Eva Herman jetzt wieder ganz Hausfrau und Mutter

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janw
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Di 11. Sep 2007, 13:49 - Beitrag #1

Eva Herman jetzt wieder ganz Hausfrau und Mutter

Eva Herman dürfte zumindest im Norden etlichen bekannt sein. Sie hat über mehrere Jahre die "tagesschau" gelesen und sich dann aufs schreiben verlegt, nebenbei im NDR-Fernsehen die talkshow "Herman & Tietjen" und eine Ratesendung moderiert.
In ihren Büchern, z.B. in "Das Eva-Prinzip" vertritt sie die These, daß die eigentliche Bestimmung der Frau sei, als Hausfrau und Mutter zu wirken, ein Haus wohnlich zu gestalten sei eine der natürlichen Begabungen der Frau.
In dem Zuge hat sie sich wiederholt kritisch mit der weiblichen Emanzipation auseinandergesetzt, die für sie die Frau von ihren natürlichen Begabungen und Aufgaben entfremdet habe.

Zuletzt nun hat sie bei der Vorstellung eines neuen Buches geäußert, daß die Frauen-, Familien- und Kinderpolitik der Nazis alles das gewesen sei "was gut war".
Der NDR hat sich daraufhin nun von ihr getrennt.

Ich bin froh, daß der Sender so entschieden gehandelt hat nun, wobei mir ihre Äußerungen schon länger derart mißfallen, daß sie meine Einstellung zu dem Sender beeinträchtigt haben, der diese bislang geduldet hat.
Zumal Frau Herman in ihrem eigenen Verhalten genau das tut, was sie ihren Geschlechtsgenossinnen vorhält. Sie lebt das Urbild einer emanzipierten Frau, die Familie, Kinder und Beruf zu vereinbaren suchen und dabei beruflich selbständig auftreten. Genau das, was unsere Gesellschaft Frauen ermöglicht, ohne es von ihnen zu verlangen. Genau das, was mit Sicherheit eine Gesellschaft der Nazis mit Macht zu verhindern gesucht hätte.

Ipsissimus
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Di 11. Sep 2007, 16:02 - Beitrag #2

hmm, was sie tatsächlich sagte, war, daß

... Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die Achtundsechziger abgeschafft wurden. Vieles, was in dieser Zeit hochgehalten wurde, wurde danach abgeschafft.


na ja, ist möglicherweise tatsächlich so gemeint, wie es ihr ausgelegt wird, wobei es ohne den zweiten Satz - der im übrigen sich nicht notwendigerweise auf das Dritte Reich beziehen muss - wesentlich schwieriger geworden wäre, die allseitige Empörtheit über die Aussage und ihr Gemeintsein zu begründen. Wahrscheinlich ist sie tatsächlich ein bisschen dumm-naiv. Andererseits beschleicht mich immer ein ungutes Gefühl, wenn sich die Öffentlichkeit einig ist. Wer hat nicht alles auf die Hermann eingeschlagen, aus allen Ecken und Kanten, allenthalben einhellige Empörtheit, selbst aus den Reihen der CSU, denen das nationalsozialistische Frauenbild nun wirklich nicht fern steht. Diese Einhelligkeit verursacht bei mir die fast schon reflexartige Frage, wem es nützt, die Frau so fertig zu machen, und was damit demonstriert werden soll.

Was weiblich (männlich) ist, welche Eigenschaften dem Weiblichen (Männlichen) zukommen - ach herje, was hab ich da schon drüber an Schwachsinn gelesen. Kluges auch, aber der Schwachsinn hat viele deutlich vernehmbare Stimmen. Wenn alle Theoretikerinnen und Theoretiker der weiblichen (männlichen) Eigenschaften plötzlich nichts mehr schwadronieren dürften, würde die deutsche Medienlandschaft - aber nicht nur die - geistig deutlich gesündern dastehen.

Dabei - ja, es stimmt ja, es gibt solche Frauen, es gibt sie zuhauf, mit dem Talent, ein Heim zu schaffen, wo viele Männer bestenfalls Höhlen bewohnen würden. Was also dumm ist, ist nur die Verallgemeinerung, nicht die Tendenz ihrer Aussage.

