Mit Utopia von Thomas Morus angefangen.
Bekannt...
bis jetzt wundert es mich schon sehr, dass es schon damals die gleichen probleme wie heute gab, und sich kaum etwas geändert zu haben scheint... Naja nich wirklich^^.
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Sa 7. Jul 2007, 22:02 - Beitrag #101 |
Mit Utopia von Thomas Morus angefangen.
Bekannt... bis jetzt wundert es mich schon sehr, dass es schon damals die gleichen probleme wie heute gab, und sich kaum etwas geändert zu haben scheint... Naja nich wirklich^^. |
"Wer seinen Wohlstand vermehren möchte, der sollte sich an den Bienen ein Beispiel nehmen. Sie sammeln den Honig, ohne die Blumen zu zerstören. Sie sind sogar nützlich für die Blumen. Sammle deinen Reichtum, ohne seine Quellen zu zerstören, dann wird er beständig zunehmen." - Längere Sammlung, 31, Buddha
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Sa 7. Jul 2007, 23:33 - Beitrag #102 |
Utopia fand ich gut vom Grundsatz her. Dass allerdings jeder alles machen darf/soll, verhindert natürlich die Spezialisierung und wäre damit in heutiger Zeit der Untergang dieses Systems... von der Glaubensfreiheit und dem gegenseitigen Respekt könnte sich die heutige Gesellschaft allerdings eine Scheibe abschneiden
Die Betonung der vorehelichen Keuchheit hat mich allerdings etwas verwundert, ob er da wohl als Vater seiner vier Töchter schrieb? Ich lese gerade "Seneca und Kaiser Nero", von wem das ist, kann ich gerade nicht erkennen und ich bin zu faul um aufzustehen. -.-* |
Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
Kierkegaard |
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So 8. Jul 2007, 15:12 - Beitrag #103 |
Hab gestern "Der Spion, der aus der Kälte kam" von Johne le Carré zu Ende gelesen. Hat was von dem Archetypen eines Spionageromans. Komplexe Storyline mit einigen Wendungen; Hauptcharakter ein alter Hase, durchaus in Brutalität und allem was dazugehört geschult; Zweifel an der Richtigkeit des Ganzen; eine trockene, aber wahrhaftige Liebesgeschichte; ausgebreitet vor dem Szenario des Kalten Kriegs. Das ganze aber mit einer solchen Präzision und geradezu Klassizität erzählt, dass es nicht einen Moment abgedroschen wirkt, sondern selbst das vorhegesehene Ende noch länger im Kopf nachhallt.
Ansonsten lese ich noch ein Buch über den Kardinal Newman, einen von den Anglikanern zu den Katholiken konvertierten Theologen; die Zitate von Newman sind meist sowohl eloquent als auch interessant, aber die Zwischenteile vom Autor des Buchs sind mehr gefaselt . |
Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Di 10. Jul 2007, 11:57 - Beitrag #104 |
zuletzt
Miyamoto Musashi: Das Buch der fünf Ringe (1645) ... mit dem der alte und überaus erfolgreiche Samurai das Destillat seiner Erfahrungen vorlegt, sowohl hinsichtlich Kampfkunst als auch hinsichtlich militärischer Taktik; er legt großen Wert darauf, die Verbindungen zu ziehen. Insbesondere die methodischen Hinweise und Prinzipien der Kampfkunst im "Buch des Feuers" scheinen mir mit ihren wiederkehrenden Aufforderungen zum asymmetrischen Angriff als bester Form der Verteidigung; zum überraschenden, kreativen Handeln bei innerer Gelassenheit, beim kontrollierten Einsatz von Kraft unter höchster geistiger Anspannung zeitlos und themenübergreifend gültig. Andere Teile, etwa die im "Buch des Wassers" erklärten Schlagtechniken, sind weniger übertragbar, zudem theoretisch weder zu beschreiben noch zu erlernen, wie der Verfasser auch selbst anmerkt. und jetzt Fjodor Dostojewskij: Weiße Nächte (1848) Eine erträumte (?) Liebesgeschichte vor dem wundervoll beschriebenen Hintergrund des nächtlichen Sankt Petersburg - Gespräche mit Häusern z.B. tragen dazu bei, die Atmosphäre nicht allzu realistisch zu halten.^^ |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Di 10. Jul 2007, 13:57 - Beitrag #105 |
..mmhhhh, Dostojewskij...einfach nur dahinschmelz..^^:)
nebenbei meine Nase in die Oper von Jaques Offenbach, Orpheus in der Unterwelt reinsteck.... da demnächst Auftritt angesagt..^^ |
Wenn wir den Platz einnehmen, der der unsere ist, dann entdecken wir das, was wir im Grunde sind.
