es nicht falsch. Moralisch einwandfrei, zumindest meiner oral zufolge, wäre es gewesen, einzig ihr Gesichtlein zu fokusieren und den Rest des kleinen Mädchens auszublenden, aber das tat ich nicht. Ich betrachte sie, ohne sexuelles Interesse, aber mit biologischem, anatomischem Interesse, betrachtete sie von Kopf bis zur Zehe, selbstverständlich achtete ichauch darauf, dass sie sich wusch und nicht nur Unmengen von Badewasser trank und den gefliesten Boden in einen See verwandelte, aber ich betrachtete sie.

Nun ergab sich die Situation, dass meine Cousine - willensstark und dominant wie sie nunmal ist - mich dazu nötigte Hoppe-Hoppe-Reiter zu speilen, da sie sonst ihre Zähne nicht putzte. Ich überlegte, wog ab, erzieherische Härte, gegen Nachsicht, alternative erziehungsmethodik, griff auf referenziertes Wissen zu und entschloss mich ihrem Wunsch nachzugeben. Was ich allerdings gar nicht überdachte, war die möglichen Implikationen für einen unbeteiligten Beobachter, der in dieser Sekunde das Bad beträte. Rückblickend stelltsich mir die Frage, warum ich sie erst ankleidete, vielmehr ihr dabei half selbiges zu tun, bevor ich mich auf das reierspielchen einließ, dämonisierte Natürlichkeit, so wirkt es auf mich, der Beobachter ist immer da und prophylaktisch kleidete ich sie an, konditioniert wie ich nunmal bin. Als sie da so rumhoppelte, tat sich sprichwörtlich nichts, in meiner Hose, das verwunderte mich nun an jenem Tag nicht weiter, ich hatte es weder erwartet noch überhaupt daran gedacht, dass ein Beobachter ja in diesem Reiterspielchen ein obszönes Lustspiel sehen könnte. Im Nachhinein frage ich mich, was ich wohl getan hätte, wenn ich eine Erektion bekommen hätte, welche Rückschlüsse ließe das auf mich zu, wer wäre ich dann? Ich hätte möglicherweise versucht logisch zu argumentieren, dass die Reibung dafür verantwortlich gewesen wäre, dass es vollkommen natürlich sei und normal, darauf hätte sich einfach aufbauen lassen, herrliche Rechtfertigung, die das Vorspiel einläuteten und in diversen anderen Aktivitäten gipfelten, die ich verwarf, bevor Bilder sich manifestieren konnten. Ich habe aber keine Erektion bekommen, der naheliegendste Grund dafür ist zweifelos erektile Dysfunktion, doch die kann ich aufgrund anderer täglich wiederkehrender Aktivitäten (welche im Volksmund Erblindung begünstigen) auschließen, also doch etwas anderes. Möglicherweise ist es einfach so, dass Reibung doch nicht ausreicht, dass synaptische Aktivität erforderlich ist, dass rein anatomisches Interesse nicht ausreicht, einfach mal zu ertasten wie sich das anfühlt, dass da etwas anderes sein muss. Zumindest eine Latenz, die dann bei Ausbleiben wie auch immer gearteter Kompensation von Druck und externen Faktoren zum Ausbruch kommt. Eine Hemmschwelle, die als Mauer fungiert und das Andersartige einschließt, also stellt sich mir doch die Frage, ist meine MAuer einfach größer, als die von Uwe, oder verbirgt sich hinter meiner Mauer keine Andersartigkeit? Die Antwort auf diese Frage ist nicht unerheblich, sie ist schwanger von Determinismus, dem Wolfsein im Schafspelz, also ergründe ich sie.

Ich entschwebe meiner Moral und lasse falsch und richtig hinter mir, ich versetze mich als völlig emotionsloser Akteuer in meinen Körper ins Bad, spule zurück, bis zur Badewanne. ICh versuche mir vorzustellen, wie der kleine Körper aussieht, doch es gelingt mir nicht, keine Bilder mehr abrufbar, also erfinde ich einen Körper, anhand meines referenzierten Wissens von der Anatomie einer 5 jährigen und setzte das Gesicht meiner Cousine darauf. Ich blende alles unwesentliche aus, konzentriere mich nur auf den Genitalbereich und versuche als emotionsloser Akteuer meine Hand auszustrecken, doch es gelingt mir nicht, ich kann kein Bild erzeugen. Meine Phantasie funktioniert nicht, kein Reiz, kein Wunsch und kein Verlangen und damit zwangsläufig keine Kreativität. Ich bin also eine Erkenntnis und eine Frage reicher geworden, ich weiß nicht, ob da irgendwo ganz weit unten im Dunklen ein Dämon wohnt, der sich einfach gut versteckt hält, oder ob er durch fortwährende Konditionierung und Indoktrination einfach so gut eingemauert wurde, dass er schon lange vergessen und Wurmfraß wurde. Oder möglicherweise bin ich ja frei von diesem Dämon, weil ich den Samen nie nährte und er nie gegossen wurde, ist er nieaufgegangen, konnte nie im verborgenen sprießen und gedeihen und ist schon lange vertrocknet und zu Staub zerfallen...