Alles in allem viel zu viel Rummel für ein bisschen Plontheit, als dass ich von der Nichtexistenz von ganz andersgearteten Hintergründen für diesen Abschuss überzeugt wäre. Hintergründe - dass zum Beispiel der Umgang mit Themen des Dritten Reichs in Deutschland noch immer von Stocksteifigkeit geprägt ist. Was die Hermann verdient hätte, wäre ein fröhliches Ausgelachtwerden; aber in Deutschland muss ja immer gleich die pädagogische Peitsche geschwungen werden.

janw
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Di 11. Sep 2007, 23:27 - Beitrag #3

Der genaue Wortlaut ihrer Äußerungen ist nicht ganz leicht zu ergründen, nach etwas Suchen fand ich folgendes auf rp-online:
NDR-Moderatorin Herman hatte nach Medienberichten anlässlich der Präsentation ihres neuen Buches "Das Prinzip Arche Noah - warum wir die Familie retten müssen" am Donnerstag in Berlin zur Hitler-Zeit erklärt: "Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat", und fügte hinzu: "Was gut war, das sind die Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt."

Dein Zitat, Ipsi, wird auch immer wieder in den diversen Quellen genannt.

Ich denke, daß vor allem die Bezeichnung von [Werte, Kinder, Mütter, Familie, Zusammenhalt] als [Gutes an der Nazi-Diktatur] Anstoß erregt hat, weil sie wie eine Apologetik der Nazizeit klingt, so als wäre ja nicht alles so übel gewesen, und weil sie ignoriert, daß die Wertschätzung und Förderung von Frauen, Kindern und Familien sich nur und ausschließlich auf "Arier" beschränkte und hier Mittel zum politischen Zweck war, während "Nichtarier" systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und in jeder erdenklichen Weise verfolgt und umgebracht wurden.

Gut, und nun sieht man Beispiele wie Hohmann, die in anderen Worten ähnliches "vollbracht" haben, allerdings in anderen Zusammenhängen, und zu ihrer Zeit gar teilweise Zustimmung geerntet haben, bis sich im Falle Hohmanns der öffentliche Druck aufbaute und wirksam wurde.
Insofern, meinst Du, mit einem Adam Herman wäre anders umgegangen worden?

Nun ist aber eine Partei, wie im Falle Hohmanns, kein öffentlich-rechtlicher Sender, eine Partei "darf" sich im Rahmen des geltenden Rechts so politisch divers geben, wie dies für die Klientel die Partei noch als wählbar erscheinen lässt - wer die CDU nicht mag, der wähle etwas anderes. Hingegen würde ein Sender, dessen prominente Moderatoren Äußerungen machen, die gut als Relativierung und Apologetik der NS-Diktatur verstanden werden können, ohne daß dies Konsequenzen hätte, leicht als Ganzes in diese Richtung gerückt, wo doch der Sender eigentlich für alle Gruppen der Gesellschaft eine berichterstatterische "Heimat" bieten soll.
Allerdings könnte mensch dann fordern, daß dieser Einwand dann, auf bundesdeutsche Verhältnisse bezogen, auch für als "DDR-apologetisch" verstehbare Äußerungen gelten müsse.
"Die Partei war ja ein verbrecherischer Haufen, der das Volk belogen, betrogen und ausgesaugt hat, mit einer Ideologie, die unrealistisch und menschenfeindlich war, aber das Sozialsystem war hervorragend, keiner musste hungern oder an Wohnungsnot leiden, und die Kinderbetreuung war europaweit spitze" - eine solche, fiktive, Äußerung müsste eben solche Konsequenzen haben, könnte mensch fordern.

Hat es Gründe, daß eine solche Äußerung wohl weniger Wirbel machen würde, und welche?

Will sagen...angesichts des obigen Zitats bin ich weiter ganz froh, daß die Frau jetzt ihr Heim verhübschen kann, aber die Frage nach tieferen Hintergründen der heftigen Reaktion finde ich gleichfalls berechtigt und das quo vadis Nazi-Erinnerungskultur muss gestellt werden.

Dabei - ja, es stimmt ja, es gibt solche Frauen, es gibt sie zuhauf, mit dem Talent, ein Heim zu schaffen, wo viele Männer bestenfalls Höhlen bewohnen würden. Was also dumm ist, ist nur die Verallgemeinerung, nicht die Tendenz ihrer Aussage.

Nun, selbst wenn das Talent mit Einseitsdrall verteilt wäre - was ich nicht glaube - läge es am Frau-sein der Frauen oder nicht viel mehr an gesellschaftlichen Verhältnissen - welche kreativen Jungen oft genug das Gefühl vermitteln, Weicheier zu sein?