Mögest du an jedem Tag spüren, dass auch die dunklen Stunden einen göttlichen Schimmer besitzen |
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Di 10. Jul 2007, 14:40 - Beitrag #106 |
Woraufhin ich wieder dahinschmelze... ich finde seine Orpheus-Fassung ziemlich genial.
Als was bist du dabei, und ist es in der Originalsprache? |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Di 10. Jul 2007, 15:28 - Beitrag #107 |
..da ich grosses Talent habe im Gesang keinen Ton zu treffen,
haben sie mich als lautlose Statistin eingebaut...^^ Originalsprache, nee...^^ is in deutsch...^^ aber trotzdem genial, jo.. |
Wenn wir den Platz einnehmen, der der unsere ist, dann entdecken wir das, was wir im Grunde sind.
Mögest du an jedem Tag spüren, dass auch die dunklen Stunden einen göttlichen Schimmer besitzen |
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So 15. Jul 2007, 11:24 - Beitrag #108 |
Nikolaj Gogol: Die Nase
sehr schön absurd, schon fast bösartig in der Absicht, keine Erklärungen zu bieten und das verrückte als normal, das normale als mindestens genauso verrückt darzustellen - Vorfreude auf weiteres. Alexander Puschkin: Pique Dame merkwürdige Mischung aus Liebes-, Gespenster- und Spielerdrama; schön komponiert schon der Text, bei Gelegenheit sollte ich mir aber unbedingt mal Tschaikowskis Opernfassung zu Gemüte führen. Ingeborg Bachmann: Sämtliche Gedichte wunderbare Gedanken dabei, vieles sagt mir leider wenig, aber manchmal trifft sie mich bis ins Mark. - Aus ihrem Romanfragment "Requiem für Fanny Goldmann" hätte noch was werden können... |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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So 22. Jul 2007, 14:30 - Beitrag #109 |
Zuletzt:
Terry Pratchett - Eric Der kürzeste Pratchett, entsprechend schnell weggelesen. Die nach BWL-Prinzipien umstrukturierte und dadurch erst wirklich schlimme Hölle ist eine seiner herrlichsten Ideen. Franz Kafka - Der Prozeß Deutlich umfangreicher und ambitionierter als das einzige andere Kafka-Werk, das ich bisher gelesen hatte, die Verwandlung. Sehr fließend zu lesen, sehr interessante Ideen. Leider unangenehm stark österreichelnd. Mal sehen, ob es schon einen Interpretationsthread gibt. Aktuell: Douglas Adams & Mark Carwardine: Last Chance to see Die Originalfassung von "Die Letzten ihrer Art". Oft noch witziger als der Anhalter, stellenweise etwas missionarisch, aber mit Adams' unnachahmlich genialen Gedankengängen und, vor allem im Original, Formulierungen. |
Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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Mo 6. Aug 2007, 11:45 - Beitrag #110 |
Nunmehr:
Stanislaw Lem - Sterntagebücher Nachdem ich von der Ijon-Tichy-Fernsehserie begeistert war, musste ich nun auch mal die literarische Vorlage anfangen. Herrlich obskures Zeug, allgemeinhumoristisch wie pseudophilosophisch und -physikalisch. |
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Mi 8. Aug 2007, 13:44 - Beitrag #111 |
Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon (1962)
Ein Emigrant mit dem angenommenen Namen Schwarz übergibt dem Ich-Erzähler zwei Schiffspassagen und Pässe mit amerikanischen Visen unter der Bedingung, daß er ihm seine Lebensgeschichte erzählen darf, bevor er selbst dieses Leben hinter sich läßt und in die Fremdenlegion eintritt. Der Ich-Erzähler, der so ziemlich alles für die Fluchtmöglichkeit getan hätte (der erste Satz des Romans lautet "Ich starrte auf das Schiff."), läßt sich unter unheimlicher Spannung darauf ein - seine größte Angst ist, daß sein Gegenüber den Plan ändert - und kann das Ende der Erzählung kaum erwarten. Der Bericht von Schwarz, eine unheimlich wechselvolle Geschichte von Liebe, Verzweiflung, Glück und bitterem Schmerz, reißt ihn aber doch widerwillig in ihren Bann; im Epilog stellt er nüchtern fest, daß er über die Jahre seitdem Teile von Schwarzens Identität (sogar der des echten, dem er nie begegnet ist) angenommen habe. Alles in allem also einige Parallelen zu Seghers' Transit, wenn auch hier der Blickwinkel der eines Emigranten ist und nicht der des Zurückbleibenden. Die literarische Stilisierung liegt hier eher auf der sprachlichen, bei Anna Seghers eher auf der mythisierten Handlungsebene. Beide Bücher verarbeiten in gewissem Maße auch eigene Erlebnisse, wobei die Ähnlichkeit der Berichte darauf hindeutet, in welchem Maße Geschichten wie diese für den Emigranten Alltag gewesen sein müssen. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mi 8. Aug 2007, 14:03 - Beitrag #112 |
