Ipsissimus schrieb:
Für die Unzähligen, die ihre Ärsche trotz noch so großen Leidensdrucks nicht hochbekommen, weil ihnen Energie, Intelligenz, Kraft, Kompetenz und/oder schlichtweg die Mittel fehlen,[...]
Oder weil ihnen die Lust fehlt, was bei einer nicht unerheblichen Anzahl der Fall ist. Wir leben nunmal nicht in einem Wohlfahrtsstaat und es ist nicht die Aufgabe staatlicher Aktivität jeden erwerbslosen Bürger zu umsorgen. Ich frage mich wo der vermessene Gedanke herrührt es sei die Verpflichtung des Staates die Untätigen und Nuzlosen immer weiter zu fördern, selbstredend auf Kosten der Arbeitenden. Ich bin für die solidarische Unterstützung von zur Erwerbslosigkeit verdammten Minderheiten, wie Erwerbsunfähigen, Behinderten, Pflegebedürftigen und chronisch Schwerstkranken, sowie für die kurzfristige Unterstützung unverschuldet Erwerbsloser, aber die dauerhafte Verpflegung einer riesigen Schar verschuldet Langzeitarbeitsloser kann nicht Aufgabe des Staates sein. Natürlich könnte man meinen die staatliche Politik trüge zu der Anzahl der Erwerbslosen bei, das ist praktisch, man verleugnet einfach den Strukturwandel, die volkswirtschaftlichen Gegebenheiten und die Verpflichtungen des Einzelnen und sieht alle und jede Verantwortung beim Staat. Vielmehr sollte man sich aber fragen, worin das Verschulden der Schar liegt, liegt es in schlechter oder zur Gänze fehlender Ausbildung, in mangelnder Mobilität (das ist nicht nur eine populisitische Phrase, wenn man die Hintergründe versteht ist die Mobilitätsanforderung sogar sehr naheliegend) oder in fehlender Leistungsbereitschaft? All diese Faktoren einfach zu verleugenen und den Staat als Verursacher anzukreiden ist faktisch betrachtet absolut nicht haltbar...
Ipsissimus schrieb:
In jedem Fall hängen sie aber zusammen, und daher reicht es nicht, alle Last der einen Seite zufallen zu lassen, damit die andere Seite bleiben kann, wie sie ist.
Absolut richtig, die Frage ist nur ob ein hochverschuldeter Staat noch mehr deficit spending betreiben sollte um Maden durchzuschleifen, oder ob nur noch tatsächlich Bedürftige finanziert werden sollten und im Gegenzug Leistungsträger entlastet werden sollten.
janw schrieb:
[...]sondern die Tatsache, daß wirtschaftliche Prozesse und staatliches Handeln und Nichthandeln dazu führen, daß die entsprechenden Beschäftigungsbereiche immer kleiner und die Zahl der Menschen in prekären sozialen Verhältnissen immer größer wird. Nicht wesentlich durch eine erhöhte Geburtenrate in dieser Schicht, sondern wegen einer zunehmenden Kapitalkonzentration - die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander.
Ganz entscheidend ist dabei, dass staatliches Handeln immer im Rahmen vordefinierter wirtschaftlicher Prozesse stattfinden kann, nicht außerhalb. Die gegenwärtige Situation ist nicht Resultat von staatlicher Misswitschaft, die ist für den Zeitpunkt verantwortlich, aber selbst der perfekte Staat hätte das Eintreten dieser Situation nicht verhindern, sondern nur hinaus zögern können, es ist von immenser Bedeutung das zu verstehen, sonst ist jede Diskussion sinnlos. Die gesamten Entwicklungen, die zu der jetzigen Situation geführt haben sind ineinandergreifende Mechanismen, der Märkte und der Volkswirtschaft. Die Beschäftigungsverlagerung vom primären Sektor zum teritären ist nicht verhinderbar, da entgegenzusteuern hieße die Volkswirtschaft bewusst zu manipulieren und die Rentabilität entschieden zu schwächen, was sich mittelfristig negativ auf das Individuum auswirkte.