Wenn du bis hierherdurchgehalten hast, dann stellt sich nur noch die Frage, ob ich vermitteln konnte, was ich wollte oder ob das Papier auf dem ich schrieb einfach zu grell war und die Tinte zu blass.

e-noon
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Di 6. Mär 2007, 19:51 - Beitrag #35

Im übrigen würde eine undifferenzierte Betrachtung tatsächlich dazu führen, daß viele Pädophile dreimal bestraft werden [...]
Die Justiz bestraft nicht das kindliche Opfer und auch nicht den allein gelassenen Jugendlichen, nicht einmal den "entarteten" oder bösartigen Erwachsenen, sondern auch nur letzteren, wenn dieser seiner Entartung freien Lauf lässt UND eine Straftat begeht (wenn man nicht mehr existieren kann, ohne solch einem Trieb nachzugeben, und sowieso wenig zu verlieren hat, gibt es Alternativen, sich selbst an einer Straftat zu hindern). Entartung soll hier nicht implizieren, dass Bösartigkeit nicht zum Menschen gehört, aber schon, dass Pädophilie nicht der "Normalzustand" ist, der sich aus dem ergibt, was ich unter einer gesunden Erziehung in einem gesunden Umfeld verstehe.

Als Alternativen zeigst du eine chemische Kastration auf, also vermutlich eine Hormonmischung oder ähnliches; möglicherweise würde es eine Wiederholungstat vermeiden, aber wie sollte es abschrecken? Für mich wirkt das wie ein Freifahrtschein, es mindestens einmal zu versuchen, man wird vom Staat gratis gegen seinen Trieb behandelt, und muss nichts dafür tun, als ihn einmal auszuleben... Das ist nicht unbedingt die Botschaft, die ich einem potentiellen Kinderschänder vermitteln würde.

Auf Yanapaws Beitrag möchte ich inhaltlich (noch) nicht eingehen, aber dass zartbeseitete und empfindsame Menschen ihn nicht lesen sollten, kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil, ich sehe nichts falsches an dem Geschehen und dem Menschen, der dahinter stehen muss, sondern bewundere die offene und selbstreflektierte Schilderung.

Feuerkopf
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Mi 7. Mär 2007, 01:35 - Beitrag #36

Yana,
du formulierst eine gängige Alltagssituation sehr kompliziert und zeigst damit, wie verrückt inzwischen die Lage ist. Einem natürlichen Umgang mit Nackheit und Kindern ist damit bestimmt nicht gedient. Leider.

Lass dir gesagt sein: Du darfst eine dreckige Fünfjährige in die Wanne stecken, du darfst sie auch angucken. Es ist sogar kein Drama, wenn du eine Erektion bekommst, wenn sie auf dir rumklettert.
Ein Übergriff ist es in dem Moment, wenn du sie als Lustobjekt betrachtest, als Mittel zum Zweck, diese Erektion ihrer Bestimmung zuzuführen, sozusagen.
Glaub mal ja, sie würde sofort merken, wenn deine Motive nicht mehr "sauber" wären!

Ich möchte gern den "Täter" noch weiter differenzieren. Eine Bekannte von mir, die mit Missbrauchsopfern therapeutisch arbeitet, hat mir von einem sexuell missbrauchten Jungen von etwa 12 Jahren erzählt, dessen Eltern die Dringlichkeit einer Therapie nicht einsehen wollten oder konnten. Dieser Junge hat kurz darauf ein 5jähriges Mädchen missbraucht.
Das ist keine Pädophilie, sondern der Versuch, das eigene Erleben irgendwie zu bewältigen.