Ich habe gestern bis heute den dritten Band von "Bis(s) zum Morgengrauen" gelesen, Eclipse... Ich verrate natürlich nichts, lest aber auf jeden Fall alle drei Bände, sie sind einfach wundervoll!
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Meine Schwermut ist die treueste Geliebte, die ich je gehabt habe; was Wunder, daß ich sie wieder liebe.
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Mi 8. Aug 2007, 16:27 - Beitrag #113 |
Heinrich Kaufmann: Depressionen - was tun? (2005)
Ein schmales Bändchen einer christlichen Beratungsstelle, das sich als Leitfaden für Angehörige depressiver Menschen versteht. Systematisch und sehr knapp werden verschiedene Arten von Depressionen erklärt, nachfolgend Ratschläge erteilt, was getan werden kann und was nicht. Wesentliche Hinweise u.a., daß man sich nicht zu sehr belastet und einbindet, auch nicht zuviel erwartet - mit an erster Stelle steht Geduld. - Darüber hinaus enthält das Buch Gebete und Hinweise auf Bibelstellen mit stärkendem Inhalt. Im Anhang wird die Lebenskrise des Propheten Elia im Sinne einer Depression gelesen und der Weg, wie er sich daraus löste, entsprechend erklärt. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Do 9. Aug 2007, 18:06 - Beitrag #114 |
Da ich in meiner Mittagspause überwiegend alleine sitze, habe ich es vorgezogen, wieder eines meiner Lieblingsbücher zu lesen:
"Alice im Wunderland" von Lewis Carroll. Ich weiß, dass ich das Buch, egal wie alt ich einmal werde, immer lieben werde. Den Inhalt werde ich wohl nicht groß beschreiben müssen, der dürfte jedem bekannt sein |
[align=right]"We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us."[/align]
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Di 28. Aug 2007, 14:06 - Beitrag #115 |
Robert Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906)
Psychologisierender Roman um die Entwicklung einer sensiblen Künstlerseele in einer Kadettenanstalt, der eigene Erfahrungen Musils verarbeitet. Der junge Törleß gerät zusammen mit seinen älteren Freunden Reiting und Beineberg in eine Machtposition über ihren "weibischen" Mitschüler Basini, den sie sadistisch, psychologisch und sexuell mißhandeln. Der Schwerpunkt wird auf die inneren Entwicklungen Törleß' gelegt, seine Beobachtungen der Folgen der Demütigungen und der innerlichen Verarbeitung Basinis, bis es ihm und dadurch auch in gewissem Maße Basini gelingt, sich gegen die Freunde zu behaupten und einen anderen Weg zu gehen. In der Rückschau (eine Vorblende beschreibt Törleß als erwachsenen Intellektuellen) sieht er die Ereignisse nicht als beschämend, sondern als "ein notwendiges Gift", das seine Sinne geschärft habe. - Derartige Überlegungen waren offensichtlich damals sehr üblich... auch die schwülstig-drückende Atmosphäre und die Überempfindlichkeit der Sinne sind absolut zeittypisch, wie auch die Öffnung gegenüber Themen wie pubertärer Homoerotik - die damals aber dennoch skandalös gewesen sein dürfte. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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So 23. Sep 2007, 03:52 - Beitrag #116 |
Nach Terry Pratchett - Mort (zum dritten Mal in diesem Jahr, erst Comic, dann Theaterstück und jetzt auch nochmal als der eigentliche Roman) jetzt Max Frisch - Stiller. Nachdem mir Homo Faber im Wesentlichen gut gefallen hatte, entdeckte ich den jetzt vor einiger Zeit im Mängelexemplar-Kasten. Der Anfang erinnerte mich stark an Kafkas Prozess, mit einer Außenwelt, die der Hauptfigur eine falsche Realität aufzuzwingen versucht. Im Moment hat sich dies etwas in an Homo faber erinnernde Nebengeschichten zerlaufen, mal sehen, was die Kernhandlung sein wird.