Insofern ist die Verallgemeinerung in meinen Augen nicht nur dumm, sondern eben auch falsch, und jemensch, das solchen Dünnsinn verzapft, im öffrechtlichen Fernsehen...gut, ich fürchte, das Hauptproblem ist, daß das Fernsehen sich überhaupt noch als Nicht-Unterhaltungsveranstaltung begreift. ^^

Feuerkopf
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Mi 12. Sep 2007, 01:14 - Beitrag #4

Die Dame Herman hat definitiv Scheiß gebaut. Als medienerfahrene Journalistin muss sie wissen, dass es ein paar ganz üble Fettnäpfe in unserer Gesellschaft gibt. Undifferenziert über die NS-Zeit zu schwallen, ist einer davon.
Sie hat sich ja auch schon gaaaanz ausführlich bei der BILD ausgeheult, dass sie das ja gar nicht so gemeint hat.
Pech, Eva.

Diese Frau ist auf einer erzkonservativen Mission, humorlos und dogmatisch. Da darf sie sich nicht wundern, wenn ihr genau so begegnet wird.

Jedenfalls ist sie in allen Medien und geht ab sofort auf Buchvorstellungstour. Ein Schelm, der böses dabei denkt...

Lykurg
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Mi 12. Sep 2007, 01:59 - Beitrag #5

Vieles, was von ihr zu hören war, klang ähnlich naiv wie dieser Vergleich, und sie hat sich damit eine Masse Feinde gemacht, die nun genüßlich die Gelegenheit wahrnehmen, sie zu zerfetzen... Dabei werden natürlich auch - wie janws erster Beitrag und die spätere Feststellung, es sei ja schwierig, das Original aufzutreiben, hervorragend zeigt - Hülsen aufgebauscht und weitergereicht. Ohne den Zusammenhang der Äußerungen finde ich es nicht möglich, über die Berechtigung ihrer Entlassung zu urteilen.

Der Sender hat damit jedenfalls einen bequemen Weg und geeigneten Zeitpunkt gefunden, sich eines Problems zu entledigen. Ich kann mir gut vorstellen, daß ihre Äußerungen, oder deren mediale Aufhübschung, nur allzu gern zum Anlaß genommen wurden... Außerdem verkauft sich eben nichts besser als ein kleiner Skandal, egal was dahinter steckt.

Was auch immer sie im Zusammenhang gesagt hat, es würde nicht gerade von historischem Sachverstand zeugen, die heile Familie und ihren Zusammenhalt im dritten Reich hochzupreisen, das Kinder zu Spitzeln gegen die Eltern machte und eben nicht nur Mutterkreuze verteilte, sondern auch etwa in "Lebensborn"-Heimen die 'unverbindliche' Begattung geeigneter Arierinnen durch SS-Angehörige durchführen ließ, um den Fortbestand der "Herrenrasse" zu sichern, dafür auch bevorzugt Norwegerinnen verschleppte usw. (- Unbildung als Entlassungsgrund?^^)

***

Mir ist wichtig, daß Frauen die Wahl haben, in welchem Maße sie sich um Haushalt und Kinder kümmern wollen; daß es für Frauen und Männer gleichermaßen sozial akzeptabel sein muß, Hausmann oder Hausfrau zu sein, wobei bestimmte Aspekte der Kindererziehung (v.a. im Kleinkindalter) naturgemäß eher Frauen zufallen - schon von daher muß es die entsprechenden Möglichkeiten geben, den Wiedereinstieg in den Beruf gut zu schaffen und alles miteinander zu vereinen. Es darf aber eben auch kein genereller Druck auf den Frauen lasten, Kinder um jeden Preis dem Staat zu überlassen und arbeiten zu gehen - beides, Beruf und Erziehung, sind verdienstvolle Tätigkeiten und Wege der Lebensführung, niemand hat ein Recht dazu, auf die andere Art herabzublicken.

Ipsissimus
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Mi 12. Sep 2007, 12:01 - Beitrag #6

im Prinzip ist das völlig richtig, Lykurg, was du zur Notwendigkeit der Wahlfreiheit sagst. Andererseits sind menschliche Erfahrungen davon geprägt, dass mensch eben nicht alles haben kann, nicht alles gleichzeitig machen kann, dass Zeit, Energie und sonstige Ressourcen limitiert sind, und dass mensch sich insgesamt von jeder Menge Omnipotenzwünsche und -träume verabschieden muss, um ein angemessenes Leben führen zu können; es kommt hinzu, dass unsere Gesellschaft mittlerweile hochgradig Spezialistentum fördert. Und last not least steht zu befürchten, dass jenes, was zu einem bestimmten Zeitpunkt Menschen als Wahlfreiheit und -möglichkeit anheim gestellt ist, ein paar Jahre später als soziale Forderung im Raum steht - wir haben dir die Kindergrippen gebaut, du musst sie nutzen.