Nur denke ich, muss Staat aktiv etwas dagegen tun, daß Menschen en masse in diesen Zustand geraten, im wesentlichen ohne eigenes Verschulden. Notfalls durch Kombilohn, der Menschen immerhin in Arbeit hält, in einer wertgebenden Beschäftigung und damit verbundenem sozialen Zusammenhang. Am besten aber durch Maßnahmen, die dem Anreiz zur Rationalisierung entgegen laufen. Runter mit der Mehrwertsteuer auf menschliche Arbeit! Rauf mit den Kapitalertragssteuern!
Zunächst ist der Kombilohn eine Belastung sowohl für die Unternehmung, als auch für den Staat, der keine langfristige Möglichkeit sein kann und so auch nie gedacht war. Darüber hinaus ist das sakrale unschuldige Opferlamm, wie der Arbeitslose so gern gesehen wird eine Minderheit. Verschulden ist auch das Auslassen von Möglichkeiten, keine weiterführenden Qualifikationen erwerben, nicht jeden Tag das Beste geben, sich nicht von der Masse abheben wollen, einfach nur durch Anwesenheit glänzen, das ist schon Zuarbeit zur Kündigung und insofern mittelbares Verschulden. Ich aktzeptiere diese inszenierte Opferrolle von Millionen Menschen nicht, die Wirtschaft und Staat für ihre Misere verantwortlich machen, tausende Menschen schaffen jährlich den Sprung von der Arbeitslosigkeit in eine langfristig erfolgreiche Selbstständigkeit weil sie willig sind.
Ich habe bereits an anderer Stelle erläutert warum dein Ansatz zur Verteuerung von Maschinenarbeit im gegensatz zur menschlichen Arbeit unsinnig ist. Warum werden Maschinen angeschafft? Nicht nur, weil sie im Verhältnis zu Menschen günstiger sind, über die gesamte Laufzeit betrachtet, sie arbeiten effizienter, besser, zuverlässiger und konstanter. Die Inestition hat also für eine Unternehmung den Sinn der Produktivitätssteigerung und Unternehmungen sind keine Wohlfahrtsorgansationen, das ist weder ihr Sinn noch ihre Aufgabe. Davon abgesehen ist die Lohn-Preis-Spirale eine zentrale gesetzmäßigkeit, die den Beschäftigungsrückgang im sekundären Sektor mitverantwortet und die ist nicht änderbar. Aber betrachten wir dennoch genauer, die Investitionspolitik in automatisierte Fertigungstraßen, selbstverständlich wäre es möglich viele Maschinen durch menschliche Arbeitskraft zuersetzen, die Preise für die Produkte allerdings stiegen exponentiell, da die Mehrkosten astronomisch wären und wir sind bei der manipulierten Lohn-Preis-Spirale. Selbstverständlich könnte ich für jeden Zigaretten-Automaten 3 Leute hinstellen im Schichtbetrieb, auch für jeden Colaautomaten, ich könnte vollautomatisierte Fertigungsstraßen durch menschliche Arbeitskräfte ersetzen, aber zu welchem Preis, es hilft sich zu überlegen, was Rationalisierung eigentlich meint, Rationalisierung meint den Sieg der Vernunft (in diesem Fall Rentabilitätsdenken). Dein Ansatz ist exakt so falsch, wie der der Bundeaargentur fürArbeit, die glaubte eine gesetzliche Mindestanzahl Arbeitsloser an den Erntehelfern und Saisonarbeitern sei eine gute Idee, es zeigte sich allerdings, was dem Denkenden Mensch bereits vorher klar war, dass Spargelbauern nicht deshalb Ostblockler einstellen, weil sie für die Hälfte des Lohns arbeiten, sondern deshalb weil sie für die Hälfte des Lohns dreimal so schnell und 5 mal so zuverlässig arbeiten. Das Projekt scheiterte an der Unlust und Unfähigkeit der Arbeitslosen und Millionenverluste waren die Folge. Es ist schlichtweg falsch zu glauben, der durchschnittliche Areitslose sei ein Opfer, das von bösen Unternehmen und dem gemeinen Staat zur Untätigkeit verdammt würde, das ist Wunschdenken und nicht mehr. Zusätzlich hätte ein Investitionstopp in Maschinen und automatisierte Fertigungsprozesse unabsehbare Folgen für den Wirtschatsstandort Deutschland, von rückläufigem Export und rückläufigem anderweitigem Liquiditätszufluss abgesehen, wären davon ja auch die Hersteller dieser Systeme betroffen, die darauf mit Stellenstreichungen reagierten, sowie der Forschungsstandort Deustchalnd, der ohnehin massiv kriselt weiter geschädigt würde, da hierzulande sehr viel Forschung und Fortschritt eben auf diesen gebieten erzeilt und exportiert wird.