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Year by year, month by month, day by day... Thought by thought. Leonard Cohen
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So 23. Sep 2007, 23:21 - Beitrag #117 |
Lese seit längerem an "Glennkill - Ein Schafskrimi" von Leonie Swann. Fungiert für mich zur Zeit als schöne Einschlafhilfe... Diese Frau kann sich so gut in Menschen reinversetzen, dass sie sogar aus der Perspektive von Schafen schreiben kann. Herrlich amüsant und auf eine angenehme Weise wunderbar einschläfernd. Ein schönes Buch <:
Ich sehe gerade
...das erklärt wohl, warum sie denken kann wie ein Schaf |
[align=center]
Head full of noise. [/align] |
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Mo 24. Sep 2007, 00:02 - Beitrag #118 |
(Ich bin nicht^^) Stiller hatte ich schon länger vor... gut, daß du mich dran erinnerst.
Zuletzt: Robert Schneider: Schlafes Bruder (1992) Packende Geschichte eines genialen Improvisators und Komponisten, der nicht 'entdeckt' wurde und, da er nie Noten lernte, der Nachwelt unbekannt bleiben muß. Insbesondere die ca. fünfseitige Beschreibung des letzten Orgelkonzertes, das er vor seinem (aus enttäuschter, unausgesprochener Liebe sinnlos begangenen) Selbstmord durch Verhungern gibt, läßt dem Musikliebhaber das Herz aufgehen. Aber auch die Schilderungen der Lebensverhältnisse in einem Vorarlberger Dorf des frühen 19. Jhs. und die Darstellung von Körperlichkeit und unterdrückter Gewalt ziehen auch dann, wenn man das alles eigentlich doch zu überspannt und überflüssig findet.^^ Daniel Defoe: Moll Flanders (1722) The Fortunes And Misfortunes of The Famous Moll Flanders gilt manchen als das beste Buch Defoes, auch wenn es im öffentlichen Bewußtsein völlig im Schatten des drei Jahre früher erschienenen Robinson Crusoe steht. Wesentlich interessanter als dort sind in Moll Flanders jedenfalls die innerlichen Vorgänge einer Frau, die - wie schon die barocke Inhaltsangabe vorwegnimmt - was born in Newgate, and during a life of continu'd Variety for Threescore Years, besides her Childhood, was Twelve Year a Whore, five times a Wife (whereof once to her own brother), Twelve Year a Thief, Eight Year a Transported Felon in Virginia, at last grew Rich, liv'd Honest and died a Penitent. Written from her own Memorandums. Reue wird dabei (zumindest auf einer oberflächlichen Ebene) zum bestimmenden Element; die Ich-Erzählerin gibt an, all ihre schlimmen Taten nur deshalb in solcher Detailtreue zu berichten, damit sich der Leser davon abgestoßen fühle und sein moralisches Empfinden geschult werde, den Verlockungen des Bösen zu widerstehen. Tatsächlich steht das aber im Widerspruch zu dem Vergnügen, das sie rückblickend zu empfinden scheint, der Erleichterung über das Nicht-Entdeckt-Werden - das Buch ist eben zu einem guten Teil auch Schelmenroman, ohne das offen zuzugeben. Bedrückend und enorm gründlich sind Defoes Milieuschilderungen: Im Grunde zeigt er auch, daß für Menschen in ihrer Lage - (mittellose) Frauen ohne Protektion - kaum ein Weg bleibt als der in Prostitution und Verbrechen. Offen wird das allerdings kaum thematisiert; für den Zeitgenossen stellte sich wohl eher die Frage, inwiefern Moll Flanders' verworfenes Leben Folge ihres unvernünftigen Wunsches, eine Lady zu sein, oder aber ihrer geringen Gottesfurcht sei. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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Mo 24. Sep 2007, 09:35 - Beitrag #119 |