Ja, ich will die Hermann nicht wirklich verteidigen, ihre Heim und Herd Ideologie ist mir völlig fremd; trotzdem wird da aus einer Mücke ein Elefant gemacht, und das ist meines Erachtens sachirrelevanten Intentionen zuzuschreiben

e-noon
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Mi 12. Sep 2007, 12:16 - Beitrag #7

Wenn man einfach sämtliche Verallgemeinerungen fallen ließe... ^^ Eine Ausnahme findet sich immer, und für diese Ausnahmen lohnt es sich imo, den Menschen die Wahl zu lassen, in der Hoffnung, dass sie für sich den richtigen Lebensweg wählen (sie hätte sich auch früher überlegen können, was sie will... wäre sie Hausfrau geworden, könnte sie diese wichtigen Aussagen gar nicht mit diesem Publikum tätigen).

Einfach auslachen wäre aber vermutlich die beste Option, da stimme ich Ipsi zu.

janw
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Mi 12. Sep 2007, 14:13 - Beitrag #8

Gut, Ipsi, dann suchen wir mal nach den Gründen hinter den Gründen...

Zuerst mal ist sie eine Frau, und die schweige bekanntlich in der K... ähh, Öffentlichkeit^^
Dann hat sie Unterhaltungssendungen moderiert, und die sind darauf angelegt, beim Zuschauer ein harmonisches Gefühl zu erzeugen, das nicht durch dissonante Äußerungen der Moderatoren in der Öffentlichkeit getrübt werden soll.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß ihre jetzigen Äußerungen nach ihren bisherigen Thesen, die nicht wenige zu mehr als einem Mundoffenstehenlassen veranlasst haben, einen nicht unwillkommenen konkreten Anlass geliefert haben, sich von ihr zu trennen.
Wäre nun die Frage, ob ähnlich reagiert würde, wenn Plasberg sich angesichts der in seiner Sendung verhandelten Not zu Äußerungen über die Armutsbekämpfung im 3. Reich hinreißen ließe.
Nun ist allerdings von ihm nichts bekannt, was den Rahmen liefern würde, wie Hermans Bücher es tun - dieses weltanschauliche Grundfeld hat so nur Eva Herman aufzuweisen.

Ein anderer Aspekt, der mir in den Sinn gekommen ist, ist der des Umgangs mit dem Lapsus:
Herman hat ein Grundfeld zeitgeistaverser Meinungsäußerungen geliefert.
Herman hat auf diesem Grundfeld - vielleicht im Eifer des Gefechts - eine Äußerung getan, die politisch-historisch unhaltbar ist.
Herman hat offenbar auf Nachfrage des Senders hin diese Aussage als getätigt bestätigt, jedoch ohne sich von ihr zu distanzieren.
Ich sags mal so...wenn ich Mist rede(n sollte) und diesen am nächsten Tag in der Zeitung lese, dann unternehme ich doch alles - von mir aus -, um die Sache klarzustellen.
Wenn nicht ihre Geschichtsanschauung, dann könnte diese ihre hier zu Tage tretende Dummheit ein Grund sein. Nur...da führte sich der Sender einer Unterhaltungssendung selbst ad absurdum.

Ipsi, Du sprachst von auslachen als bester Reaktion. Das funktioniert z.B. bei Fußballspielern und Vereinen, die eh keiner allzu ernst nimmt, aber nicht, wenn einer der Ausgelachten ein Sender ist, der noch ein wenig auf sich hält.

Nun gab es wohl auch das Problem, daß bereits Gäste für Hermans Sendungen abgesprungen waren - gut, deren Entscheidung, könnte mensch sagen.
Oder ist das Abspringen der Gäste vielleicht ein Indiz dafür, daß die NS-Diktatur zu ritualisiert behandelt wird und dies schon so in den Köpfen ist, daß es keiner mehr merkt?

Schlösse sich die Frage an, wie die Erinnerung an die NS-Diktatur am besten gepflegt werden sollte, gut 60 Jahre nach ihrem Ende.