Was die erhöhte Besteuerung von Kapitalerträgen angeht, nun das träfe hauptsächlich die privaten Haushalte, die beispielsweise für den Ruhestand Rentenversicherungen oder Sparverträge abschlißen, bedingt durch den minimalen Sparerfreibetrag. Die Unternehmen alleinig höher in ihren Kapitalerträgen zu besteuern wäre natürlich auch möglich, hätte allerdings erhebliche Folgen, der deutsche kapitalmarkt ist schon jetzt sehr uninteressant, aufgrund der vielen Regularien und der hohen steuerlichen Belastungen. Im direkten Vergleich zu England beispielsweise ist Deutschland lächerlich unterenwickelt, was Kapitalerträge angeht. Davon abgesehen hätte das natürlich auch Auswirkungen auf die Finanz- und Versicherungswirtschaft, die kontinuierliche Senkung des Leitzins' durch die EZB (um der vermeintlichen Inflation entgegenzuwirken, was an Dummheit und völlig schwachsinniger Inkompetenz kaum zu überbieten ist) hatte in Verbindung mit der schrittweise angehobenen Versteuerung von Kapitalerträgen schon katastrophale Folgen für die deutsche Finanzwirtschaft, was sich an verschiedenen Kennzahlen und massiven Stellenstreichungen bei vielen Finanzdienstleistern zeigt und noch zeigen wird. Davon abgesehen ist die Lenkung von einer Unternehmung eine sehr siffizile Sache, höhere steuerliche Belastungen führen zunächst nur zu geringeren Renditen und Dividenden und diese Senkungen werden über andere Wege kompensiert,das liegt in der betriebswirtschaftlichen Natur der Unternehmung.
Padreic,
Nun endlich zurück zum Thema und dir^^
Was verstehst du unter 'müssen'? Ich verstehe 'müssen' immer nur 'müssen, um' oder als (verstärktes) Äquivalent zu 'sollen', womit auf eine irgendwie geartete Ethik verwiesen werden kann oder was auch heißen kann 'es wäre besser, wenn'. Wenn du es als 'es wäre besser, wenn' verstehst, kann ich dir ungeteilt zustimmen.
Das ist in der Tat, was ich meinte, ich wollte Müssen als eine Art intensiviertes Kantsches Sollen verstehen, das allerdings nicht an der Einsichtsfährigkeit des Individuums scheitert, wie genau das realistisch umsetzbar ist, das kann ich noch nicht darlegen.
Warum kommt es auf den Anteil und nicht auf die absolute Zahl an? Das verstehe ich nicht.
Es ist erfahrungsgemäß so, dass Asoziale sich in höherem Maße reproduzieren als Soziale Menschen, daher reicht es aus den Anteil der sozialen Menschen zu erhöhen um langfristig einen Erfolg zu verzeichnen. Um das allerdings vorwegzunehmen, den beim Korrekturlesen viel mir auf, dass man das leicht als Aufruf zur Bevölkerungskontrolle oder zum Genozid missverstehen könnte, das ist nicht mein Interesse. Es geht mir sowohl um die betreffenden Kinder, als auch um die Gesellschaft als Ganzes und selbstverständlich auch um die vermeintlichen Eltern die möglicherweise ohne Kind in einer besseren Situation wären.