Ob Pädophilie eine sexuelle Neigung ist, wird speziell von der Charité erforscht in ihrem Präventionsprogramm. Heilbar ist sie offenbar nicht, aber man(n) kann Strategien erlernen, diese Orientierung zu kontrollieren.

Was sind Übergriffe? Ich habe es weiter oben schon versucht darzustellen. Das fängt bei blöden Sprüchen an und endet bei der handfesten Betatscherei und Vergewaltigung. Es kommt so häufig vor, dass die meisten Mädchen und Frauen die alltäglichen Übergriffe bagatellisieren und kaum noch registrieren. Jungen neigen eher dazu, gar nicht erst darüber zu sprechen.

Lieber Leser, liebe Leserin,
hat noch nie jemand versucht, dich anzufassen? Im Kino oder in der vollen Straßenbahn? Ist noch nie ein Typ/eine Frau lästig geworden auf einer Party, der/die absolut nicht kapiert hat, dass er/sie dich in Ruhe lassen soll? Noch nie peinlich berührt gewesen durch Anzüglichkeiten oder unfreiwilliges Betrachten von pornografischen Bildern/Filmen? Noch nie bedrängt worden in einer einsamen Straße und man musste wirklich eilig weggehen/-laufen?
Das sind, wohlgemerkt, die "Kleinigkeiten".

Milena
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Mi 7. Mär 2007, 09:17 - Beitrag #37

yanapaw,^^
ich finde deinen beitrag wirklich klasse....
deswegen, weil du es gewagt hast, das auszusprechen, das zu beschreiben, was manch einer nur im kopf mit sich herumträgt.......
bilder, gefühle, ängste in worte zu packen und nicht den kopf abzuwenden und gedanken, irritationen zu verdrängen,
sie als nicht machbar, als nicht gewollt oder unkontrolliert und somit als unsauber zu betrachten......
ich finde auch,
so wie Feuerköpfle gesagt hat,
dass all das wirklich human ist,
sprich, wir sind menschen, wir haben gefühle, haben triebe, haben empfinden.....
wir sind menschen, die unterscheiden können zwischen - was darf ich, und was darf ich schon nicht mehr....
ist bischen plump ausgedrückt.....aber gedanken sind nicht verboten, sie belasten dich nicht und werden es wahrscheinlich auch nicht,
also nicht in dem sinne......
ich finde ausgesprochene gedanken immer sehr gut und nützlich, da sie, zumindest bei mir oft durch das ´herauslassen´bereits an gewichtigkeit verloren haben.......
zugrunde gehen würde ich, würde ich meine innerste notwendigkeit, meinen dämonen kein bild geben und sie nicht zum ausdruck bringen zu können.....
unverständlich für mich,
menschen, die dem nicht fähig sínd, und lieber den kopf wenden und den blick nach innen, nach dem nichts kehren und nur so tun, als hätten sie alles im griff oder auch nur beschämende angst haben es nach aussen zu lassen......
diese gedanken, diese phantasiebilder.......
eigenes erleben, selbst erlebter missbrauch, alleine, mit sich selbst auszumachen, alleine, mit schweigen und mit eigener schuldzuweisung mit sich selbst auszumachen.......ist für mich ein verkrüppeltes sosein.....

Ipsissimus
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Mi 7. Mär 2007, 12:55 - Beitrag #38

eigenes erleben, selbst erlebter missbrauch, alleine, mit sich selbst auszumachen, alleine, mit schweigen und mit eigener schuldzuweisung mit sich selbst auszumachen.......ist für mich ein verkrüppeltes sosein.....


Schätzle, vergewaltigten, missbrauchten oder sonstwie gebrochenen Kindern ein unverkrüppelltes Sosein zurückzugewinnen, ist überhaupt das schwerste, was auf diesem Planeten geleistet werden muss.


e-noon, formalkorrekte Logik ist anscheinend doch nicht immer geeignet, das Fehlen von Empathie auszugleichen. Selbstverständlich spreche ich nicht von dreifacher juristischer Strafe. Jeder empathische Leser hätte anhand meiner Sätze mühelos verstehen können, daß ich mit der ersten Strafe die Ausgeliefertheit des Kindes an den Missbrauch meine, mit der zweiten Strafe das Alleingelassensein des Heranwachsenden und daß nur die dritte Strafe einen juristischen Bezug hat, der aber im Sinne des von mir Gemeinten auch gegenstandlos ist, weil die eigentliche dritte Strafe in der Tat selbst besteht, in dem Wissen, nicht standgehalten zu haben.