Oder gibt es vielleicht einen ungeschriebenen codex, nach dem Moderatoren sich generell öffentlicher Äußerungen enthalten sollten, erst recht in Buchform? Ist das tatsächliche Fehlen eines größeren Bücherfeldes von Moderatoren in ihrer Dienstzeit ein Indiz dafür? Es sei nur daran erinnert, daß sich Anne Will und Harald Schmidt (und wer noch?) im letzten Jahr an dieser Werbekampagne "Du für Deutschland" beteiligt haben - ohne daß dies Konsequenzen hatte. Vielleicht nur ein marginaler Regelverstoß?

Lykurg
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Mi 12. Sep 2007, 15:34 - Beitrag #9

Oder gibt es vielleicht einen ungeschriebenen codex, nach dem Moderatoren sich generell öffentlicher Äußerungen enthalten sollten, erst recht in Buchform?
Warum sollten sie? Solange sie imstande sind, ihre privaten und dienstlichen Aussagen voneinander zu trennen, und die Öffentlichkeit fähig, die Trennung zu erkennen, sehe ich keinen Grund für ein solches Verbot. Ihre Äußerungen dürfen natürlich nicht im Widerspruch zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Die Initiative "Du bist Deutschland" hat - vergleichbar den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten - in irgendeiner Weise eine Förderung der Interessen der BRD zum Ziel, ein Engagement erscheint insofern zunächst unbedenklich. Über Eigenheiten einer solchen Kampagne, ihrer Verfechter und mögliche Nebenwirkungen braucht dabei noch nicht der letzte Spruch gefällt zu sein.

Das Thema "Umgang mit NS-Vergangenheit" wieder - allein durch die Erwähnung des Begriffs - und wäre es eine noch so scharfe Ablehnung gewesen - hat sie ihren Gegnern die Keule in die Hand gegeben. Allein das zeugt von ihrem mangelnden Geschick. Wenn allerdings die Medienlawine rollt, ist es zu spät, noch allzuweit steuernd eingreifen zu wollen - für eine zweite Chance hatte sie sich zu viele Feinde gemacht. Eine selbsternannte Ikone muß makellos sein, sonst wird sie stürzen.

Nur sehe ich nicht so recht, warum man über sie lachen sollte. Ihre Position - so sie überhaupt sich so weit aus dem Fenster lehnen wollte - Mütter sollten grundsätzlich als Hausfrauen ihre Kinder erziehen, ist in meinen Augen nicht gefährlicher oder abwegiger als das andere Extrem, alle Kinder verbindlich in staatlichen Einrichtungen zu erziehen, um den Müttern das Berufsleben zu "ermöglichen". Wie Ipsissimus schrieb, würde in kürzester Folge ein sozialer oder gesetzlicher Zwang daraus, sich bruchlos ins Arbeitsleben einzufügen und schnurrendes Rädchen im Getriebe zu sein.

Dieses andere Extrem - wohlgemerkt nur seine Voraussetzung, die kollektive Erziehung, den Rest, dat krieje mer später, - ist eine von linken Parteien beständig geforderte, also offenbar legitime Position. Um die - in meinen Augen unumgängliche - Wahlfreiheit der Eltern aufrechtzuerhalten, ist die Diskussion des Hermanschen Extrems hilfreich. Es war für ihre Gegner nur allzu folgerichtig, sie in die braune Ecke zu stellen, längst bevor sie diese Äußerungen ... tat? Besser kriegt man jemanden hierzulande nicht mundtot, egal was er denkt. - Die Frage ist zu ernst, darüber zu lachen, meine ich.

janw
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Mi 12. Sep 2007, 18:22 - Beitrag #10

Zitat von Lykurg:Warum sollten sie? Solange sie imstande sind, ihre privaten und dienstlichen Aussagen voneinander zu trennen, und die Öffentlichkeit fähig, die Trennung zu erkennen, sehe ich keinen Grund für ein solches Verbot.

"Meine conterbande trag ich im Kopfe...", wie Heine sagte, und der wird nicht an der Garderobe abgegeben. Der Moderator ist für Gäste wie Zuschauer all das, was er durch sein bekanntes Auftreten in seinen Sendungen wue auch in der Öffentlichkeit repräsentiert. Vielleicht ein Grund, warum da immer nur so mainstreamige Gestalten rumturnen.

Dieses andere Extrem - wohlgemerkt nur seine Voraussetzung, die kollektive Erziehung, den Rest, dat krieje mer später, - ist eine von linken Parteien beständig geforderte, also offenbar legitime Position. Um die - in meinen Augen unumgängliche - Wahlfreiheit der Eltern aufrechtzuerhalten, ist die Diskussion des Hermanschen Extrems hilfreich.