habe gerade die Wächter-Tetralogie von Sergej Lukianenko gelesen, erschienen 2005 im Heyne-Verlag, Preis derzeit 13 Euro pro Band
Wächter der Nacht Wächter des Tages Wächter des Zwielichts Wächter der Ewigkeit Es handelt sich dabei um eine postmoderne Mischung aus Fantasy mit einem Schuss Horror, angesiedelt im modernen Russland (der Horror ist jedoch nur in der Form vorhanden, die Geschichte wird nie gruselig). Die vier Bände haben das Potential, eine neue Sparte postmoderner fantastischer Literatur zu definieren, es ist weder echte Fantasy, noch echter Horror, noch Cyberpunk, noch Science-Fiction, sondern eine ganz eigene Mischform. Die Story, die sich vornehmlich in Moskau abspielt, ist recht packend erzählt, nervt vielleicht in den beiden ersten Bänden ein bisschen durch das noch arg schlichte gut-böse Denken des Protagonisten, des gerade erst initiierten lichten Wächters Anton (welches aber im dritten und vierten Band erhebliche Schläge erleidet, bis Anton zu einer eher neutralen - grauen - Position gelangt), gewinnt aber massiv durch fortwährend eingestreute beiläufige philosophische Reflexionen über alles und nichts. Eine brilliante Melange, und für diejenigen, die dem Genre gegenüber aufgeschlossen sind und nichts gegen philosophischen Tiefgang in Unterhaltungsliteratur einzuwenden haben, ein Hochgenuss. |
Wer bist du, dass du die Qual lindern kannst und es nicht tust ...
-------------------------------------------------------------------------- ... nicht das Licht und nicht die Finsternis ... die Schatten, die leisen Übergänge ... |
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Di 25. Sep 2007, 00:18 - Beitrag #120 |
Knut Hamsun: Hunger (1890)
Monolog/Bewußtseinsstrom eines schriftstellerisch begabten jungen Mannes, der mit dem wenigen Geld, das er mit Gelegenheitsarbeiten für Zeitungen verdient, nicht umgehen kann. Seine extreme Freigiebigkeit ehrt ihn (um einem Bettler etwas geben zu können, versetzt er seine letzte Weste), sein Leichtsinn, sobald er zu etwas kommt, ist für den Leser teilweise schmerzhaft. Die geringe Bedeutung, die er materiellen Dingen zuzuwenden scheint, verkehrt sich durch seine Hungervisionen, völlig korrumpiert meint er später, er würde in seiner derzeitigen Lage auch einer armen Witwe den letzten Groschen stehlen. Sein Körper verfällt (wie in ekelhaften Details dargestellt wird), aber obwohl er Bekannte und Unbekannte bittet, ihm etwas zu leihen, weigert er sich (meist), Geschenke anzunehmen... Ähnlich realitätsfremd ist übrigens seine Verwertung der literarischen Schaffenskraft, etwa zerreißt er sein großartiges Drama, weil er mit den in großer Eile geschriebenen letzten Szenen unzufrieden ist. -Am Schluß heuert er auf einem Schiff an. Hamsun, der große materielle Not kennenlernte, hat für diesen seinen ersten Roman wohl eine Reihe von eigenen Erfahrungen verwendet; auch die 'Flucht' übers Meer als letzter Ausweg hat authentische Grundlagen. |
Die rechten Christen führen keinen Krieg - Jacob Böhme
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