Feuerkopf - volle Zustimmung. Vielleicht mit der kleinen Anmerkung, daß das Charité-Programm hinsichtlich Prävention nur etwas taugt, wenn bei den Betreffenden ein eigener massiver Wunsch vorhanden ist, die Neigung zu beherrschen; für diesen Personenkreis ist das Programm sicher ideal, aber zur allgemeinen Prävention vor allem im familiären Umkreis trägt es recht wenig bei, und ist eigentlich nur für alleinlebende Singlemänner relevant.


Yanāpaw, manches von dem, was ich dir antworten wollte, haben Feuerkopf und Milena schon gesagt, ich konzentriere mich daher nur auf eines.

Du hast sehr gut rübergebracht, worauf du aufmerksam machen wolltest. Aber: du in deinem konkreten Sosein bist nicht das Problem. Erzähle die Geschichte bitte noch einmal, und bette sie dann ein in die Situation eines Jugendlichen, der in der eigenen Kindheit Dutzende von Missbräuchen hinnehmen mußte, nie darüber reden konnte, dem vermittelt wurde, daß dies das normale Verhalten von Erwachsenen Kindern gegenüber ist, und der dies mit all seinem Zorn, seinem Hasse und seiner Wut integrieren mußte, weil er sonst verrückt geworden wäre. Selbstverständlich bleibt da ein Restinstinkt um das Wissen, daß solches nicht in Ordnung ist. Aber mit welchen Gegnern muss dieser Restinstinkt kämpfen. Mit übermächtigen. Außer mit der eigenen abgrundtiefen Verletztheit und Zerbrochenheit auch mit einer Verschwörung des sozialen Nah- und Nächstfeldes. Was Papa oder Mama oder Onkel Heini mit mir machen, das ist Liebe, weil Eltern lieben ihre Kinder ja, und ich habe sie auch lieb.

Lass nicht deine Moral fahren, sondern verrechne ihre Überreste mit dieser Ausgangslage. Du hältst stand, ganz sicher, wie die meisten. Nur: wie lange? Wie oft darfst du in diese Situation geraten, ehe dein Restinstinkt unter dem Ansturm der erlernten Normalität des Missbrauchs sich in nichts auflöst?

Viele halten sehr lange durch. Aber irgendwann nicht mehr, vor allem, wenn die erwähnten externen Faktoren übermächtig hinzutreten.

Dies soll keine Entschuldigung sein, vor allem deswegen, weil viele auch für immer durchhalten. In aller Verkrüppelung. Aber es ist ein Hinweis darauf, daß es in den allermeisten Fällen nicht damit getan ist, die moralische Abnormität dieser Menschen zu geißeln und sich in wohlfeiler bürgerlicher Behaglichkeit die Gesellschaft als normal zu suggerieren und alles auf "genetisch bedingtes" bösartiges persönliches Fehlverhalten abzuschieben, von dem bürgerlein dann meinen zu dürfen glaubt, es sei mit seiner Aburteilung und Bestrafung alles Relevante geschehen, während es das Grauen im Rahmen einer vergnüglichen Abendbeschäftigung in Form der Berichterstattung am Fernseher goutieren kann.

e-noon
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Mi 7. Mär 2007, 14:16 - Beitrag #39

, dass ich mit der ersten Strafe die Ausgeliefertheit des Kindes an den Missbrauch meine, mit der zweiten Strafe das Alleingelassensein des Heranwachsenden und daß nur die dritte Strafe einen juristischen Bezug hat
Das ist mir schon klar, aber es klang so, als wäre die Justiz verantwortlich für die vorangegangenen Strafen und müsste sie mit einbeziehen. Natürlich gibt es gewisse mildernde Umstände, aber im Sinne des Schutzes anderer Menschen dürfen diese m.E. keine Rolle spielen. Es ist klar, dass viele Täter vorher Opfer waren und somit eine "Vergeltung" in Höhe ihrer Tat quasi im Vorfeld abgeleistet haben. Dennoch stellen sie im Falle einer Freilassung eine zu verhindernde Gefahr für andere dar, aufgrund derer eine schwere Kindheit m.E. nicht dazu verleiten sollte, das Strafmaß zu verringern, im Gegenteil, denn je schwerer die Kindheit, desto schwerer wird es wohl sein, sich alleine zurechtzufinden, ohne weitere Verbrechen zu begehen.