Sicher, als Kontrast zu Alice Schwarzer grenzen ihre Bücher den Raum nach rechts hin ab. Nur, auch dieser Diskussion hat sie einen Bärendienst erwiesen, weil der Rubikon zwischen CSU und NPD zu einem nebeligen Sumpf geworden ist, in dem man nicht mehr weiß, wohin sie nun gehört.

Über Alice kann man übrigens trefflich lachen, sie gehört nur sich selbst und Emma.
O wüchse sie über sich hinaus und propagierte den Hausmann... (oder? Ich denke noch darüber nach...)

Lykurg
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Mi 12. Sep 2007, 19:01 - Beitrag #11

Sicher, als Kontrast zu Alice Schwarzer grenzen ihre Bücher den Raum nach rechts hin ab. Nur, auch dieser Diskussion hat sie einen Bärendienst erwiesen, weil der Rubikon zwischen CSU und NPD zu einem nebeligen Sumpf geworden ist, in dem man nicht mehr weiß, wohin sie nun gehört.
Das sehe ich ganz genauso, und bin daher froh, mich (mW) nie auf sie berufen zu haben. Übrigens, und das sah ich eben erst, deutet sie in dem von dir kopierten Interview an, daß sie in mancher Hinsicht bewußt übertreibt ("Kann sein."); womöglich tatsächlich auch als Schwarzer-Gegenpol?

janw
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Mi 12. Sep 2007, 22:06 - Beitrag #12

Ob sie bewusst übertreibt...mag sein, wenn es ihr ernst um ihre Sache wäre, müsste sie aber die Grenzen dorthin kenntlich machen. Ein Problem ist natürlich, daß Übertreibung (heute?) zwangsläufig notwendig ist, weil im Medienbetrieb alles andere untergeht. Aber ich würde sagen, dies und inhaltliches sollten wir drüben in dem anderen thread besprechen.
Machen wir hier mal in Bedingungen der schreibselnden und sonstwie öffentlichen Betätigung von Fernsehvolk und derlei.

Feuerkopf
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Do 13. Sep 2007, 09:12 - Beitrag #13

Im Gegensatz zu Alice Schwarzer hat Eva Herman keinen Humor von dem sie wüsste. :cool:

A. S. ist in der Sache sehr ernst und die EMMA ist ein journalistisch zwar parteiisches, aber sehr gut gemachtes Blatt. Als Person kann die Schwarzer sich selbst wunderbar auf die Schippe nehmen. Rheinländerin, halt. ;)
Der Dame Herman hingegen fehlt jeder Sinn für ironische Distanz zu sich selbst. Sie nimmt sich und ihre "Message" auf (nicht nur für mich) unsympathische Weise viel zu wichtig. Find ich.

Persönliche Bemerkung: Meine Mutter und ich sind übrigens was E. H. angeht, in seltener Meinungsharmonie vereint. Sie ist ein Grund, eine Sendung sofort auszuschalten.

Ipsissimus
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Do 13. Sep 2007, 12:58 - Beitrag #14

mei, mei, mei, sind wir in Deutschland schon bei political correctness nach amerikanischen Standards angelangt? Aber selbst in den USA ist die Hochschätzung der Meinungsfreiheit anscheinend noch größer als bei uns, die wir schon wieder mal am Rande der Einführung der Gesinnungstäterschaft angelangt sind.

Natürlich ist die Hermann eine Dumpfbacke, aber doch keine, von der eine Gefahr ausgeht. Ach so, die hochberühmte Vorbildfunktion für die Öffentlichkeit - ich muss sagen, ich wäre froh, die Öffentlichkeit bekäme des öfteren Mal Wirklichkeit in hohen Dosierungen vor den Latz geknallt, denn dieses zartweichgespülte Weltbild, das man der Öffentlichkeit wohl als einziges zumuten zu können glaubt, widert mich schon lange an. Natürlich ist die Herman kein Herold der Wirklichkeit sondern des süßen Wahns wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen. Nein, ich sehe in dieser Geschichte nichts, aber auch gar nichts, was ernstgenommen werden müßte, und die Hermann wird stellvertretend für die gesamte Gilde der Nichtmehr-Satisfaktionsfähigen ausgelacht ob ihres Wahns, den sie wie schon mehrfach bemerkt zu deutschernst nimmst.

Davon abgesehen hat sich imo die Schwarzer seit vielen Jahren in eine Richtung entwickelt, in der für sie gut inszenierte Fernsehauftritte viel wichtiger geworden sind als hochwertige journalistische Arbeit. Ich hatte früher Emma ein paar Jahre lang gelesen, aber so langsam ist sie entgleist, bis ich das dann wirklich nicht mehr in die Hand nehmen konnte.