So wie ich die Diskussion verstanden hab, ging es primär um diejenigen Mütter, die gerne Kinder haben wollten und auch bereit waren, sie zu lieben, deren Befähigung zur Kindererziehung aber aus anderen Gründen zweifelhaft war.
Du bringst jetzt diejenigen Mütter/Eltern mit ins Spiel, die gar keine Kinder haben wollten und dann Kindsmord als späte Abtreibung oder Verhütung betreiben; oder diejenigen, die vielleicht Kinder nur wegen des Kindergelds und erhöhter Sozialleistungen (die gibt es doch noch, oder?) haben und sich ansonsten nicht drum kümmern wollen. Dass solche Handlungen nicht gutzuheißen sind, ist keine Frage. Worauf willst du hinaus?
Möglicherweise hast du da Recht, ich bin mir unsicher, glaubst du nicht, dass der Wunsch nach einem Kind möglicherweise latent vorhanden ist und sich erst durch die tatsächliche (in diesem Fall ungeplante) Schwangerschaft manifestiert? ICh neige dazu, das als wahrscheinlich zu betrachten, zu glauben, dass das Bedürfnis - oftmals- nicht vor der Empfängnis entsteht, sondern bei Erfassen. Dann stellt sich die Frage, welche Überlegungen spielen sich ab? Und ich bin davon überzeugt, dass ein sehr großer Anteil der sehr jungen Mütter, die in asozialem Umfeld wohnen, sich die Kindererziehung und das Kind haben viel zu einfach vorstellen, dass sie dann aber eben doch nicht in der Lage sind, das Wünschen und Wollen des Ego hinten an zustellen, was ja in einem so jungen und unreifen Zustand kein Wunder ist, allerdings hat das dann oftmals katastrophale Folgen, Missbrauch, Misshandlung, Verwahrlosung, Verohung, emotionale Distanz zu dem Kind, schlimmstenfalls Tötung. Die Überforderung der Mutter in einem sozialen Umfeld mag genau die gleiche sein, da aber greifen intakte Familienstrukturen und verhindern ein Entarten. Möglicherweise gibt es sogar einen Anteil dieser werdenenden Mütter, die ihr Kind als Mittel zum Zweck ansehen, als fiskalpolitisches Instrument, diesen Anteil thematisiere ich jetzt nicht, da ich ihn für sehr klein halte. ICh hoffe ich konnte meine Einschätzung deutlich machen.
Was aber nicht heißt, dass man dem Einzelnen zwangsläufig ein schlechtes Gewissen machen muss, da man den Wert eines Menschen nicht auf seine gesamtgesellschaftliche Relevanz reduzieren kann - oder ich dies zumindest menschenverachtend finden würde. Dafür, dass man es versuchen kann, gibt es traurige Beispiele genug.
Dem stimme ich zu, allerdings ist die gesellschaftliche relevanz imo (ich verstehe das als Verweis auf utilaristische Denkmodelle) eine oftmals zu sehr verteufelte Sichtweise, die als ein Indikator von mehreren durchaus sinnvoll sein kann.
Verstehst du so etwas unter 'auf konkrete Einwände argumentativ eingehen'? So weit ich Elbereth verstehe, hat deine Antwort mit Logik auf jeden Fall recht wenig zu tun
Elbereth argumentierte für das Kinderkriegen unter schlechten Voraussetzungen mit einer Analogie aus dem dunklen Zeitalter, ich veranschaulichte die Absurdität dieser Analogie durch einen entsprechend fragwürdigeren Komparativ. Also nein, das war kein Argumentieren, das war ein - offensichtlich missglücktes - Stilmittel.
