Der genaue Wortlaut ihrer Äußerungen ist nicht ganz leicht zu ergründen, nach etwas Suchen fand ich folgendes auf rp-online:
NDR-Moderatorin Herman hatte nach Medienberichten anlässlich der Präsentation ihres neuen Buches "Das Prinzip Arche Noah - warum wir die Familie retten müssen" am Donnerstag in Berlin zur Hitler-Zeit erklärt: "Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat", und fügte hinzu: "Was gut war, das sind die Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt."
Dein Zitat, Ipsi, wird auch immer wieder in den diversen Quellen genannt.
Ich denke, daß vor allem die Bezeichnung von [Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt] als [Gutes an der Nazi-Diktatur] Anstoß erregt hat, weil sie wie eine Apologetik der Nazizeit klingt, so als wäre ja nicht alles so übel gewesen, und weil sie ignoriert, daß die Wertschätzung und Förderung von Frauen, Kindern und Familien sich nur und ausschließlich auf "Arier" beschränkte und hier Mittel zum politischen Zweck war, während "Nichtarier" systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und in jeder erdenklichen Weise verfolgt und umgebracht wurden.
Gut, und nun sieht man Beispiele wie Hohmann, die in anderen Worten ähnliches "vollbracht" haben, allerdings in anderen Zusammenhängen, und zu ihrer Zeit gar teilweise Zustimmung geerntet haben, bis sich im Falle Hohmanns der öffentliche Druck aufbaute und wirksam wurde.
Insofern, meinst Du, mit einem Adam Herman wäre anders umgegangen worden?
Nun ist aber eine Partei, wie im Falle Hohmanns, kein öffentlich-rechtlicher Sender, eine Partei "darf" sich im Rahmen des geltenden Rechts so politisch divers geben, wie dies für die Klientel die Partei noch als wählbar erscheinen lässt - wer die CDU nicht mag, der wähle etwas anderes. Hingegen würde ein Sender, dessen prominente Moderatoren Äußerungen machen, die gut als Relativierung und Apologetik der NS-Diktatur verstanden werden können, ohne daß dies Konsequenzen hätte, leicht als Ganzes in diese Richtung gerückt, wo doch der Sender eigentlich für alle Gruppen der Gesellschaft eine berichterstatterische "Heimat" bieten soll.
Allerdings könnte mensch dann fordern, daß dieser Einwand dann, auf bundesdeutsche Verhältnisse bezogen, auch für als "DDR-apologetisch" verstehbare Äußerungen gelten müsse.
"Die Partei war ja ein verbrecherischer Haufen, der das Volk belogen, betrogen und ausgesaugt hat, mit einer Ideologie, die unrealistisch und menschenfeindlich war, aber das Sozialsystem war hervorragend, keiner musste hungern oder an Wohnungsnot leiden, und die Kinderbetreuung war europaweit spitze" - eine solche, fiktive, Äußerung müsste eben solche Konsequenzen haben, könnte mensch fordern.
Hat es Gründe, daß eine solche Äußerung wohl weniger Wirbel machen würde, und welche?
Will sagen...angesichts des obigen Zitats bin ich weiter ganz froh, daß die Frau jetzt ihr Heim verhübschen kann, aber die Frage nach tieferen Hintergründen der heftigen Reaktion finde ich gleichfalls berechtigt und das quo vadis Nazi-Erinnerungskultur muss gestellt werden.
Dabei - ja, es stimmt ja, es gibt solche Frauen, es gibt sie zuhauf, mit dem Talent, ein Heim zu schaffen, wo viele Männer bestenfalls Höhlen bewohnen würden. Was also dumm ist, ist nur die Verallgemeinerung, nicht die Tendenz ihrer Aussage.
Nun, selbst wenn das Talent mit Einseitsdrall verteilt wäre - was ich nicht glaube - läge es am Frau-sein der Frauen oder nicht viel mehr an gesellschaftlichen Verhältnissen - welche kreativen Jungen oft genug das Gefühl vermitteln, Weicheier zu sein?
Insofern ist die Verallgemeinerung in meinen Augen nicht nur dumm, sondern eben auch falsch, und jemensch, das solchen Dünnsinn verzapft, im öffrechtlichen Fernsehen...gut, ich fürchte, das Hauptproblem ist, daß das Fernsehen sich überhaupt noch als Nicht-Unterhaltungsveranstaltung begreift. ^^