hat noch nie jemand versucht, dich [gegen deinen Willen] anzufassen? Im Kino oder in der vollen Straßenbahn?
Außer Verwandten, denen ich das manchmal durchgehen lasse, weil sie eine Ablehnung nicht verstehen würden, nicht (es zählen ja auch ungewollte Küsse auf die Wange, soweit ich das verstanden habe).
Ist noch nie ein Typ/eine Frau lästig geworden auf einer Party, der/die absolut nicht kapiert hat, dass er/sie dich in Ruhe lassen soll? Noch nie peinlich berührt gewesen durch Anzüglichkeiten oder unfreiwilliges Betrachten von pornografischen Bildern/Filmen? Noch nie bedrängt worden in einer einsamen Straße und man musste wirklich eilig weggehen/-laufen?
1. Selten, und wenn, habe ich das einfach gesagt und bin gegangen oder habe jemanden darauf aufmerksam gemacht (es weiß ja auch nicht jeder, wann er erwünscht ist oder nicht).
2. Doch, z.B. "Die Blechtrommel" musste ich mir in der Schule ansehen :kotz: , was mich schon geschädigt hat, aber ich werde es überwinden.
3. Nein.
Vielleicht ist ja unsere Gegend einfach überdurchschnittlich friedlich, aber ich habe wie gesagt noch nie gehört oder gar gesehen, wie jemand belästigt oder missbraucht wurde, soweit ich mich erinnere.

Eine Bekannte von mir, die mit Missbrauchsopfern therapeutisch arbeitet, hat mir von einem sexuell missbrauchten Jungen von etwa 12 Jahren erzählt, dessen Eltern die Dringlichkeit einer Therapie nicht einsehen wollten oder konnten. Dieser Junge hat kurz darauf ein 5jähriges Mädchen missbraucht.
Auch ein solches Verhalten kann ich mir bei keinen der Eltern meiner Freunde/Bekannten/Verwandten vorstellen. Ich weiß von Fällen, in denen Eltern bei der Magersucht ihrer Tochter diese von sich aus zu einer Therapie überreden wollten, was nicht dafür spricht, dass psychische Störungen vertuscht werden sollen. Ansonsten gibt es hier anscheinend sowenig psychisch kranke Kinder, dass ich das Verhalten der Eltern kaum abschätzen kann. Möglich, dass ich einfach nur Glück mit meinem Umfeld habe, aber bis auf ein paar Schätzungen auf Missbrauchhilfeseiten, die von "Forschern, die belegt haben..." sprechen, sind mir die Vermutungen über 1/3 weiblicher Missbrauchsopfer noch nicht begegnet und ich kanns mir einfach nicht vorstellen.

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Mi 7. Mär 2007, 14:36 - Beitrag #40

Zu Yana: Ich würde da gerne noch einen anderen Grund nennen, warum dieses anatomische Interesse zu sexuellem Interesse werden könnte. Meiner Erfahrung nach (ich habe sie, sowohl als Beobachter als auch auf andere Art) sind sowohl Pädophilie als auch Nekrophilie keine sexuellen Neigungen wie die, die du im legalen Bereich finden wirst.

Es geht oft darum, komplette Kontrolle zu haben. Ein Kind kann deine Fähigkeiten, deinen Körper und generell deine Handlungen nicht so einschätzen wie es ein Erwachsener/aufgeklärter Jugendlicher könnte, gleiches gilt für Tote. (weshalb ich diese beiden Illegalen "Neigungen" erwähnte)
Es wäre mmn. nicht "verwerflich", wenn die Triebe eines noch Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, der noch nicht komplett auf "Familie" geschaltet ist, der sich lieber sexuell auslebt und der vielleicht auch noch an Selbstzweifeln nagt, bewirken, dass er eine gewisse Erregung empfindet in Situationen, die sowohl Sexualität als auch Kontrolle beinhalten. Zum Beispiel die Situation mit der nackten Cousine in der Badewanne.

Ein Mensch der stark genug ist, seine Moral (oder welcher Begriff hier sonst so passt) in solch einer Situation über seine Triebe zu stellen sollte sich keine Vorwürfe machen. Dein Post klang ein wenig danach, als würdest du dir auch im Nachhinein gewisse Vorwürfe machen, ich hoffe, dass das (wenn ich das nicht falsch verstanden habe) dann wenigstens jetzt nicht mehr der Fall ist.

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