Feuerkopf
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Do 13. Sep 2007, 18:01 - Beitrag #15

Nur interessehalber, Ipsi,
was an der EMMA ist entgleist in deinen Augen? Offenbar ist meine Wahrnehmung eine andere.

Jatrix
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Do 13. Sep 2007, 22:13 - Beitrag #16

Mit direkten Entgleisungen Alice Schwarzers' aus der EMMA kann ich jetzt nicht dienen, aber mit einer Entgleisung auf Plakatwänden:

Bild

Das hat mich vielleicht genervt.

Und zu Eva Herman: Ich hab keins der Bücher gelesen und werds auch nicht tun.
Aber, was vielleicht schon oft (so ungefähr 2398792834 Mal ) erwähnt wurde, ich finds toll dass sie jetzt endlich vom NDR von der lästigen Last befreit wurde nicht nach ihrem eigenem Familien- und Rollenbild leben zu können.

Lykurg
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Fr 14. Sep 2007, 10:55 - Beitrag #17

Übrigens hat sie tatsächlich - im Gegensatz zu Brandt, Gandhi oder Einstein - ihre Einwilligung gegeben, damit wenigstens "auch mal eine Frau" in dieser illustren Reihe auftaucht. Sich für BILD einspannen zu lassen... Bild
Bild

Ipsissimus
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Fr 14. Sep 2007, 12:14 - Beitrag #18

Feuerkopf, sie hat zum Beispiel Parallelen zwischen Sadomasoschismus und Faschismus gezogen, und diese auch an den denkbar ungeeignetsten Leuten angeprangert, z.B. an dem jüdischen Fotographen Helmut Newton (seine Familie wurde komplett in einem deutschen KZ ausgerottet) oder an der Künstlerin Bettina Reims, die sie mit der KZ-Aufseherin "Blutige Brigyda" (Hildegart Lächert) verglichen hatte. Und viele Ungereimtheiten mehr.

janw
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Do 11. Okt 2007, 02:07 - Beitrag #19

Nun ist endlich der Original-Wortlaut von Hermans Äußerung greifbar, seit Hermans Auftritt bei Kerner im ZDF vor ein paar Tagen.
In der Sendung hatte sie in der Diskussion mit Margarethe Schreinemakers, Senta Berger, einem Historiker und einem Komiker Gelegenheit, das Gewirr um ihr Gesagtes, Gemeintes und von anderen in bestimmter Weise verstandenes aufzulösen.
Die Sendung gibt es hier zu sehen, das Gesagte in WELT-online zum Nachlesen.
Danach hat Eva Herman anlässlich ihrer Buchpräsentation folgendes gesagt:
Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch eine Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das, alles, was wir an Werten hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft.

In meinen Augen trifft Schreinemakers' Bemerkung:
Egal, wie oft ich diesen Satz höre.[...] Im Ton, ohne Eva jetzt zu sehen. Ist er durcheinander und kraus. Das ist das Problem. Er ist durcheinander, er ist kraus und man versteht es nicht. Das heißt: Der Sinnzusammenhang ist so, dass es sich mir so vermittelt, als würde sie die Werte auf die NS-Zeit beziehen.
Wenn man sich so viel auf die Schultern packt, an großer Familienpolitik, wo irre viel Themen dazugehören, dann kann natürlich mal etwas durcheinander geraten im Kopf. Das war mein Eindruck, als ich das hörte.

zu, man kann ihren Satz so verstehen, als hätten in der NS-Zeit die von ihr geschätzten Werte (Familie, Kinder, Gemeinschaft) noch bestanden, als eine gute Seite an dieser Zeit, und als seien diese Werte danach in der 68er Zeit zerstört worden mit der Folge heutiger Kinderfeindlichkeit, hoher Scheidungsraten, Verwahrlosung von Kindern etc.
Auf die Tatsache, daß ihre Äußerung ein syntaktisches und Zusammenhangs-Durcheinander beinhaltet - was sich durch die Situation, in der sie ihre Aussage machte, erklären ließe - iast sie nicht eingegangen. Vielmehr hat sie versucht, ihren Satz zu verteidigen, indem sie ihn wiederum undeutlich variiert hat. Ich verstehe sie da mit gutem Willen so, daß ihrer Ansicht nach nun bis 1933 die von ihr beschworenen Werte Bestand hatten, in der NS-Zeit pervertiert wurden, danach am Boden lagen und dann von den 68ern als unbrauchbar befunden und endgültig entsorgt wurden.
Damit passt für mich aber nicht zusammen, daß sie im Laufe der Sendung zumindest einmal, mit ihrem Hinweis auf die Autobahnen, wiederum einen Anlauf zur Teilrehabilitierung der NS-Zeit unternommen hat.
All ihren Abgrenzungsbeteuerungen zur rechten Szene zum Trotz spricht da für mich immer noch eine gewisse Sympathie für diese Zeit aus ihren Worten. Oder...sie ist sich dessen, was sie da erzählt, nicht bewusst, mithin einfach dumm.
Für letzteres spricht für mich ihr Hinweis auf die Geburtenraten in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg im Bezug auf die Ausstattung mit Krippenplätzen. Es leuchtet doch nun ein, daß die hohe Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt nicht gerade ein geburtenfreundliches Klima schafft.

Weil Senta Berger diese und andere wenig durchdachte Äußerungen Hermans zu viel wurden, trennte Kerner sich dann schließlich von seinem Gast Eva Herman.
Für mich unnötig, weil er genauso gut einen scharfen thematischen Schnitt hätte machen können, hin zu Themen der anderen.

Insgesamt ist an der Sache für mich bedauerlich, daß Fragen, die IMHO wirklich relevant sind, durch diesen Nebenkriegsschauplatz aus dem Blickfeld gerieten. Fragen etwa, ob nicht die Zunahme an alleinerziehenden Müttern, das verbreitete Fehlen von Vätern als Bezugspersonen in einem Zusammenhang steht zur deutlich erkennbaren Zunahme von Problemen gerade von Jungen, wenn man sich Schulabbrecherquoten ansieht, Gewaltanwendung, etc.

Was denkt Ihr, gibt es diesen Zusammenhang wirklich, und wird er hinreichend beachtet - oder wird er gar gezielt ausgeblendet?

Ipsissimus
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Do 11. Okt 2007, 09:43 - Beitrag #20

ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich jemals Henrik M. Boder in irgendeiner Weise zustimmen müßte, aber was er in http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511,00.html schreibt, trifft es meines Erachtens ziemlich genau.

Es gibt eine Verlogenheit in Deutschland, die darin besteht, dass unzählige Gegebenheiten aus der Nazizeit einfach so übernommen wurden, auch abseits der unseligen Autobahnen. Ehegattensplitting? Kommt von den Nazis. Krankenversicherung für Rentner? Von den Nazis. Kindergeld? Von den Nazis. Und einiges mehr. Das darf so nicht kommuniziert werden, das sind schließlich soziale Errungenschaften, auf die unser "Sozialstaat" - der er nicht mehr ist - stolz zu sein vorgibt. Es war also anscheinend nicht alles im NS-Staat so schlecht, das es nicht seinen Weg in die Bundesrepublik gefunden hätte - und da DAS nicht kommuniziert werden darf, darf überhaupt nicht kommuniziert werden, dass der NS-Staat aus der Sicht vieler seiner Bürger eben bei weitem nicht ausschließlich Elemente von Bösartigkeit enthielt - und aus der Sicht Nachkriegsdeutschlands wohl auch nicht, wenn neben solchen Errungenschaften wie den genannten mehr oder weniger der gesamte Beamten- und Justizapparat übernommen wurde, vom Militär ganz zu schweigen.

Diese Verlogenheit wird im Kern bis heute aufrechterhalten; und in dieses Wespennest hat die Hermann mit ihren unbedarft treu-doofen Bemerkungen hineingetroffen. Das hat der gute Broder ziemlich deutlich und scharf nachgewiesen, und wenn ich auch die Geisteshaltung, aus der heraus Broder seine Artikel verfasst, mehr als problematisch finde, kann ich ihm hinsichtlich des verlinkten Beitrages meine inhaltliche Zustimmung nicht verweigern.

/edit nur zur Sicherheit: natürlich sind diese Errungenschaften in der Nazizeit beileibe nicht aus Menschenfreundlichkeit eingeführt worden, sondern aus einem unsäglichen Geist heraus betrieben worden. Nur - DIESE Differenzierung - der Geist, aus dem heraus im NS-Staat, und der Geist, aus dem heraus in der Bunderepublik Deutschland Sozialleistungen gewährt wurden und werden - diese Differenzierung also scheint niemandem zumutbar zu sein, so randständig wurde sie in der ganzen erhitzten Diskussion behandelt

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